Trust GXT 144 Rexx
Kabelgebunden
Um meinem Handgelenk etwas Gutes zu tun, habe ich eine ergonomische, vertikale Gaming-Maus ausprobiert. Zum Spielen taugt sie nicht – dafür zum Arbeiten.
In letzter Zeit hatte ich nach längeren Gaming-Sessions oft Krämpfe am rechten Handgelenk. Immerhin verbringe ich beim Zocken Stunden mit einer nach innen rotierten Hand. Diese Haltung kann zu Entzündungen und Schmerzen führen. Um den Unterarm zu entlasten, habe ich mir eine vertikale Gaming-Maus besorgt. Dass es solche gibt, wusste ich nicht. So habe ich mich umso mehr gefreut, als die Maus ankam: hochgewachsen, bullig, mitsamt RGB-Beleuchtung und CPI-Umschalter.
Mein erster Eindruck: Die Maus fühlt sich angenehm an. Ich kann sie gut greifen und mein Unterarm liegt dank der 45-Grad-Rotation in einer natürlichen Haltung auf dem Tisch. Doch die Rotation bewirkt auch, dass ich ungewohnte Bewegungen ausführen muss. Meine normale Maus bewege ich mit der Hand nach links und rechts – ganz intuitiv. Bei der vertikalen ist meine Hand gedreht. Um nach links zu schauen, muss ich die Hand nicht mehr nach links bewegen, sondern gefühlt nach innen, in Richtung Unterarm. Ich muss mich umgewöhnen.
Mir fällt auch auf, dass die vertikale Maus schwerer ist und weniger gut über die Mausmatte gleitet, als ich es gewohnt bin. Was aber weitaus schlimmer ist: Aufgrund des höheren Schwerpunkts kippt sie immer wieder. Dadurch liest der Sensor meine Bewegungen nicht genau.
In Spielen, die Präzision erfordern, sind diese Ungenauigkeiten tödlich. Ich verfehle in «PUBG» stillstehende Gegner, klicke in «World of Warcraft» die falschen Mobs an und feuere in «Smite» meine Ultimates ins Nirgendwo. Ich performe schlechter und sterbe in Situationen, in denen ich klar im Vorteil bin.
Trotz dieses Frusts gebe ich der vertikalen Maus eine weitere Chance. Ich quäle mich wochenlang, in der Hoffnung, dass ich mich an die neue Handhaltung gewöhne. Leider kriege ich das Problem der kippenden Maus nicht in den Griff. Auch nach Wochen verfehle ich öfter, als ich treffe. Der Graph meines Kill/Death-Verhältnisses ähnelt demjenigen der Ubisoft-Aktie nach dem Release von «Skull & Bones»: Es geht steil abwärts.
Auf der Suche nach Lösungen – und etwas Trost – recherchiere ich, was andere von vertikalen Gaming-Mäusen halten. Auf Youtube und Reddit zeigt sich schnell, dass es den meisten gleich geht wie mir. Zu klobig, zu schwer und zu unpräzise sind die Mäuse. Nur vereinzelt finde ich zufriedene Stimmen.
Vertikale Mäuse finden sich vor allem im Büro. Und auch meine vertikale Maus habe ich zum Dienst am Arbeitsgerät verdonnert. Denn da müssen meine Mausbewegungen weder besonders schnell noch genau sein. So habe ich die Vorteile der Ergonomie ohne die Nachteile der mangelnden Präzision.
Zum Zocken nutze ich wieder meine normale Gaming-Maus. Damit verteile ich saubere Headshots und päppele meine K/D langsam wieder auf. Um meinem Unterarm doch etwas Gutes zu tun, versuche ich es mit Dehnübungen. Oder ich lege – wie empfohlen – eine viertelstündige Pause pro Stunde Spielzeit ein. Mal schauen, wie lange ich die Disziplin dafür habe.
Meine Rückzugsorte tragen Namen wie Mittelerde, Skyrim und Azeroth. Muss ich mich aufgrund von Reallife-Verpflichtungen von ihnen verabschieden, begleiten mich ihre epischen Soundtracks durch den Alltag, an die LAN-Party oder zur D&D-Session.