Disney / Marvel Studios
Meinung

«Fantastic Four»: Warum mich dieser Marvel-Trailer völlig begeistert hat

Luca Fontana
5.2.2025

Ich wollte zurückhaltend bleiben. Ich wollte mich nicht hypen lassen. Und doch hat mich dieser Trailer schneller gepackt als Galactus einen Planeten. Ist das die Rückkehr zu alter Grösse – oder nur ein schöner Schein?

Ich geb’s ja zu: Ich war bereit, diesem Teaser-Trailer mit skeptischem Blick zu begegnen und enttäuscht abzutun. Multiversum? Meh. Wieder eine neue Inkarnation der Fantastic Four? Wenn’s denn sein muss …

Aber dann kam dieser Trailer – und innerhalb von Sekunden hatte Marvel mich so fest am Haken, dass selbst Spider-Man neidisch wäre.

Was hier zu sehen ist, ist kein lahmer Origin-Story-Aufguss. Und auch keine überladene MCU-Verknüpfung. Nein, das hier sieht wie Marvel zu besten Zeiten aus – mit Stil, Charakter und einer Prise 1960er-Science-Fiction-Zauber. Ich will mehr davon. Viel mehr.

Und am liebsten sofort.

Hyper, Hyper! Oder nicht?!

Jup, meine Begeisterung ist gigantomanisch. Vielleicht gerade weil meine Marvel-Liebe in den letzten Jahren spürbar nachgelassen hat und ich mich nach etwas sehne, das mich als Fan endlich wieder packt.

Die neuen Trailer von «Captain America: Brave New World» oder «Thunderbolts» zum Beispiel sehen zwar ganz nett aus, aber «ganz nett» ist auch lauwarmer Kamillentee. Und die pompös inszenierte Rückkehr von Robert Downey Jr. als grosser «Avengers»-Widersacher Dr. Doom? Der begegne ich weiterhin mit einer gesunden Portion Misstrauen.

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«The Fantastic Four: First Steps» hingegen fühlt sich genau so an, wie sich die Fantastic Four anfühlen sollten: Retro, aber modern. Stilvoll, aber nicht zu seriös. Gross, aber intim. Wenn das wirklich der Ton des Films ist, dann könnte das endlich die Version sein, auf die wir alle gewartet haben.

Oder zumindest ich.

Versuche ich nämlich, meine Begeisterung in der Redaktion zu teilen, will der Funke kaum rüberspringen. «Die Fantastic Four sind doch gar nichts mehr Grosses für Marvel», sagt etwa Kollege Philipp Rüegg, und bringt mich zum Grübeln.

Was wurde aus den Fantastic Four?

Schon verrückt. Das war früher mal anders. Früher, da waren die Fantastic Four Marvel. Punkt. Denn als Stan Lee und Jack Kirby sie 1961 erschufen, war das nicht nur der Start eines neuen Superhelden-Teams. Es war der Beginn des gesamten Marvel-Universums, wie wir es heute kennen. Mehr noch: Sie waren das Gesicht. Das Fundament. Und zwar bis tief in die 70er-Jahre.

Quietschbunt und unverkennbar: Die frühen Fantastic Four in den 60ern.
Quietschbunt und unverkennbar: Die frühen Fantastic Four in den 60ern.
Quelle: Marvel Comics

Was sie anders machte? Im Gegensatz zu DCs Superman oder Batman folgten die Fantastic Four keinem steifen Heldenkodex oder übermenschlichen Ideal. Sie waren keine Ikonen, zu denen man aufblickte – wie es die Leute im neuen «Superman»-Trailer tun. Sie waren «nur» eine Familie. Eine dysfunktionale, aber liebenswerte Familie, die sich stritt, scheiterte, aber immer wieder zusammenfand. Genau das machte sie so besonders: Sie fühlten sich menschlich an. Nahbar. Greifbar.

Anders.

Das hebte sie von der Konkurrenz ab, und ihr Einfluss auf Marvels Superhelden-Riege bleibt bis heute unbestreitbar. Gleichzeitig war ihr Erfolg auch der kommerzielle Motor, der das Marvel-Universum überhaupt erst antrieb. Ohne die Fantastic Four hätte es zum Beispiel Spider-Man oder die X-Men in ihrer heutigen Form womöglich nie gegeben. Die Blaupause für ihren Aufstieg in den späten 70ern und 80ern war ja schon da – Marvel hat sie nur leicht angepasst, hier und da perfektioniert und mit Aussenseiter- oder Rassismus-Debatten aufgefrischt.

Aber im Kern dreht sich alles immer um ans Herz wachsende Figuren mit menschlichen Problemen und weltlichen Sorgen, die nur zufällig Superhelden wurden. Das ist die klassische Marvel-Formel. Und sie begann mit den Fantastic Four.

Auch bei den «X-Men» dreht sich alles um eine dysfunktionale Familie und Minderheit, die am Ende eigentlich nur ihren Platz in der Welt sucht.
Auch bei den «X-Men» dreht sich alles um eine dysfunktionale Familie und Minderheit, die am Ende eigentlich nur ihren Platz in der Welt sucht.
Quelle: Disney+ / Marvel Animations

Wie Marvel sein einst wichtigstes Team vergessen liess

Kollege Phil hatte aber nicht ganz unrecht: Mit dem Aufstieg von Spider-Man in den späten 70ern und den X-Men in den 80ern begann der Stern der Fantastic Four tatsächlich langsam zu sinken.

Während Spidey zum weltweiten Aushängeschild wurde und die X-Men mit düsteren, erwachseneren Themen eine neue Generation fesselten, blieben die Fantastic Four stilistisch und inhaltlich lange in ihrer 60er-Ära verhaftet. Mitte der 2000er, spätestens aber mit der MCU-Explosion, waren sie nur noch eine Randerscheinung im Vergleich zu Iron Man, Thor oder den Avengers.

Kein Wunder also, dass spätere Versuche, das Team zurück ins Rampenlicht zu holen, eher verzweifelt als inspiriert wirkten. Diese unnötig düstere, in der Produktionshölle verschlimmbesserte Version aus dem Jahr 2015 zum Beispiel, die so ziemlich alles mit Füssen tritt, wofür die fantastische Familie eigentlich steht? Reden wir besser gar nicht erst darüber.

Zurück zu alten Stärken

Mit «The Fantastic Four: First Steps» scheint Marvel hingegen die Ursprünge und Werte der Comics zu feiern – das wiederum feiere ich. Denn dieser Teaser-Trailer zeigt, dass man verstanden hat, was die Fantastic Four ausmacht: ein Hauch von Nostalgie, eine Prise Abenteuerlust und eine gehörige Portion Sci-Fi-Charme.

Auftritt: H.E.R.B.I.E., das steht für «Humanoider Experimenteller Roboter, B-Typ, Integrierte Elektronik». Er dient als Assistent und ist offenbar ein ziemlich passabler Koch im Baxter Building.
Auftritt: H.E.R.B.I.E., das steht für «Humanoider Experimenteller Roboter, B-Typ, Integrierte Elektronik». Er dient als Assistent und ist offenbar ein ziemlich passabler Koch im Baxter Building.
Quelle: Disney / Marvel Studios

Schon die ersten Bilder atmen diesen herrlichen 60er-Jahre-Optimismus, irgendwo zwischen Jules-Verne-Romantik und «Fallout»-Retro-Futurismus – aber ohne den Dystopie-Kater. Statt krachendem MCU-Slapstick und Disney-Channel-Humor setzt der Trailer auf Atmosphäre und einen erwachsenen Cast. Statt einer Multiversum-überladenen Komplexität gibt’s eine Welt, die für sich steht. Und dann noch die Musik von Michael Giacchino, die das Ganze am Ende des Teasers mit einer wunderbar klassischen Note abrundet. Herrlich.

Aber das Detail, das mich endgültig aus dem Sessel gehauen hat? The Thing! Der sieht exakt so aus, wie er muss. Keine verkopfte, «realistische» Neuinterpretation. Kein CGI-Sumpf der Uncanny Valley-Hölle. Einfach Ben Grimm in all seiner klobigen, steinigen Pracht – als wäre er direkt aus den Comics gepurzelt. Wenn das nicht der Stoff ist, aus dem fantastische Filme gemacht sind, dann weiss ich auch nicht.

Ich habe immer gedacht, das Design von the Thing sei etwas, das man einfach nicht 1:1 aus den Comics übernehmen kann, weil es lächerlich aussehen würde – aber hier sind wir, und ich LIEBE es!
Ich habe immer gedacht, das Design von the Thing sei etwas, das man einfach nicht 1:1 aus den Comics übernehmen kann, weil es lächerlich aussehen würde – aber hier sind wir, und ich LIEBE es!
Quelle: Disney / Marvel Studios

Leute, das könnte endlich wieder ein Marvel-Moment werden, bei dem mir nicht nur ein müdes Schulterzucken bleibt. Ich kann’s kaum erwarten, am 25. Juli im Kino zu stürmen. Und ihr?

Titelbild: Disney / Marvel Studios

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 

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