«Fitness Boxing 3» von Nintendo ist wie ein sportliches Guitar Hero
Kritik

«Fitness Boxing 3» von Nintendo ist wie ein sportliches Guitar Hero

Bei «Fitness Boxing 3» komme ich mit personalisierten Trainings ins Schwitzen. Mit den neuen Modi habe ich noch mehr Auswahl und durch die coole Musik vergesse ich fast, dass ich Sport mache.

Meine Hände beginnen allmählich zu schwitzen. «Wir haben gerade erst angefangen», erinnert mich mein Trainer. Nicht sein Ernst nach 20 Minuten, oder? Dennoch motiviere ich mich, auch die nächste Schlageinheit fehlerlos und mit Schwung durchzuziehen. Ab und an verwechsle ich Upper Cuts und einfache Schläge. Aber das kommt schon noch, schliesslich ist das erst mein dritter Trainingstag. Und als mich mein Trainer dank guter Leistung zu einem kleinen Zusatz-Workout einlädt, kann ich nicht ablehnen.

«Fitness Boxing 3» setzt auf Altbewährtes

Nintendos rhythmusorientiertes Sportgame geht in die dritte Runde. Wie bei den beiden früheren Teilen suche ich mir einen Trainer aus und lasse mir von ihm tägliche Boxing-Workouts zusammenstellen. Diese dauern in der Regel etwa 30 Minuten. Ich wähle täglich zwischen den Schwierigkeitsgraden «leicht», «standard» und «schwer» – je nach aktueller Gefühlslage. Nach einer schlaflosen Nacht gönne ich mir zum Beispiel eine sanftere Einheit.

Meine Trainingseinheiten kann ich manuell anpassen.
Meine Trainingseinheiten kann ich manuell anpassen.
Quelle: Michelle Brändle

Neben dem täglichen Workout trainiere ich auch frei und passe einzelne Einheiten separat an. Zum Beispiel wenn ich eine bestimmte Muskelgruppe oder die neuesten Bewegungen trainieren will. Anpassen kann ich auch, wie die Trainingshalle aussehen soll, oder zu welchem Soundtrack ich mein Training absolviere.

Das Training selbst besteht jeweils aus einer kurzen Aufwärmphase mit Dehnübungen, dann kommt der Hauptteil mit mehreren Schlagkombos aus dem Boxkampf. Diese dauern jeweils zwischen zwei und zehn Minuten. Zuletzt gibt es ein kurzes Cooldown – ebenfalls mit Dehnübungen.

Am Anfang neuer Bewegungen zeigt mir der Trainer, wie ich meine Füsse positionieren muss und welche Schläge ich wie ausführe. Dabei halte ich in jeder Hand locker einen Joy-Con, damit das Spiel die Bewegungen registriert. Die vertonten Bemerkungen sind nur auf Englisch oder Japanisch, Untertitel gibt es auch auf Deutsch.

Der Trainer zeigt mir, wie meine Füsse und Arme positioniert sein sollen.
Der Trainer zeigt mir, wie meine Füsse und Arme positioniert sein sollen.
Quelle: Michelle Brändle

Anfangs bin ich skeptisch, beim Boxen dauernd die Controller in der Hand zu halten. Das kurze Feedback bei jedem Schlag ist aber ziemlich cool. Schade ist, dass der Joy-Con falsche Bewegungen nicht immer erkennt. Schlage ich geradeaus statt seitlich, wird es dennoch als richtig gewertet.

Der Fokus liegt deshalb vor allem auf dem Takt. Den muss ich nämlich beibehalten für die volle Punktzahl. Ich fühle mich wie bei Guitar Hero. Merkt der Trainer nach einer Einheit von etwa fünf Minuten, dass ich zu gut bin, schlägt er mir eine anspruchsvollere Session vor. Mit jedem Training kommen zudem neue Schläge hinzu und die Kombos werden schneller.

Ich war (zu) gut und bekomme noch ein extra Workout vorgeschlagen.
Ich war (zu) gut und bekomme noch ein extra Workout vorgeschlagen.
Quelle: Michelle Brändle

Frischer Anstrich: Die Grafik ist besser

Nintendo hat die Grafik und Darstellung insgesamt schick überarbeitet. Im Vergleich zu «Fitness Boxing 1» und «Fitness Boxing 2» sieht alles moderner aus, und die Bewegungen laufen flüssiger. Trainer aus alten Teilen sind überarbeitet zurückgekehrt und zwei sind neu hinzugekommen. Sie haben verschiedene Persönlichkeiten, um mich beim Training zu motivieren und ich suche mir einen Trainer mit angenehmer Stimme aus. Die meisten finde ich eher unsymphatisch und ich entscheide mich für den neutral wirkenden Guy.

So sah das Training noch bei Fitness Boxing 1 aus.
So sah das Training noch bei Fitness Boxing 1 aus.
Quelle: Nintendo
Bei Fitness Boxing 2 ist die Grafik besser, aber alles wirkt sehr überladen und die Bewegungen sind unnatürlich.
Bei Fitness Boxing 2 ist die Grafik besser, aber alles wirkt sehr überladen und die Bewegungen sind unnatürlich.
Quelle: Nintendo
In Teil 3 wirkt nun alles flüssiger und aufgeräumter, auch in den Menüs.
In Teil 3 wirkt nun alles flüssiger und aufgeräumter, auch in den Menüs.
Quelle: Michelle Brändle

Gefällt mir der Trainer optisch nicht, kann ich ihm eine andere Haar-, Augen- und Hautfarbe verpassen. Die Sprüche beim Training sind teils repetitiv und auch unter den verschiedenen Trainern ähnlich. Das nervt zwischendurch. Konzentriere ich mich stark auf die Einheiten, blende ich die Sprüche zum Glück mental aus.

Das Spiel möchte ein paar Daten zu meiner Persönlichkeit. Ich lege mir deshalb ein Nutzerprofil mit Name und nach Wunsch auch mit Grösse, Geschlecht und Gewicht an. So rechnet mir das Spiel während des Trainings jeweils den ungefähren Kalorienverbrauch aus und ich kann Gewichtsziele anstreben.

Ich entscheide mich für Guy als meinen Trainer. Bekomme ich vielleicht auch bald solche Oberarme?
Ich entscheide mich für Guy als meinen Trainer. Bekomme ich vielleicht auch bald solche Oberarme?
Quelle: Michelle Brändle

Die Daten kann ich mit einem Passwort schützen. Der BMI (Body Mass Index) wird neuerdings nicht mehr ausgerechnet. Das finde ich deshalb toll, weil dieser mathematisch ist und einen falschen Eindruck über den persönlichen Körperbau geben kann. Er rechnet nämlich rein durch Gewicht und Grösse aus, ob du normal-, über- oder untergewichtig bist.

So hält das Spiel die Motivation hoch

Der gesundheitliche Aspekt reicht nicht immer, um mich regelmässig zu Sport zu motivieren. Das Spiel hat aber ein paar Asse im Ärmel, um mich am Bildschirm und in Bewegung zu halten.

Gesammelte Punkte aus dem Training einsetzen

Bei jedem Training sammle ich Punkte. Diese kann ich auf zwei Arten einlösen: Ich setze sie einerseits für neue Trainer-Accessoires ein. Das erinnert mich stark an «Pokémon Go». Auch dort kann ich neue Kleidung und Gegenstände für meinen Trainer ersteigern. Die Auswahl ist zu Beginn noch recht klein, fortlaufend schalte ich aber neue Kleidungsstücke frei. Ich verpasse meinem Trainer also erst mal ein cooles Tanktop und neue Sneakers. Schliesslich muss ich ihn fast täglich anschauen.

Die Auswahl im Shop ist aktuell noch klein.
Die Auswahl im Shop ist aktuell noch klein.
Quelle: Michelle Brändle

Die zweite Möglichkeit, meine Punkte einzusetzen, ist neue Trainingsmusik. Da das Spiel hauptsächlich darauf basiert, dass ich alle Bewegungen im richtigen Takt der Musik ausführe, ist diese absolut relevant. Mit meinen Punkten kann ich nun zu Kiss, Fall Out Boy und Elton John boxen.

Im Rang aufsteigen und weitere Übungen freischalten

Je besser ich mich anstelle und je mehr Trainings ich absolviere, desto höher wird mein Rang. Bisher bin ich zum Bronze-Level aufgestiegen. Laut Übersicht gibt es aber noch einiges mehr zu holen. Auch bekomme ich bei Rangaufstieg zusätzliche Moves gezeigt, die mit ins Training einfliessen und es so komplexer und spannender machen.

Ich kann durch mein regelmässiges Training im Rang aufsteigen.
Ich kann durch mein regelmässiges Training im Rang aufsteigen.
Quelle: Michelle Brändle

Beim «Box-Bündnis» kann ich spezifisch zu meinem Trainer passende Sessions freischalten. Diese leitet der Trainer jeweils mit einer kurzen Geschichte zu seiner Persönlichkeit ein. Habe ich ein Bündnis absolviert, erhalte ich Skins für meinen Trainer als Belohnung.

RRRIING!!! Ein neues Training wartet!

Möchte ich auf keinen Fall ein Training verpassen, kann ich mir in den Einstellungen einen Alarm setzen. Dieser erinnert mich zu einer gewünschten Zeit daran, dass ich noch eine Session vor mir habe. Im Startmenü kann ich auch gleich auf den Button «Schnelles Workout» klicken, dann komme ich ohne Umwege direkt zur täglichen Session von rund 30 Minuten.

Ich setze mir einen täglichen Reminder...
Ich setze mir einen täglichen Reminder...
Quelle: Michelle Brändle
...und kann über die Schnellauswahl auf dem Startbildschirm gleich mit dem Training loslegen.
...und kann über die Schnellauswahl auf dem Startbildschirm gleich mit dem Training loslegen.
Quelle: Michelle Brändle

Zwei neue Modi für mehr Abwechslung

Neben dem Tages-Workouts und dem freien Training gibt es bei «Fitness Boxing 3» zwei neue Varianten. Beim «Schlagpolster-Training» trainiere ich mit meinem Trainer, der mit zwei Schlagpolstern ausgerüstet ist.

Mein Trainer ist mit Schlagpolstern ausgerüstet.
Mein Trainer ist mit Schlagpolstern ausgerüstet.
Quelle: Michelle Brändle

Die Bewegungen decken sich in etwa mit dem regulären Training und ich finde mich schnell zurecht. Allerdings muss ich die Kombos über Kreuz gegen die Schlagpolster des Trainers ausführen.

Dabei wird mir die anstehende Kombo links am Bildschirm jeweils vollständig angezeigt. Die Links-Rechts-Koordination beansprucht neben meiner Ausdauer zusätzlich mein Gehirn. Deshalb muss ich anfangs einige Fehlschläge einstecken. Wortwörtlich.

Der zweite Modus ist das «Sitzboxen». Der ist gewöhnungsbedürftig. Der Vorteil: So kann ich meine Arme trainieren und gönne den Beinen im Sitzen eine wohlverdiente Pause. Bist du an einem Bein verletzt oder kannst aus sonstigen Gründen nicht (lange) stehen, hast du mit dem Sitzboxen eine super Alternative.

Das Sitzboxen ist zwar weniger anstrengend, aber eine gute Alternative, wenn du aus Gründen nicht stehen kannst.
Das Sitzboxen ist zwar weniger anstrengend, aber eine gute Alternative, wenn du aus Gründen nicht stehen kannst.
Quelle: Michelle Brändle

Mehrspielermodus für doppelten Spass?

Im Mehrspielermodus trete ich virtuell gegen Freunde an. Praktisch ist, dass ich dafür nicht zwingend noch zwei Joy-Cons brauche – es funktioniert auch mit nur je einem.

Zu zweit wird das Rhythmus-Boxen kompetitiv.
Zu zweit wird das Rhythmus-Boxen kompetitiv.
Quelle: Michelle Brändle

Ansonsten verläuft das Training wie beim freien Workout. Ich kann die einzelnen Workouts nach Wunsch zusammenstellen. Dabei muss ich beachten, dass keine Einführung mehr stattfindet und mein Partner die Schläge bereits kennen muss. Zu zweit benötigst du zudem genügend Platz nebeneinander, Spass macht es auf jeden Fall.

Nintendo hat mir das Spiel zu Testzwecken zur Verfügung gestellt. Erhältlich ist es ab dem 5. Dezember 2024 exklusiv für die Nintendo Switch.

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Fazit

Das wird hoffentlich nicht nervig

«Fitness Boxing 3» hat es geschafft, mich in der Mittagspause im Homeoffice zu einer kleinen Sporteinheit zu motivieren. Während ich mich für meine Youtube-Workouts eher aufraffen muss, fühle ich mich hier spielerisch unterhalten und animiert. Schliesslich schalte ich fortlaufend neue Schläge, Workouts und Skins frei.

Auch ohne Vorkenntnisse kannst du gut in das Spiel einsteigen. Alle Bewegungen werden verständlich und verteilt eingeführt. Und auch die personalisierten Workouts passen sich dem eigenen Fortschritt an. Durch die bekannten Tracks bin ich beim Training bei bester Laune. Mit «Fitness Boxing 3» möbelt Nintendo ein bewährtes Konzept mit ein paar visuellen und inhaltlichen Neuerungen auf.

Schade ist, dass falsche Bewegungen nicht als solche registriert werden. Nach ein paar Trainingseinheiten werden die Aussagen des Trainers zudem repetitiv. Vertont sind sie nur auf Englisch oder Japanisch. Nach den knapp zwei Wochen meiner Testphase ist es schwierig zu sagen, ob mich die Einheiten und Sprüche irgendwann langweilen. Immerhin hat Nintendo zwei neue Spielmodi eingebaut, die Abwechslung bringen – und vielleicht bringen die Entwickler wie bei «Fitness Boxing 2» später zusätzliche Inhalte heraus.. Die reichten von weiteren Musikstücken über neue Hintergründe bis zu einem «Höllisch»-Modus.

Insgesamt kann ich dir das Spiel ans Herz legen, wenn du eine Motivation zur Bewegung – gerade in den kommenden Wintermonaten – brauchst. «Fitness Boxing 3» bietet die perfekte Einstiegsmöglichkeit. Das Spiel benötigt auch nicht besonders viel Platz, da du das Training an Ort und Stelle ausführst. Und auch zu zweit kannst du hier auf den Putz hauen. Ich muss jedenfalls mindestens noch alle Bewegungen freischalten.

Pro

  • guter Einstieg für Neulinge
  • motiviert spielerisch zum Sport
  • personalisierte Workouts
  • braucht wenig Platz
  • coole Musiktitel

Contra

  • Sprüche der Trainer repetitiv
  • nur in Englisch und Japanisch vertont
  • falsche Bewegungen werden richtig gewertet
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Titelbild: Michelle Brändle

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Seit ich einen Stift halten kann, kritzel ich die Welt bunt. Dank iPad kommt auch die digitale Kunst nicht zu kurz. Daher teste ich am liebsten Tablets – für die Grafik und normale. Will ich meine Kreativität mit leichtem Gepäck ausleben, schnappe ich mir die neuesten Smartphones und knippse drauf los. 


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