Garmin epix Gen 2
47 mm, Edelstahl, One Size
Die Garmin Epix 2 verspricht jene Smartwatch zu sein, auf die Fenix-Fans seit Jahren gewartet haben: eine Fenix 7 mit einem schicken AMOLED-Display. Allerdings bringt der Bildschirm auch einen Kompromiss mit sich. Wir haben die neue Garmin Epix 2 für Euch getestet.
Dies ist ein Artikel unseres Content-Partners «Nextpit». Hier findest du den Original-Artikel von Stefan Möllenhoff.
Ihr legt bei einer Smartwatch mehr Wert auf die Fitness-Features als auf die smarten Funktionen? Dann ist die Garmin Epix 2 die ultimative Sportuhr für Euch, vorausgesetzt so viele Tracking-Features sind Euch nach UVP mindestens 899 Euro wert. Dafür gibt es aber auch einfach keine Smartwatch auf dem Planeten, die mehr und vielfältigere Sportfunktionen anbietet. Bei den Smartwatch-Features ist aber auf jeden Fall noch Luft nach oben.
In der Basisversion mit 16 GB Speicher, Gorilla Glass CX und Edelstahl kostet die Epix 2 899 Euro. Die 999 Euro teure Mittelklasse-Epix bietet 32 GB Speicher, Saphirglas und Titanium. Das Upgrade auf «richtiges» Titan kostet dann noch einmal 100 Euro extra.
Die Garmin Epix 2 kommt im typisch-wuchtigen Fenix-Design, bietet aber das schicke AMOLED-Display, das Garmin etwa auch in der Venu 2 Plus verbaut. Auf diese Mischung haben Garmin-Fans lange gewartet.
«Ich bin eine Sport-Uhr», spricht die Garmin Epix 2 mit jeder Faser. Das knapp 1,5 Zentimeter dicke und 4,7 Zentimeter lange und breite Gehäuse ist auch an breiten Handgelenken ein Statement. Das robuste Design mit der – je nach Farbvariante – mehr oder weniger farbig abgesetzten Lünette und den offenen Schrauben unterstreichen die robusten Eigenschaften aus dem Datenblatt.
In der Standard-Variante besteht die Lünette aus Edelstahl, das Gehäuse aus Polymer und Stahl und die Displaybeschichtung aus Gorilla Glass DX. Die Sapphire-Ausführung dagegen setzt auf – Überraschung – Saphirglas beim Display und ersetzt die Stahl- durch Titankomponenten. Dadurch ist die Sapphire-Version nicht nur robuster, sondern mit 70 Gramm auch sechs Gramm leichter als die Standard-Ausführung. Beide Versionen sind bis 100 Meter Tauchtiefe wasserdicht und setzen auf 22-Millimeter-Standardarmbänder.
Rechts und links am Gehäuse gibt es insgesamt fünf Tasten mit ausgezeichneten Druckpunkten. In seinen 2022er Flaggschiffen hat Garmin sämtliche Buttons leicht eingefasst, was im Test effektiv vor versehentlicher Betätigung schützt. Neben den fünf Buttons bietet die Epix 2 ein berührungsempfindliches Display, das auch das größte Unterscheidungsmerkmal zur Fenix 7 darstellt.
Das AMOLED-Panel der Epix 2 ist ein alter Bekannter: Das 1,3 Zoll große Display kennen wir bereits aus der Garmin Venu 2 Plus. Mit 65.000 Farben (Fenix 7: 16 Farben) und 416 x 416 Pixeln (Fenix 7: 260 x 260 Pixel) macht der Bildschirm wirklich Spaß. Ich habe im Test die Epix 2 im Always-On-Betrieb genutzt: Mit den Standardeinstellungen ist das Display dann tagsüber stets eingeschaltet. Durch einen Fingertipp aufs Display, eine Tastenbetätigung oder ein Armheben erhöht die Epix 2 die Helligkeit und zeigt den Sekundenzeiger an.
Das Display ist im «normalen» Always-On-Modus nahezu immer einwandfrei ablesbar. Nur in der prallen Sonne und bei seitlicher Betrachtung musste ich mal einen Button drücken, um die Helligkeit zu pushen und die Uhrzeit ablesen zu können. Hier hat das transflektive MIP-Display der Fenix 7 einen leichten Vorteil.
Die Garmin Epix 2 ist erst Sportuhr, dann Smartwatch. Insbesondere im direkten Vergleich mit den aktuellen Uhren von Apple, Samsung & Co. vermissen wir einige Features. Andererseits ist die Ausstattung im Sport-Bereich einfach unschlagbar.
Wie zuvor erwähnt hat die Epix 2 fünf Buttons. Auf der rechten Seite gibt es oben eine «Start/Stop/Ok»-Taste und unten einen «Zurück/Neue Runde»-Knopf. Links bringt Garmin mittig und unten zwei Buttons für «Menü/Hoch» und «Runter» unter, der Button rechts oben dient zum Aktivieren der Hintergrundbeleuchtung und ruft mit einem langen Tastendruck die Schnelleinstellungen auf. Für alle Buttons lassen sich Shortcuts für einen langen Tastendruck definieren.
Die Garmin Epix 2 lässt sich komplett über die Tasten bedienen – das ist beispielsweise praktisch, wenn Ihr Handschuhe tragt oder Euch im Wasser bewegt. In vielen Situationen ist jedoch der Touchscreen praktischer – etwa beim Navigieren durch Karten. Mit den Werkseinstellungen deaktiviert die Epix 2 während der Workouts den Touchscreen, um Fehleingaben zu vermeiden. Allerdings ist es beim Hanteltraining deutlich schneller, über den Touchscreen die Gewichte einzugeben und die Wiederholungszahlen der Sets zu konfigurieren.
Ganz grundsätzlich gilt: Die Epix 2 ist unglaublich flexibel zu konfigurieren, und erfreulicherweise lassen sich die meisten Einstellungen nun auch am Smartphone in der Garmin-Connect-App treffen. Schade ist nur, dass man die Einstellungen noch nicht von einer alten Garmin-Uhr auf eine neue migrieren kann.
Ob nun per Fingerwisch oder Touchscreen: Vom Ziffernblatt aus nach oben oder unten navigiert Ihr durch eine Reihe von Widgets, deren Auswahl und Anordnung ebenfalls konfigurierbar ist. Diese Widgets zeigen Euch beispielsweise Wettervorhersage, Sonnenauf- und untergangszeiten, Kompass, Aktivitätslevel, vergangene Workouts, Puls oder Eure Tagesform als «Body Battery»-Index.
Garmin bietet auch Widgets für Kalendereinträge und Benachrichtigungen, die allerdings nicht so mächtig sind wie von aktuellen Smartwatches gewohnt. Die Notifications beispielsweise zeigen für viele Apps generische Nachrichten-Icons an und sind dadurch schlecht auseinanderzuhalten. Zwar lassen sich Benachrichtigungstexte lesen, aber selbst einfache Antworten sind derzeit nicht möglich.
Im Gegensatz zur Venu 2 Plus bietet die Garmin Epix 2 auch weder Mikrofon noch Lautsprecher. Damit erlaubt sie keine Telefonate übers Handgelenk und unterstützt auch keine Sprachassistenten. Anders als bei der Forerunner 945 gibt es auch keine LTE-Option für die Epix 2. NFC ist immerhin an Bord, sodass Ihr über Garmin Pay bezahlen könnt. Allerdings wird keine meiner drei Banken unterstützt – eine komplette Liste der Garmin-Pay-Partner findet Ihr hier.
Auf der Haben-Seite gibt's dann noch den Garmin Connect IQ Store mit zahlreichen Apps und Watchfaces. Durch den Katalog könnt Ihr wahlweise auf der Uhr oder – komfortabler – am Smartphone blättern. Hier finden sich die üblichen Verdächtigen wie Komoot, AccuWeather oder Spotify. Dank Bluetooth könnt Ihr unterwegs Musik oder Podcasts hören.
Garmin hat mehr Tracking- und Sport-Funktionen als Ihr jemals nutzen könntet. Mit einer Aktivität pro Tag wärt Ihr gut zwei Monate lang beschäftigt, um das komplette Programm einmal durchzuarbeiten. Und «Skilanglauf» ist dabei nicht nur ein Abklatsch von «Alpin-Ski» – Ihr findet in den Karten der Epix 2 wahlweise Loipen oder Pistenkarten inklusive Skihütten. Ihr habt statt Brettern lieber Laufschuhe oder Pedale unter den Füßen? Dann bietet Garmin ebenfalls unglaublich detaillierte Möglichkeiten.
Wie die Fenix-7-Modelle bringt die Epix 2 gegenüber der 2021er-Generation eine Reihe neuer Workout-Funktionen mit. Die Wasserfans dürfen sich auf Kiteboarding und Windsurfing freuen, dazu gibt's neue Karten für Alpin-Ski, Langlaufen und Golf – und Garmins ehemals kostenpflichtige TopoActive-Karten gibt's nun gratis für die Epix 2.
Wie die Fenix-Modelle bietet auch die Epix 2 nahezu alles, was sich Outdoor-Sportler nur wünschen können. Unser Testgerät der Epix 2 bietet als Sapphire-Version Multiband-GPS, wobei ich hier im Alltag und bei meiner Laufstrecke durch den Wald keine nennenswerte Verbesserung gegenüber der Venu 2 Plus erkennen kann. Die Positionsbestimmung erfolgt quasi sofort, Probleme mit abgekürzten Ecken sind nicht vorhanden, und mehrfach gelaufene Strecken trackt die Uhr praktisch deckungsgleich.
Dazu gibt's noch eine Reihe interessanter GPS-Features: Ihr könnt beispielsweise bestimmte Koordinaten speichern oder Routen aufzeichnen – oder Euch durch aufgezeichnete Routen oder Routen von Third-Party-Quellen wie Komoot navigieren lassen, nachdem Ihr eine beliebige GPS-Sportart als Workout gestartet habt.
Spannend besonders für Outdoor-Sportler ist das ausführliche Zubehörset: Für Fahrradfahrer gibt es Kadenzsensoren, welche die Trittfrequenz auf dem Bike messen. Für Triathleten oder Läufer bietet Garmin diverse Pulsgurte an. Diese sind dann etwa wasserdicht oder bieten erweiterte Laufanalysefunktionen und erfassen beispielsweise die vertikale Bewegung und die Bodenkontaktzeit während des Laufens, sodass Ihr Euren Laufstil optimieren könnt.
Während der Workouts zeigt Euch Garmin detaillierte Details an, beispielsweise zu den Herzfrequenzzonen, aktueller Pace & Co. – die Datenansichten könnt Ihr nun auch über das Smartphone anpassen. Spannend finde ich die Anzeige der Stamina, zu Deutsch «Ausdauer». Hier versucht die Epix 2 abzuschätzen, wie viele Kilometer Ihr aktuell noch schafft – oder wie viel Zeit bei der aktuellen Belastung. Der Sinn dahinter: Ihr könnt bei Läufen auf Strecke oder Zeit abschätzen, ob Ihr bei der gegenwärtigen Laufbelastung vor dem Ziel schlapp macht – oder am Ende ungenutztes Potenzial verschenkt.
Natürlich sind das – wie alle Daten von Fitness-Trackern & Co. – nur Abschätzungen, denen man nicht blind vertrauen sollte. Aber mit etwas Erfahrung können die Werte durchaus eine Hilfe sein. Für Lauf-Fans bietet Garmin schließlich noch umfassende Trainingspläne mit unterschiedlichen Zielsetzungen an, die den Trainingsphilosophien diverser Laufgurus folgen. Die Pläne sind wirklich toll aufbereitet.
Auch wenn Outdoor-Sport das große Erbe von Garmins Sportuhren sind, so bietet die Epix 2 dennoch auch zahlreiche Feautures für Indoor-Fitness-Anwendungen. Beim HIIT- oder Krafttraining beispielsweise trackt die Smartwatch nicht nur die Herzfrequenz, sondern auch die von Euch ausführten Übungen inklusive der Wiederholungszahl. Anschließend bekommt Ihr dann eine Auswertung, welche Muskelgruppen wie stark beansprucht wurden.
Garmin bietet hier auch bereits vorgefertigte Workouts, beispielsweise fürs HIIT-Training – und über die App habt Ihr die Möglichkeit, selbst Workouts zusammenstellen. Für die Zukunft würde ich mir noch wünschen, dass nicht nur für den gesamten Körper, sondern auch für individuelle Muskelgruppen ein Belastungsstand inklusive Recovery-Zeit ermittelt wird. Dadurch wäre es möglich, die Trainingsintensität für das nächste Krafttraining besser abzuschätzen.
Ob Outdoor- oder Indoor-Sport: der Elevate Gen4 Pulssensor von Garmin bietet eine sehr ordentliche Pulsmessung – und das dank neuer Glasbeschichtung hoffentlich auch langfristig. Bei Sportarten mit geringer Belastung der Handgelenke sind die Ergebnisse sehr präzise und weitgehend deckungsgleich mit den Ergebnissen eines Brustgurt-Systems.
Bei Sportarten, die die Handgelenke mit einbeziehen, ist ein fester Sitz der Uhr am Handgelenk wichtig. Aber auch dann gehen die Messwerte verglichen mit denen eines Brustgurt-Systems etwas auseinander, insbesondere bei hohen Herzfrequenzen. Bei einem Schulter-Arme-Training beispielsweise kam die Garmin Epix 2 auf einen Maximalpuls von 150 und einen Durchschnittspuls von 115. Mit einem Sigma-Brustgurt war der Durchschnittspuls mit 117 zwar nur wenig höher, der hier gemessene Maximalpuls wich mit 165 jedoch deutlich deutlich ab.
Zu guter Letzt bietet die Epix 2 noch jede Menge Features zur Bewertung Eurer Allgemeinfitness an. Am prominentesten ist hier die Body Battery, quasi der Akku Eures Körpers. Workouts und stressige Tage leeren die Batterie, Schlaf füllt sie wieder auf. Garmin möchte Euch so ein Maß an die Hand geben, wie hart Ihr Euch verausgaben könnt.
Ein weiteres Feature zum Bewerten Eurer Fitness ist «Health Snapshot». Hier bekommt Ihr in einer zweiminütigen Messung eine tagesaktuelle Aufnahme Eurer Fitness, die auf Puls, Herzfreqquenzvariabilität, Sauerstoffsättigung (SpO2), Atemfrequenz und Stress basiert. Wollt Ihr die Werte miteinander vergleichen, solltet Ihr diesen «Screenshot Eurer Gesundheit» immer zur gleichen Tageszeit durchführen. Zusätzlich ermittelt die Epix 2 auch Euren VO2Max-Wert.
Ebenfalls spannend ist die Trainingsbelastung über die Zeit. Hier könnt Ihr nachsehen, mit welcher Art von Trainingsreizen Ihr Euren Körper kitzelt: Anaerob, Hoch Aerob und Niedrig Aerob. Unterm Strich weiß ich dann beispielsweise: Ich sollte weniger Kraft- und dafür mehr Ausdauertraining machen.
Zu guter Letzt erfasst die Garmin Epix 2 noch Euren Schlaf. Das funktioniert bezüglich der Einschlaf- und Aufwachzeiten zuverlässig. Die ermittelte Verteilung der unterschiedlichen Schlafphasen kann ich leider mangels Schlaflabor nicht überprüfen. Allerdings kann ich eine Korrelation zwischen verquollenen Augen morgens und schlechter Schlafbewertung durch die Epix 2 bestätigen – beispielsweise nach einem zu späten und üppigen Abendessen.
Im Gegensatz zum Schwestermodell Fenix 7 bietet die Epix 2 deutlich weniger Akkulaufzeit, wobei «deutlich weniger» immer noch sehr viel ist. Mit Always-On-Display, aktiver Sensor-Batterie und einer Stunde Sport am Tag schafft die Sport-Smartwatch trotzdem fast eine Woche.
Das AMOLED-Display der Epix 2 kostet einiges an Akkulaufzeit. Während die Fenix 7 (ohne Solar) laut Hersteller im Smartwatch-Betrieb auf 18 Tage kommt, sind es bei der Epix 2 Garmin zufolge «nur» sechs Tage. Im Test kommen wir mit voll aktivierter Sensorik, Always-On-Display und Aktivitätstracking an fünf von sieben Tagen meist auf fünf bis sechs Tage Akkulaufzeit. Das ist im Vergleich zu den meisten anderen Smartwatches ein hervorragender Wert.
Die diversen Stromsparfunktionen haben wir während des Testzeitraums leider nicht im Detail testen können. Bei deaktiviertem Always-On-Display verspricht Garmin 16 Tage Akkulaufzeit, im Stromsparmodus gar 21 Tage. Im Maximalbetrieb während eines Workouts mit GPS-Tracking, Multi-Band-GPS und Musikwiedergabe soll die Epix 2 ganze 9 Stunden schaffen – und damit wohl auch genug für die meisten Ultramarathonisten da draußen.
Zum Aufladen setzt Garmin auf sein altbekanntes, proprietäres Vier-Pin-Ladekabel, das seit Jahren auch die Venu-, Forerunner- oder Fenix-Modelle nutzen. Schade: Unterstützung für Wireless Charging gibt es auch 2022 noch nicht bei Garmin. Angesichts der langen Akkulaufzeiten ist das aber auch eher zu verschmerzen als bei einer Apple Watch.
Auf eine Uhr wie die Epix 2 haben Garmin-Fans seit Jahren gewartet: auf eine Fenix mit schickem Display eben. Unter der Haube bringt die Epix 2 die gleiche, enorm vielfältige und ausgereifte Hardware mit wie die neue Fenix 7 und ist damit bereits jetzt wohl die beste Sport-Smartwatch des Jahres – schade nur, dass es analog zur Fenix 7S keine «kleinere» Epix gibt. Die wohl größte Schwäche sind die Smartwatch-Features: Die Benachrichtigungen beispielsweise sind sehr rudimentär, Garmin Pay hat zu wenig Kooperationspartner, es gibt keine LTE-Version, und Mikrofon sowie Lautsprecher fehlen völlig.
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