Googles erste Smartwatch im Test: Ohne Fitbit keine Fitness mit der Pixel Watch
Die Pixel Watch macht vieles richtig, Googles erste Smartwatch kämpft jedoch mit den gleichen Problemen wie andere smarte Uhren.
Google hatte nur die Software für Smartwatches. Fitbit brachte nur Fitnessuhren heraus. Die Übernahme von Fitbit durch Google dürfte der Entstehung der Pixel Watch auf die Sprünge geholfen haben.
Schnelle Einrichtung über Pixel-Watch-App
Ich richte die Pixel Watch schnell und ohne Probleme ein. Dafür muss ich nur die zugehörige Android-App (eine iOS-Version gibt es nicht) installieren. Mit aktiviertem Bluetooth und GPS findet sie die Smartwatch sofort. Danach kann ich über die App neue Zifferblätter auf die Pixel Watch laden, die Hauptfarbe wählen, die Reihenfolge der Kacheln ändern oder sie auch ganz entfernen. Ganz wichtig: Ich kann auch einstellen, welche App Benachrichtigungen ans Handgelenk schickt. Standardmäßig zeigt die Pixel Watch alle Benachrichtigungen vom Smartphone an und vibriert jedes Mal.
«Twist-and-Click»-Armbänder und der kleine Touchscreen
Die Pixel Watch sitzt angenehm am Handgelenk. Ärmel von Pullovern oder Hemden bleiben nicht an ihr hängen. Das mitgelieferte Sportarmband aus Kunststoff ist schlicht und zweckmäßig. Material und Verschluss sind von der Fitbit Sense und Versa übernommen. Google bietet weitere Armbänder aus verschiedenen Materialien und Farben an. Beim Sportarmband sind es fünf Farben. Das elastische und das gewebte Armband stehen in drei Farben zur Auswahl, das Lederarmband nur in zwei.
Mit dem «Twist-and-Click» genannten Mechanismus befestigst du die Armbänder an der Pixel Watch. Dafür drückst du den Sicherungsknopf herunter und drehst das Armband dann leicht nach links, um es einzurasten. Zum Lösen drückst du die Sicherungstaste herunter und kannst das Armband mit einer kurzen Bewegung nach rechts abnehmen. Im ersten Moment gewöhnungsbedürftig, aber schnell vertraut und bisher eine stabile Verbindung.
Der breite Rahmen um das Display der Pixel Watch war nach der Vorstellung ein großes Thema. Er stört mich im Alltag nicht. Googles Versprechen, dass er optisch verschwindet, geht in Erfüllung.
Dafür macht sich die kleine Fläche des Touchscreens an anderer Stelle negativ bemerkbar. Die meisten Bedienflächen sind ausreichend groß – wobei ich gegen etwas mehr nichts einzuwenden hätte. Wenn ich direkt mit der Tastatur auf Nachrichten antworten will, ist der Touchscreen aber zu klein. Mit meinen durchschnittlich großen Fingern ist es schwer, die richtigen Buchstaben zu treffen. Die Autokorrektur hilft – jedenfalls, wenn du wie ich auf Hochdeutsch schreibst. Allerdings ist die Spracheingabe die bessere Wahl, um Textnachrichten über die Pixel Watch zu verfassen. Die zehn Ziffern zur Eingabe der PIN sind wiederum groß genug, um sie zielgerichtet zu treffen.
Apps, Google Assistant und Freisprechanlage
Wear OS 3 als Betriebssystem auf der Pixel Watch eröffnet dir viele Möglichkeiten, dein Smartphone zu benutzen, ohne es in die Hand zu nehmen. Die LTE-Variante der Smartwatch bekommt viele Dinge sogar ohne Smartphone in der Nähe hin.
So zeigt die Pixel Watch zum Beispiel alle Benachrichtigungen von deinem Smartphone an. Je nach App kannst du über die Smartwatch den weiteren Inhalt auf der Uhr sehen – zumindest bis zu einer gewissen Zeichenzahl – oder sogar eine Antwort verfassen. Das gilt zum Beispiel für Messenger und E-Mails. Die Wiedergabe von Audio- und Videoinhalten auf dem Smartphone kannst du über die Pixel Watch starten und in der Folge die Wiedergabe über die Smartwatch kontrollieren. Das gilt auch, wenn du eine Wiedergabe mit dem Smartphone beginnst. Die Lautstärke auf dem Abspielgerät lässt sich ebenfalls mit der Pixel Watch einstellen.
Alles, was der Google Assistant auf dem Smartphone kann, kann er auch auf der Pixel Watch. Nutzt du die Home-App zur Kontrolle deiner Smarthome-Gadgets, kannst du dich zudem über die Integration der App in die Smartwatch freuen.
Unzufrieden bin ich mit der Navigation über Google Maps. Die Karten mit eingeblendeten Wegen auf dem Display und die Vibrationen bei Richtungsänderungen bringen mich zwar zuverlässig ans Ziel. Aber ich muss – trotz erfolgreicher Standortbestimmung über das GPS in der Pixel Watch – die Navigation über Maps immer noch auf meinem Smartphone freigeben. Da wünsche ich mir mehr Unabhängigkeit der Smartwatch vom Smartphone.
Mit Mikrofon und Lautsprecher verfügt die Pixel Watch über die nötigen Komponenten, um als Freisprechanlage zu dienen. Das klappt problemlos, ist allerdings nur bedingt hilfreich. Die Lautsprecher der Smartwatch sind leise. Du brauchst also eine ruhige Umgebung – wobei ich die Funktion in der Öffentlichkeit grundsätzlich nicht benutzen würde. Zudem bist du für dein Gegenüber nur leise zu hören und solltest zumindest in Richtung deines Handgelenks sprechen. Bequem ist anders. Da ist ein Kopfhörer mit Freisprechfunktion sinnvoller.
Sinnvoll ist die Pixel Watch dagegen als Zahlungsmittel. Über Google Pay kannst du mit der Smartwatch überall dort bezahlen, wo du bisher dein Smartphone ans Kartenlesegerät gehalten hast. Google Pay ist über zweimaliges Drücken der Taste der Pixel Watch oder über die Einstellungen (von unten nach oben wischen) schnell aufgerufen. Eine Entsperrung via PIN ist nicht nötig, da die Smartwatch nach PIN-Eingabe so lange entsperrt bleibt, wie sie an deinem Handgelenk ist. Nimmst du sie ab, sperrt sie sich automatisch und damit auch Google Pay.
Kein Fitbit, keine Fitness
Die Pixel-Watch-App reicht nicht aus, um die Pixel Watch in vollem Umfang zu nutzen. Du musst dir auch noch die Fitbit-App installieren und dir dort einen Account anlegen. Ab 2023 wird das nur noch mit einem Google-Account gehen. Ohne Fitbit, keine Fitness mit der Pixel Watch.
Die Pixel Watch bietet die gleichen Funktionen wie die teuersten Fitbit-Geräte – aktuell die Sense 2. Dazu gehören Schritte zählen, Kalorien berechnen, über 40 Sportarten tracken – teilweise auch über eine automatische Erkennung – Herzfrequenz messen, Schlaf überwachen, Stress ermitteln. Die Sachen, die ich bisher ausprobiert habe, funktionierten so wie auf den Fitbit-Geräten.
Die GPS-Ortung funktionierte sogar besser als bei Fitbit. Mit der Pixel Watch kann ich bereits nach wenigen Sekunden loslaufen. Selbst bei der neuesten Fitbit Sense 2 beträgt die Wartezeit eher eine oder sogar mehrere Minuten. Leider bietet die Pixel Watch keine automatische Pause. Ich muss also an jeder Ampel selber die Messung pausieren und bei Grün wieder starten, damit mir die ungewollte Wartezeit nicht die Pace versaut. Hoffnung auf ein Softwareupdate, das die Funktion nachliefert, habe ich nicht. Google listet die fehlende Funktion selber im Vergleich der Geräte auf und damit scheint ihr Fehlen beabsichtigt zu sein.
Der Akku stresst mich
Google nennt als Laufzeit für den Akku der Pixel Watch einen Tag. Den schafft sie auch, aber trotzdem stresst mich das Laden der Uhr. Bei wenig Benutzung hat sie zwar in 24 Stunden nur etwa 65 Prozent ihres Akkus verbraucht, aber bei Aktivität sieht das anders aus. Nach 20 Minuten Joggen mit aktiviertem GPS sind etwa sieben Prozent weg. Dennoch sollte der Akku auch mit etwas längerer Laufstrecke über den Tag reichen.
Laden geht mit dem drahtlosen Ladegerät zum Drauflegen zügig. In zehn Minuten füllt die Pixel Watch etwa 20 Prozent auf. Allerdings fällt es mir schwer, bei der Pixel Watch mit einem Ladevorgang pro Tag auszukommen. Abends stellt sich die Frage, ob der Ladestand noch bis zum Morgen reicht. Lade ich sie abends, sind morgens bereits 20 bis 30 Prozent der Akkuladung weg. Die würde ich gerne mit in den Tag nehmen, aber die Zeit reicht nicht jeden Morgen, um einen fast leeren Akku für den Tag zu laden. Da bleibt dann nur vor dem Schlafen gehen und nach dem Aufstehen zu laden. Das Problem ist aber unter Smartwatches weit verbreitet und betrifft nicht nur die Pixel Watch.
Fazit: Gute erste Smartwatch mit Entwicklungspotenzial
Mit der Pixel Watch gelingt Google ein guter Einstieg in die Smartwatch-Welt, der aber nicht ganz perfekt ist. Die Funktionen sind gut und hilfreich, der Tragekomfort hoch und das kleine Display nur selten ein Nachteil. Mich stört die Akkulaufzeit, aber es gibt kaum eine Smartwatch, die nicht täglich aufgeladen werden muss. Geht es dir vor allem um Fitnessfunktionen, bist du bei explizit dafür vorgesehenen Geräten mit Auto-Pause und längerer Akkulaufzeit besser aufgehoben – etwa bei der Fitbit Sense 2 oder Versa 4, wenn du im Google-Kosmos bleiben willst.
Wi-Fi
LTE
Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Galaxus.de.