Pixel Watch 2 im Test: Schneller, sportlicher, ausdauernder
Produkttest

Pixel Watch 2 im Test: Schneller, sportlicher, ausdauernder

Philipp Rüegg
12.10.2023

Die zweite Version der Google-Watch hat einen neuen Chip, neue Sensoren und neue Software. Das macht aus einer soliden Uhr eine sehr gute.

Google macht es fast wie Apple. Schon mit der ersten Pixel Watch waren sie längst keine Pioniere mehr. Dafür war die Smartwatch ausgereifter als viele andere. Vor einem Jahr habe ich sie mit der Apple Watch verglichen. Mein Urteil: Googles Uhr ist Apples Uhr grundsätzlich ebenbürtig. Die Apple Watch ist in vielen Belangen dennoch einen Tick besser. Dazu gehören App-Auswahl/-Qualität, Steuerung durch das Smartphone, Synchronisationen zwischen Uhr und Smartphone, Sensoren und Anpassbarkeit. Die Pixel Watch 2 bessert praktisch überall nach, es bleibt aber noch Luft nach oben.

Kurzübersicht:

  • Display: AMOLED 320 ppi, Gorilla Glass 5, Always-on
  • Chip: Qualcomm 5100 Cortex M33-Coprozessor
  • RAM: 2 GB SDRAM
  • Speicher: 32 GB eMMC-Flash6
  • Kompatibel mit Android Phones ab Version 9.0
  • Kontaktloses Bezahlen, Fitness, Schlafkontrolle, Navigation, Musik
  • Google Assistant
  • GPS, Bluetooth, WLAN, 4G (bietet digitec nicht an)
  • Edelstahlgehäuse, zwei Farbversionen
  • Sensoren: Sauerstoffsättigung, Höhenmesser, Herzfrequenzmesser, EKG, NFC, Hauttemperatur
  • IP68
  • Unfallerkennung, SOS-Notruf
  • Masse: 12,3 mm dick, 41 mm Durchmesser
  • Gewicht: 31 g

Tut, was eine Smartwatch tun soll

Visuell ist die Pixel Watch 2 von der Vorgängerin kaum zu unterscheiden. Es gibt sie wieder in komplett schwarz oder mit silberner Unterseite, dazu eine Variation aus Gummi-, Metall- und Stoffbändchen. Letzteres habe ich zum ersten Mal ausprobiert und bin vom weichen Stoff sehr angetan. Nur bei der Langlebigkeit habe ich meine Zweifel, besonders, wenn ich sie beim Sport trage. Die Krone wurde leicht überarbeitet. Damit scrolle ich etwas präziser durch die Apps. Bei ganz kleinen Drehbewegungen ist sie mir immer noch etwas zu schwammig.

Die neue Krone ist etwas greifbarer und präziser.
Die neue Krone ist etwas greifbarer und präziser.
Quelle: Philipp Rüegg

Hervorheben möchte ich den Vibrationsmotor. Schon die Pixel Watch vibrierte sensibler und vielfältiger als andere Android-Uhren. Version zwei surrt und brummt noch etwas facettenreicher und feiner.

Die Pixel Watch 2 kann, was die meisten vernünftigen Smartwatches auch können: Ich erhalte Benachrichtigungen über Termine, E-Mails oder Messages. Per Spracheingabe oder Tastatur kann ich Antworten verfassen. Neu ist die Gmail-App, mit der ich von der Uhr meine kompletten Postfächer anschauen kann. Bisher hatte ich nur Zugriff auf neu eintreffende Mails.

Gmail gibt es nun als App für Wear OS.
Gmail gibt es nun als App für Wear OS.
Quelle: Philipp Rüegg

Ich kann über Youtube Music oder Spotify Musik hören – lokal oder vom Smartphone. Kontaktloses Bezahlen ist ebenfalls möglich. Leider habe ich im Google Wallet auf der Uhr weiterhin keinen Zugriff auf meine Bonus-Karten oder Tickets. Das geht nur über die Smartphone-App. Zum Glück gibt es die Stocard-App für Wear OS, die das beherrscht.

Ich kann damit telefonieren. Der Lautsprecher klingt gut genug und umgekehrt bin ich über das integrierte Mikrofon gut zu verstehen.

Die Pixel Watch zeichnet praktisch jede beliebige Sportart auf. Sie zählt meine Schritte, sagt mir, wann ich mich mal wieder bewegen soll oder wie ich geschlafen habe. Natürlich zeigt sie auch die Zeit an, auf einer bunten Auswahl an anpassbaren Watch Faces.

Intuitive Bedienung wie gehabt

So weit, so normal. Entscheidend ist, wie gut sie diese Funktionen beherrscht. Dank des neuen Qualcomm-Prozessors – Googles eigener Smartwatch-Chip lässt noch auf sich warten – läuft alles flüssig und ohne Verzögerung. Wenn ich die Pixel Watch 1 als Referenz dazu nehme, bleibt das auch nach einem Jahr noch so. An der Bedienung hat sich trotz Wear OS 4.0 nichts geändert. Im Vergleich zu Wear OS 3.0, das auf meiner Pixel Watch läuft, ist primär an Hintergrund-Systemen geschraubt worden.

Tiles sind interaktive Felder, die dir schnell Informationen zu Apps oder Funktionen liefern.
Tiles sind interaktive Felder, die dir schnell Informationen zu Apps oder Funktionen liefern.
Quelle: Philipp Rüegg

Noch immer kann ich meine Benachrichtigungen lesen, wenn ich von unten nach oben wische. Durch die Tiles scrolle ich, in dem ich von links nach rechts oder von rechts nach links wische. Die Kacheln gibt es für praktisch alle Apps. Sie funktionieren wie Widgets und liefern Informationen wie Puls, Schritte, Termine oder Wetter. Wirklich oft interagiere ich nicht mit den Tiles. Meistens benutze ich sie nur, um ein Workout zu starten.

Drücke ich die Krone einmal, gelange ich zur App-Übersicht. Drücke ich sie zweimal, öffnet sich die Google Wallet. Die Taste über der Krone startet den Google Assistant, wenn ich sie lange drücke. Drücke ich kurz, sehe ich meine zuletzt benutzten Apps. Leider lässt sich die Taste nicht individuell belegen.

Die Schnelleinstellungen sind leider immer noch nicht anpassbar.
Die Schnelleinstellungen sind leider immer noch nicht anpassbar.
Quelle: Philipp Rüegg

Zum Schluss gibt es noch den Wisch von oben nach unten. Dann erscheinen die Schnelleinstellungen. Die Reihenfolge von Einstellungen, WLAN, Schlafmodus, Flugmodus etc. kann ich immer noch nicht anpassen.

Sport: individueller und genauer

Ich nutze meine Smartwatch primär, um Benachrichtigungen zu lesen, zum Bezahlen und für den Sport. Bei letzterem liefert Google einige lang ersehnte Verbesserungen. Zum einen ist der Pulsmesser nun deutlich genauer – 40 Prozent laut offiziellen Angaben. Im letztjährigen Vergleich mit der Apple Watch lagen die beiden Uhr meist gleich auf. Die Pixel Watch hat jedoch bis heute merkwürdige Ausreisser. So misst sie auf dem Ellipsentrainer regelmässig einen Puls von über 150, wenn er in Wahrheit um die 100 ist. Das passiert mit der Pixel Watch 2 nie. Auf meinen Jogging-Runden liegt mein Puls nun satte 20 Prozent unter den Messwerten mit der ersten Pixel Watch. Ein massiver Unterschied.

Die erste Pixel Watch (rechts) misst den Puls nicht immer gleich genau. Die Fitbit-App ist auf der Pixel Watch 2 ebenfalls besser.
Die erste Pixel Watch (rechts) misst den Puls nicht immer gleich genau. Die Fitbit-App ist auf der Pixel Watch 2 ebenfalls besser.
Quelle: Philipp Rüegg

Dass Sport ernster genommen wird, zeigt sich auch bei den Trainingsmöglichkeiten. Ich kann nun bei allen Sportarten individuelle Ziele definieren. Zum Beispiel, welches Tempo ich anpeile, wie viele Kalorien ich verbrennen will oder in welcher Herzfrequenz-Zone ich trainieren möchte. Auch die angezeigten Messwerte kann ich anpassen. Bei der bisherigen Fitbit-App – die Standard-Sportapp der Pixel Watch – habe ich bis anhin die Zonen beim Joggen vermisst. Nun kann ich die vier Informations-Slots frei belegen.

Für jede Sportart kann ich anpassen, welche Messwerte dargestellt werden.
Für jede Sportart kann ich anpassen, welche Messwerte dargestellt werden.
Quelle: Philipp Rüegg

Bereits vor ein paar Monaten hat Google die Auto-Pausen-Funktion nachgerüstet. Etwas, das Kollege Jan Johannsen in seinem Review noch bemängelt hat. Muss ich mir mal im Wald die Schuhe binden, pausiert die Uhr selbstständig. Auch das automatische Starten oder Beenden von Workouts gehört neu zum Funktionsumfang. Ebenfalls etwas, bei dem die Pixel Watch 1 gegenüber der Apple Watch das Nachsehen hat. Wenn ich nicht selbst auf Start drücke, fragt mich die Uhr nach ein paar Minuten, ob ich ein Workout aufzeichnen möchte. Das Gleiche gilt nach dem Training. Die Uhr meldet nach kurzer Zeit, ob ich die Aktivität beenden will. Leider subtrahiert, respektive addiert die Fitbit-App die Zeit-Differenz nicht, weshalb die Trainingswerte nicht gleich aussagekräftig sind, wie wenn ich manuell starte und stoppe.

Das automatische Erfassen von Aktivitäten kann auch deaktiviert werden.
Das automatische Erfassen von Aktivitäten kann auch deaktiviert werden.
Quelle: Philipp Rüegg

Das automatische Workout-Tracking funktioniert aktuell bei den folgenden Sportarten: Spazieren, Rennen, Laufband, Ellipsentrainer, Rudern, Biken und Spinning. Die Funktion kann ich deaktivieren, wenn ich nicht bei jeder Fahrt zum Einkaufen einen Hinweis erhalten will.

Track dich gesund

Ein Punkt, bei dem schon die erste Pixel Watch die Apple Watch geschlagen hat, ist das Schlaftracking. Nach wie vor liefert die Uhr dank Fitbit ausführliche Schlafanalysen. Für rund acht Stunden verbraucht die Uhr ungefähr zehn Prozent Akku. Google empfiehlt deshalb eine Reserve von mindestens 20 Prozent. Einige Auswertungen sind Fitbit-Premium vorbehalten. Sechs Monate sind beim Kauf der Pixel Watch 2 enthalten. Aber auch ohne kostenpflichtiges Abo erhalte ich die wichtigsten Informationen über mein Schlafverhalten. Mit dem neuen Hauttemperatursensor soll das nun noch präziser gemessen werden können.

Die Fitbit-App ist die Gesundheitszentrale auf dem Smartphone.
Die Fitbit-App ist die Gesundheitszentrale auf dem Smartphone.
Quelle: Philipp Rüegg

Endlich synchronisiert die Watch den Schlaf- und Bitte-nicht-stören-Modus mit dem Smartphone. Wenn mein Handy um 22:30 Uhr automatisch in den Schlafmodus wechselt, macht auch das Display der Pixel Watch ein Nickerchen. Zuvor musste ich den Modus jeden Abend manuell aktivieren, wenn ich nicht wollte, dass mir die Uhr in der Nacht ins Gesicht zündet.

Der neue Hauttemperatursensor hilft auch beim Erkennen von Stress. Etwas, das für mich zur Kategorie «ganz witzig» gehört, ich aber als noch überflüssiger empfinde als das Schlaftracking. Wenn sich die Kinder beim Abendessen Joghurt in die Haare schmieren oder Gesangseinlagen proben, brauche ich keine Uhr, die mir mitteilt, dass ich möglicherweise gestresst bin. Auch die empfohlenen Atemübungen über die neue Fitbit-Relax-App sind in dem Moment überflüssig, weil ich bereits ausgiebige Seufzer von mir gebe.

Die Relax App ist hauptsächlich ein Timer.
Die Relax App ist hauptsächlich ein Timer.
Quelle: Philipp Rüegg

Fitbit Relax ist eine minimalistische App, die nicht viel mehr macht, als einen Timer zu stellen und im Atemrhythmus vibriert. Die Vibrationsfunktion habe ich sofort deaktiviert, weil ich nicht im gleichen Intervall atme und es ohnehin nur irritiert.

Besserer Akku, aber immer noch täglich laden

Google verspricht 24 Stunden Laufzeit bei eingeschaltetem Display. Die erste Pixel Watch schaffte die gleiche Zeit nur ohne Always-on-Funktion. Mit der Pixel Watch 2 komme ich mit zwei Trainings zu je 45 Minuten und typischer reger Nutzung eines neuen Spielzeugs auf etwas über 24 Stunden. Das bedeutet, dass ich die Uhr immer noch jeden Tag aufladen muss. Sorgen, dass sie vorher schlapp macht, mache ich mir aber keine mehr.

Das Ladedock besitzt vier Pins und kann die erste Pixel Watch nicht aufladen.
Das Ladedock besitzt vier Pins und kann die erste Pixel Watch nicht aufladen.
Quelle: Philipp Rüegg

Geladen wird die Uhr nicht mehr wireless, sondern über vier Pins. Entsprechend sind die Ladedocks der ersten und zweiten Pixel Watch nicht miteinander kompatibel. Dafür rutscht die neue Uhr dank der Pins nicht mehr so leicht vom Dock. Das kabellose Laden vom Smartphone aus (Battery Share) funktioniert weiterhin nicht. Dafür lädt die Pixel Watch 2 etwas schneller und benötigt nur noch etwas über eine Stunde, bis sie voll ist.

Fazit: Eine runde Sache

Die Pixel Watch 2 bügelt fast alle Missstände des ersten Modells aus. An der intuitiven Bedienung ändert sich nichts. Es gibt mehr und bessere Apps. So kann ich Podcasts nun endlich offline über Pocketcasts hören. Trainieren geht dank selbst definierbaren Zielen und frei wählbarer Darstellung noch besser. Dabei hilft der neue Pulssensor. Der misst einiges präziser als bei der Pixel Watch 1 und absurde Pulsausreisser gibt es auch nicht mehr. Hinzu kommen Komfortfunktionen wie automatisches Erkennen von Workouts oder Pausen.

Die Kommunikation mit dem Smartphone funktioniert ebenfalls besser. Neben zusätzlichen Einstellungen für Benachrichtigungen werden Bitte-Nicht-Stören und Schlafmodus nun synchronisiert.

Die Pixel Watch 2 bessert an allen wichtigen Stellen nach.
Die Pixel Watch 2 bessert an allen wichtigen Stellen nach.
Quelle: Philipp Rüegg

Trotz aller Software- und Hardwareverbesserungen gibt es einige Dinge, die mich stören. Zum einen ist das Symbol am unteren Displayrand, das anzeigt, ob ich Sport mache oder wenn ich Musik höre, viel zu klein. Bis ich es erfolgreich angetippt habe, brauche ich oft mehrere Versuche. Beim Duschen wiederum ist die Bedienung zu empfindlich und die Wasserstrahlen lösen irgendwelche Befehle aus. Und wieso ich die Uhr nicht mit meinem Smartphone laden kann, wie die Pixel Buds, will mir auch nicht in den Kopf. So brauche ich weiterhin ein zusätzliches Ladegerät. Dass Fitbit gewisse Schlafdaten hinter einer Paywall versteckt, die bei der Apple Watch frei zugänglich sind, ist ebenfalls unverständlich.

Das sind kleine Kritikpunkte, die meinen positiven Gesamteindruck zur sonst sehr runden Pixel Watch 2 nicht trüben. Wenn du eine passende Smartwatch für dein Android-Smartphone suchst, ist Googles Uhr eine ideale Begleiterin.

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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