Produkttest

Huawei Freebuds 3 im Test: Bittersüsse Kopfhörer

Livia Gamper
27.12.2019

Die Freebuds 3 können einiges ganz gut und anderes ganz schlecht. Ich habe die Kopfhörer einen Monat lang beim Pendeln und im Büro getestet.

Huawei hat sich mit den Freebuds 3 genau in die entgegengesetzte Richtung von Apples AirPods entwickelt: Von In-Ear-Kopfhörern zu Earbuds. Das Vorgängermodell der Freebuds 3 war ein In-Ear-Modell, nun kommt Huawei mit Buds. Die Buds kommen ohne Aufsätze und sehen aus wie die AirPods von Apple. Außer dass es sie auch in Schwarz gibt.

Huawei Freebuds 3 (ANC, 4 h, Kabellos)
Kopfhörer
EUR264,45

Huawei Freebuds 3

ANC, 4 h, Kabellos

Bei Buds ist es für mich eine Lotterie, ob sie passen. Denn sie haben nur eine Größe. Entweder passen sie, oder nicht. Dafür gehen sie nicht so tief ins Ohr wie In-Ear-Hörer und werden deshalb von manchen Usern als bequemer empfunden.

Die Hörer sehen aus wie die AirPods 2.
Die Hörer sehen aus wie die AirPods 2.

Locker im Sitz

Bei mir passen die Freebuds 3 gut ins Ohr, sie tun mir nicht weh. Weil ich mich an In-Ear-Kopfhörer gewöhnt habe, fühlte es sich anfangs komisch an, dass die Hörer ziemlich locker im Ohr sitzen. Die Freebuds 3 werden wie die Airpods 2 mehr in die Ohren gehängt als gesteckt. Sie halten damit erstaunlich gut und drücken nirgends im Ohr.

Wie auch das Case sind die Buds mit einem glänzenden Lack überzogen. Das macht sie ziemlich rutschig; im Ohr und auch wenn du sie in den Händen hältst.

Ich bin mit den Freebuds 3 nicht joggen gegangen, dafür sitzen sie mir zu locker. Um in der Stadt herumzuspazieren ist der Sitz aber genug gut. Selbst bei einem Sprint auf den Bus ist keiner der Buds herausgefallen. Wenn ich den Kopf zur Seite drehe, kommen die Buds zwar etwas ins Rutschen, bleiben aber in den Ohren.
Unter einer Kappe, Stirnband oder Helm können die Buds gut getragen werden. Mit einem Stirnband halten sie bei mir sogar noch etwas besser, drücken dabei aber nicht ins Ohr.

Sound: Bass haben sie

Weil die Buds bei mir so locker im Ohr sitzen, bin ich erstaunt, dass sie so viel Bass haben. Sonst geht bei Kopfhörern, die nicht gut abdichten, der Bass verloren. Im Vergleich zu den neuen In-Ear AirPods Pro tönen die Freebuds 3 für mich schlechter. Denn der Bass übertönt bei den Freebuds 3 Gesang und die Mitten, diese Teile gehen unter. Da sind die AirPods Pro ausgewogener.

Wer seine Musik gerne dröhnend und mit so viel Bass wie möglich hört, der wird die Freebuds 3 sicher mögen. Alle anderen wohl eher nicht. Willst du den Bass mit einem Equalizer herunterregeln, musst du dies mit einer eigenen App tun, von Huawei gibt’s keine Möglichkeit zur Anpassung.

Das Case ist klein
Das Case ist klein

Telefonieren mit den Freebuds klappt hingegen erstaunlich gut. Meine Kollegin hat mich gut verstanden, auch wenn ich im Zug sass. Nur beim Gehen hatte ich das Problem, dass die Freebuds an meinen Ohrringen ankamen. Meine Kollegin meinte dazu, dass es bei mir so tönt, als hätte ich ein Pferd dabei, das auf einer Strasse geht.

Das Noise Cancelling ist kein Cancelling

Huawei hat ein aktives Noise Cancelling verbaut. Das funktioniert aber kaum, da die Buds viel zu wenig abdichten. Der «Ohropax-Effekt» für passives Noise Cancelling fehlt komplett. Das aktive Noise Cancelling ist ebenfalls viel zu schwach, um als Noise Cancelling durchzugehen.

Einstellen kannst das Noise Cancelling am Hörer
Einstellen kannst das Noise Cancelling am Hörer

In diversen Bewertungen lese ich immer wieder, dass das Noise Cancelling der Freebuds 3 gut sein soll. Meine Erfahrungen sind ganz anders. Lärm wird mit den Freebuds nur minimal reduziert. Sitzt du mit den Freebuds im Zug, hörst du jeden Furz. Wirklich alles. Nur das Rauschen wird ganz wenig reduziert. Unter Noise Cancelling verstehe ich etwas anderes.

Dazu kommt, dass die Freebuds 3 nur eine ANC-Stufe können. Außer dem Off-Modus gibt’s nichts anderes.

In der Huawei AI Life App, die nur für Android verfügbar ist, kannst du das Noise Cancelling zwar mit einem Drehrad anpassen. Dort die optimale Leistung zu finden, finde ich aber etwas mühsam. Einmal habe ich ein lautes Rauschen im Ohr, dann wieder nichts. Es darf nur ganz wenig am Rädchen gedreht werden, was aber mit der App schwierig zu bewerkstelligen ist. Laut Huawei soll damit der «persönliche Hörkanal» angepasst werden.

Da mag ich die Apps von Libratone und Sony viel lieber, die dir einfach Noise Cancelling in verschiedenen Stufen bereitstellen.

Verbindung gut, Akku naja

Immer, wenn ich die Freebuds 3 aus dem Case nehme, und bei meinem Xiaomi Mi 9T Pro Bluetooth aktiviert habe, verbinden sich die Freebuds so zuverlässig und schnell, wie ich’s noch bei keinem anderen Kopfhörer gesehen habe. Auch einen Verbindungsunterbruch oder Latenzen beim Videoschauen hatte ich nie. Die Verbindung ist super.

Die Freebuds 3 haben nur die Codecs SBC und AAC Bluetooth-Codecs verbaut. Mein Xiaomi-Handy kann ich auf AAC umstellen. Warum Huawei den Freebuds 3 kein AptX spendiert hat, ist mir nicht ganz klar. AptX ist der Bluetooth-Standard für hochwertige Tonqualität auf Android-Handys..

  • Ratgeber

    Bluetooth-Audio: Der Teufel steckt im Detail

    von Aurel Stevens

Wer die Freebuds 3 mit einem Huawei Handy mit Emui 10 nutzt, profitiert von einer besseren Bluetooth-Verbindung mit Huaweis A1 Chipsatz . Auch die Koppelung soll wie bei Apple funktionieren: Einfach das Case neben das Phone halten, dann verbinden sich die Geräte automatisch. Weil ich ein Xiaomi-Phone habe, konnte ich die Funktionen nicht testen.

Huawei gibt als Akkulaufzeit der Freebuds 4 Stunden an – was im Vergleich zu anderen True-Wireless-Kopfhörern recht wenig ist. Mit aktiviertem Noise Cancelling ging mir schon nach etwa 3 Stunden der Saft aus. Das Case kann schon eher mit der Konkurrenz mithalten: 20 Stunden zusätzliche Laufzeit, und innert einer Stunde ist das Case schon wieder aufgeladen.

Oben am Case hats eine kleine Leuchte, die mittels Farben den Akkustand anzeigt.
Oben am Case hats eine kleine Leuchte, die mittels Farben den Akkustand anzeigt.

Steuerung: Naja

Ohne Huawei-Handy funktioniert leider die Auto-Stop-Funktion nicht, sobald du den Hörer aus dem Ohr nimmst. Manchmal dudeln die Hörer bei mir sogar noch weiter, wenn sie schon im Case sind.

Du steuerst die Freebuds, in dem du an die Hörer klopfst. Das funktionierte bei mir anfangs überhaupt nicht, irgendwann kannte ich den Punkt aber, wo ich klopfen muss. Ab dann funktioniert die Steuerung gut, du musst einfach genau den Punkt am Hörer treffen.

In der App kannst du festlegen, was beim Antippen am linken und rechten Hörer passieren soll.

Rechts ist die Standard-Ansicht der App, in der Mitte kannst du festlegen, was beim Antippen passieren soll und links ist die Einstellung fürs Noise Cancelling.
Rechts ist die Standard-Ansicht der App, in der Mitte kannst du festlegen, was beim Antippen passieren soll und links ist die Einstellung fürs Noise Cancelling.

Stellst du am Hörer das Noise Cancelling an, sagt dir eine unangenehm langsam sprechende Computerstimme, dass die Rauschunterdrückung an ist. Die Stimme lässt sich leider nicht ausschalten.

Fazit

Am meisten Freude hast du an den Freebuds 3, wenn du sie mit einem Huawei-Handy benutzt. Damit hast du alle Funktionen. Mit anderen Android-Phones ist die Nutzung in Ordnung, es gibt aber bessere Alternativen wie etwa die Sony WF-1000XM3.

Die Freebuds 3 sind immer schnell verbunden, was sehr praktisch ist. Auch das Telefonieren klappt super. Eigentlich wären sie perfekt für unterwegs. Nur ist mir dafür das Noise Cancelling zu schwach. Für mich ist der Kopfhörer bittersüss; bitter, dass die Geräuschunterdrückung so schwach ist, aber schön, dass das die anderen Funktionen wie Telefonieren und die Verbindung so gut sind.

Der Sound der Buds gefällt mir nicht, da mir die Mitten zu fest untergehen. Das ist aber Geschmackssache. Leute, die gerne viel Bass haben, werden die Freebuds 3 mögen.

Wenn es dich nicht stört, dass das Noise Cancelling so schwach ist, und du gerne Kopfhörer mit Bass hast, dann sind die Freebuds 3 die Earbuds für dich.

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