Produkttest

Huawei Mateview im Test: Drahtlos klingt verlockend, aber Kabel sind besser

Jan Johannsen
14.10.2021

Huawei verkauft jetzt auch Monitore. Mit dem Mateview hat der Hersteller auf dem Papier ein Vorzeigemodell im Angebot. Der 28 Zoll große 4K-Bildschirm nimmt Bildsignale auch drahtlos vom Computer oder Smartphone entgegen. Klingt gut, ist aber mit Einschränkungen verbunden.

Monitore von Huawei sind hierzulande ganz neu. Der Mateview ist eines von zwei Modellen. Während der Mateview ein Office-Monitor ist, ist der Mateview GT mit höherer Bildwiederholrate als Gaming-Monitor gedacht.

4k-Display mit zwei Farbräumen zur Auswahl

Gamer würden über die Bildwiederholrate des Huawei Mateview von 60 Hertz meckern. Für die Arbeit ist sie völlig ausreichend und zufriedenstellend. Ungewohnt ist das Seitenverhältnis von 3:2. Ich habe es über die Zeit aber schätzen gelernt. Die Anzeige ist nicht so schmal wie bei den weit verbreiteten 16:9- oder 16:10-Displays. Vor allem bei Webseiten macht sich der zusätzliche Platz bemerkbar. Ich muss weniger scrollen. Die hohe Auflösung ist dabei ebenfalls hilfreich. Huawei hat 18,5 Prozent mehr Bildinhalt gegenüber einem 16:9-Monitor errechnet.

Mehr Platz für Webseiten dank 3:2 Seitenverhältnis.
Mehr Platz für Webseiten dank 3:2 Seitenverhältnis.

Mit 28,2 Zoll ist der Mateview sehr groß. Ich finde ihn aber noch nicht zu groß und habe ihn gerne mehrere Wochen auf meinem Schreibtisch stehen gehabt. Er wirkt für seine Größe nicht wuchtig. Der schmale Rahmen nimmt nur sechs Prozent der Fläche ein.

Zusätzlich zur Größe des IPS-Displays sorgt die maximale Auflösung von 3840×2560 Pixel dafür, dass ich sehr viel Inhalt auf den Bildschirm bekomme. Mein Arbeits-Notebook liefert über USB-C die nötige Auflösung. Bei meinem MacBook Pro von 2015 ist das mit einem HDMI-Kabel nicht der Fall. Hier muss ich mit schwarzen Balken über und unter dem Bild leben. Die maximale Helligkeit von 500 Nits und das Kontrastverhältnis von 1200:1 sind für meine Büroarbeit völlig ausreichend.

Statt der 16,7 Millionen Farben, an die ich mich in den letzten Jahren bei Bildschirmen gewöhnt habe, kann der Mateview nach Herstellerangaben 1,07 Milliarden Farben anzeigen. Klingt nach einem großen Unterschied, fällt mir mit bloßem Auge aber nicht auf.

Dagegen deutlich zu erkennen sind die Veränderungen der Farben beim Wechsel des unterstützen Farbraums. Beim Mateview stehen DCI-P3 mit einer 98 prozentigen Abdeckung und sRGB mit einer 100 prozentigen Abdeckung zur Auswahl. Außerdem unterstützt der Monitor DisplayHDR 400.

Ein wenig Ergonomie und etwas Bedienung

Der Huawei Mateview lässt sich um 11 Zentimeter in der Höhe verstellen. Zudem kannst du den Bildschirm um fünf Grad nach unten und 18 Grad nach oben neigen. Zur Seite lässt sich der Monitor nur samt seinem Standfuß drehen. Ins Hochformat (Pivot) lässt er sich gar nicht drehen.

Es genügt die Smartbar zu berühren.
Es genügt die Smartbar zu berühren.

Unterhalb des Bildschirms befindet sich die sogenannte Smartbar. Dahinter verbirgt sich ein Bedienelement, das auf Berührungen reagiert. Das bedeutet, du kannst mit Antippen und Wischen die Eingabequelle des Bildsignals wechseln oder die Lautstärke anpassen. Du kannst außerdem die Helligkeit anpassen und wie bereits erwähnt die Farbskala auswählen. Zudem gibt es noch einen Modus, der die Anzeige gelblich einfärbt und deine Augen schonen soll. Andere Bildschirme bieten mehr Einstellmöglichkeiten, aber mir genügen die des Mateview.

Wireless-Projektion: In der Theorie wunderbar, in der Praxis verbesserungswürdig

Das Feature, mit dem sich der Mateview von anderen Bildschirmen abhebt, heißt «Wireless-Projektion». Das klingt vielversprechend, ich freue mich über jedes eingesparte Kabel. Klappen soll es mit Smartphones und Laptops.

Das Smartphone 1:1 zu spiegeln ist nicht besonders erstrebenswert.
Das Smartphone 1:1 zu spiegeln ist nicht besonders erstrebenswert.

Allerdings ist die Auswahl der unterstützten Smartphones sehr bescheiden. Es muss sich um ein Modell von Huawei mit NFC und mindestens EMUI 10 handeln. Willst du nicht nur den Handy-Bildschirm spiegeln, sondern den Desktop-Modus benutzen, sind die Anforderungen noch höher. Dann muss EMUI 12 laufen und mindestens der Kirin 980 als Chip verbaut sein.

Android im Desktop-Modus ergibt da schon mehr Sinn.
Android im Desktop-Modus ergibt da schon mehr Sinn.

Das ist beim Mate 20, das ich zur Hand habe, der Fall. Anders als von Huawei angepriesen, genügt es allerdings nicht, das Smartphone an den Fuß des Monitors zu halten. Die NFC-Schnittstelle ruft bei mir nur eine nichtssagende Benachrichtigung auf dem Smartphone auf, stellt aber keine Verbindung zwischen den Geräten her. Bei neueren Geräten wie dem P30 oder P40 soll es besser klappen. Über die Einstellungen klappt die Verbindung aber auch bei meinem alten Smartphone. Mit drahtloser Maus und Tastatur am Smartphone kann ich nun wie an einem Computer arbeiten. Das kann hilfreich sein, ist aber kein vollständiger Ersatz für den Computer.

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Allerdings ist das Mate 20 nicht mein Alltags-Smartphone und zuletzt wurde das Angebot an neuen Huawei-Handys immer kleiner. Grund dafür: Der Boykott der USA gegen den Hersteller, der unter anderem den Zugriff auf die Google-Dienste bei neuen Geräten verhindert.

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Damit sich ein PC drahtlos mit dem Mateview verbindet, muss er den Screencast-Standard Miracast unterstützen. Das ist bei meinem Arbeits-Notebook der Fall. Ich drücke «Start+P», um den Projektionsmodus zu starten und kann den Monitor auswählen. Allerdings liegt die Auflösung deutlich unter 4K und der Mauszeiger bewegt sich stark verzögert. Das habe ich auch bei anderen Bildschirmen mit Miracast beobachtet. Ist also eher ein grundsätzliches Problem des Standards als vom Huawei-Monitor. Das ändert aber nichts daran, dass jedes Kabel besser als die Wireless-Projektion ist.

Drahtlose Bildübertragung mit Miracast: Niedrige Auflösung und verzögerte Mausbewegungen.
Drahtlose Bildübertragung mit Miracast: Niedrige Auflösung und verzögerte Mausbewegungen.

Genug Anschlüsse und ordentliche Lautsprecher

Der Mateview verfügt nicht über Massen an Anschlüssen, aber über alle, die ein Monitor momentan haben sollte. Im ersten Moment war ich von der Auswahl enttäuscht. Das liegt aber nur daran, dass sich nicht alle Anschlüsse auf der Rückseite vom Standfuß befinden. Einige hat Huawei an dessen Seite positioniert.

Die Anschlüsse befinden sich seitlich und hinten vom Standfuß.
Die Anschlüsse befinden sich seitlich und hinten vom Standfuß.

Von den zwei USB-C-Anschlüssen, dient einer nur der Stromversorgung des Monitors. Der andere empfängt Bilddaten vom angeschlossenen Computer und lädt diesen mit bis zu 65 Watt auf. Weitere Geräte kannst du über einen HDMI-2.0- sowie einen Mini-DisplayPort-Anschluss verbinden. Für externe Geräte stehen zwei USB-A-3.0-Buchsen zur Verfügung. Über den 3,5-mm-Anschluss kannst du Kopfhörer per Kabel mit dem Mateview verbinden.

Lautsprecher im Standfuß.
Lautsprecher im Standfuß.

Im Standfuß des Mateview befinden sich zwei Lautsprecher mit einer Leistung von jeweils fünf Watt. Klingt nach wenig, ist für Monitor-Boxen aber vergleichsweise viel. Für den von Huawei beworbenen «Sound auf Kinoniveau» reicht das zwar nicht, aber für einen Bildschirm klingt der Mateview ordentlich.

Fazit: Gut, aber ohne passendes Smartphone zu teuer

Der Huawei Mateview ist ein schöner, großer Monitor, der sich gut auf dem Schreibtisch macht. Reichen dir allerdings 27 Zoll, ein 16:10-Format und muss es keine 4K-Auflösung sein, kommst du deutlich günstiger an ähnlich gute Bildschirme. Damit die drahtlose Projektion vom Smartphone als Argument für den hohen Preis funktioniert, musst du ein passendes Smartphone von Huawei haben.

Huawei MateView (3840 x 2560 Pixel, 28.20")
Monitor
Energielabel G

Huawei MateView

3840 x 2560 Pixel, 28.20"

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Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Galaxus.de. 

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