Huawei P50 Pro vs. Pixel 6: Vier gegen zwei Kameras
Ich bin mit dem Huawei P50 Pro und Google Pixel 6 durch den Hamburger Hafen gefahren und habe Fotos aufgenommen. Welches Smartphone besser abschneidet, siehst du hier.
Zahlenmäßig hat das Huawei P50 Pro die Nase vorn. Es verfügt über vier Kameras auf der Rückseite und bietet einen bis zu 100-fachen digitalen Zoom. Das Pixel 6 hält mit nur zwei Kameras dagegen und kann siebenfach digital zoomen.
Basis-Daten
Die reine Zahl der Kameras ist noch kein Qualitätsmerkmal. Megapixel sind nur bedingt aussagekräftig – vor allem liegen hier das P50 Pro und das Pixel 6 gleichauf oder nah beieinander. Immer wichtiger wird die Software, die auf Smartphones die Fotos bearbeitet. Bei immer mehr Geräten – auch bei den beiden Vergleichsmodellen – nimmt dir eine künstliche Intelligenz (KI) die Wahl der Belichtungseinstellungen und die Nachbearbeitung ab.
Huawei P50 Pro | Pixel 6 | |
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Hauptkamera | 50 Megapixel, f/1,8 | 50 Megapixel, f1,9 |
Weitwinkelkamera | 13 Megapixel, f/2,2 | 12 Megapixel, f/2,2 |
Telekamera | 64 Megapixel, f/3,5 | - |
Monochrome Kamera | 40 Megapixel (True Chroma), f/1,6 | - |
Frontkamera | 13 Megapixel, f/2,4 | 8 Megapixel f/2,0 |
Auf der Rückseite des Huawei P50 Pro befinden sich zwar doppelt so viele Kameralinsen wie beim Pixel 6. Allerdings bilden zwei von ihnen eine Einheit. Die monochrome Kamera hat nur ein Schwarz-Weiß-Bild und stellt der Hauptkamera zusätzliche Daten zur Verfügung. Somit ist die Telelinse der größte Unterschied zum Pixel 6. Warum ich nicht das Pixel 6 Pro mit vierfach optischen Zoom zur Hand habe, kannst du hier nachlesen. Es übertrifft sogar den 3,5-fachen optischen Zoom des P50 Pro und klingt digital mit 20-facher Vergrößerung weniger beeindruckend.
Huawei will beim P50 Pro das Display und die Kamera für die Farbwiedergabe besonders aufeinander abgestimmt haben und benutzt in der Werbung den Begriff «True-Chroma» dafür. Dahinter verbirgt sich ein Bildschirm, der das P3-Farbspektrum abdeckt und 1,07 Milliarden Farben anzeigen kann. In der Kamera befindet sich eine «True-Chroma Image Engine», die das Umgebungslicht misst und die Aufnahmen an das P3-Farbspektrum anpasst.
Allerdings erweist sich «True Chroma» eher als PR-Stunt. Mein Monitor deckt den sRGB-Farbraum zu 100 Prozent ab und ich finde nicht, dass die Fotos auf dem P50 anders als auf ihm aussehen. Vergleiche ich die Fotos auf meinem Computer oder auf dem Smartphone-Display miteinander, fallen mir keine Unterschiede auf, die ich bei den folgenden Aussagen beachten muss.
Farbe / Kontrast
Meine Radtour führt mich durch den Hamburger Hafen mit typischen Motiven und Blicken auf Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Die Schiffscontainer im Sonnenschein lichten beide Smartphones sehr gut ab. Beim Pixel erscheinen die schattigen Bereiche etwas heller, aber das sehe ich nicht als Qualitätsunterschied. Ansonsten fällt mir der größere Blickwinkel der Kamera des Pixel 6 auf. Und nein, das ist keine Verzerrung am Rand, sondern ein schief stehendes Straßenschild.
Die Brücke mit vielen verschachtelten Details meistern beide Kameras ebenfalls. Die KI beim Pixel entschließt sich allerdings dazu, den Himmel im Hintergrund blauer einzufärben als die des P50 Pro. Insgesamt wirken die Farben beim Pixel 6 intensiver. Die Unterschiede bei der Detailgenauigkeit sind so klein, dass sie erst in der 100-Prozent-Ansicht zu sehen sind. Wer macht das auf einem Smartphone?
Weitwinkel
Für die Weitwinkelkameras komme ich zu den Containern zurück. Interessanterweise wartet hier das Huawei mit einem größeren Blickwinkel auf. Du bekommst also mehr aufs Foto als beim Pixel. Zudem wirken beim Huawei-Gerät die Farben kräftiger – vor allem das Blau am Himmel. Weiterhin bleiben die Schatten dunkler. Das Pixel 6 hellt sie stärker auf.
Zoom
Die Elbphilharmonie war verdammt teuer und ist jetzt von vielen Orten der Stadt zu sehen. Von der anderen Elbseite aus, ist sie trotzdem sehr weit weg. Ideal, um den Zoom auszuprobieren.
Die zweifache Vergrößerung sieht bei beiden Smartphones gut aus, wobei das Pixel stärker nachschärft und dadurch etwas besser aussieht. Im Vergleich zum Standardblickwinkel kommst du aber nur wenig näher als Motiv heran. Da könntest du auch einen Ausschnitt aus der anderen Aufnahme wählen und es würde nicht auffallen.
Der siebenfache Zoom ist das Maximum beim Pixel 6 – und so sieht das Bild auch aus: pixelig, unscharf und verwaschen. Die KI schafft es nicht, die Grenzen der Optik auszuweiten. Ein ganz anderes Bild liefert das P50 Pro ab. Dass es sich um eine Aufnahme mit Zoom handelt, lässt sich erst bei Vergrößerung an den unscharfen Kanten erkennen. Auf dem Smartphone-Display fallen diese nicht auf.
Der Blick auf den Michel von der anderen Seite der Elbe bestätigt diesen Eindruck.
Einen zehnfachen Zoom bietet nur das Huawei P50 Pro. Damit kommst du spürbar näher ans Motiv heran. Die Bildqualität ist in Ordnung, aber erste Stellen, an denen die KI nicht perfekte Arbeit leistet, werden sichtbar.
Die Spitze der Elbphilharmonie und des Zooms beim P50 Pro: Die hundertfache Vergrößerung fordert ein ruhiges Händchen und erinnert mehr an ein Aquarell als an ein Foto.
Gegenlicht
Kleine Herausforderung: Wie gut kommt die KI mit Gegenlicht zurecht?
Eine Wolke verdeckt zwar teilweise die Sonne. Diese blendet trotzdem und sorgt für Gegenlicht. Das ist für beide Smartphone-Kameras aber kein Problem.
Nacht
In der Nacht bin ich nicht noch einmal zum Hafen gefahren. Da muss diese Eisenbahnbrücke im Schanzenviertel genügen. Zusammen mit der Straßenlaterne liefert sie eine Herausforderung für die Kamerasoftware ab.
Die Automatik des P50 Pro hellt das Bild bereits stark auf. Beim Pixel 6 bleibt das Bild deutlich dunkler. Das sieht irgendwie mehr nach Nacht aus. Die Detailgenauigkeit finde ich in beiden Fällen angesichts der Lichtverhältnisse beeindruckend.
Schalte ich den Nachtmodus an, ändern sich beide Bilder. Das P50 Pro schiebt den Regler bei der Farbintensität nach oben. Das Pixel 6 holt sich Helligkeit dazu und wird offensichtlich von der Laterne irritiert. Zumindest zeigt es eine Aura um sie herum am dunklen Nachthimmel an.
Ich hätte gerne die Automatik vom Pixel 6 und den Nachtmodus vom P50 Pro in einem Smartphone.
Selfie
Selfie-Time an den Elbbrücken – mit Sonnenschein von schräg hinten.
Sieht auf den ersten Blick bei beiden Smartphones gut aus. Vergrößere ich die Aufnahmen, bietet das P50 Pro in meinem Gesicht ein paar mehr Details.
Fazit: Der Zoom macht den Unterschied
Wenn dir die Telelinse wichtig ist, geht das P50 Pro als klarer Sieger aus diesem Vergleich hervor. Der 100-fache Zoom ist zwar unnütz, aber bis zu einer zehnfachen Vergrößerung sorgt die Telelinse des P50 Pro für deutlich mehr Möglichkeiten bei der Aufnahme von Fotos. Ich bin mit meinem Pixel 6 etwas neidisch, aber hatte mich ja bewusst für weniger Zoom entschieden.
Der Nachtmodus gefällt mir bei Huawei ebenfalls besser. Aber bei Selfies und Bildern der Haupt- sowie der Weitwinkelkamera gibt es nur kleine Unterschiede zwischen beiden Smartphones, wobei das Pixel 6 teilweise die Nase vorne hat.
Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Galaxus.de.