Apple iPhone 16 Plus
256 GB, Ultramarine, 6.70", SIM + eSIM, 48 Mpx, 5G
Normalerweise hebt sich Apple die grossen Neuerungen für die Pro-Modelle auf. Dieses Jahr bekommt auch die reguläre Version des iPhone ein paar Neuerungen ab. Ein Wechsel vom Vorgängermodell lohnt sich dennoch nur bedingt.
Wow, ein neuer Knopf! Toll! Grandios! EPOCHAL! Im Netz überbieten sich die sarkastischen Stimmen gegenseitig. Beim iPhone wird die grosse Innovation vermisst. So fest, dass Kollege Samuel dieser Prämisse auf den Zahn gefühlt und geprüft hat, ob die Innovation bei Apples Telefonen tatsächlich nachgelassen hat.
Ich vergleiche hier das Basis-Modell mit dem Vorgänger iPhone 15, um aufzuzeigen, ob sich das Update lohnt. Dafür nutze ich die Plus-Variante, die sich bis auf Grösse und Akku kaum vom kleineren Geschwister unterscheidet.
Apples KI «Apple Intelligence» ist noch nicht da. Im Oktober kommen die ersten Features – auf Englisch. Bis die komplette Palette an Funktionen ausgerollt und auf Deutsch verfügbar ist, kann ich den Wintermantel wieder einpacken.
Das Wichtigste zuerst: Anders als bei den Pro-Modellen bleibt die Grösse der Geräte unverändert. Das iPhone 16 ist 6,1, das iPhone 16 Plus 6,7 Zoll gross. Mir gefällt das, mehr brauche ich nicht.
Dennoch sind iPhone und iPhone Plus Leichtgewichte mit 199 Gramm. Das sind zwei Gramm leichter als der Vorgänger und gleich viel wie das Google Pixel 9 Pro, welches 0,4 Zoll kleiner ist.
Auf der Rückseite hat sich das Kamera-Array verändert. Nach drei iPhone-Generationen mit diagonal angeordneten Kameralinsen, sind sie nun wieder vertikal angebracht. Damit lassen sich Spatial Videos produzieren. Diese nutzen die Daten beider Kameras, um einen Quasi-3D-Effekt zu erzeugen. Dies auch im Hinblick auf die Apple Vision.
Der Kamerabuckel wird kleiner, da der Blitz nun ins Kerngehäuse des iPhones eingearbeitet ist. Das bringt zwar den Vorteil, dass das Phone etwas schlanker in der Hand liegt. Allerdings auch den Nachteil, dass das Phone wackelt, wenn ich es rückseitig auf eine ebene Fläche lege. Eine Hülle drum herum gleicht das aus.
Apple lanciert seine neuen Phones auch heuer wieder in neuen Farben. Dieses Jahr gibt es «Ultramarin» – ein ans Lila grenzender Blauton, Blaugrün, Pink, Weiss und Schwarz.
Der Spott über die Camera Control, die als grosse Innovation angepriesen wurde, ist gross. Aber zurecht? Oder bietet der Button, den Apple nicht als Button bezeichnet, mehr als angenommen? Zudem gibt’s bei den Basis-Modellen noch einen weiteren Neuankömmling, nämlich den Action Button: An und für sich ist er nicht neu. Aber er ist neu bei den Basic-Modellen. Er ersetzt den Mute-Switch, der bei den Pro-Modellen schon bei der 15er-Version des iPhones rausgeflogen ist. Der Hersteller lässt dir hier – für Apple-Verhältnisse – viele Freiheiten. Ich kann den Action-Button quasi mit jeder Funktion belegen, die ein Smartphone zu bieten hat: Shazam starten, Sprachmemo aufnehmen, Taschenlampe zum Leuchten bringen, das iPhone zum Schweigen bringen oder auch einfach irgendeine App starten.
Während ich in der Theorie nicht meckern kann, habe ich in der Praxis ambivalente Gefühle. Ich mochte den Mute-Switch, weil ich schnell von «Lautlos» auf «Laut» stellen konnte. Das geht zwar auch mit dem Action-Button. Der liegt aber so nah an der Lautstärketaste, dass ich immer versehentlich (un)mute, wenn ich eigentlich die Musik lauter stellen will.
Manche haben gegrinst, andere sich an den Kopf gefasst. Mir fällt vor allem eins auf: Apple verteilt die Camera Control auch an die Basis-Modelle. Das ist auf jeden Fall ein Fortschritt. Damit lässt sich die Kamera nicht nur starten, sondern auch Features wie Zoom, Sättigung, Farbtiefe und vieles Weitere steuern.
Es handelt sich dabei um eine kapazitive Fläche, die auf deinen Finger reagiert. Einmal drücken: Kamera startet. Zweimal Drücken: Foto löst aus. Gedrückt halten: Video startet. Sliden: Ich rufe die verschiedenen Menüs auf.
Apple will hier viel und setzt darauf, dass ich damit zurecht komme. Ungewöhnlich für den Hersteller, der mich sonst überall bei der Hand nimmt.
Auch in Sachen Bildbearbeitung beherbergt der Button ein paar Geheimnisse: So kannst du gewisse Filter setzen und das Bild bereits bearbeiten, bevor du den Auslösebutton drückst. Was die neue Camera Control im Detail alles umfasst, liest du im Test des iPhone 16 Pro von meinem Kollegen Samuel.
Die Möglichkeiten der Kameras leben in erheblicher Weise von der neuen Camera Control und deren Hard- und Software-Features. Aber Apple hat bei seinem Basismodell auch die Kamera an sich verbessert.
Die Hauptkamera ist die gleiche wie letztes Jahr, nämlich mit 48 MP und f/1.6 Sensor, der die Bilder entweder mit 24 MP oder 48 MP aufnehmen kann. Zudem verbaut Apple eine 12-MP-Weitwinkel-Kamera mit einer f/2.2-Blende. Hier ist neu, dass ich damit Makroaufnahmen machen kann – dies war letztes Jahr noch den Pro-Modellen vorbehalten. Ebenfalls gibt es einen zweifachen optischen Zoom, dies mit der Pixel-Binning-Technik, die bereits letztes Jahr zum Einsatz kam. Diese liefert befriedigende Ergebnisse, obwohl das Basismodell des iPhones 16 keine Telekamera an Bord hat. Etwa bei diesem Beispiel anhand der kleinen Details, die genau eingefangen werden (ein Meter Abstand zum Baum, einmal ohne, einmal mit zweifach Zoom):
Auch die neuen Makroaufnahmen sehen gut aus. Was mir hierbei gefällt: Ich muss keine umfangreichen Einstellungen treffen. Nähere ich mich meinem Fotoobjekt auf maximal zwei Zentimeter, wechselt das Phone in den Weitwinkel und den «Makromodus», was ich am kleinen aufleuchtenden Blumen-Icon auf deinem Display erkenne. Hier ein Beispiel eines solchen Shots:
Bei Bildern mit hohem Kontrast, wie hier der dunkle Vordergrund und der helle Hintergrund, hebt das System ersteres hervor und bindet die Belichtung zurück:
Ob du auf das Pro zurückgreifen willst – wo sich der Unterschied beim Tele und zum Teil bei schlechten Lichtverhältnissen zeigt – musst du selber wissen. Es sollte davon abhängen, wozu du die Bilder verwendest. Beim Versenden via WhatsApp oder dem Posten auf Instagram wird die Qualität ohnehin gecropped. Da kannst du dir das Geld meiner Meinung nach sparen.
Im Videobereich bleibt die Performance weitestgehend gleich, mit der Ausnahme, dass das iPhone 16 Plus neu auch Spatial Video unterstützt und Dolby-Vision-zertifiziert ist.
Normalerweise erhalten die Basis-Modelle die Chips des letztjährigen Pro-iPhones. Demzufolge wäre heuer der A17 Pro im iPhone 16 zu finden. Darauf verzichtet Apple und packt stattdessen den neusten A18 Chipsatz in sein Phone. Also quasi eine Light-Version des A18 Pro. Dieser basiert auf einem neuen 3-nm-Fertigungsprozess und bietet gemäss Hersteller eine um 30 Prozent schnellere CPU-Leistung als der vorherige A16 Bionic, der im iPhone 15 verbaut war.
In Geekbench 6 erreicht das iPhone 16 Single- und Multi-Core-Werte von 3265 bzw. 7894 – ein deutlicher Anstieg gegenüber den Werten von 2520 und 6110 beim iPhone 15. Noch bemerkenswerter ist, dass diese Werte sogar besser sind als die des A17 Pro Chips vom iPhone 15 Pro Max. Jene liegen bei 2899 im Single- und 7204 im Multicore.
Auch der GPU-Test zeigt ein ähnliches Bild. Hier liegt der Wert des iPhones 16 bei 28 061, während der Test beim iPhone 15 lediglich 23 335 ergibt. Auch die Pro-Varianten des Vorjahres liegen hier zurück.
Dies macht sich beim Gaming bemerkbar. Zwar laufen einige Spiele bereits auf dem iPhone 15 stabil. Dennoch legt das iPhone 16 hier nochmals eine Schippe drauf. In meinem Performancetest überflügelt das iPhone 16 seinen Vorgänger: Bei einem 1440p-Testlauf (Aztec Ruins, GFXBench Metal) lag die durchschnittliche FPS-Rate bei 40,81, der Vorgänger kommt auf 36,21 FPS – also die Anzahl Bilder pro Sekunde. Trotz der recht hohen Ansprüche bleibt die Bildrate somit auf akzeptablem Niveau und konstant.
Ein kleiner Makel: Bei längerem Zocken stelle ich fest, dass sich die Rückseite des Geräts schon erwärmt. Nicht unangenehm, aber deutlich spürbar. Die Scores – plus das Mehr an RAM (8 statt 6 GB) sind auch massgeblich verantwortlich dafür, dass Apples Künstliche Intelligenz auf den neuen Phones funktioniert. Und zwar auch auf den Basis-Modellen.
Wie bereits erwähnt, haben sich die Display-Diagonalen bei den beiden Basis-Modellen nicht verändert. Dafür hat Apple ihnen ein OLED-Panel spendiert. Dieses löst mit 2796 × 1290 Pixeln auf (460 dpi). Visuell gefällt mir das Display. Die Farben sind satt und der Kontrast dank OLED hervorragend.
Mich ärgert Apples Entscheidung, auf 60 Hertz zu bleiben. Im Vergleich zum Pixel 9 Pro mit höherer Bildwiederholrate fällt selbst einem Optik-Ork wie mir auf, dass Animationen und actionreiche Szenen einen Tacken glatter und flüssiger aussehen. Wenn du allerdings schon länger mit den Basis-Modellen des iPhones unterwegs bist, wird dir das weniger ins Auge springen – ausser du bist ein ausgesprochener Display- oder Video-Connaisseur. Mir fällt es im Direktvergleich auf.
Interessant ist auch die adaptive Display-Helligkeit. Zumindest in der Theorie hat der 16-er-Screen 2000 Nits Spitzenhelligkeit. Damit ist es für jede Art von Sonneneinstrahlung gewappnet. Für mehr Energieeffizienz geht es jetzt aber auch runter auf ein Nit.
Das ist sehr angenehm, wenn ich in der Nacht im dunklen Schlafzimmer mit dem Phone hantieren will, ohne meine Augen zu sehr zu belasten oder andere Personen mit zu viel Helligkeit zu wecken.
Laut Apple ist im iPhone 16 Plus ein grösserer Akku verbaut als im 15er-Jahrgang. Wie üblich macht der Hersteller keine genauen Angaben zur Kapazität. Auf jeden Fall hat das iPhone 16 genug Kapazität, um meinen täglichen Gebrauch zu bewältigen. Selbst bei intensiver Nutzung und langen Tagen schaffe ich es höchstens an die 20-Prozent-Grenze.
Der Mangel an Information bezüglich Milliamperestunden und Energieeffizienz machen es schwierig, klare Aussagen zur Steigerung der Akkulaufzeit zu machen. 6,6 Prozent seien es zwischen dem iPhone 15 Plus und dem iPhone 16 Plus. Mein Benchmarktest ergibt: 10:24 Stunden in Dauervideoschleife, 10:13 Stunden waren es beim iPhone 15 Plus, 18:05 Stunden beim Browsing, 15:21 Stunden waren es beim iPhone 15 Plus. Last but not least: Wenn du zockst, streckt das iPhonre 16 Plus nach 11:22 die Waffen, 10:37 sind’s beim iPhone 15 Plus. Die Angabe kommt also mehr als hin – tendenziell ist der Unterschied gar grösser.
Zudem lädt das iPhone 16 Plus nun auch über Qi2 mit 25 Watt – kabelgebunden schneller, aber Apple hält sich auch da bedeckt. 1:37 dauert die kabelgebundene Ladesession von 0 auf 100, 2:01 in der kabellosen Variante.
Apple hat an vielen Ecken und Enden gebaut. Wie stark du die Unterschiede merkst, hängt massgeblich davon ab, wie du dein Smartphone verwendest. Generell wird der Unterschied zwischen Pro und Nicht-Pro kleiner. So etwa beim Chip.
Wenn du noch ein iPhone 15 oder ein 15 Plus hast, wird die Performance nicht für die Apple Intelligence reichen. Dafür bräuchtest du das iPhone 16. Vergiss allerdings nicht: Bis alle Funktionen auf Deutsch da sind, wird es auch nicht mehr allzu lange dauern, bis das iPhone 17 da ist.
Das heisst, du musst scharf auf den neuen Weitwinkel und die Camera Control sein, damit du als iPhone-15-Besitzerin oder -Besitzer das neue Gerät kaufen solltest. Ansonsten, finde ich, muss es nicht zwingend sein. Wenn du noch ein älteres Gerät hast, kannst du über ein Update nachdenken.
Pro
Contra
Seit ich herausgefunden habe, wie man bei der ISDN-Card beide Telefonkanäle für eine grössere Bandbreite aktivieren kann, bastle ich an digitalen Netzwerken herum. Seit ich sprechen kann, an analogen. Wahl-Winterthurer mit rotblauem Herzen.