

JBL Quantum 600: Überzeugt vor allem bei der Sound-Qualität

JBL macht jetzt auch Gaming Headsets. Ich habe mir das Mittelklasse-Modell JBL Quantum 600 geschnappt und damit ausgiebig gezockt. Dem US-amerikanischen Audio-Unternehmen gelingt der Einstieg ins Gaming-Business mit einigen Abstrichen.
JBL ist vor allem für tragbare Lautsprecher und Kopfhörer bekannt. Mit der Quantum-Reihe versucht der Hersteller nun auch bei den Gamern zu punkten.
Design, Bedienung und Anschlüsse
Alle Headsets der Quantum-Reihe haben ein ähnliches Design. Der Quantum 600 ist vollständig aus Kunststoff gefertigt und wirkt auf den ersten Blick nicht sonderlich hochwertig. Bei genauerem Hinsehen stelle ich fest, dass das Headset dennoch gut verarbeitet ist. Alles sitzt, wie es sitzen soll. Design ist bekanntermassen Geschmackssache. Persönlich bin ich kein Fan vom Äusseren des 600. Er ist zu kantig, zu klobig und mich stört auch, dass sich das Mikrofon nicht abnehmen lässt.

Das Kopfband ist flexibel und gepolstert. Die Ohrmuscheln lassen sich drehen. So schmiegt sich das Headset angenehm um den Kopf. Auf meinem kleinen Kessel hält es bombenfest, auch wenn ich nach dem fünfzigsten Tod in «CS:GO» wie wild vor dem PC herumspringe. Nach einigen Stunden spüre ich einen leichten Druck auf den Ohren und dem Kopf.
Die linke Ohrmuschel ist mit Bedienelementen vollgepackt. Unten findest du den USB-C-Anschluss zum Laden und daneben einen 3.5-mm-Audioanschluss. Weiter hinten befinden sich ein Knopf zum Stummschalten des Mikrofons, das Lautstärkerad und ein weiteres Rad, um das Verhältnis zwischen Game- und Chat-Lautstärke zu regulieren. Unten an der rechten Ohrmuschel befindet sich zudem der Power-Schalter.

Der Quantum 600 lässt sich mit 3.5-mm-Audiokabel oder 2.4-GHz-USB-Dongle verbinden. Bluetooth fehlt. Geladen wird das Headset mit USB-C. Kompatibel ist es mit PC, Playstation 4, Xbox One und Switch. Bei beiden letztgenannten aber nur mit Kabel. Auf Surround musst du hier verzichten und deine Games laufen nur in Stereo. Den vollen Funktionsumfang mit JBL Quantum Surround kriegts du nur am PC. Mit der PS 4 gibt’s immerhin DTS headphone:X v2.0 – wenn du das Headset mit dem Dongle verbindest.
JBL verspricht mit abgeschaltetem RGB bis zu 14 Stunden Akkulaufzeit. Das kommt meiner Erfahrung nach relativ nahe. Mit RGB ging dem Quantum 600 bei mir etwa nach neun Stunden der Saft aus. Die Ladezeit beträgt etwa zwei Stunden für eine volle Ladung. Leider lässt sich das Headset währenddessen nur über den 3.5-mm-Anschluss betreiben.
Die Software JBL Quantum Engine bietet einen Equalizer, Beleuchtungs-, und Mikrofoneinstellungen. Zudem kannst du hier den virtuellen Surround-Sound aktivieren und zwischen DTS und Quantum Surround wählen. Firmwareupdates werden ebenfalls über die Software gemacht. Die Profile lassen sich leider nur auf dem PC speichern und nicht auf dem Dongle.

Soundqualität bei Games und Mikrofon
Da ich weniger der Multiplayer-Gamer bin, entführt mich der Quantum 600 als Erstes ins postapokalyptische Seattle in «The Last of Us Part II». Über das Spiel kannst du denken, was du willst, aber die Inszenierung und der Soundtrack sind einfach bombastisch. Hier macht der Quantum 600 einen hervorragenden Job. Dank der erstklassigen Sound-Kulisse tauche ich tief in die Welt von «The Last of Us Part II» ein. Ob Klicker oder menschliche Gegner, ich habe den Eindruck, dass ich sie dank des simulierten 3D-Sounds gut orten kann.
Um die Leistung des Mikrofons und des Quantum Surrounds zu testen, spiele ich «Call of Duty: Modern Warfare» am PC. Auch hier ist die Soundqualität sehr gut. Ich habe den Eindruck, dass ich die Gegner noch besser orten kann als bei «The Last of Us Part II».
Die Mikrofonqualität ist gut, aber auch nicht hervorragend. Meine Mitspieler hören mich, aber zwischendurch nehmen sie ein Knacken wahr. Auch das Klacken meiner Tastatur ist über das Mikrofon deutlich hörbar. Praktisch ist für mich das Rad zum Einstellen des Verhältnisses zwischen Chat- und Game-Lautstärke. Dennoch brauche ich eine gewisse Zeit, bis ich genau weiss, wo es sich genau an der Ohrmuschel befindet. Hier hat JBL eindeutig zu viele Bedienelemente angebracht. Vor allem den Stummschalter fürs Mikrofon braucht es nicht, weil sich das Mikrofon automatisch an- und ausschaltet, wenn ich es runter- respektive hochklappe.
Das Headset habe ich auch für Video-Besprechungen genutzt. Die Qualität ist ebenfalls solide, aber nicht berauschend. Wenn es bei mir kurz still ist, hören die Chat-Teilnehmer ein leichtes Rauschen.

Soundqualität bei Musik
Ich starte meinen Testsong «1000 Highways» von SonReal und werde stutzig. Es klingt fürchterlich, es hallt als ob ich im Hallenbad wäre. Tja, Quantum Surround ist eine gute Idee für Spiele, aber eine schlechte für Musik. Nachdem ich die Option deaktiviere, ist alles anders. Der Song zieht mich gleich rein wie beim ersten Mal. Obwohl der Quantum 600 eher basslastig ist, nehme ich die orchestralen Klänge klar wahr. Auch die Höhen kommen klar rüber, ohne die Mitten zu überdecken.
Nach so viel Kitsch brauche ich wieder etwas Dreckiges. Schliesslich habe ich in «The Last of Us Part II» und «Call of Duty: Modern Warfare» zig Menschen auf brutalste Weise umgebracht. Da muss ich für die nächste Session wieder in Laune versetzt werden. Ich entscheide mich für «Beautiful Music For You To Die To» von Necro. Hier wird klar, dass der Quantum 600 die Tiefen betont. Die Mitten gehen häufig unter. Ich helfe mit dem Equalizer und der Voreinstellung «Clairity» – die den Bass fast vollständig rausnimmt – nach. So gefällt mir das. Jetzt nehme ich den Rap viel besser wahr.
Fazit: Gutes Headset mit kleinen Macken
Der Quantum 600 lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Einerseits liefert das Headset super Sound-Qualität in Games und gute Ausgabe bei Musik. Im Gegensatz dazu steht das Mikrofon, das Durchschnitt ist und sich vor allem nicht abnehmen lässt. Das ist zusätzliches Gewicht auf dem Kopf und für Leute wie mich, die selten ein Mikrofon benötigen, lästig. Zudem stören mich die vielen Bedienelemente auf der linken Ohrmuschel. Manchmal ist weniger mehr.
Mit 179 Franken ist das Headset für die Verarbeitung und Qualität preislich an der oberen Grenze. Dennoch kriegst du ein gutes Headset, das aufgrund der Bedienelemente auch für Streamer interessant ist.



Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.