Produkttest

Logitech G Pro X 2 Lightspeed: Überzeugend, mit einer Achillesferse

Logitech bringt mit dem G Pro X 2 Lightspeed einen Nachfolger des Pro X. Das Headset ist bequem und hört sich gut an. Auch der Akku überzeugt. Beim Mikrofon haperts aber.

Ich mag das G Pro X 2 Lightspeed von Logitech. Ich kann Geräusche «In-Game» klar verorten. Der Surround-Mode gibt mir das Gefühl, Teil des Spiels zu sein. Es ist sehr bequem, und: es taugt auch zum Musikhören. Schwächen gibt es beim Mikrofon.

Logitech G Pro X 2 Lightspeed (Kabellos, Kabelgebunden)
Gaming Headset
EUR200,09

Logitech G Pro X 2 Lightspeed

Kabellos, Kabelgebunden

Lieferumfang: Auswahl bei den Ohrpolstern

Die hübsche, schwarze Kartonbox enthält:

Die Ausstattung des Headsets ist ordentlich.
Die Ausstattung des Headsets ist ordentlich.
Quelle: Florian Bodoky
  • Headset in weiss (auch in Schwarz verfügbar)
  • Abnehmbares Mikrofon (3,5 Millimeter Klinke)
  • USB-Dongle für den Betrieb per Funk (mit einem weiteren Klinkenport im Dongle)
  • Ohrpolster aus Stoff
  • Tasche aus Nylon
  • Quickstart- und Garantie-Unterlagen

Neben der gut verarbeiteten Tasche schätze ich das abnehmbare Mikrofon (dazu später mehr). Richtig nice finde ich, dass ich die Wahl zwischen den Polstern aus Stoff und solchen aus Kunstleder habe.

Headset: leicht und stabil

Das Design wurde dem Vorgänger gegenüber nicht grundlegend verändert. Die Hörer bestehen aus Kunststoff mit einer Aussenfläche aus gebürstetem Aluminium. Diese fühlt sich angenehm an. Auch das Verbindungsstück und der Bügel sind aus Aluminium. Der Bügel ist von weichem Kunstleder umhüllt und lässt sich stufenweise vergrössern oder verkleinern. Ein Segen für meine Zwangsneurose. Bei stufenlos verstellbaren Bügeln habe ich immer das Gefühl, das Headset sitzt schief.

Die Bedienelemente sind gut erreichbar.
Die Bedienelemente sind gut erreichbar.
Quelle: Florian Bodoky

An der Unterseite der linken Ohrmuschel ertaste ich das Hardware-Interface: Anschaltknopf, Bluetooth- und Mute-Button sowie einen Lautstärkeregler in Form eines stufenlos drehbaren Rades. Auch der USB-C-Port fürs Laden und die Klinkenbuchse fürs Mikrofon sind im linken Hörer verbaut. Zwar gibt es rechts ebenfalls einen Klinkenport, doch der hat keine Aussparung. Er ist für den Kabelbetrieb gedacht.

Die Stoff-Polster sind cool. Die Auswechslung wird aber zum Geduldsspiel.
Die Stoff-Polster sind cool. Die Auswechslung wird aber zum Geduldsspiel.
Quelle: Florian Bodoky

Die wechselbaren Ohrpolster sind für mich das Highlight. Sie sind weich und sitzen auch nach mehreren Stunden bequem. Ich teste das Headset im Juni und mit Kunstlederpolstern fange ich nach zwei Minuten an zu schwitzen. Daher verschwinden sie bis mindestens September in der Schublade. Die stoffigen Polster sind hingegen angenehm luftdurchlässig. Der übliche Schweissfilm rund um die Ohren entfällt. Leider ist die Montage etwas fummelig, allzu oft will ich diesen Wechsel nicht machen.

Das Headset ist stabil gefertigt und verwindungsfest. Das abnehmbare Mikrofon sorgt dafür, dass ich das Headset als normale Over-Ear-Kopfhörer für unterwegs nutzen kann. Kleines Manko: Ich kann zwar die Ohrmuscheln drehen, der Bügel ist aber nicht faltbar. Platzsparend verstauen lässt sich das Headset nicht.

Verbindung: stabil, fast bombensicher

Für den Bluetooth-Betrieb greift das Headset auf Bluetooth 5.3 zurück. Das Signal ist im Test stark. Ich teste es nicht nur in meiner Wohnung, sondern im ganzen Haus. Auch als ich die zwei Etagen ins Parterre hinuntersteige, dudelt der Sound weiter vor sich hin. Erst als ich die eiserne Kellertür hinter mir zuziehe, streckt das Headset die Waffen. Dabei handelt es sich um eine Schutzbunker-Tür. Wäre die Musik weitergelaufen, hätte mich das sehr beunruhigt.

Das Headset beherrscht auch Multi-Device. Innerhalb von zwei Sekunden schaltet es von der Bluetooth-Verbindung mit meinem Smartphone zum PC um. Dort richte ich die Verbindung mit dem mitgelieferten USB-Dongle ein.

Soundqualität: beim Gaming top, beim Musikhören stark

Die Treiber des G Pro X 2 Lightspeed sind aus Graphen gefertigt. Graphen zeichnet sich dadurch aus, dass es leicht und doch robust ist. Ideal für die Membran. Warum? Stell dir die Töne, die aus dem Headset kommen, als Schwingung vor. Das sind sie nämlich: Schallwellen. Bestünden die Treiber aus weichem, dünnem Material, hätte das zur Folge, dass die Schwingungen diese verformen. Die Treiber kämen nicht schnell genug in die Ursprungsposition zurück, bevor die nächste Schwingung kommt. Das verzerrt den Klang. Gerade bei starkem Bass ist das ein Problem. Diesem Problem begegnest du häufig bei Einsteiger-Headsets in der unteren Preisklasse: Dort verwenden die Hersteller zum einen oft weiches Material für die Treiber, zum anderen versuchen sie, mässige Soundqualität mit starkem Bass zu kompensieren.

Die Graphen-Treiber sorgen für verzerrungsfreien Klang.
Die Graphen-Treiber sorgen für verzerrungsfreien Klang.
Quelle: Florian Bodoky

Darum bin ich neugierig, was die Graphen-Membran in der Praxis kann. Das Verzerr-Problem sollte aufgrund seiner Härte nicht vorkommen. Ich spiele Hogwarts Legacy auf der PS5. Mein Alter-Ego befindet sich im Kampf gegen eine Horde Aschwinderinnen. Trotz des Geschreis und dem Zischen diverser Zauberstäbe höre ich jedes Geräusch. Schritte von hinten. Zaubersprüche von oben. Die Spinnen-Matriarchin, die sich auf die Seite der Aschwinderinnen schlägt und mich aus dem toten Winkel attackiert. Bei Schleichmissionen höre ich jeden Schritt. Das Headset zieht mich mitten ins Geschehen.

Ist der Surround-Modus aktiviert (DTS X Spatial), wird der Sound noch intensiver, noch dreidimensionaler. Trotzdem verspüre ich auch nach ein paar Stunden keine Ermüdung. Gleiches bei FIFA 23. Ich höre die Kommentierenden, die Stadionsprecher, das Publikum. Alles zugleich, trotzdem einzeln wahrnehmbar. Der Sound überzeugt mich.

Um den Bass zu testen, höre ich etwas Musik. Der Bass erzeugt Druck, reisst aber nicht alle anderen Frequenzen mit sich. Erst «Komet» von Udo Lindenberg und Apache 207. Apaches Parts und die rauchige Stimme Lindenbergs kann das G Pro X2 Lightspeed sauber trennen. Ein insgesamt warmer Gesamteindruck entsteht. Die vielen Autotune-Elemente beeinflussen das nicht.

Dies geht beim zweiten Test, einem Klavierstück von Tchaikovsky, so weiter. Bei den hohen Frequenzen stelle ich eine gewisse Zurückhaltung fest. Konkret: Töne in höheren Frequenzen kommen mir leiser vor. Das ist hier gar nicht schlecht, denn sonst wird das Instrument schnell schrill. Dank der Klarheit der Signatur kann ich förmlich spüren, wie jede einzelne Taste auf dem Klavier gedrückt wird und sich die Töne gegenseitig ablösen.

Ich misstraue dem Bass aber noch immer und unterziehe ihn einer harten Bewährungsprobe: «Only Girl» – in einer Hardstyle-Version. Doch auch hier: Der Bass fetzt zwar rein. Aber die Stimme, die gegen den Aggro-Beat angehen muss, wird klar getrennt und präzise wiedergegeben.

Mikrofon: Die grosse Schwäche

Nach diesem erfreulichen Erlebnis bin ich gespannt aufs Mikrofon. Hat Logitech dafür auch so viel Zeit aufgewendet wie für den Sound? In einem Wort: Nein. Das Headset hört sich nicht nach Fisher-Price-Walkie-Talkie für Kinder an. «Anständig» ist das Wort, das mir in den Sinn kommt. Für Meetings über Microsoft Teams oder einen Schwatz über Discord reicht es allemal. Logitech spendiert dem Mikro einige Blue-Voice-Features. So kannst du zum Beispiel aus mehreren Presets ein Klangprofil für deine Stimme wählen. Warm, Bass Boost oder auch Vintage. Mit letzterem klingst du wie ein Radiomoderator aus der Vor-DAB-Zeit.

Trotzdem klingt meine Stimme flach, eindimensional und immer etwas «mechanisch». Ich ziehe das Stealth Pro von Turtle Beach zum Vergleich heran. Der Geräuschfilter scheint bei diesem besser zu sein. Der Equalizer bietet mehr Optionen und die voreingestellten Klangoptionen für die Stimme scheinen lebendiger. Dies bestätigt mir mein Gegenüber auf Discord.

Software: umfangreiche Settings

Für das Pro X 2 gibt es die Software G Hub. Elementare Settings, wie die Aufnahme- oder Wiedergabe-Lautstärke, lassen sich dort festlegen. Das Programm bietet mir für die Aufnahme drei, für die Wiedergabe fünf Frequenzbänder an. Beim Finetuning des Mikrofons geht die Software in die Vollen. Ich kann neben den Frequenzen auch Noisegate-, Kompression- und Limiterwerte festlegen. Für Pop- und Zischlaute gibt es ebenfalls Regler. Last but not least kann ich das Mass der Rauschunterdrückung steuern. Mit all diesen Einstellungen kann ich ein wenig mehr aus dem Mikrofon herausholen. Dennoch bleibt die Leistung hinter meinen Erwartungen zurück.

Akku: läuft Wochenlang

50 Stunden Dauerbetrieb verspricht mir Logitech. Das glaube ich. In meinem Test trage ich es während sechs Tagen im Schnitt rund sieben Stunden. Noch hat es Akku. Das ist eine starke Leistung. Nicht zuletzt, weil es mit meinem Gehör nicht mehr zum Besten steht. Die Lautstärke ist entsprechend hoch eingestellt. Aufladen kannst du über USB-C und das Headset währenddessen weiter benutzen.

Fazit: tolles Headset mit Achillesferse

Logitech ist mit dem X 2 Pro Lightspeed ein guter Wurf gelungen. Die meisten Gamer und Gamerinnen finden in dem Gerät genau das, wonach sie suchen. Die Präzision, mit der ich Geräusche ihrem Ursprung zuordnen kann, höre ich sonst selten. Der Tragekomfort ist sehr hoch, auch nach mehreren Stunden. Dazu tragen auch die wechselbaren Ohrpolster bei. Hinzu kommen Kleinigkeiten wie das schnelle Wechseln von einem Gerät auf das andere.

Auch als gewöhnlicher Over-Ear-Kopfhörer liefert das X 2 Pro ab. Klar, nicht für Audiophile oder High-End-Enthusiasten. Diese greifen vielleicht eher zu Bowers & Wilkins oder Audio Technica. Aber fürs tägliche Streaming passt die Klangqualität.

Ich wünschte mir, Logitech hätte mehr Arbeit in das Mikrofon gesteckt. Es trübt den Gesamteindruck. Obwohl man nicht von einem Totalausfall sprechen kann, hatte ich mir zu diesem Preis mehr erhofft. Dennoch funktioniert die Kommunikation über alle Sprachkanäle. Wenn du besonderen Wert auf ein starkes Mikrofon legst, solltest du dich anderweitig umschauen. Hier lege ich dir das ATH-G1 von Audio-Technica oder das Stealth Pro von Turtle Beach ans Herz.

Titelbild: Samuel Buchmann

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Seit ich herausgefunden habe, wie man bei der ISDN-Card beide Telefonkanäle für eine grössere Bandbreite aktivieren kann, bastle ich an digitalen Netzwerken herum. Seit ich sprechen kann, an analogen. Wahl-Winterthurer mit rotblauem Herzen.

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