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Mit Mut und Musse: Baptiste Ducommun baut alle Möbel seines Schweizer Labels Klybeck selbst
Was den Schreiner Baptiste Ducommun antreibt? Die Liebe zum Handwerk und volles Vertrauen in seine Fähigkeiten.
Es braucht Mut, um als frisch ausgebildeter Schreiner nicht bloss Prototypen und Fliessbandarbeit für andere Möbelmarken machen zu wollen, sondern gleich sein eigenes Label zu gründen. Doch Baptiste Ducommun zögerte keine Sekunde. Vor zehn Jahren machte er sich mit seinem ersten Entwurf im umkämpften Designbusiness selbstständig und gründete sein eigenes Label namens Klybeck.
Gleich zu Beginn bewies er dabei seine Stärke: An dem Entwurf, der bis heute sein Bestseller ist, hat er zunächst zwei Jahre lang gefeilt, bis er zu dem wurde, was er heute ist. Als ich ihn in seinem Atelier besuche, erzählt er mir, warum es okay ist, wenn die Dinge manchmal länger brauchen als gedacht.
War es von Anfang an klar für dich, dass du dich gleich nach der Lehre selbstständig machen willst?
Baptiste Ducommun: Ja, ich wollte alleine etwas auf den Markt bringen. Weil ich jung war, hatte ich schliesslich noch nicht viel zu verlieren.
Seither scheint es gut zu laufen. Bist du seit der Gründung dennoch schon mal an Grenzen gestossen?
Als einige Möbelhäuser, in denen meine Produkte verkauft wurden, während der Pandemie vorübergehend schliessen mussten, war es nicht leicht. Die Lösung fand ich jedoch wie so viele im Aufbau eines eigenen Onlineshops.
![Baptiste stammt aus der Westschweiz. Für seine Schreinerlehre zog es ihn jedoch nach Basel.](/im/Files/7/4/9/7/3/9/6/8/23_PiaSeidel_Galaxus_Klybeck7.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Quelle: Pia Seidel
Wolltest du dich schon immer mit Design beschäftigen?
Ich sehe mich eher als Schreiner, weil ich nie Design studiert habe. Aber ich halte es ohnehin für viel wichtiger, gute Ideen zu haben und selber etwas in der Werkstatt umsetzen zu können.
Wofür steht der Name «Klybeck»?
Der Name ist vom Stadtteil Klybeck in Basel inspiriert. Damals habe ich in der Klybeckstrasse in einer WG gewohnt und dort meinen ersten Prototypen fertiggestellt, weil ich noch keine eigene Werkstatt hatte. Heute wohne ich woanders, aber mein Atelier befindet sich immer noch im Quartier.
Was war dein erster Prototyp?
Es war der Kleiderständer «Y», der von einem Baum inspiriert ist. Die Idee dafür kam mir schon während meiner Schreinerlehre. Doch es hat zwei Jahre gebraucht, bis er so aussah, wie ich ihn heute verkaufe.
Woran lag das?
Ich konnte zunächst nur abends oder an Wochenenden daran arbeiten, weil ich noch die Lehre abschliessen musste. Ausserdem habe ich mehrere Anläufe gebraucht, um die perfekten Proportionen zu finden.
Was zeichnet den heutigen Entwurf aus?
Einerseits sollten die Äste des Kleiderständers natürlich aussehen. Andererseits musste dahinter eine gewisse mathematische Logik stecken. Beim ersten Prototypen waren die Äste noch etwas zu dick. Der heutige Entwurf ist schlanker als der erste und genau an den richtigen Stellen unregelmässig.
![Der Entwurf des Kleiderständers «Y» hat sich über die Jahre gewandelt.](/im/Files/7/4/9/7/3/9/6/2/23_PiaSeidel_Galaxus_Klybeck.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Quelle: Pia Seidel
Warum hast du als Grundmotiv einen Baum gewählt?
Ich wollte einen Kleiderständer entwickeln, der aus der Masse heraussticht und gut aussieht. Es hat mich auch fasziniert, einen Baum aus einem Baum zu bauen – als Symbol für die Natur. Manche Kundinnen und Kunden nutzen ihn gar nicht als Kleiderständer, sondern inszenieren ihn wie eine Skulptur.
Auf den Kleiderständer folgten Kleiderbügel und Wandhaken. Auch diese Designs sind an Baumäste angelehnt. Wie gehst du vor, wenn du entwirfst?
Ganz unterschiedlich. Die Kleiderhaken «Ivy» habe ich zum Beispiel entwickelt, weil der Kleiderständer für viele Eingänge zu gross war. Ansonsten entwerfe ich viel aus einem Bauchgefühl heraus und bleibe gerne beim Thema Wald. So entstand auch der Hirsch «Yy», eine moderne Jagdtrophäe, die aber eigentlich ein Garderobenhaken ist.
![Das Büro von Baptiste befindet sich gleich neben der Werkstatt im Stadtteil Klybeck.](/im/Files/7/4/9/7/4/0/3/3/2304_PiaSeidel_Galaxus_Klybeck4.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Quelle: Pia Seidel
![Der Schreiner skizziert noch gerne von Hand.](/im/Files/7/4/9/7/3/9/7/2/2304_PiaSeidel_Galaxus_Klybeck2.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Quelle: Pia Seidel
![Er plant auch an einer selbstgemachten Wand.](/im/Files/7/4/9/7/3/9/7/3/2304_PiaSeidel_Galaxus_Klybeck3.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Quelle: Pia Seidel
Ist es ein Zufall, dass sich ein Grossteil deiner Designs dem Eingang widmet?
Nicht ganz. Möbel für den Flur sind das Erste, was dir beim Eintreten in eine Wohnung oder ein Haus ins Auge sticht. Das gefiel mir. Und sie sind meist rarer als etwa ein Esstisch, den ich aktuell mit meinen Mitteln gar nicht herstellen könnte.
Welche Eigenschaften schätzt du an dem Material?
Dass jeder Baum anders ist und eine andere Maserung hat. Deshalb ist am Schluss jedes Produkt einzigartig.
Wolltest du jemals andere Materialien ausprobieren?
Holz bleibt als Schreiner natürlich mein Favorit, aber mir gefällt die Mischung unterschiedlicher Materialien. Der Hirsch spielt beispielsweise auch mit farblichen Kontrasten, weil sein Kopf mit unterschiedlichen Stoffbezügen erhältlich ist.
![Hier wird geölt: Der Schreiner hat einen Workflow für jeden einzelnen Fertigungsschritt entwickelt.](/im/Files/7/4/9/7/3/9/7/7/2304_PiaSeidel_Galaxus_Klybeck7.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Quelle: Pia Seidel
![Sogar für seine Notizen ...](/im/Files/7/4/9/7/3/9/7/6/2304_PiaSeidel_Galaxus_Klybeck6.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Quelle: Pia Seidel
![... oder seine Klebebänder hat er ein System.](/im/Files/7/4/9/7/3/9/7/5/2304_PiaSeidel_Galaxus_Klybeck5.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Quelle: Pia Seidel
Es gibt ja manchmal nichts, was es nicht schon auf dem Markt gibt. Wie findest du die Nische?
Wenn ich eine Idee habe, versuche ich zuerst übers Netz herauszufinden, ob es schon etwas Ähnliches gibt. Ist das der Fall, dann lohnt es sich nicht, damit weiterzumachen. Auch, weil es nicht korrekt wäre gegenüber anderen Gestalterinnen und Gestaltern. Dann warte ich in der Regel auf eine neue Eingebung und vertraue darauf, dass meine Fähigkeiten und meine Handschrift mich abheben.
Momentan machst du alles alleine. Hast du vor, irgendwann zu wachsen?
Bei Bedarf hole ich mir schon Unterstützung in die Werkstatt. Künftig könnte ich mir auch vorstellen, eine zweite Person fest anzustellen, in unseren Nachbarländern verkaufen und dafür mehr Stückzahlen produzieren.
![Baptiste überblickt gerne jeden Arbeitsschritt.](/im/Files/7/4/9/7/3/9/8/0/2304_PiaSeidel_Galaxus_Klybeck10.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Quelle: Pia Seidel
Du bemühst dich nachhaltig zu entwerfen. Wie äussert sich das?
Das Holz kommt aus Deutschland, aber ich verarbeitete es in meiner Werkstatt. Die Metallteile beziehe ich von einem Partner in der Nähe von Basel, obwohl ich sie sicher woanders günstiger bekommen würde.
Glaubst du, es ist wichtig, dass ein Produkt langsam entwickelt wird, damit es lange gefällt?
Ja, ich glaube, dass man ansonsten Gefahr läuft, Modemöbel zu entwerfen, die nach einem Jahr nicht mehr gefallen. Deshalb lohnt es sich, mehr Zeit in ein Design zu investieren.
![Ein Hauch von Verspieltheit vereint die Produkte aus der Klybeck-Kollektion.](/im/Files/7/4/9/7/3/9/6/3/23_PiaSeidel_Galaxus_Klybeck2.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Quelle: Pia Seidel
Was sind das für Menschen, die ständig auf der Suche nach besseren Designlösungen sind? Die einen neuen Stuhl oder Tisch entwerfen, obwohl es das schon zigtausendfach gibt? In dieser Serie stelle ich dir solche Menschen und ihre Leitmotive vor. Folge mir, um den nächsten Beitrag auf dem Schirm zu haben.
Titelfoto: Pia SeidelWie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.