

Oura 4 im Test: Smarter Ring mit Abo-Pflicht – lohnt sich das?
Das schönste Ring-Design bisher, die beste Software – der Oura 4 überzeugt im Test rundum, hat aber auch ein Manko. Der Tracker funktioniert nur, wenn du ein zusätzliches Abo abschliesst.
Alles läuft im Test des neuen Oura Ring 4 auf die Gretchenfrage hinaus: «Nun sag, wie hast du’s mit dem Abomodell?» Für viele kommt es nicht infrage, Geld in ein Gadget zu investieren, um dann nochmals eine monatliche Gebühr von sechs Dollar für die Nutzung zu bezahlen. Wenn du zu dieser Gruppe gehörst, dann ist das Modell von Oura sicher nichts für dich.
Der Hersteller aus Finnland hat den ersten smarten Ring bereits 2015 auf den Markt gebracht und gehört damit zu den Pionieren. Im Jahr 2021 mit der dritten Generation hat Oura auf das Abo-Modell umgestellt und trotz Kritik daran weiterhin eine grosse, zahlungskräftige Fangemeinde.
Allerdings ist seit rund einem Jahr die Konkurrenz deutlich härter geworden. Auch grosse Hersteller wie Samsung drängen auf den Markt und verzichten meist auf ein Abo-Modell. Das alles beeinflusst natürlich die Bewertung des Oura Ring 4. Doch schauen wir uns zuerst einmal an, wofür du diese Abogebühr zahlen musst.

Quelle: Lorenz Keller
Kosten: Ohne App macht es keinen Sinn
Die vierte Generation des Rings gibt’s zu Preisen ab 400 Franken. Wenn du den Oura 4 das erste Mal mit der App verbindest, startet der Gratismonat. Danach zahlst du 5.99 Dollar pro Monat oder 69.99 Dollar pro Jahr.
Du kannst theoretisch auch nach dem Gratismonat entscheiden, kein kostenpflichtiges Abo fortzuführen – oder später jederzeit innerhalb eines Monats kündigen. Danach ist der Ring nicht ganz nutzlos, du erhältst aber nur noch die drei Basiswerte zu Schlaf, Tagesform und Aktivität angezeigt. Diese Variante ergibt jedoch wenig Sinn, da du dann besser einen Hersteller ohne Abo wählst, bei dem viel mehr Auswertungen inklusive sind – dazu mehr am Schluss dieses Tests.
App: Der Pionier spielt seine Stärken aus
Schon optisch hebt sich die Oura-App von der Konkurrenz ab. Sie ist trotz sehr vieler Informationen übersichtlich und gefällt mir mit dem nordischen Design ausgezeichnet. Jede Schattierung, jeder Farbverlauf und jede Anordnung von Grafiken, Zahlen und Text wirken durchdacht und stimmig.

Quelle: Lorenz Keller
Die drei zentralen Kennzahlen «Tagesform», «Schlaf» und «Aktivität» werden mit den Daten aus den Ringsensoren berechnet und jeweils als Punktzahl angegeben. Zusätzlich sind auch die Herzfrequenz und ein Stressfaktor separat abrufbar. Du kannst in jedem Bereich über mehrere Ebenen noch weitere Details abrufen.
Bei «Schlaf» findest du die verschiedenen Schlaffaktoren, aber auch eine Effizienzbeurteilung, den Blutsauerstoff in der Nacht, die Regelmässigkeit der Atmung sowie die Herzfrequenzvariabilität (HFV). Sie ist ein Indikator dafür, wie gut sich der Puls den körperlichen und mentalen Anforderungen anpassen kann.
Aussergewöhnliche Ereignisse werden von der App speziell hervorgehoben – zum Beispiel, wenn der Schlaf besonders gut oder die Regenerationszeit vorbildlich war. Auch hier findest du nicht nur irgendwelche Zahlen, sondern auch Erklärungen und Hinweise. Das machen längst nicht alle Konkurrenten so ausführlich.
Um die Fähigkeiten der App wirklich nutzen zu können, braucht es etwas Zeit. So kannst und solltest du solche speziellen Ereignisse taggen. Du kannst aus rund 100 verschiedenen Stichwörtern auswählen, um deinen Zustand zu beschreiben. Das Ziel: Mit der Zeit beispielsweise herauszufinden, warum Stresssymptome auftreten oder wann du besonders gut regenerieren kannst.
Der Oura erkennt auch ziemlich zuverlässig Aktivitäten – im Gegensatz zu anderen Ringen, die sie nur ins normale Tracking aufnehmen. Auch hier ist manuelle Korrektur angesagt: Die Aktivitäten werden zwar erkannt, können aber nicht immer genau zugeordnet werden. Du kannst sie daher mit Tags nachträglich anpassen und die Sport- oder Bewegungsart festlegen.

Quelle: Lorenz Keller
App: Vertiefung braucht Zeit
Je länger du die App nutzt, desto genauer und aussagekräftiger werden die Angaben. Oura selbst sagt, dass erst nach rund acht Wochen die meisten Trackings gut funktionieren. Je mehr du selbst noch mit Tags nachhilfst, desto besser werden die Auswertungen.
Allerdings ist die Vielfalt manchmal auch verwirrend. So habe ich zunächst nicht herausgefunden, wie ich eine falsch abgespeicherte Schlafenszeit korrigieren kann. Das finde ich dann mit dem «Oura-Hilfe-Center» heraus, das auf der Webseite des Herstellers auch auf Deutsch abrufbar ist und jede Frage rund um die Ringe und die App beantwortet.
Die Korrektur ist dann leider auch etwas kompliziert: Ich muss auf «Schlaf» klicken und zu den Details scrollen. Dort kann ich bei der Schlafenszeit-Grafik auf ein unscheinbares Symbol klicken und danach die Zeit im Bett mit Schiebereglern anpassen.
Je mehr du dich mit der App beschäftigst, desto mehr Möglichkeiten tun sich auf. Da geht Oura deutlich weiter als viele Konkurrenten. Unter «Oura Labs» können neue Funktionen ausprobiert und bewertet werden, bevor sie fest in die App aufgenommen werden. Unter «Experimente» werden Challenges vorgeschlagen – beispielsweise während 14 Tagen sechs Stunden vor dem Einschlafen kein Koffein mehr zu sich zu nehmen und die Auswirkungen auf den Schlaf zu beobachten. Ich werde hier Schritt für Schritt begleitet, erinnert und zum Durchhalten animiert.

Quelle: Lorenz Keller
Ich kann meine Resilienz beurteilen lassen und die Veränderung über die Zeit beobachten – oder mit einem Knopfdruck die Messung des «kardiovaskulären Alters» starten. Ein Resultat gibt’s dann nach ein paar Wochen. Danach sehe ich, wie gesund mein Herz-Kreislauf-System im Vergleich zu meinem tatsächlichen Alter ist. Auch die Ausdauerleistungsfähigkeit lässt sich mit einem sechsminütigen Gehtest berechnen.
Design: der schönste Ring, aber eine langweilige Ladestation
Kommen wir zur Hardware, zum Ring selbst. Dieser hat eine Besonderheit – im Vergleich zum Vorgänger, aber auch zur Konkurrenz. Die Sensoren sind vollständig ins Gehäuse integriert und stehen nicht mehr hervor. Mehr noch: Nicht nur die Aussenseite besteht aus Titan, sondern auch die Innenseite – unterbrochen nur von fünf kleinen Aussparungen für die Sensoren.

Quelle: Lorenz Keller
Der Oura 4 wirkt ohne Innenseite aus gegossenem Kunstharz nicht nur viel hochwertiger, er trägt sich auch angenehmer, und das Licht der Sensoren ist von aussen nicht sichtbar, wenn ich den Ring am Finger trage. Das ist vor allem in der Nacht von Vorteil, wenn du ein ganz dunkles Schlafzimmer möchtest.
Kein anderer Ring ist in so vielen Varianten erhältlich. Sechs verschiedene Farben und Texturen stehen zur Auswahl: Ich habe für den Test den silbernen Ring erhalten, es gibt aber auch eine mattere «brushed» Version dieser Farbe sowie Gold, Roségold, Schwarz und Stealth – eine Art mattes Schwarz.

Quelle: Lorenz Keller
Die Ringe sind in zwölf Grössen von 4 bis 15 erhältlich. Um herauszufinden, welche Variante an welchem Finger gut passt, lohnt es sich, vorher das Sizing Kit zu bestellen und es auszuprobieren. Ich habe beispielsweise meist die Grösse 11, aber es gab auch schon Modelle, bei denen die 12 besser gepasst hat.
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Etwas enttäuschend im Vergleich dazu ist die Ladestation. Es gibt kein Case mit Akku wie bei anderen Herstellern, sondern nur ein Dock, das an den Strom angeschlossen wird. Es ist zwar aus Aluminium gefertigt, doch die graue Ringhalterung in der Mitte besteht aus Plastik und wirkt wie ein Fremdkörper. Zum edlen Design des Oura 4 passt das nicht wirklich.
Der Akku im Tracker hält rund siebeneinhalb Tage durch. Das ist inzwischen Standard bei den smarten Ringen, aber es gibt auch Modelle wie den RingConn 2, die ohne Nachladen deutlich länger laufen.

Quelle: Lorenz Keller
Tracking: Wie präzis misst Oura?
Der finnische Hersteller geniesst einen sehr guten Ruf für die Genauigkeit der Messungen. Dies objektiv in einem Test nachzuprüfen, ist ohne Laboruntersuchungen gar nicht so einfach. Was ich sagen kann: Im Test erschienen die Werte schlüssig. So wurden Aktivitäten ziemlich zuverlässig automatisch erkannt und aufgezeichnet. Auch die Schlafwerte stimmten mit dem eigenen Empfinden überein. Oura hat sogar den Beginn einer Erkältung anhand unruhigen Schlafs und leicht erhöhter Temperatur erkannt – und zu einem ruhigen Tag geraten.
Mehrmals habe ich den Schlaf parallel mit dem Ring und meiner Google Pixel Watch 3 gemessen – hier zum Beispiel am 24. Januar. Die Schlafdauer ist bis auf eine Minute Unterschied praktisch identisch. Auch die Auswertung eines «guten» Schlafs ist identisch.

Quelle: Lorenz Keller
Kleine Unterschiede gibt es in den Details. So haben zwar beide Tracker festgestellt, dass ich in der Nacht dreimal unruhig geschlafen habe beziehungsweise kurz wach war. Doch laut Uhr haben diese Unterbrüche nur 15 Minuten gedauert, laut Oura waren es 29 Minuten. Ob ein Tracker präziser misst oder der Graubereich zwischen Halbschlaf und Wachsein unterschiedlich interpretiert wird, bleibt unklar. Da beide aber zu einer ähnlichen Gesamtbeurteilung kommen, sind solche Differenzen meiner Meinung nach nicht weiter schlimm.
Was ich auch nachkontrollieren kann, ist die Schrittmessung. Dazu bin ich jeweils zweimal 1000 Schritte spazieren gegangen und habe mit einem Klicker manuell mitgezählt. Wie die anderen Ringe auch, macht der Oura eine gute Figur. Allerdings liegt er jeweils rund 0,5 Prozent zu hoch – im Gegensatz zur Pixel Watch 3, die klar zu wenig zählt. Etwas genauer ist der RingConn 2, während der Samsung Galaxy Ring stärker schwankt.
Lohnt sich das Abo – oder nicht?
Diese Frage ist beim Oura 4 zwar zentral, kann aber schlussendlich nur individuell beantwortet werden. Generell gilt sicher: Der finnische Hersteller bietet einen Mehrwert mit einer Software, die gut gemacht ist und beeindruckende Funktionen bietet. Du kannst Wohlbefinden, Fitness und Schlaf in allen Details und tiefgehend verfolgen.
Ich merke, dass das Unternehmen viel investiert und laufend neue Features veröffentlicht. Zum Beispiel die Berechnung der fruchtbaren Tage im Laufe des weiblichen Zyklus, die vor wenigen Tagen hinzugefügt wurde. Gleichzeitig ist laut Oura mit dem Update die Vorhersage der Periode doppelt bis dreimal so genau wie zuvor.
Je tiefer du dich mit den Daten beschäftigen willst und je mehr dich nicht nur Schritte, Schlaf und Puls interessieren, sondern auch zusätzliche Berechnungen zu Stress, Tagesform, Resilienz oder Herzgesundheit, desto eher kommt für dich der Oura Ring mit Abo infrage.
Alternativen sind beispielsweise der kompaktere und weniger auffällige RingConn 2, der ganz ohne Abo auskommt, eine deutlich längere Akkulaufzeit hat, aber eine simplere App bietet.
Fazit
Gut, aber nicht günstig
Der Oura 4 ist ein schicker Smartring, der erstmals auch auf der Innenseite titanbeschichtet ist und die Sensoren dadurch gut einfasst. Die grosse Stärke ist jedoch die Software, die eine detaillierte Auswertung der gemessenen Daten ermöglicht und unzählige Kennzahlen berechnet.
Der finnische Hersteller gibt Tipps für die richtige Schlafenszeit und weist auf Unregelmässigkeiten hin – nicht so oft, dass es nervt, aber genug, dass ich genauer hinschaue und bestenfalls besser auf die Signale meines Körpers höre.
Das alles gibt es nicht gratis. Zum bereits recht hohen Preis für den Ring kommt noch eine monatliche Gebühr fürs Abo hinzu. Das ist das einzige wesentliche Argument gegen den Oura 4.
Pro
- edles Ringdesign in unzähligen Varianten
- perfekte Einbindung in die App
- Software in schönem und übersichtlichem Design
- detaillierte Auswertungen, viele Kennzahlen
Contra
- teurer Basispreis und zusätzliches Abo
- nur mittelmässige Akkulaufzeit
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Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.