
Samsung Galaxy Ring
Der Samsung Galaxy Ring ist der Neuling unter den smarten Ringen – und im Vergleich recht teuer. Doch wie bewährt er sich im Alltag?
Samsung ist zugleich Pionier und Nachzügler. Der südkoreanische Tech-Gigant ist der erste grosse Hersteller, der einen smarten Ring auf den Markt bringt. Gleichzeitig gibt es bereits etablierte Konkurrenz von kleineren Marken. Hier findest du meine Test berichte zu Oura, Ultrahuman oder RingConn.
Der Galaxy Ring muss sich also im Test nicht gegen Google und Apple behaupten, sondern gegen Start-ups, die teilweise schon seit Jahren Tracker für den Finger entwickeln.
Beim Unboxing zeigt Samsung wie es geht: Das Case des Galaxy-Rings ist ein echter Hingucker und hebt sich von der Konkurrenz ab. Für mich ist es eine interessante Mischung aus Make-up-Dose und Schmuckschatulle. Ein LED-Ring zeigt den Ladefortschritt und die Akkukapazität des Rings an – das ist durchdacht und modern.
Doch das elegante Äussere hat einen gewaltigen Nachteil: Der Akku des Cases ist schlicht zu klein. Er kann den Ring nur knapp zweimal vollständig aufladen. Im Test habe ich den Galaxy Ring beispielsweise von 6 auf 100 Prozent geladen – das dauerte 40 Minuten. Danach war das Case bereits auf 49 Prozent Kapazität. Damit konnte ich den Ring nochmals von 5 auf 82 Prozent laden, dann war Schluss.
Immerhin: Der Ring selbst hat eine akzeptable Akkulaufzeit. Im Test hat der Ring mit Grösse 12 sieben bis acht Tage durchgehalten.
Apple muss draussen bleiben: Der Galaxy Ring ist ausschliesslich mit Android-Geräten kompatibel, nicht nur denen von Samsung selbst. Auch wenn es dort Einschränkungen gibt.
Um den Ring mit meinem Google Pixel 9 Pro zu verbinden, musste ich zwei Apps herunterladen: «Galaxy Wear» für die Verbindung und «Samsung Health» für die Auswertung der Daten. Diese Lösung mit zwei Programmen ist unnötig umständlich – vor allem, weil wichtige Informationen wie der Akkustand nur in der Verbindungs-App angezeigt werden und nicht in der Tracking-App, die ich täglich nutze.
«Samsung Health» ist eine schnörkellose und übersichtliche App. Alle wichtigen Informationen sind auf einen Blick ersichtlich. Die App lässt sich auf die eigenen Bedürfnisse anpassen: Werte wie Blutzucker oder Blutdruck, die der Ring nicht misst, lassen sich einfach ausblenden.
Der Ring selbst trackt Aktivitäten, Schlaf, Puls und Blutsauerstoff. Aus diesen Daten berechnet er kontinuierlich ein Stresslevel und einen Energiewert. Letzterer ist die zentrale Einheit für das Wohlbefinden und misst die Balance zwischen Erholung und Aktivität.
Die Darstellung der Daten ist gut gelungen: Auf der Startseite sind Basiswerte wie der Schlafwert (zwischen 1 und 100) direkt sichtbar, ergänzt durch eine kurze Beurteilung. Durch Antippen öffnet sich die Detailauswertung, die eine genaue Aufschlüsselung der Schlafphasen wie Tiefschlaf, Leichtschlaf, REM und Wachzeit enthält. Zusätzlich gibt es Vergleichswerte mit früheren Messungen und der eigenen Altersgruppe.
Positiv fällt auf, dass die App nur wenige Benachrichtigungen sendet, etwa wenn ich mich bis zum Abend nicht ausreichend bewegt habe. Praktisch ist auch das aktive Coaching: Für besseren Schlaf analysiert die App eine Woche lang die Gewohnheiten und gibt danach personalisierte Tipps – bis hin zur Aufzeichnung von Schnarchgeräuschen.
Für den zweiten Teil des ausführlichen Tests habe ich den Ring mit dem Samsung Galaxy S24 Ultra verbunden. Auch hier sind für die Verbindung und das Tracking unterschiedliche Apps erforderlich. Das fällt jedoch weniger auf, da sie bereits vorinstalliert sind.
Positiv ist, dass im Alltag keine Unterschiede feststellbar sind. Das Tracking und die Analyse scheinen ebenso gut zu funktionieren, egal ob ich ein Samsung Galaxy oder ein anderes Android-Gerät nutze. Leider wird dies in der Dokumentation nicht klar erläutert.
Das gilt auch für neue Funktionen, die Samsung für ein erstes Update angekündigt hat: nämlich die Bewertung der Schlafumgebung. Dazu werden zusätzliche Sensoren genutzt, die über die SmartThings-App verbunden sind. Die «Schlafzeitberatung» schlägt mit Hilfe von KI optimale Schlaf- und Aufwachzeiten vor und gibt Ratschläge, damit ich am Morgen erholt aufwache. Ein Achtsamkeits-Tracker verfolgt zudem Stimmung, Atmung und Stresslevel.
Die Gestensteuerung des Galaxy Rings ist ein echtes Highlight, allerdings nur für Samsung-Geräte verfügbar. Im Test hat die Funktion zuverlässig funktioniert. Ein schnelles Zusammenführen von Tragefinger und Daumen genügt, um die Kamera auszulösen oder den Wecker stummzuschalten. Besonders praktisch ist das, wenn du nachts niemanden wecken willst oder schnell ein Selfie machen möchtest.
Wer eine Galaxy Watch nutzt, hat ebenfalls einen Vorteil. Die Daten der Tracker beider Gadgets werden kombiniert, es messen aber nicht die ganze Zeit beide Geräte. So soll laut Hersteller rund 30 Prozent Akku gespart werden. Zudem gibt Samsung auf Nachfrage an, dass gewisse Berechnungen besser sind, wenn Galaxy AI zur Verfügung steht, was nur auf Samsung-Geräten der Fall ist. Ein Beispiel dafür ist der Energy Score, der die Leistungsfähigkeit aufgrund von Schlaf- und Aktivitätsdaten berechnet.
Die Genauigkeit des Galaxy Rings im Alltag zu bewerten, ist nicht ganz einfach. Ich habe den Galaxy Ring mehrfach parallel mit einem Konkurrenzprodukt oder meiner Smartwatch getragen. Die Ergebnisse sind dabei stets ähnlich und weichen kaum voneinander ab. Hier ein Beispiel für den Vergleich von Ring und Uhr beim Schlaftracking:
Beim Schlaftracking beispielsweise starten beide Geräte fast gleichzeitig, und auch die Bewertungen stimmen weitgehend überein. Der grösste Unterschied: Der Ring hat ein etwa 30-minütiges Aufstehen nicht als Wachphase im Bett gewertet, die Smartwatch hingegen schon. Für beide Interpretationen gibt es berechtigte Argumente – je nach Fokus des Trackings.
Besonders genau konnte ich den Schrittzähler testen: Mit einem mechanischen Klicker habe ich zunächst 1000 Schritte manuell gezählt und die Ergebnisse mit 1000 weiteren Schritten und zwei smarten Ringen und einer Smartwatch verglichen.
Erfreulich ist, dass alle drei Tracker die 2000 Schritte ziemlich genau erfasst haben – und keiner zu viele Schritte gezählt hat. Der Galaxy Ring zählte 1992 Schritte – eine Abweichung von nur acht Schritten. Der RingConn Gen 2 lag mit nur vier fehlenden Schritten noch näher an der Wahrheit, während die Pixel Watch 3 mit 1968 Schritten am weitesten abwich. Natürlich habe ich mich beim mechanischen Klicken nicht verzählt.
Insgesamt bietet der Samsung Galaxy Ring zuverlässige Tracking-Daten, die auch im Vergleich zur Konkurrenz überzeugen und nicht mehr Aktivität aufzeichnen als tatsächlich passiert.
Mit einem Preis von rund 430 Franken ist der Galaxy Ring kein Schnäppchen. Er zählt zu den teuersten smarten Ringen auf dem Markt. Selbst der Ring-Pionier Oura in der vierten Generation ist mit knapp 400 Franken günstiger – zumindest in der Standardausführung.
Noch preiswerter sind der Ultrahuman Ring Air und der RingConn Gen 2, die jeweils rund 350 Franken kosten.
Alle Modelle bieten ähnliche Funktionen und haben den Vorteil, mit allen Android- und iOS-Geräten kompatibel zu sein. Samsung hingegen punktet mit der Gestensteuerung, einer überdurchschnittlich guten App und dem bisher schönsten Case.
Der Samsung Galaxy Ring überzeugt im Test mit Design und Funktionalität. Das Case ist das bisher eleganteste für einen smarten Ring. Auch die App ist übersichtlich gestaltet, und die Gestensteuerung bietet spannende neue Möglichkeiten, etwa zum Abschalten des Weckers oder für schnelle Fotos.
Bei der Akkukapazität hat Samsung eine Chance vertan: Dass dieses nicht einmal zwei ganze Ladungen für den Ring schafft, enttäuscht mich. Zudem ist der Ring einer der teuersten am Markt – ohne einen klaren Mehrwert gegenüber der etablierten Konkurrenz zu bieten.
Samsung beweist mit den ersten Updates, dass sie den Ring mit weiteren Auswertungen und Berechnungen schrittweise attraktiver machen will.
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Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.