
Produkttest
Ein Wechselbad der Gefühle: Huawei Watch 4 Pro
von Lorenz Keller
Viel Technik ist bei der neuen Huawei Watch GT4 ganz selbstverständlich mit drin. Im Zentrum steht aber das Design – und das gibt’s in ganz vielen Varianten. Ein erster Eindruck der neuen Smartwatch.
Auf offiziellen Pressefotos sieht auch eine Apple Watch richtig fancy aus. Erst beim Hands-on am Handgelenk siehst du die ganze Wahrheit: Die populärste Smartwatch mag für iPhone-Fans technisch perfekt sein, optisch ist sie seit Jahren aber gleich wenig aufregend.
Langeweile kommt bei der neuen Huawei Watch GT4 sicher nicht auf. Hier gibt’s Varianten für jeden Geschmack: eine grosse Uhr mit 46-Millimeter-Gehäuse in sieben Farbvarianten, und ein kleinere mit 41-Millimeter-Gehäuse in drei Farben. Wir haben die Uhr nach der Keynote in Barcelona bereits kurz persönlich angeschaut – und liefern dir darum Bilder und Videos für einen ersten Eindruck.
Soviel kann ich gleich schon jetzt spoilern: Das Design ist auch wirklich das Highlight der GT4. Starten wir mit der grösseren Variante. Sie ist vom Look her viel massiver und sportlicher. Die runde Lünette wird von einem achteckigen Gehäuse eingefasst. Ein schönes Detail.
Einige der vielen Farbarianten der grossen Version haben wir uns genau angeschaut: Die grüne Smartwatch beispielsweise kommt mit Edelstahlgehäuse und einem gewebtem Armband. Speziell ist hier, dass der obere Halbkreis rund um den Screen grün eingefärbt ist, der Rest ist silbern. Auch das Armband aus Recycling-Textil und Kunststoff ist ein Hingucker. Schade, ist das Gewebe nur auf dem Band aufgebracht, auf der Haut spürst du den Kunststoff.
Im klassischen Look zeigt sich die GT4 mit dem titanbeschichteten Edelstahlgehäuse und passendem Edelstahlarmband. Die matte Farbe ist diskret, wirkt aber sehr hochwertig. Ähnlich diskret ist die GT4 mit kleinerem 41-Millimeter-Zifferblatt, die es ebenfalls mit Edelstahlgehäuse und passendem Edelstahlarmband gibt. Hier allerdings glänzend.
Was am Handgelenk auch auffällt: Sie hat zwar weniger Durchmesser und ist auch deutlich dünner, doch so richtig klein ist die Watch dann nicht. Und wer das Edelstahlgehäuse in goldener Farbe wählt, der fällt dann doch wieder auf. Egal ob die Uhr dann mit weissem Lederarmband oder dem filigranen Milanaise kombiniert wird.
Die grössere GT4 startet zu Preisen ab rund 250 Franken oder Euro. Die teuerste Variante mit Edelstahl rundum kostet 350 Franken oder Euro. Die kleinere GT4 ist ebenfalls ab 250 Franken oder Euro erhältlich. Die Version mit Milanaise-Armband kostet 300 Franken oder Euro, das Klavierlook-Design kostet 400 Franken oder Euro.
Einer der grössten Kritikpunkte aus dem Test der Huawei Watch 4 Pro war ja, dass diese Version zu teuer ist. Vor allem im Angesicht der softwaretechnischen Einschränkungen.
Auch bei der Watch GT4 kann ich diese Einschränkungen nicht wegdiskutieren. Die Uhr ist spürbar weniger tief ins System integriert als Smartwatches mit Android-Betriebssystem (von der Apple Watch und dem iPhone gar nicht zu sprechen).
Stattdessen musst du sie über die Huawei Health App einbinden, wo du auch Zifferblätter und zusätzliche Apps findest. Alles ist ein wenig komplizierter, wenn du kein Huawei-Handy hast, sondern ein anderes Android-Smartphone. Gewisse Anwendungen wie drahtloses Bezahlen fehlen in der Schweiz zudem ganz.
Und viele Details erfordern etwas mehr eigene Arbeit: Beispielsweise wirbt Huawei mit 25 000 Zifferblättern im eigenen Store. Du musst dich aber zuerst durch den Schrott durcharbeiten, bevor du wirklich schöne, funktionale Designs findest.
Aber: Die GT4 ist deutlich preiswerter als die Watch 4 Pro. Da kannst du solche Einschränkungen eher verkraften.
Der chinesische Hersteller gibt sich immerhin Mühe, selber ein grosses Angebot an standardmässig installierten Funktionen anzubieten. Gerade im Bereich Gesundheit und Fitness investiert Huawei viel – bereits beim Vorgänger waren Tracking- und Messmöglichkeiten gut ausgebaut.
Nun hat der Hersteller beim Gesundheitsmanagement mehrere Funktionen nochmals verfeinert. Die Herzfrequenz-Messung TruSeen basiert auf einem neuen Algorithmus, der das Signal besser macht. 30 Prozent genauer sollen so die Pulsmessungen sein, vor allem bei dynamischen Aktivitäten wie Joggen oder Seilspringen.
TruSleep misst neu auch die Atmung während des Schlafens und weist Nutzerinnen und Nutzer auf allfällige Unregelmässigkeiten hin. Ebensoden Menstruationszyklus können Nutzerinnen besser messen und erfassen. Mit zusätzlich eingegebenen Daten lernt das System dazu und soll so die nächste Periode immer präziser vorhersagen können.
Im Bereich Fitness hat Huawei das Tracking auf über 100 Sportarten ausgeweitet, neu sind Fussball und Padel dazugekommen. Die GT4 hat auch neu designte Aktivitätsringe, die dich bei Erreichung von Zielen mit Medaillen motivieren sollen.
Ganz neu gibt’s eine Abnehm-App namens Stay Fit. Hier kannst du erfassen, wie viele Kalorien du zu dir nimmst und siehst in Echtzeit auch, was du bereits verbraucht hast. Du bekommst so Empfehlungen zur Gewichtskontrolle, die auf deinen Gewohnheiten basieren.
Die grössere Uhr hat einen Amoled-Bildschirm mit 1,43 Zoll, die kleinere einen Screen mit 1,32 Zoll. Bei beiden beträgt die Auflösung 466 auf 466 Pixel. Bedeutender als bei der Displaygrösse ist der Unterschied bei der Akkulaufzeit: Die grössere Uhr mit 524 mAh grossem Akku hält doppelt so lange wie die kleine mit 323 mAh grossem Akku. Laut Hersteller sind es 8 bis 14 Tage statt 4 bis 7 Tage.
Alle neuen Smartwatches sind wasserdicht bis 5 ATM und nach iP68-Standard geschützt gegen Staub und Nässe. Du kannst also beispielsweise mit der Uhr (im Süsswasser) schwimmen gehen. Die grosse Variante mit 46 Millimeter-Gehäuse hat zusätzlich einen neuen GPS-Empfänger integriert, der auf fünf Satelliten-Systeme für die Positionsbestimmung zugreift. Die Lokalisierung ist daher laut Hersteller 20 Prozent präziser als bei den Vorgängern.
Falls dir das alles dann doch zu wenig exklusives Design ist, bietet Huawei übrigens neu auch eine spezielle Version der Watch Ultimate an. Weil sie mit Applikationen aus 18 Karat Gold verschönert wurde, kostet sie 3000 Franken oder Euro. Bei uns wird sie daher wohl eher nicht im Store landen. Dafür kommt im Oktober die GT4. Sie ist mindestens so schön, aber vor allem bezahlbar.
Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.