So stark sinken die Mac-Preise
Schnellere Chips, mehr Arbeitsspeicher und trotzdem tiefere Preise – was ist denn mit Apple los? Ich führe Buchhaltung, finde Gründe für die Herzensgüte und picke ein paar Rosinen heraus.
Apple hat seine neuen Macs mit M4-Chips vorgestellt. Beim Blick auf die Preise reibe ich mir verwundert die Augen: Die Geräte kosten sowohl in der Schweiz als auch in Europa weniger als ihre Vorgängermodelle – obwohl Apple ihnen nicht nur neue Chips einpflanzt, sondern auch mehr Arbeitsspeicher spendiert.
Bessere Produkte und tiefere Preise auf einmal? Das kommt in Cupertino wahrlich selten vor. Ich schaue mir die Zahlen genauer an und habe Vermutungen, warum Apple plötzlich so gütig ist.
Preisvergleich mit gleichem RAM
Das wahre Ausmass der Unterschiede wird erst klar, wenn ich Äpfel mit Äpfel vergleiche (Pun intended). Also nicht unbedingt die günstigsten Versionen der alten und neuen Macs, sondern solche mit der gleichen Menge Arbeitsspeicher (RAM) und Speicherplatz (SSD).
Das ist nicht ganz einfach, weil die RAM-Stufen sich teilweise verändert haben. Der M3 Pro hatte 18 Gigabyte (GB) oder 36 GB, beim M4 Pro sind es 24 GB oder 48 GB. Einen M3 Pro mit 48 GB gab es nie, deshalb ist die Stufe im Konfigurator ausgegraut. Der hypothetische Aufpreis ist aber zum Glück trotzdem sichtbar. Für das Upgrade wären theoretisch 660 Franken angefallen.
So kann ich bei allen Chips die Preise für den kleinsten gemeinsamen RAM-Nenner der M3- und M4-Macs berechnen. Die Zahlen für die alte Generation habe ich mir vor Apples Ankündigungen notiert. Denn sobald die neuen Geräte online sind, verschwinden die alten aus dem Konfigurator. Bei den neuen Chips sind die Upgrades des RAM günstiger. Eine Stufe kostet «nur» noch 200 Franken, statt 220 wie bisher.
M4 Mac Mini, M4 iMac, M4 MacBook Pro
Am stärksten ins Gewicht fällt der Abschlag bei den günstigsten Modellen. Die Basiskonfiguration des M4 Mac Mini kostet in der Schweiz 270 Franken weniger als das Vorgängermodell mit gleich viel RAM. Das sind satte 31 Prozent. Beim iMac sind es immerhin noch 18 Prozent (270 Franken), beim MacBook Pro 17 Prozent (320 Franken).
In Euro beträgt der Unterschied 25, 18 und 15 Prozent, in US-Dollar 25, 13 und 11 Prozent. Die Statistiken zu diesen Währungen findest du jeweils in den hinteren Folien der Grafiken.
M4 Pro MacBook Pro
Bei den stärkeren Chips beschränke ich den Vergleich aufs MacBook Pro. Zwar gibt es auch den Mac Mini mit M4 Pro, doch der Vorgänger mit M2 Pro war bereits zwei Chip-Generationen alt. Weil ich hier – wie oben erklärt – nicht mit den Einstiegsmodellen arbeiten kann, sind die prozentualen Angaben theoretischer Natur.
In absoluten Zahlen sinkt der Preis für ein Gerät mit Pro-Chip und der gleichen Menge RAM um 410 Franken (abgespeckter Chip mit weniger Kernen) oder 430 Franken (Vollversion des Chips). In der Eurozone ist der Vorteil mit je 330 Euro kleiner, genauso in den USA mit je 200 US-Dollar. Berechne ich mit diesen Preisunterschieden ein hypothetisches Modell mit M3 Pro und 24 GB RAM, wäre dieses 17 Prozent (CHF), 12 Prozent (EUR) und 9 Prozent (USD) teurer als das neue Einstiegsmodell.
M4 Max MacBook Pro
Der stärkste Chip hat die gleichen RAM-Stufen wie letztes Jahr. Der Vergleich basiert also hier wieder auf Modellen, die es so zu kaufen gab oder gibt. Das 14 Zoll grosse MacBook Pro abgespecktem M4 Max kostet 270 Franken weniger als sein direkter Vorgänger. Bei der Vollversion des Chips sinkt der Preis um 320 Franken. Das entspricht in der tiefsten möglichen Konfiguration je 8 Prozent.
Damit können wir uns in der Schweiz glücklich schätzen. In der Eurozone senkt Apple die Preise des M4 Max nur um je 200 Euro, was 5 bzw. 4 Prozent entspricht. Und in den USA ändert sich überhaupt nichts.
Grund 1: starker Franken und Euro
Das Beispiel des Max-Chips zeigt: Ein Teil der Abschläge in der Schweiz und in der Eurozone ist den Wechselkursen geschuldet. Apple scheint die lokalen Preise jeweils etwa einen Monat vor dem Start eines neuen Produkts festzulegen. Kleine Kursschwankungen werden gerundet, damit die Zahlen hübsch bleiben – also zum Beispiel 1999 Franken. Einmal festgelegte Preise ändern sich danach bis zum Ende des Produktzyklus nicht mehr.
Anfang Oktober 2023 kostete ein Franken rund 1,09 US-Dollar. Ein Jahr später waren es etwa 1,18 US-Dollar – ein Anstieg von knapp 8 Prozent. Der Euro stieg im gleichen Zeitraum um etwa 5 Prozent. Weil Apple in US-Dollar wirtschaftet, kann es die lokalen Preise um diese Prozentsätze reduzieren und verdient immer noch gleich viel. Lässt man die RAM-Upgrades ausser Acht, entspricht das ziemlich genau den Preissenkungen von der M3- auf die M4-Generation.
Grund 2: Apple Intelligence
Mit den vorteilhaften Wechselkursen lässt sich noch nicht erklären, warum Apple «gratis» das RAM-Niveau sämtlicher Macs anhebt. In den letzten Jahren gab Cupertino zwar die technischen Fortschritte bei CPU und GPU an die Kundschaft weiter, doch beim Arbeitsspeicher blieben die Kalifornier stur. Obwohl auch der RAM in der Produktion mutmasslich günstiger geworden ist.
Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, heisst Apple Intelligence. Die KI-Funktionen brauchen zwar nicht zwingend 16 GB RAM, denn sie sollen auch auf Geräten wie dem iPhone mit 8 GB funktionieren. Aber auf einem Mac laufen in der Regel mehr Programme im Hintergrund, was rasch zu Engpässen und damit zu einem schlechten Nutzererlebnis führen könnte.
Dieses Risiko will Apple bei aktuellen Geräten nicht eingehen und erhöht deshalb das Minimum im ganzen Sortiment auf 16 GB. Eine gleichzeitige Preiserhöhung kommt aber nicht in Frage. Die Basiskonfigurationen müssen aus marketingtechnischen Gründen erschwinglich bleiben – Geräte wie der Mac Mini für 599 US-Dollar oder das MacBook Air für 999 US-Dollar dienen als Einstiegsdroge ins Ökosystem.
Apple beisst also tatsächlich in den sauren Apfel und verzichtet auf etwas Marge. Sie sinkt bei den günstigsten Modellen wohl wenig, weil die Produktionskosten für die zusätzlichen 8 GB RAM gering sind. Aber es fallen Opportunitätskosten bei allen Kunden an, die dafür nicht mehr 200 Dollar extra zahlen. Allerdings ist TSMCs N3E-Fertigung der neuen M4-Chips effizienter und damit günstiger als die N3B-Fertigung der alten M3-Generation. Das dürfte den Gewinnrückgang bei den RAM-Upgrades dämpfen.
Drei Rosinen
Als Konsumentinnen und Konsumenten dürfen wir uns trotzdem über die tieferen Preise freuen. Die Abschläge sind aber nicht überall gleich gross und nicht alle Chips machen gleich grosse Fortschritte. Für definitive Kaufempfehlungen musst du die Tests abwarten. Anhand der Spezifikationen sehen bisher diese drei Macs nach besonders guten Deals aus:
Der neue Mac Mini in der Basisversion bietet ein fast unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis. Der M4 hat die volle 10-Core CPU und 10-Core GPU (nicht wie im Basis-iMac). Zusammen mit den neuen 16 GB RAM reicht das extrem weit. Einziger Schönheitsfehler sind die mickrigen 256 GB Speicher.
Auch der M4 Pro Mac Mini scheint in der günstigsten Konfiguration ein Schnäppchen zu sein. Die 12-Core CPU, 16-Core GPU und die 24 GB RAM sollten auch Dinge wie ausgiebige Bildbearbeitung locker stemmen. Und das alles inklusive drei Thunderbolt-5-Ports im neuen Winz-Gehäuse.
Auch ein guter Deal ist das 14 Zoll grosse M4 Pro MacBook Pro. Mit 14-Core CPU, 20-Core GPU, 24 GB RAM und 1 TB SSD kostet es 2399 Franken. Zu diesem Preis (bzw. 30 Franken weniger) gab es letztes Jahr den äquivalenten M3 Pro nur mit 18 GB RAM und 512 GB SSD. Und der neue Chip hat vier Performance-Cores und zwei GPU-Cores mehr, die erst noch schneller sind und angeblich weniger Akku brauchen.
Mein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.