Threads startet in Europa: Das ist der Kurznachrichtendienst von Instagram
Threads ist am 14. Dezember 2023 in Europa gestartet. Bereits zum US-Launch im Sommer ist der Kurznachrichtendienst von Instagram innerhalb weniger Tage zum zahlenmäßig größten Twitter-Konkurrenten geworden.
Bereits bevor Elon Musk Twitter in X umbenannt hat, startete Threads – nämlich Anfang Juli 2023. Nach wenigen Tagen knackte der Dienst die Marke von 100 Millionen Accounts. Dabei dürfte die Voraussetzung, einen Instagram-Account haben zu müssen, um Threads nutzen zu können, geholfen haben. Und auch Meta als großer Konzern im Rücken, ist sicherlich für eine große Reichweite hilfreich. Diese Verbindung ist auch der Grund, warum die Menschen in der Europäischen Union fast ein halbes Jahr auf den Dienst warten mussten.
Ohne Instagram kein Threads
Threads fühlt sich wie eine Erweiterung von Instagram an. Zum Start in Europa kann man die Seite zwar ohne Account besuchen. Der Instagram-Account bleibt aber die einzige Möglichkeit, sich zum Posten oder für andere Interaktionen in der App (Android/iOS) anzumelden. Erst seit Mitte November ist es möglich, ein Threads-Konto zu löschen, ohne das zugehörige Instagram-Konto ebenfalls zu löschen.
Darum musste Europa auf Threads warten
Instagram-Chef Adam Mosseri spricht nebulös von «der Komplexität, gesetzliche Vorgaben einzuhalten, die nächstes Jahr in Kraft treten.» Damit kann er nur den Digital Markets Act (DMA) meinen, der im März 2024 in Kraft tritt. Diese Regelung der EU macht großen Internet-Konzernen wie Meta, die eine Monopolstellung haben, besondere Vorgaben.
Wegen der engen Verzahnung mit Instagram, der Zugehörigkeit zum Meta-Konzern und der zu erwartenden hohen Zahl an Accounts, dürfte der DMA auch für Threads greifen. Und da könnte zum Beispiel die im November geschaffene Möglichkeit, das Instagram-Konto bei Löschung des Threads-Accounts zu behalten, eine zu erfüllende Bedingung gewesen sein.
Warum ist Threads erfolgreicher als Mastodon und Bluesky?
Bereits zum Start war es bei Threads möglich nicht nur 500 Zeichen, sondern auch Fotos und bis zu fünf Minuten lange Videos zu posten. Die Postings bei Instagram kann man auch parallel bei Threads veröffentlichen. Zudem ist es einfach, den gleichen Leuten zu folgen, denen man schon bei Instagram folgt. Wobei Instagram nur dezent im Menü des Profils auf Threads hinweist. Die Postings von dort tauchen erst nach der Anmeldung im Insta-Feed auf.
Andere Kurznachrichtendienste wie Mastodon oder Bluesky, die als mögliche Twitter-Alternativen gelten, mussten entsprechende Funktionen erst aufbauen und konnten ihre Nutzer und Nutzerinnen erst nach und nach überzeugen. Sie haben zudem nicht so leicht Zugriff auf große Server-Kapazitäten und Entwicklerteams wie Meta, das diese Ressourcen innerhalb des Konzerns verschieben kann.
Ist die Suche nach einer Twitter-Alternative zu Ende?
Nein, trotz aller Querelen ist X noch nicht am Ende. Im September waren zumindest in den USA die monatlichen Nutzerzahlen bei X höher als bei Threads. Gemäss einer Prognose soll sich daran bis Ende des Jahres auch nichts ändern.
Auf Funktionen kann man mitunter verzichten oder hoffen, dass sie noch kommen. Was bei der Nutzung eines sozialen Netzwerks aber unerlässlich ist, ist die Bubble, in der man sich wohlfühlt. Allein aufgrund der hohen Zahl an Konten dürfte Threads einen großen Vorteil gegenüber Mastodon und Bluesky haben, die trotz eines zeitlichen Vorsprungs wahrscheinlich auch in Europa sehr schnell von Threads überholt werden. Da dürften auch sich etliche User, die X wegen Elon Musk verlassen haben, wohl oder übel beim Kurznachrichtendienst des nächsten Milliardärs einfinden.
Inhaltlich soll Threads vor allem ein Ort für Unterhaltung sein. X hat sich dagegen vor allem als Ort für News und – mal mehr oder weniger zielführende – Diskussionen einen Namen gemacht. Hört man sich bisherige Fazits zu Mastodon und Bluesky an, sind sie für die meisten Menschen noch kein vollumfänglicher Twitter-Ersatz geworden.
Threads soll aber kein geschlossenes System bleiben. Meta hat angekündigt ActivityPub zu unterstützen. Mit der Einbindung des Protokolls würde der Kurznachrichtendienst ein Teil des Fediverse werden. Damit wären die Postings von Threads bei Mastodon und anderen Diensten, die ActivityPub unterstützen, sichtbar.
Titelfoto: Jan JohannsenAls Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Digitec und Galaxus.