Turtle Beach liefert mit dem Stealth Pro ein super Gaming-Headset ab
Erstklassiger Klang beim Zocken, starkes Mikrofon und eine riesige Feature-Liste. Das Stealth Pro von Turtle Beach überzeugt mich beinahe auf der ganzen Linie.
Der Schildkrötenstrand hat eine schöne Überraschung für mich: Dass mich ein Gaming-Headset derart überzeugt, hätte ich nicht gedacht. Ich hatte die letzten Wochen viel Spass beim Zocken mit dem Stealth Pro von Turtle Beach. Das Headset hat praktisch nur Stärken, Schwächen muss ich suchen. Einer davon ist die Grösse.
Das Stealth Pro ist in zwei Versionen verfügbar: eine für Xbox und eine für die Playstation. Die Variante für die Xbox ist dennoch mit allen Konsolen nutzbar . Jene für Playstation aus lizenztechnischen Gründen jedoch nicht mit der Xbox.
Lieferumfang und Design: Üppig und klobig
Im Lieferumfang befinden sich das Headset selbst, ein abnehmbares Mikrofon und der Transmitter, der gleichzeitig den Akku lädt. Akkus sind zwei dabei, die je zwölf Stunden Laufzeit bieten sollen. In meinem Test sind es eher zehn bis elf Stunden. Weiter sind zwei USB-A- auf USB-C-Kabel dabei. Eines ist einen Meter lang, das andere zwei Meter. Abgerundet wird der Lieferumfang mit einer Tragetasche.
Wie bei Headsets üblich, wirkt das Stealth Pro riesig. Ich habe einen relativ kleinen Kopf und befürchte, dass es mir zu gross ist. Dem ist glücklicherweise nicht so. Dennoch erschlägt das klobige Ding mein Haupt optisch. Ansonsten ist das Design schlicht. Blinkende Lichter suchst du vergebens. Das würde mir eigentlich passen, da ich überhaupt kein RGB-LED-Fan bin. Dennoch gefällt das Design schlicht nicht.
Ergonomie und Verarbeitung: Mischung aus Kunststoff und Metall
Die beiden Hörer sind nach hinten und vorne in weiten Winkeln dreh- sowie neigbar. Dadurch sollten sie auf jede Kopfform und -grösse passen. Das Kopfband lässt sich stufenlos anpassen. Dabei rastet der Mechanismus nicht ein. Trotzdem bleibt die Einstellung gut erhalten.
Das Kopfband und die Bügel um die Hörer sind aus Metall. Ersteres ist über die gesamte Länge weich gepolstert und von Kunstleder ummantelt. Das Kopfband drückt auch nach längerem Tragen nicht. Erstaunlich, denn das Headset bringt stolze 400 Gramm auf die Waage.
Die Polster der Hörer sind ebenfalls in Kunstleder gehüllt. Die Polsterung ist sehr weich und dick. Dadurch berühren meine Ohren die Treiber nicht. Erstaunlicherweise sind die Dinger atmungsaktiv. Ich komme auch bei hitzigen Gefechten nicht ins Schwitzen. Insgesamt ist das Stealth Pro verdammt bequem und sitzt sehr gut auf dem Kopf. Ich kann es stundenlang tragen, ohne dass es drückt.
Die Hörer sind aus Kunststoff. Am Übergangsspunkt zwischen ihnen und dem Bügel hat es einen Gummi. Dieser dämmt das Geräusch, wenn die beiden miteinander in Berührung kommen. Das ist ein nettes kleines Detail und zeigt, wie viel sich Turtle Beach bei der Ergonomie des Headsets überlegt hat.
Insgesamt wirkt das Headset hochwertig verarbeitet. Nichts knarzt oder knackt, wenn ich das Teil verbiege – und es lässt sich beinahe beliebig verbiegen.
Features und Funktionen: Reichhaltig
Unten am rechten Hörer befinden sich drei Bedienelemente. Mit dem «Superhuman Hearing»-Knopf lassen sich gewisse Game-Sounds verstärken. Beispielsweise Schritte von Gegnern, die sich von hinten anschleichen. Das soll dir einen entscheidenden Vorteil verschaffen. Wenn du den Knopf zwei Sekunden drückst, wird das Mikrofon stummgeschaltet. Weiter sind der Power- und Bluetooth-Button am Hörer angebracht. Damit du die Tasten unterscheiden kannst, hat jene fürs Superhuman Hearing spürbare Ausbuchtung.
Ebenfalls am rechten Hörer befindet sich ein riesiges Lautstärkerad. In der Mitte des Rades befindet sich ein weiterer Knopf. Dessen Funktion kannst du, wie den Lautstärkeregler auch, frei festlegen. Standardmässig ist er mit Ein- und Ausschalten des aktiven Noise Cancelling (ANC) belegt. Am rechten Hörer befinden sich zudem der USB-C-Port zum Laden sowie für den Kabelbetrieb, die Statusleuchte und ein integriertes Mikrofon.
Am linken Hörer befestigst du das Mikrofon. Wenn du es nicht brauchst, kannst du den Anschluss mit einer kleinen Schutzkappe – die bestimmt innert Minuten verloren geht – abdecken. Unter dieser kleinen Kappehat es eine weitere, grössere. Hier befindet sich der austauschbare Akku.
Den Transmitter verbindest du per USB-Kabel mit dem PC. Zur Verbindung mit dem Endgerät bietet der Transmitter neben dem USB-C-Port auch einen einen USB-A-Port. Über diesen kannst du andere Geräte laden. Leider kannst du über den Anschluss weder Daten übertragen noch schnell laden. Am Transmitter hat es zudem einen Schalter, mit dem du zwischen PC oder Xbox umstellen kannst. Wieso der Schalter genau da ist, verstehe ich nicht. Ich kann die beiden Endgeräte nämlich nicht gleichzeitig anschliessen, sondern muss den Transmitter umstecken. Eine LED-Leiste zeigt an, ob das Mikrofon aktiv oder inaktiv ist. Darüber hinaus gibt die Leiste Auskunft über den Ladestatus des Akkus.
Nebst der Funkverbindung über den Transmitter lässt sich das Stealth Pro auch per Bluetooth 5.1 oder Kabel verbinden. Auch eine gleichzeitige Funk- und Bluetooth-Verbindung ist möglich. Du kannst also zur selben Zeit am PC zocken und mit dem Smartphone telefonieren. Das ist doppelt praktisch, denn das Headset lässt sich nicht nur am PC konfigurieren, sondern auch am Smartphone.
Konfiguration mit dem Turtle Beach Audio Hub
Softwareseitig kannst du das Stealth Pro über den Audio Hub steuern. Das Programm ist für Windows, MacOS, Android und iOS verfügbar. Es bietet eine Vielzahl an Einstellungsmöglichkeiten. Persönlich bevorzuge ich die Konfiguration über das Smartphone – so kann ich Anpassungen während dem Zocken machen, ohne das Spiel zu verlassen.
Unter anderem kannst du zwischen vier Equalizer-Voreinstellungen (EQ) wählen oder ein eigene Profile erstellen. Dafür stehen dir zehn Frequenzbänder zur Verfügung. Das sind relativ viele und du solltest deine Wunschkonfiguration finden. Bei den voreingestellten Profilen kannst du zudem die Mitten, Höhen oder Tiefen in Zehnerschritten von null bis zu hundert Prozent verstärken. Für den Test bleibe ich beim voreingestellten «Signature Sound». Weiter kannst du du die Chat-Lautstärke verstärken und das Verhältnis von Game und Chat einstellen.
Verwendest du das Headset per Bluetooth auch am Smartphone, kannst du gesonderte Einstellungen dafür vornehmen . Dadurch veränderst du die Einstellungen bei Verbindungen über den Transmitter nicht. An beiden Geräten kannst du aber alle Einstellungen für das andere Gerät vornehmen. Also PC fürs Smartphone und am Smartphone für den PC.
Fürs Mikrofon stehen dir vier Presets oder der individuelle Modus zur Verfügung. Zudem kannst du hier die Intensität des Rauschunterdrückens, der Mikrofonempfindlichkeit und der Lautstärke-Überwachung in Zehnerschritten von null bis hundert Prozent einstellen.
Das Lautstärkerad und den Knopf im Inneren des Rades kannst du zudem mit anderen Funktionen belegen. Diese sind, je nach Endgerät, unterschiedlich.
Wenn du die Buttons umprogrammiert hast, kannst du das aktive Noise Cancelling und das Superhuman Hearing auch im Programm aktivieren. Wie stark die sind, änderst du in Zehnerschritten von null bis hundert Prozent.
Zu den weiteren Funktionen gehören das automatische Abstellen des Headsets nach einer definierbaren Zeit der Inaktivität oder bei Firmware-Updates. Du siehst: Die Einstellungsmöglichkeiten lassen beinahe keine Wünsche offen. Was mir fehlt, ist die Kontrolle über die LED-Leiste am Transmitter.
Soundqualität Treiber
Im Stealth Pro sind 50-Millimeter-Treiber verbaut. In der Regel sind in Gaming-Headsets 40-Millimeter-Treiber drin. Durch die grössere Oberfläche sollen sich gemäss Turtle Beach die Basswiedergabe verbessern und Klang-Unterschiede zwischen rechtem und linkem Hörer eliminiert werden. Als Frequenzbereich gibt Turtle Beach 20 bis 22 000 Hz an. Die Hörer unterstützen Windows Sonic, Sony 3D Audio, Dolby Atmos, und DTS Headphone: X.
Standardmässig ist die EQ-Einstellung «Signature Sound» aktiviert. Diese eignet sich fürs Zocken. In Spielen ist der Klang detailreich, klar und immersiv. Wenn ich mich im «Resident Evil 4 »-Remake den Ganados stelle, kann ich sie mit meinem Gehör orten. Im Verlies des Schlosses läuft mir aufgrund der Musik und Soundeffekte ein Schauer über den Rücken. «Star Wars Jedi: Fallen Order» erscheint mit der Soundkulisse des Stealth Pro noch eindrücklicher.
Fürs Musikhören klingt mir das Headset jedoch etwas zu dumpf. In «The Darkest Part» von Danger Mouse geht das Klavier zu fest im Bass unter. Ich erstelle deshalb ein eigenes Profil im Equalizer. Damit gefällt mir der Klang auch bei Musik. An meine Meze 99 Classic kommt er jedoch nicht heran.
Das aktive Noise Cancelling macht insgesamt einen guten Job. Der Effekt ist jedoch nur minimal. Turtle Beach schreibt, dass Geräusche um bis zu 25 Dezibel (dB) reduziert werden sollen. Ich habe den Eindruck, dass die passive Geräuschunterdrückung weit stärker ist. Immerhin wird das Umgebungsrauschen ausgeblendet. Mehr brauche ich zum Zocken in der Regel nicht.
Das Superhuman Hearing habe ich, wenn überhaupt aktiviert, aufs Minimum reduziert. Zwar nehme ich wichtige Geräusche wie Schritte oder Schüsse tatsächlich besser wahr, jedoch leidet die sonstige Geräuschkulisse darunter. Diese ist mir sehr wichtig, weil sie mich ins Geschehen hineinzieht. Die minimale Stufe ist für mich ein guter Kompromiss zwischen Immersion und Nützlichkeit.
Soundqualität Mikrofone
Das ansteckbare Mikrofon lässt sich hoch- und runterklappen. Im hochgeklappten Zustand ist es deaktiviert. Klappst du es runter, wird es aktiv. Ein Piepton signalisiert die Aktivierung. Im Gegensatz zum Kopfband rastet das Mikrofon ein, wenn du es verstellst. Zudem verrät dir der Transmitter durch die Farbe, ob das Mikrofon aktiv ist oder nicht.
Die Qualität des Ansteckmikros ist gut. Typisch für diese Geräte: Es fehlt meiner Stimme an Volumen, als ob ich weit weg stünde. Hier hilft die EQ-Voreinstellung «Full». Insgesamt ist die Soundqualität des Mikrofons auf dem Niveau vergleichbarer Headsets. Persönlich ziehe ich ein Podcast-Mikrofon vor. Im folgenden Video kannst du dir selbst eine Meinung bilden. Darin teste ich die EQ-Voreinstellungen und die Rauschunterdrückung. Zum Schluss zeige ich dir auch noch, was die integrierten Mikrofone leisten.
Fazit: Eines der besten Gaming-Headsets, das ich bislang getestet habe
Das Stealth Pro ist beinahe das perfekte Gaming-Headset. Es bietet ausgezeichneten Klang zum Zocken, ein gutes Mikrofon dank Equalizer und eine sehr gute Verarbeitung sowie Komfort. Hinzu kommen zahlreiche Features wie ein austauschbarer Akku, aktives Noise Cancelling und programmierbare Tasten.
Schwächen muss ich suchen. Kleinere sind etwa, dass ich trotz Umschalter zwischen Konsole und PC umstecken muss, oder die relativ geringe Laufzeit der Batterien. Grössere Schwächen gibt es für mich nur eine: die Grösse.
Gaming-Headset sind im Vergleich zu Hifi-Kopfhörern meist gross. Aber das Stealth Pro wirkt schlicht klobig und gefällt mir optisch nicht. Immerhin muss ich es den Grossteil der Zeit nicht anschauen, da ich es auf dem Kopf habe und sowieso nicht sehe.
Mit über 300 Franken/Euro kostet das Stealth Pro eine ordentliche Stange Geld. Berücksichtigst du die Ausstattung, Verarbeitung und Soundqualität, geht der Preis aber in Ordnung.
Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.