Canon EOS 1D X Mark III (EU)
21.40 Mpx, Vollformat
Jetzt, wo die Profi-Sportkamera EOS 1D X Mark III draussen ist, wissen wir: Die beste Canon-Kamera ist immer noch eine Spiegelreflexkamera. Was bedeutet das für die nähere Zukunft?
Canon hat an der CES die EOS 1D X Mark III vorgestellt, eine Profikamera für schnelle Action. Für die wenigsten kommt die Kamera zum Kauf in Frage. Dafür ist sie schlicht zu teuer (UVP 7249 Franken / 7299 Euro). Ihre Einführung ist trotzdem interessant, weil sie über die allgemeine Entwicklung Aufschluss gibt.
Es ist ziemlich beeindruckend, was Canon so alles in das neue Flaggschiff reingepackt hat. Hier das Wichtigste kurz zusammengefasst:
Und das alles in einer Spiegelreflexkamera. Warum? Lag ich falsch mit meiner Behauptung, die Spiegelreflex-Ära neige sich langsam dem Ende zu?
Innovationen fliessen fast immer zuerst in die teuerste Produktlinie. Danach breiten sich die Neuerungen langsam auf die günstigeren Produkte aus. Bei Canon ist die teuerste Linie eben die EOS 1D X, die jetzt in Version 3 herauskommt. Dennoch: Hätte Canon nicht die gleiche Kamera auch spiegellos bauen können oder sollen?
Die meisten der oben aufgelisteten neuen Features liessen sich heute auch in einer spiegellosen Kamera einbauen. Einzige Ausnahme ist der Autofokus, der bei Spiegelreflexkameras grundsätzlich anders funktioniert. Nur: Eine solche Kamera fände im Moment kaum Abnehmer. Denn für das neue spiegellose System gibt es die Objektive noch nicht, die für diesen Einsatzbereich nötig wären. Und selbst wenn es sie gäbe, müssten die Sportfotografen und Agenturen auf einen Schlag ganz viel neu kaufen, was sie kaum tun würden. Klar, es gibt Adapter für das R-System, aber Profis wollen die beste Lösung, und das ist eine, die ohne Adapter auskommt.
Ich glaube nach wie vor, dass die Zukunft den spiegellosen Kameras gehört. Nur geschieht die Ablösung sehr langsam. Vor allem im Profibereich. An den letzten Olympischen Spielen hat die Bildagentur Getty Foto-Equipment im Wert von fast einer Million Dollar eingesetzt. Dieses Arsenal muss amortisiert werden und lässt sich nicht von einem Moment auf den anderen ersetzen.
Die Neuentwicklungen, die Canon in der EOS 1D X Mark III erstmals verwendet, werden später auch in anderen Kameras zum Einsatz kommen, egal ob mit oder ohne Spiegel. Ich spekuliere mal wild drauf los, was passieren könnte:
Canon und Nikon sind die beiden einzigen Hersteller, die Kamerasysteme mit und ohne Spiegel gleichzeitig bewirtschaften müssen. Damit das einigermassen effizient ist, werden möglichst viele Technologien in beiden Kameratypen verwendet. Wir haben es gerade erst bei der Nikon D780 gesehen: Das ist quasi die Spiegelreflex-Version der Nikon Z 6. Weitere solche Beispiele werden dieses Jahr folgen.
Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere.