Ratgeber

Was du bei zu heissen Temperaturen deines Wasserkühlungsloops tun kannst

Kevin Hofer
3.10.2019

Nach all der Mühe, deinen PC Wasserzukühlen, kommt die Ernüchterung: Die Temperaturen sind nicht viel besser als mit Luftkühlung. Woran kann das liegen und was kannst du tun?

Wenn du etwas nach dem Zusammenbau eines neuen PCs nicht lesen willst, dann den folgenden Userkommentar:

Die GPU scheint mir viel zu warm für einen Wasserkühler. Bei meinem Heatkiller-Block geht meine übertaktete 1080Ti auch unter Maximallast nie über 10°C über Wassertemperatur. Entweder da stimmt was mit dem Flow nicht (siehe flow-indicator) oder der Kühlerblock liegt nicht richtig auf.

User Anonymous bezieht sich auf meinen Build zur Hydro X Series von Corsair.

Muss ich jetzt tatsächlich den ganzen Loop wieder auseinandernehmen und von vorne beginnen?

Keine Panik

Falls du ebenfalls mit zu hohen Temperaturen zu kämpfen hast, cool bleiben. Solange sie nicht über 80° Celsius steigen, hast du nichts zu befürchten: Deine Komponenten leiden nicht darunter. Aber 80° sind sehr hoch und da stimmt definitiv etwas nicht. Bei mir waren’s für die GPU bis zu 66° Celsius.

Bevor du in einem solchen Fall deine GPU wieder ausbaust, den Kühlkörper entfernst, neue Wärmeleitpaste drauf klatscht und das Ganze wieder einbaust, solltest du deine Einstellungen checken.

Wie ich im Review erwähnt habe, habe ich für die Tests im Bios alles auf den Standardeinstellungen gelassen. Bei MSI nennt sich das Smart Fan Control. Ist diese Option bei der Pumpe aktiviert, dreht sie sich erst ab gewissen Temperaturen schneller. Diese Einstellung so zu lassen, ist jedoch keine gute Idee. Die Pumpe sollte immer auf dem Maximum laufen. Die Temperatur regulierst du bei einer Wasserkühlung am besten über die Drehzahl der Lüfter.

Pumpe: Maximum

Ich will wissen, welchen Einfluss die Pumpengeschwindigkeit auf die Kühlleistung hat. Als erstes deaktiviere ich Smart Fan Control für die Pumpe und stelle sie auf Maximum. Bei den Thermaltake-Lüftern lasse ich Smart Fan Control mit den Standardeinstellungen noch aktiviert und die Corsair-Lüfter stelle ich auf Balanciert. Im Vergleich zum Review verändere ich so nur die Einstellung der Pumpe. Ich spiele dieses Mal zuerst 20 Minuten «Rise of the Tomb Raider» und lasse danach während einer halben Stunde Heavy Load und Fur Mark laufen.

«Rise of the Tomb Raider» spiele ich übrigens in 1440p mit den bestmöglichen Einstellungen, damit die Grafikkarte möglichst ausgelastet wird. Core Temp zeichnet die Temperaturen der CPU auf und GPU-Z jene der Grafikkarte auf. Die CPU wurde während den 20 Minuten gamen maximal 42° warm, die GPU maximal 48° Celsius. Die Kühlflüssigkeit ist etwa 32° warm.

Zum Vergleich: Die CPU war beim Review durchschnittlich 41° Celsius warm, die GPU jedoch 66°. Die Temperatur der CPU hat sich nicht wesentlich verändert, jene der GPU liegt mit der Pumpe jedoch 18° Celsius tiefer.

Als nächstes lasse ich Heavy Load mit dem Prozess «Prozessor auslasten» und den GPU-Stress-Test von Fur Mark mit 1440p laufen. In den 30 Minuten wird die CPU maximal 50° Celsius warm und die GPU maximal 49°. Die Temperatur der Kühlflüssigkeit liegt bei rund 34°.

In diesem Fall ist der Unterschied nicht so gross. Im Review wurde die CPU maximal 51° und die die GPU 57° Celsius warm. Aber immerhin sind’s acht Grad weniger. Dass die GPU beim ersten Test nicht ganz so warm wurde, lag übrigens daran, dass ich Fur Mark damals lediglich mit 1080p laufen liess. Dadurch wurde die GPU nicht so stark ausgereizt, wie jetzt mit 1440p. Die acht Grad weniger sind demnach ein guter Wert, da die Karte auch mehr zu arbeiten hatte.

Lüfter und Pumpe: Maximum

Die neuen Resultate gefallen mir sehr gut. User Anonymous hat in seinem Kommentar geschrieben, dass die Temperaturen seiner GPU selten mehr als 10° Celsius über der Wassertemperatur liegen. Bei mir sind’s immer noch 15° respektive 16°. Jetzt will ich wissen, welchen Einfluss die Lüfter spielen.

Dazu stelle ich die Thermaltake-Lüfter im Bios auf maximal und die Corsair-Lüfter in iCue auf Leistung. Zuerst sind wieder 20 Minuten «Rise of the Tomb Raider» dran. Hier wird die CPU maximal 39° warm und die GPU 45°. Die Temperatur der Kühlflüssigkeit beträgt wieder rund 32°. Im Test mit Fur Mark und Heavy Load sind’s 46° für die GPU und 47° für die CPU. Die Kühlflüssigkeit steigt auf rund 34°.

Mit den Lüftern auf Maximal sind’s drei Grad weniger für die GPU und zwei bis drei Grad weniger für die CPU. Der Unterschied mit den Lüftern auf Maximal ist nicht mehr so frappant wie mit der Pumpe auf Maximal. Dennoch komme ich so den Ergebnissen von User Anonymous sehr nahe: Der Temperaturunterschied zwischen der Kühlflüssigkeit und der GPU beträgt nur noch 12° bis 13°.

Was kann’s sonst noch sein?

Ganz ehrlich: Mit diesem Resultat bin ich zufrieden. Ich habe genug Luft gegen oben – im übertragenen Sinn – um CPU und GPU zu übertakten. Dass ich nicht ganz auf die Temperaturen von Anonymous komme, kann noch folgende Gründe haben:

  • Es hat immer noch Luft in meinem Loop
  • Die Lüfter unten können nicht genug Luft durch den Radiator ziehen, da das Gehäuse zu wenig hoch über dem Boden steht
  • Die Lüfter unten wären in einer Push-Konfiguration sehr wahrscheinlich effizienter

Obwohl ich meinen Loop nach dem besten Wissen und Gewissen entlüftet habe, kann es immer noch sein, dass sich irgendwo Luftblasen gebildet haben. Die können sich auf die Kühlleistung auswirken.

Dass die Platzierung des 280er-Radiators unten im Gehäuse nicht optimal ist, habe ich bereits im Review angesprochen. Die Füsse des Gehäuses sind nicht hoch genug, damit die Lüfter ordentlich Luft anziehen können. Dass ich dann noch auf Pull statt Push bei den Lüftern gesetzt habe, ist ebenso ungünstig. Vor einiger Zeit habe ich Push mit Pull und Push/Pull verglichen. Dabei habe ich herausgefunden, dass Push in den meisten Fällen besser ist als Pull. Für meinen Build habe ich aber bewusst Form vor Funktion gesetzt. Ich wollte unbedingt das Reservoir indirekt von unten mit den RGB der Lüfter beleuchten.

  • Hintergrund

    Push, Pull und Push/Pull: WTF?

    von Kevin Hofer

Im Test habe ich mit einer Push-Konfiguration drei Grad kühlere Temperaturen erzielt als mit Pull. Wäre jetzt der Airflow der unteren Lüfter noch besser, lägen sicher nochmal zwei, drei Grad weniger drin. Somit wäre ich dann auf unter zehn Grad Celsius Differenz zur Kühlflüssigkeitstemperatur und könnte mit den Resultaten von Anonymous konkurrieren.

Mit Köpfchen zu besseren Resultaten

Falls die Temperaturen deines Custom-Wasserkühlungsloops nicht deinen Vorstellungen entsprechen, brauchst du nicht gleich alles auszubauen. Mit wenigen Einstellungen, wie in meinem Fall die Pumpe auf’s Maximum zu stellen und die Lüfter zu regulieren, liegen viel bessere Temperaturen drin. Erst, wenn du dann immer noch nicht zufrieden bist, solltest du in Betracht ziehen, deinen Loop auseinanderzunehmen.

Wieso erzielt User Anonymous immer noch besser Resultate als ich? Das kann an seinem Setup liegen. Wo sind seine Radiatoren platziert? Welche und wieviele hat er? Setzt er auf Push, Pull oder Push/Pull? So viele Faktoren beeinflussen einen Wasserkühlungsloop, dass ein Vergleich nur bei genau gleicher Konfiguration sinnvoll ist.

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.

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