Rafael Zeier
Meinung

Wir brauchen keine dünneren Handys

Es scheint ganz, als würde 2025 das Jahr der dünnen Smartphones werden. Das Samsung Galaxy S25 Edge wurde bereits angekündigt, das iPhone 17 Air soll im Herbst folgen. Ich will aber gar kein Handy mit weniger Millimetern – und erst recht nicht mit weniger Akku.

Hast du dir schon mal gedacht: «Mein neues Handy ist schon cool, aber irgendwie fühlt es sich einfach einen Millimeter zu dick an!»? Nein? Ich auch nicht.

Und dennoch scheinen die grossen Smartphone-Hersteller die Dicke als nächstes Ziel anzustreben. Vor wenigen Wochen hat Samsung den ersten Schritt gemacht und neben der S25-Familie auch das Galaxy S25 Edge angekündigt. Im Herbst soll dann auch noch Apples iPhone 17 Air folgen.

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    Extra dünn und zwei Kameras: Samsung überrascht mit Galaxy S25 Edge

    von Jan Johannsen

Genaue Spezifikationen vom Galaxy S25 Edge sind aktuell nicht bekannt – vom iPhone 17 Air erst recht nicht. Aber es wurde am Event in San Francisco zur Schau gestellt. Es ist dünner! Und jetzt?

Immerhin gibt es schon einige Leaks, die Spekulationen erlauben. Here we go:

Wo bleibt der Mehrwert?

Aktuell wird gemunkelt, dass Samsungs neues Edge schlanke 5,84 Millimeter «dick» ist. Zum Vergleich: Die restliche S25-Familie bewegt sich zwischen 7,2 und 8,2 Millimetern. Das Edge-Modell hat im Vergleich zum regulären Galaxy S25 also 1,36 Millimeter weniger auf den Rippen.

Dünn ist es sicher, aber einen Kamerabuckel hat das S25 Edge trotzdem.
Dünn ist es sicher, aber einen Kamerabuckel hat das S25 Edge trotzdem.
Quelle: Rafael Zeier

Die rückseitig abstehenden Kameras sind hier übrigens nicht mitgerechnet. Mit diesen kommen wir laut Gerüchten wieder auf 10 Millimeter.

Kameras hin oder her, den Millimeter-Unterschied in der Dicke deines Handys wirst du im Alltag kaum bemerken, versprochen. Und wenn du dein Handy wie die meisten Nutzerinnen und Nutzer in eine Hülle packst, hat es sich mit dem «dünnen» Smartphone auch wieder erledigt.

Wenn schon dünn, dann bitte richtig

Schmalere Phones können durchaus beeindruckend sein, zugegeben. Mein Google Pixel 9 Pro Fold etwa fasziniert mich jedes Mal aufs Neue, wenn ich es aufklappe. Mit fünf Millimetern im offenen Zustand ist das Google-Foldable kaum dicker als sein USB-C-Port auf der Unterseite. Ähnlich sieht es auch beim nur in Südkorea erhältlichen Galaxy Z Fold Special Edition aus – das ist gerade mal 4,9 Millimeter dick.

Wer ein richtig dünnes Phone sucht, wird bei Oppo fündig.
Wer ein richtig dünnes Phone sucht, wird bei Oppo fündig.
Quelle: Oppo

Auch Oppo lotet die Grenzen aus und will mit dem Find N5 bald den bisherigen Rekord von 4,35 Millimetern unterbieten. Allerdings handelt es sich bei all diesen Beispielen um Foldables, die nur aufgeklappt richtig dünn sind. Zudem haben hier die Hersteller insgesamt viel mehr Fläche zur Verfügung, um alle Komponenten unterzubringen.

Mein Punkt steht aber trotzdem: wenn schon dünn, dann bitte richtig. Ein marginal dünneres Handy ohne echten Mehrwert beeindruckt nur wenig.

Und dabei hätten die Hersteller dieses Jahr mit richtiger Innovation auftrumpfen können, statt mit diesem Millimeter-Kampf.

Das Problem mit den Akkus

Eigentlich sollte 2025 nicht das Jahr der dünnen Phones, sondern das Jahr der grossen Akkus werden. Wer den chinesischen Markt beobachtet, weiss, wovon ich rede. Hersteller wie Xiaomi, Vivo, OnePlus und Realme bringen derzeit allesamt neue Flaggschiffe mit Akkukapazitäten von über 6000 Milliamperestunden an den Start. Und keines dieser Phones ist dicker als bisherige Flaggschiffe. Das Zauberwort lautet «Silizium-Kohlenstoff».

Das OnePlus 13 ist trotz Riesen-Akku weiterhin verhältnismässig schlank.
Das OnePlus 13 ist trotz Riesen-Akku weiterhin verhältnismässig schlank.
Quelle: OnePlus

Ohne zu tief in die Technik einzutauchen: Es handelt sich um neue Lithium-Ionen-Akkus, die auf Silizium-Kohlenstoff statt Graphit in der Anode setzen. Die Kollegen bei Futurezone haben bereits eine ganz gute Erklärung der neuen Technologie geschrieben. Diese sorgt für eine höhere Energiedichte – also mehr Strom in einem physisch gleich grossen Akku.

Bei den neuen Samsung-Flaggschiffen fehlt diese neue Technologie offenbar. Das Galaxy S25 Ultra bleibt bei 5000 mAh, also gleich wie beim Vorgänger. Das dünnere und voraussichtlich auch kleinere Chassis des Galaxy S25 Edge wird die Akkukapazität also zusätzlich stark limitieren.

Und auch wenn Samsung im dünneren Phone einen neuen Silizium-Kohlenstoff-Akku verbaut, wird dieser voraussichtlich keine Rekorde brechen.

Von Schnellladen und MagSafe wird beim S25 Edge wohl auch keine Spur sein.
Von Schnellladen und MagSafe wird beim S25 Edge wohl auch keine Spur sein.
Quelle: Samsung

So oder so ist das in meinen Augen die verkehrte Herangehensweise. Ich wünsche mir nicht ein dünneres Phone mit gleich viel Akku, sondern viel eher ein gleich dickes Phone mit mehr Akku. Oder vielleicht sogar ein dickeres Phone mit noch mehr Akku? Mein Pixel Fold ist in der Hosentasche zehn Millimeter dick – gestört hat mich das nie.

Selbst geschlossen fühlt sich das Google Foldable praktisch wie jedes andere Phone an.
Selbst geschlossen fühlt sich das Google Foldable praktisch wie jedes andere Phone an.
Quelle: Google

Und jetzt stell dir vor, ein 10-Millimeter-Handy ohne Kamerabuckel, dafür aber mit 8000-mAh-Akku. One can dream, oder?

Wie eingangs erwähnt, sind die genauen Spezifikationen des Galaxy S25 Edge derzeit noch nicht bekannt. Vielleicht ziehe ich hier voreilige Schlüsse. Und vielleicht hat Samsung noch ein Ass im Ärmel und überrascht uns mit einer komplett unerwarteten Innovation. Ich würde es mir jedenfalls sehr wünschen – und würde mich mit Freude bei Samsung entschuldigen.

Titelbild: Rafael Zeier

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