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«Ahsoka»: Diese Serie ist ein Muss für «Star Wars»-Fans
«Ahsoka» ist nicht nur eine für Gänsehautmomente sorgende «Rebels»-Reunion, sondern pures «Star Wars», wie es sein sollte. Zwei Folgen lang zumindest. Soviel durfte ich vorab schon sehen.
Eines vorweg: In diesem Review gibt’s keine Spoiler. Du liest nur Infos, die aus den bereits veröffentlichten Trailern bekannt sind.
Diesmal muss ich mich hüten. Erst kürzlich verfiel ich nach nur zwei Folgen von «Secret Invasion» in Euphorie, ehe es spätestens im Finale auch mir dämmerte: Kein noch so guter Start ist ein Garant für ein genauso gutes Ende. «Secret Invasion» etwa zerfledderte zum Schluss derart kläglich, dass es sich beinahe wie Verrat anfühlte. Dabei sprach ich nach den ersten paar Folgen noch so gut von der Serie!
Und dennoch: Ich kann mich schon wieder kaum zurückhalten. Denn «Ahsoka» ist nicht nur eine für zahlreiche Gänsehautmomente sorgende «Rebels»-Reunion. Sie ist auch pures «Star Wars». Zwei Folgen lang zumindest. Soviel durfte ich – auch hier wieder – vorab sehen. Versteh diese nächsten Zeilen darum nicht als Serienkritik im klassischen Sinne. Mehr als Ersteindruck. Ein Bericht, worauf du dich freuen darfst. Und da gibt’s einiges.
Darum geht’s in «Ahsoka»
Etwas mehr als zehn Jahre sind vergangen, seit der böse Grossadmiral Thrawn (Lars Mikkelsen), das gefährlichste Militärgenie, das die Galaxis je gesehen hat, spurlos verschwunden ist. Schuld daran war ein Held der damals noch jungen Rebellion: Ezra Bridger (Eman Esfandi). In einem Akt der Selbstopferung gelang es ihm, sich und Thrawn durch Raum und – womöglich – Zeit zu katapultieren. So, dass das Militärgenie keinen Einfluss mehr auf den Krieg zwischen Rebellion und Imperium nehmen konnte. Seitdem fehlt von beiden jede Spur.
Bis jetzt. Zwar wurde das Imperium besiegt. Aber Überreste davon wollen eine neue Militärmacht aufbauen, um die Galaxis erneut zu beherrschen. Und Morgan Elsbeth (Diana Lee Inosanto), eine frühere Verbündete Thrawns, soll einen Weg gefunden haben, ihn zurückzubringen. So, dass das Imperium unter seiner Regie neu erblühen kann – mächtiger und durchtriebener als je zuvor. Genau das will Ex-Jedi Ahsoka Tano (Rosario Dawson) verhindern.
Aber Ahsoka denkt noch weiter. Denn wenn Thrawn angeblich zurückgebracht werden kann – dann auch Ezra. Dafür sucht sie Hilfe bei Ezras früherer Crew, Pilotin Hera Syndulla (Mary Elizabeth Winstead) und Mandalorianerin Sabine Wren (Natasha Liu Bordizzo). Das Problem: Gerade mit letzterer herrscht seit Jahren Funkstille – seit jenem Tag, an dem Ahsoka Sabines Jedi-Ausbildung abbrach. Schnell wird klar: Bevor die Suche nach Ezra losgehen kann, müssen alte Wunden geheilt werden.
Ein Einstand nach Mass
«Wie waren denn die ersten beiden Folgen?», werde ich von Kollegen gefragt, die von meinem Vorab-Zugang wissen. «Als wäre ich nach langen Ferien wieder nach Hause gekommen», antworte ich. «Zu ‘Star Wars’. Dem echten ‘Star Wars’», betone ich mit Nachdruck.
Nicht, dass ich die Ferien nicht genossen hätte. In Form von «The Mandalorian» zum Beispiel. Oder «Andor». «Andor» halte ich sogar für das qualitativ Beste und Anspruchsvollste, was «Star Wars» je geboten hat. Aber irgendwie vermisste ich sie doch, die guten alten Lichtschwertkämpfe. Das Eintauchen in die Mysterien der Macht. Und das opereske Weltraum-Drama mit all seinen klassischen Gut-gegen-Böse-Geschichten – gross in ihrem Ausmass, aber erzählerisch mit dem Schwerpunkt auf den Charakteren.
«Ahsoka», zumindest anfangs, bietet genau das. Keine drei Minuten dauert es, bis zwei neue Antagonisten mit orangen (!) Lichtschwertern ein Sternenschiff der Neuen Republik überfallen. Keine Jedi seien sie, sagt der von Ray Stevenson gespielte Baylan Skoll. Stevenson ist auch die erste Folge gewidmet. Der Ire, der unter anderem auch in «Thor» als kühner Recke Volstagg zu sehen war, starb nämlich vor drei Monaten 58-jährig. Ursache: unbekannt. Vermutlich ein Herzinfarkt. Traurig, sprach er doch noch an der Star Wars Celebration im April, einen Monat vor seinem Tod, begeistert von seiner mysteriösen Rolle. In «Ahsoka» gibt er darum seine letzte Vorstellung. Eine, in der er nur ganz wenig braucht, um mit seiner hühnenhaften Präsenz Eindruck zu hinterlassen.

Quelle: Disney / Lucasfilm
Ihm zur Seite steht die junge Shin Hati, giftig und prätentiös von Ivanna Sakhno gespielt. Sie sind Meister und Schülerin, die sich offenbar mit Söldner-Jobs über Wasser halten. Zumindest seit dem Fall des Jedi-Tempels durch die Hand Anakin Skywalkers. Baylan deutet eine Verbindung zwischen ihm und dem einstigen Meister Ahsokas an. Was für eine, verraten die ersten zwei Folgen nicht. Aber offenbar hat er mit dem Kodex der Jedi gebrochen, ohne sich den Sith oder den Sith-Inquisitoren anzuschliessen – sonst besässen er und seine Schülerin ein rotes Lichtschwert. Was genau sie antreibt, bleibt vorerst ein Geheimnis. Ein spannendes Mysterium. Gleich zu Beginn.
Das «Clone Wars»-Problem
Dann wendet sich die Serie seiner Protagonistin zu – Ahsoka. Bereits seit «The Mandalorian, Chapter 13: The Jedi» wird sie von Rosario Dawson gespielt. Und schon damals hervorragend angeleitet von Regisseur Dave Filoni. Kein Wunder: Filoni war einst der Protégé von George Lucas. Darum durfte Filoni für den «Star Wars»-Schöpfer die Animationsserien «The Clone Wars» und «Rebels» stemmen. Und genau dort wurde Ahsoka Tano zum ersten Mal als Anakin Skywalkers Padawan eingeführt. Filoni kennt Ahsoka darum in- und auswendig. Jede Pose. Jeden Move. Sogar die Art und Weise, wie sie redet. Wer Angst hat, Dawson würde keine authentische Ahsoka abgeben, darf beruhigt sein: Die Amerikanerin spielt sie schlichtweg perfekt.

Quelle: Disney / Lucasfilm
Aber genau hier liegt die grosse Herausforderung der Serie: Wer «The Clone Wars» und «Rebels» nicht kennt, könnte durchaus Mühe bekunden, sich mit Ahsoka anzufreunden. Wo sie anfangs der Animationsserie noch kühn, naiv und grossherzig ist, hinterlassen die physischen und psychischen Wunden der Klonkriege und des Verrats durch die Jedi durchaus ihre Spuren. Ahsoka verfällt zwar nie der dunklen Seite der Macht. In «Rebels» avanciert sie unter dem Decknamen «Fulcrum» gar zu einer frühen Anführerin der noch jungen Rebellion. Aber die einstige kindliche Unschuld, mit der sie das Herz der Fans einst gewann, hat sie verloren.
In «Ahsoka», der Serie, ist die nunmehr ikonische Togruta durchaus auch mal kratzbürstig. Oder «kompliziert», wie es ihre Freundin Hera Syndulla, ebenfalls aus «Rebels» bekannt, ausdrückt. Das sei auch Sabine Wren – typisch für eine Mandalorianerin. Ihr Konflikt könnte auf jene, die die Animationsserien nie gesehen haben, unnötig künstlich und konstruiert wirken. Genau darin liegt das Problem. Etwa, wenn Ahsoka, konfrontiert mit ihrer Entscheidung, Sabines Ausbildung nicht abzuschliessen, sowas wie «Manchmal haben selbst die besten Gründe die schlimmsten Konsequenzen. Was dann?» sagt. Nur Kennerinnen und Kennern ist bewusst, dass sie auf ihre Zweifel anspielt, Anakin damals als seine Schülerin verlassen zu haben – und damit nicht dagewesen zu sein, um seinen Fall zur dunklen Seite zu verhindern.

Quelle: Disney / Lucasfilm
Damit muss die Serie wohl leben. Keine Sorge: Du brauchst die Animationsserien nicht gesehen zu haben, um die Zusammenhänge zu verstehen. Das wird schon erklärt. Aber die Schwere und Bedeutung hinter manchen Aussagen, die Art der Beziehung zwischen manchen Charakteren und warum Entscheidungen manchmal so getroffen wurden, wie sie’s wurden, könnten dir entgehen. Willst du Verpasstes nachholen, dann empfehle ich dir diesen Artikel, in dem ich unter anderem die wichtigsten Ahsoka-Folgen aufgelistet habe, damit du nicht gleich die ganzen Serien schauen musst:
Ein wahres Fest für «Rebels»-Fans
Gänzlich anders sieht’s aus, wenn du mit den Animationsserien – besonders mit «Rebels» – vertraut bist. «Ahsoka» könnte sich gar als direkte «Rebels»-Fortsetzung verstehen. Denn nichts lässt mein pochend Fan-Herz höher schlagen, als wenn Regisseur Dave Filoni Szenen, die wir aus der Animationsserie kennen, in Live-Action-Form nachstellt. Manchmal sogar so, dass sie eine völlig neue Bedeutung bekommen. Und das ohne zu retconnen – ein Begriff, der dafür steht, wenn der Autor oder die Autorin nachträglich Details oder Ereignisse in der Handlung ändert, um sie an eine neue Storyline anzupassen. Nicht selten führt das zu Kontroversen. Vor allem, wenn die bestehende Kontinuität der Geschichte verändert oder beeinflusst wird. Das passiert hier aber nie. Zum Glück.
Zu den Highlights der ersten beiden Folgen gehören auch alle Auftritte von Hera Syndulla, die grüne Twi'lek, die bereits in frühen Kindheitstagen mit dem Krieg auf ihrem Heimatplaneten konfrontiert wurde und sich darum rasch zuerst zur Freiheitskämpferin, dann zur militärischen Anführerin entwickelte. Gerade in der zweiten Folge kriegt sie einen grandiosen Auftritt an Bord der Phantom II, natürlich mit dem schusseligen Astromech-Droiden Chopper, den Fans ebenfalls aus «Rebels» kennen. Zum Kaputtlachen.

Quelle: Disney / Lucasfilm
Ein weiteres Highlight ist der Professor-Droide Huyang, bei dem selbst ich nochmals nachlesen musste, woher ich den Namen schonmal gehört habe. Seinen ersten und einzigen Auftritt ausserhalb von Jugendromanen hatte er tatsächlich in der fünften Staffel von «The Clone Wars». Als Droide, der Tausende Jahre lang Jedi-Jünglingen im Jedi-Tempel beigebracht hatte, Lichtschwerter zu bauen – darunter sogar Meister Yoda und Meister Mace Windu.
Tatsächlich ist er weit mehr als ein blosser Sidekick für Ahsoka, der Sprüche klopft. Huyang ist nämlich weise, einfühlsam und gibt gute Ratschläge – ein Lehrer durch und durch. Und wenn er doch mal einen Witz reisst, dann ist der nicht nur lustig, sondern scharfsinnig. So kenne ich Droiden in «Star Wars» gar nicht. Aber mir gefällt’s. Sehr sogar. Vor allem im Original, wo er – wie schon damals in «The Clone Wars» – von «Dr. Who»-Darsteller David Tennant gesprochen wird.

Quelle: Disney / Lucasfilm
Und ja, dann ist da auch noch die sturköpfige Mandalorianerin Sabine Wren. Natürlich ist sie da. Muss sie ja fast. In «Rebels» wurde schon angedeutet, dass sie und Ezra die innigste Beziehung aller Charaktere hatten – nicht romantisch, sondern ähnlich wie Geschwister. Dass sie bei der Suche nach Ezra nicht fehlen darf, war darum von Anfang an klar. Tatsächlich entwickelt sich Sabine zur zweiten Protagonistin der Serie. Überhaupt scheint sich in «Ahsoka» thematisch viel um die zwar vertrauensvolle, aber oft auch komplizierte Meister-Schüler-Beziehung im Jedi-Orden zu drehen. Dass Sabine einst Ahsokas Padawan war, ist dennoch auch für mich als Kenner der Animationsserien neu (und wäre die Enthüllung nicht schon im obigen Trailer, hätte ich es hier auch nicht erwähnt).
Fazit nach zwei Folgen: Bitte weiter so!
Viel gibt’s nicht mehr zu sagen. Nicht nach nur zwei Folgen. Aber wenn die Serie so weitergeht, wie sie begonnen hat, dann habe ich auch keine Angst vor dem Ende. Bis dahin ist die Rückkehr zu vielen Lichtschwertkämpfen, knackiger Action, schön inszenierten Raumschlachten und toller orchestraler Musik von Kevin Kiner, der auch schon für «The Clone Wars» und «Rebels» musikalisch in die Tasten haute, ein wahrer Genuss.
Gutes altes «Star Wars» eben.
«Ahsoka» beginnt am 23. August 2023 um 3:00 Uhr morgens mit einer Doppelfolge auf Disney+. Laufzeit der ersten Folge: 54 Minuten. Laufzeit der zweiten Folge: 42 Minuten.
Titelfoto: Disney / Lucasfilm41 Personen gefällt dieser Artikel
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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»