Akku der Zukunft? Das können die Lithium-Ionen-Batterien von Pale Blue
Lithium-Ionen-Technologie gibt es in fest verbauten Akkus von Smartphones – und ziemlich neu auch in wiederaufladbaren Batterien. Die Handhabung der Pale-Blue-Akkus hat mich im Test überzeugt.
Für die Umwelt sind wiederaufladbare Batterien klar besser als die Wegwerfvariante. Sie haben jedoch auch Schwächen. Das Laden dauert gefühlte Ewigkeiten, wenn du das Ladegerät überhaupt findest. Sie entladen sich, wenn sie ungenutzt herumliegen. Und sie bringen oft nicht genug Spannung, erst recht nicht, wenn sie schon einige Ladezyklen hinter sich haben.
Das junge Unternehmen Pale Blue aus den USA verspricht die Lösung des Problems: Batterien, die sich flott wieder aufladen lassen und hohe Spannung liefern. Das wollte ich ausprobieren: Der Handelsvertreter für Pale Blue in der Schweiz hat mir eine Auswahl an Pale Blues zum Testen zugeschickt.
Das gibt’s fürs Geld
Bei der Verpackung wird der Hersteller den Öko-Ansprüchen schon einmal gerecht. Die Batterien landen in einem unbeschichteten Karton bei mir. Die übliche Plastikfolie hat man sich also gespart. Im Karton stecken dann aber nicht nur die Batterien, sondern zusätzlich eine Box aus Hartplastik. Na ja, das ist dann wiederum nicht so richtig umweltfreundlich. Später verfliegt mein Unverständnis, denn die Plastikbox ist der perfekte Platz zum Aufbewahren der Batterien, wenn sie einmal nicht im Einsatz sind, sondern ordentlich aufgeräumt sein wollen.
Ausserdem bekommst du in jedem Batterie-Pack ein USB-Ladekabel. Auf der anderen Seite des Kabels sind, je nach Set, zwei oder vier Micro-USB-Anschlüsse verbaut. Die Stecker kommen zum Laden in die Batterie. Typisches Micro-USB-Problem inklusive: In der Hälfte der Fälle versuche ich den Stecker falsch herum einzustecken.
Die positive Überraschung diesbezüglich liefern die fetten C-Batterien, die ich ebenfalls zum Testen bekommen haben. Sie haben sowohl die erwartete USB-Typ-C-Einsteckmöglichkeit, aber eben auf der anderen Seite dann auch noch einen USB-C-Stecker. Jetzt bräuchte ich nur noch Geräte, die solche Batterien benötigen …
Wenig Gewicht und schnelles Laden
Nachdem ich die Pale Blues aus der Box befreit habe und in der Hand halte, fällt mir zuerst auf, wie leicht die Dinger sind. Nur etwa 16 Gramm bringt ein AA-Exemplar auf die Waage. Eine Alkaline M Power, die ich mir als Referenz-Batterie besorgt habe, wiegt dagegen 23 Gramm. Das ist ein Unterschied von 30 Prozent und kann in Gadgets, die vier AA-Batterien benötigen, können knapp 30 Gramm Gewicht durchaus ein relevanter Faktor sein.
Ihr geringes Gewicht verdankt die Pale-Blue-Batterie ihrer Bauart. Statt wie bei herkömmlichen wiederaufladbaren Batterien brauchst du hier kein extra Ladegerät. Du lädst sie mit dem Kabel, das du oben einsteckst. Dort, wo das Kabel steckt, ist dann natürlich kein Platz mehr für Batteriemasse. Etwa einer von fünf Zentimetern Batterielänge geht somit verloren bei der Kapazität.
Ein nettes Gimmick ist die Signalisation von Pale Blue. Ein roter LED-Leuchtring in der AA-Batterie zeigt an, dass die Batterie gerade lädt, ein grüner, dass sie wieder voll ist. Bei den kleineren AAA-Batterien gibt es statt einem Ring einen leuchtenden Punkt. Der Ladevorgang dauert an einem USB-Netzteil rund zwei Stunden, sofern du die Batterien bis auf den letzten Tropfen ausgepresst haben solltest. Herkömmliche wiederaufladbare Akkus brauchen locker viermal so lang, bis sie wieder voll sind.
Hier bewährt sich die Technologie von Pale Blue, die der von fest verbauten Akkus in Smartphones stark ähnelt. Es kommt technisch formuliert ein Lithium-Polymer-Akkumulator zum Einsatz, zusammen mit einem Battery Management System (BMS) für jede Batterie. Damit sollen Tiefenentladung und Überhitzen vermieden werden.
Eine Frage der Leistung
Was nutzt hohes Tempo beim Laden aber, wenn die Batterie nicht genug Saft gibt? Ich habe deshalb gemessen, welche Spannung die AA-Batterie von Pale Blue im Vergleich zur Migros-Alkaline-Batterie liefert. Mein Tester von Varta mit Digitalanzeige misst 1,55 Volt. Mehr als auf der Verpackung versprochen, aber doch weniger als die Einwegbatterie mit 1,62 Volt.
Immerhin ist die Spannung der Pale Blues höher als bei ein paar Amazon-Basic-Akkus, die ich zum Vergleich auch einmal voll geladen habe. Dort waren es 1,43 Volt direkt am Ende des Ladens.
Die Ausgangsspannung eine Batterie spielt vor allem dann eine Rolle, wenn das Gerät, in dem sie eingesetzt wird, eine hohe Nennspannung verlangt. Leider ist das in den seltensten Fällen herauszufinden. Die Hersteller von batteriebetriebenen Geräten geben die benötigte Spannung nämlich nicht an. So musste Kollege Kevin Hofer kürzlich im Selbstversuch lernen, dass eine Holzeisenbahn wohl eine recht hohe Spannung für einige RFID-Funktionen verlangt.
Auch er hat die Pale-Blue-Batterien eingesetzt – ohne Erfolg. Für ihn müssen es daher Batterien sein, die über eine längere Zeit eine hohe Spannung abliefern.
Diese Einwegbatterien versprechen über eine längere Laufzeit hohe Nennspannungen – höher als die 1,2 Volt im Standard «normaler» Batterien.
Irgendwann wird jede Batterie, egal ob zum Wegwerfen nach Gebrauch oder Akku, die sogenannte Entladeendspannung erreicht haben. Die liegt bei etwa einem Volt. Einige Geräte wie zum Beispiel eine Wanduhr mit Quarz-Uhrwerk könnte damit noch auskommen. Bei den meisten Geräten ist das aber zu wenig. Die Batterie ist dann «leer».
Pale Blue hat mir auf Anfrage einen Vergleich geschickt, der die Kurven zur Leistung über die Zeit zwischen den eigenen Lithium-Ionen-Akkus, Alkaline und Ni-Mh-Akkus zeigt.
Das deckt sich auch mit meinen Erfahrungen aus der Praxis, zum Beispiel in einer Velobeleuchtung oder in einem ferngesteuerten Auto. Die Pale-Blue-Batterien haben auch nach ein paar Stunden im Einsatz etwa noch die gleiche Spannung wie zu Beginn. Dafür halten sie nicht so lange durch wie Einwegbatterien. Was an der oben beschriebenen geringeren Kapazität liegen dürfte.
Ich habe versucht, immer ungefähr nach ähnlicher Nutzungsdauer zu messen und zu vergleichen. Das ersetzt natürlich keinen Labortest. Aber ich habe zumindest keine Ergebnisse bekommen, die den Angaben von Pale Blue widersprechen.
Fazit: Pale-Blue-Batterien sind nicht günstig, aber gut
Hinter dem Marketing-Versprechen von Pale Blue steckt tatsächlich eine neue Art Batterie. Eine Revolution sind die in Stromlieferanten in apartem Dunkelgrau-Türkisblau-Design vielleicht technisch, aber für mich als Anwender eher eine Evolution.
Der wichtigste Pluspunkt ist das schnelle Laden. Die Batterien von Pale Blue können ihren Vorteil deshalb dort am besten ausspielen, wo du sie schnell wieder einsatzbereit haben möchtest. Das kann im Kinderzimmer sein, wo tragbare Musikplayer oder quäkende Puppen nach Strom respektive die Puppenmütter und -väter nach Funktion verlangen. Oder auch für Pilotinnen und Piloten von Fluggeräten, deren Controller mit Batterien laufen. Unterwegs und draussen kannst du die Akkus von Pale Blue mit dem Ladekabel sogar mit einer Powerbank wieder aufladen.
Doch dieser Komfort hat seinen Preis: Vier AAs von Pale Blue kosten mehr als doppelt so viel wie «normale» wiederaufladbare Exemplare. Sollten sich die Pale-Blue-Akkus aber tatsächlich ohne Leistungsverlust tatsächlich bis zu 1000-mal aufladen und verwenden lassen, sind sie trotzdem günstiger – auch für die Umwelt besser.
Update (November 2022): Die Pale-Blue-Batterien gibt es jetzt auch mit USB-C-Anschluss zum Laden.
Pale Blue AA USB-C
4 Stk., AA, 1700 mAh
Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.