Aus dem Weg! Weshalb mir Begleiter in Games auf die Nerven gehen
Meinung

Aus dem Weg! Weshalb mir Begleiter in Games auf die Nerven gehen

Sie stehen im Türrahmen und hauen mir die immer gleichen Sprüche um die Ohren: Begleiter-NPCs in Games regen mich auf.

«Sry pet» schreibt mein Teammate in den Chat, während 30 Gegner im Dungeon über uns herfallen und unsere ganze Gruppe innert Sekunden töten. Wiedermal hat das Begleittier (Pet) eines Jägers zu viele Mobs auf uns aufmerksam gemacht und uns alle das Leben gekostet. Wer auch nur einmal «World of Warcraft» gespielt hat, kennt diese Situation.

Begleiter, Companions, Follower, Pets, Amigos, Guns for Hire, oder wie auch immer sie heissen, nerven.

Wohl einer der nervigsten Charaktere in Games: Der möchtegernlustige Roboter Claptrap aus Borderlands.
Wohl einer der nervigsten Charaktere in Games: Der möchtegernlustige Roboter Claptrap aus Borderlands.
Quelle: Gearbox Software

Halt die Klappe, Claptrap!

Sie bleiben im Türrahmen stehen und blockieren den Weg. Sie ruinieren unser Ninja-mässiges Stealth-Gameplay, weil sie sich nicht verstecken. Sie stehen im Kampf auf offenem Feld, werden beschossen und rufen dann um Hilfe. Sie klopfen halblustige Sprüche mit dem Humor eines Sekundarschülers. All das geht mir auf den Geist.

Statt die Story voranzutreiben, lenken Companions zu oft vom Kern des Spiels ab. Zum Beispiel, wenn sie eigene Interessen verfolgen. Ich bin der Retter der Welt. Was juckt mich deine entführte Tochter, dein vom Vampir gebissener Bruder, deine verlorene Liebe oder deine Suche nach einem Artefakt?

Wenn du mir nicht bald aus dem Weg gehst, Chicharron, dann landest du heute Abend auf dem Grill.
Wenn du mir nicht bald aus dem Weg gehst, Chicharron, dann landest du heute Abend auf dem Grill.
Quelle: Valentin Oberholzer

Auf der anderen Seite des Spektrums gibt es Begleiter, die mir blind in jedes Abenteuer folgen. Auch wenn dieses darin besteht, ein ganzes Dorf niederzumetzeln. Im einen Moment vergiften wir zusammen den Brunnen einer Bauernfamilie, im nächsten erzählt mir der Companion, dass ihm seine Familie die Welt bedeutet. Alles klar.

Wenn sich Gamen wie Programmieren anfühlt

Für einen Menü-Hater wie mich geht es noch schlimmer. Manche Spiele geben mir die Möglichkeit die Bürde, meinen Companion besser auszurüsten, zu trainieren, neue Fähigkeiten zu lehren. Wohlgemerkt alles in Menüs. Dabei hasse ich es schon, meinem eigenen Charakter Gegenstände zu craften. Mein Begleiter soll gefälligst selber dafür sorgen, dass seine Ausrüstung unserem Auftrag entspricht. Schliesslich ist er da, um mir zu helfen, nicht umgekehrt.

Mein Horror ist deshalb das Gambit-System in «Final Fantasy XII», mit dem man den Gruppenmitgliedern spezifische Anweisungen geben kann. Und zwar mittels if-then-Befehlen. Da frage ich mich, ob ich in einem Fantasy-Spiel oder in einem Einführungskurs für Informatik bin.

Wenn ich meinen Hirnschmalz in Excel-Tabellen stecke, will ich dafür bezahlt werden.
Wenn ich meinen Hirnschmalz in Excel-Tabellen stecke, will ich dafür bezahlt werden.
Quelle: Square Enix

Hier um zu dienen

Ein akzeptabler Begleiter ist einer, der lästige Aufgaben übernimmt und sich nützlich macht. Er soll den Loot nahegelegener Leichen einsammeln, mein Gepäck tragen oder mich im Kampf heilen. Wenn er die Rolle eines Dieners einnimmt, kann ich damit leben, mit meinem Batman einen Robin mitzuschleppen.

Ansonsten bin ich, wann immer möglich, solo unterwegs. Ich gegen den Rest der Welt. Wenn mein Plan dann nicht aufgeht und ich sterbe, kann ich nur einer einzigen Person die Schuld geben: mir selber.

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Meine Rückzugsorte tragen Namen wie Mittelerde, Skyrim und Azeroth. Muss ich mich aufgrund von Reallife-Verpflichtungen von ihnen verabschieden, begleiten mich ihre epischen Soundtracks durch den Alltag, an die LAN-Party oder zur D&D-Session.


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