Kritik

«Castle Crumble» im Test: Destruktiver Spass für zwischendurch

Das Spielprinzip ist einfach, die Level kurz, die Grafik gelungen – «Castle Crumble» aus dem Katalog von Apple Arcade ist ein nettes, gut gemachtes Game für zwischendurch. Ich hätte mir nur etwas mehr Herausforderung gewünscht.

Am Ende habe ich Hunderte Burgen zerstört. Ich habe Kanonenkugeln, Bomben mit Zeitzündern oder Säurebomben, die Stahlstreben auflösen können, auf sie geschleudert. Bei «Castle Crumble» ist Destruktion dein Auftrag. Level für Level arbeitest du dich voran und zerstörst Burg um Burg.

Hinter dem Spiel stecken die Entwicklerinnen und Entwickler des Studios Orbital Knight aus Polen. Das Team hat auch schon das Physik-Puzzle-Spiel «Spire Blast» für den Arcade-Katalog an Apple verkauft.

Maximale Zerstörung

Als Anfänger zerstörst du bei «Castle Crumble» eine Burg mit einer Kanonenkugel. Ein Tutorial hilft dir beim Zielen und gibt rudimentäre taktische Tipps. Die Steuerung ist extrem einfach und selbsterklärend. Du wählst eine Waffe aus dem Arsenal. Dorthin, wo du dann mit der Maus klickst, fliegt die gewählte Bombe. Auf dem iPad oder dem iPhone bestimmt ein Fingertippen die Flugbahn. Die zu zerstörenden Burgen kannst du von verschiedenen Positionen aus ins Visier nehmen. Dazu verschiebst du ähnlich wie bei Google Maps in der 3D-Darstellung die Ansicht. Nur das Zoomen funktioniert nicht, was aber die gute Steuerung nicht stört.

Bei dieser Burg könnte das Abschiessen der Ballone eine gute Taktik sein. Ihre Sprengladung hilft dann, die Burg dem Erdboden gleichzumachen.
Bei dieser Burg könnte das Abschiessen der Ballone eine gute Taktik sein. Ihre Sprengladung hilft dann, die Burg dem Erdboden gleichzumachen.
Quelle: Martin Jungfer

Das Zurechtdrehen der Burg wird vor allem in späteren Leveln wichtig. Oft müssen Bomben mit Zeitzündern in einem geeigneten Raum der Burg platziert werden, wo sie mit maximaler Sprengkraft detonieren. Je mehr Zerstörung du anrichtest, desto mehr Belohnungen in Form von Pokalen für die globale Rangliste des Spiels und Münzen für den Einkauf von extra Features bekommst du. Im Idealfall machst du den kompletten Bau auf dem Hügel platt.

Auf den Burgen hüpfen zudem frech grinsende pinke Blobs herum. Werden diese «Soldaten» von herumfliegenden Trümmern getroffen oder stürzen mit dem Turm in die Tiefe, gibt es Extrapunkte.

Sprengmeister bei der Arbeit

«Castle Crumble» ist vor allem zu Beginn keine Herausforderung, Scheitern in einem Level ist so gut wie ausgeschlossen. Ich hatte meistens sogar noch das ein oder andere Bömbchen in Reserve. In den ersten Levels lernst du vor allem, deine Fähigkeiten als Sprengmeisterin oder Sprengmeister zu entwickeln. Für Burgen aus Holz reicht die gute alte Kanonenkugel. Bauten aus Beton verlangen nach einer Ladung TNT, die wiederum mit einer Bombe zur Zündung gebracht wird. Oder dir gelingt es, weitere vorher platzierte Sprengladungen durch fallende Trümmer explodieren zu lassen. Das spart Kanonenkugeln in deinem Arsenal. Ich fühle mich wie ein Sprengmeister, der einen komplizierten Gebäudekomplex einebnen und dafür die Schwachstellen der Architektur erkennen muss.

Bisher muss meine Beschreibung von «Castle Crumble» ziemlich zerstörerisch klingen. Woher kommt der Spass? Aus zwei Dingen. Zum einen sind die Level kurz und der Erfolg stellt sich rasch ein. Zum anderen sind die Gesetze der Physik wunderbar ins Spiel eingeflossen. Ich kann die Türme von Burgen durch Treffer von stützenden Bauteilen sogar in die von mir gewünschte Richtung fallen lassen und weitere Teile der Burg gleich mit zerstören. Dazu liefert «Castle Crumble» gelungene Soundeffekte. Erst explodiert die Bombe, dann poltern Steine zu Boden und Holzbalken krachen. Der Sieg wird mit Feuerwerk und Fanfaren gefeiert. Hier ein kurzer Einblick:

Auf dem Weg von Burg zu Burg sammle ich Münzen und Pokale ein. Nach welchem Prinzip ich diese bekomme, ist nicht erklärt, aber auch egal. Ich habe genug davon, um mir im Shop Features zu kaufen, die mir das Zerstören erleichtern, sollten mir die zur Verfügung stehenden Waffen nicht reichen – was aber nie der Fall ist.

Fazit: unterhaltsamer Zeitvertreib

Ich bin eher Fan von Spielen, bei denen es etwas aufzubauen gibt – wie zum Beispiel ein Strassensystem bei «Mini Motorways». Bei «Castle Crumble» muss ich als grosser Zerstörer agieren – moralisch nicht ganz unbedenklich. Ich habe allerdings in früheren Zeiten virtuell auch viel aufgebaut, Städte, sogar ganze Zivilisationen. Da darf ich schon mal ein paar verpixelte Burgen kaputt machen. Auch wenn kleine Kinder in einem gewissen Alter mit Vorliebe echte Türme aus Holzklötzen zerstören – für die «Castle Crumble»-Interpretation empfiehlt Apple neun Jahre als Mindestalter.

Insgesamt ist «Castle Crumble» kein Spiel, das dich an die Grenzen deiner Intelligenz bringt. Auch in höheren Leveln gelingt es meist mühelos, die Burgen zu zerstören – und zwar innerhalb von etwa zwei Minuten pro Level. Ich könnte mir prinzipiell ewig Zeit lassen; ein Zeitlimit gibt es nicht. Anhaltende Motivation liefern die wechselnden Landschaften und die freischaltbaren Waffen. Welche das sind, verrate ich hier nicht, um dir die Vorfreude nicht zu nehmen.

Auf dem Trainingsgelände geht es Feld für Feld vorwärts.
Auf dem Trainingsgelände geht es Feld für Feld vorwärts.
Quelle: Martin Jungfer

«Castle Crumble» ist ein unterhaltsamer Zeitvertreib, ein bisschen wie das Turmbau-Spiel «Jenga», nur umgekehrt. Der Bann von «Castle Crumble» ist geringer als der beim realen Holzklötzchen-Bau. Dafür ist es dann doch zu einfach und das Gameplay in jedem Level zu ähnlich. Dass ich mir für meine gesammelten Münzen eine besondere Zerstörungsmethode kaufen kann, ist nett. Mehr nicht. Gut tun würde dem Spiel zum Beispiel ein Multiplayer-Modus, bei dem ich entweder mit oder gegen andere – vielleicht sogar auf Zeit – Burgen demolieren dürfte.

«Castle Crumble» gibt es seit Februar 2023 im Katalog von Apple Arcade.

11 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln. 

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Kritik

    «SaGa Frontier 2 Remastered» ist nur was für Fans

    von Kevin Hofer

  • Kritik

    «Blood Bar Tycoon» – vom Cocktailshaker zum Vampirfürsten

    von Kim Muntinga

  • Kritik

    «Warhammer 40K Space Marine 2» im Test: ein Action-Fest als wär's das Jahr 2000

    von Philipp Rüegg

3 Kommentare

Avatar
later