Die Fingertip-Grip-Maus: Xtrfy MZ1 – Zy’s Rail
Die MZ1 – Zy’s Rail ist aus der Zusammenarbeit von Peripherie-Hersteller Xtrfy und Maus-Reviewer Zy Rykoa entstanden. Das Ergebnis ist eine super Gaming-Maus für Shooter, deren eigenwillige Form nicht bei allen auf Gegenliebe stossen wird.
Ich habe schon einige Computermäuse gesehen. Von ganz normalen, bis hin zu solchen, die einem Hundekot ähneln. Aber die MZ1 toppt alles.
Frisches Design
Die MZ1 wirkt wie eine beidhändige Maus, ist aber für Rechtshänder ausgelegt – oder zumindest solche, die die Maus mit rechts bedienen. Vorne ist sie sehr flach und hinten etwa gleich hoch wie andere ultraleichte Nager. Schaue ich von hinten über die Maus, erkenne ich die namensgebenden «Rails» – Gleise auf Deutsch. Designer Zy Ryoka alias Rocket Jump Ninja ist ein Fingertip-Gamer. Er hat beim Gamen also nur seine Fingerspitzen auf der Maus. Die MZ1 ist denn auch auf diesen Spielertyp ausgerichtet. Die Rails sollen dabei helfen, die Maus besser zu führen. Weiterer Vorteil für all jene, die nicht gerne auf Löcher greifen: Wenn du mit dem Fingertip-Grip spielst, berührst du keines der Löcher, die das Gesamtgewicht der Maus verringern.
Du kennst den Rocket Jump Ninja nicht? Zy Ryoka ist Maus-Reviewer und langjähriger Shooter-Spieler. Er hat so viele Mäuse getestet wie wohl kein anderer und weiss, wovon er spricht. Bei der MZ1 wollter er mit der Form etwas anderes probieren, weil die meisten Mäuse seit Jahren zwar besser werden, aber immer dieselbe Form haben. Zur Form sagt er:
Zy Ryoka hat ein Video zu seinen Überlegungen gemacht. Darin erfährst du noch mehr zur Form.
Ich bin zwar kein reiner Fingertip Gamer, aber solange ich die Ausdauer dafür habe, spiele ich meist mit diesem Grip. Ich habe tatsächlich den Eindruck, dass ich mit der MZ1 besser treffe, als mit anderen Mäusen, die nicht speziell auf den Fingertip Grip ausgerichtet sind. Ich kann die Maus besser führen und ermüde weniger schnell. Die MZ1 eignet sich auch für den Claw Grip, also wenn nebst den Fingern auch deine Handfläche Kontakt mit der Maus hat. Für den Palm Grip, bei dem deine Hand komplett auf der Maus ruht, kann ich sie hingegen gar nicht empfehlen. Deshalb dürfte die Maus bei weitem nicht für jede:n sein.
Ohne Kabel wiegt die Zy’s Rail nur 56 Gramm. Hier die genauen Masse:
Mit diesen Massen ist die MZ1 kürzer, schmaler und tiefer als beispielsweise eine Logitech G Pro X Superlight. Die ist 15 Millimeter länger und an der breitesten Stelle 4,5 Millimeter dicker. In der Höhe ist die Xtrfy-Maus 5 Millimeter kleiner. Klingt nicht nach viel, fühlt sich in Realität aber komplett anders an.
Exzellente Verarbeitung
Um mir einen Eindruck von der Verarbeitungsqualität zu verschaffen, schüttle ich die MZ1 ordentlich durch. Es ist überhaupt nichts zu hören. Bei manchen Mäusen klappert und rattert es. Bei Zy’s Rail sitzt alles bombenfest.
Weiter übe ich beim Drucktest mit Fingern und Daumen Druck auf das Gehäuse aus. So kann ich eruieren, ob ich ungewollte Tastendrücke auslöse. Nichts da, die MZ1 ist trotz Löchern im Gehäuse sehr solide verarbeitet. Nager mit Löchern tendieren häufig dazu, beim Drucktest zu knarzen und knarren.
Die Haupttasten sitzen sehr fest. Sie haben zwar leichtes Spiel gegen links und rechts, was aber nichts Aussergewöhnliches ist. Da sie sowieso Einbuchtungen haben, drücke ich auch immer am tiefsten Punkt und so fällt das beim Gamen überhaupt nicht ins Gewicht.
Alles in Allem ist die Verarbeitung der Maus im ABS-Gewand top. Auch Fingerabdrücke sind kaum erkennbar.
Switches von Kailh
Bei den beiden Haupttasten der MZ1 setzt Xtrfy auf Switches von Kailh, genauer: den GM 8.0. Die sind für 80 Millionen Klicks ausgelegt. Gemäss eines Reviews von Youtuber Beardedbob, ist dieser Switch sehr gut und er würde ihn auch für Maus-Mods verwenden.
Ich spüre bei den Tasten keinen Hub vor dem Auslösen. So soll das bei Mäusen sein. Auch nach dem Auslösen ist der Hub minimal. Drückst du vorne auf die Tasten, ist etwas weniger Kraft nötig als weiter hinten. Es ist eine Freude, auf die Tasten zu drücken. Auch das Klangbild gefällt mir. Das Geräusch beim Auslösen ist nicht so hochfrequentig wie bei anderen Mäusen, es klingt satt und hallt nicht.
Die Seitentasten sind sehr gut platziert. Auch hier ist der Hub minimal. Da die Maus auf Höhe der Tasten eher flach ist, hat es darunter nicht viel Platz für den Daumen. Hast du also einen Wurstdaumen, liegt dieser unweigerlich auch auf den Tasten.
Das gummierte Scrollrad bietet guten Grip und lässt sich auch seitlich bedienen. Es rastet nach dem Drehen jeweils ein und reagiert sehr zuverlässig. Zum Drücken ist es für meinen Geschmack etwas zu hart.
Das EZcord Pro macht einiges besser als der Vorgänger
Beim Kabel kommt zum ersten Mal das EZcord Pro von Xtrfy zum Einsatz. Dieses soll leichter und flexibler sein als das Standard EZCord, wie es etwa in der M4 zum Einsatz kommt.
Vom gewöhnlichen EZcord war ich nicht angetan. Die Pro-Version macht einiges besser. Sie ist leichter und flexibler. Das Kabel ist kaum spürbar. Dennoch ist es nicht ganz auf der Höhe einer MM710 von Cooler Master oder der Roccat Burst Pro. Ich habe die Maus mit einem Maus-Bungee benutzt, um das Schleifen des Kabels endgültig zu eliminieren.
Rutscht perfekt
Bei den Gleitfüssen setzt Xtrfy auf PTFE – auch bekannt als Teflon. Die sind in drei Zonen angeordnet: Vorne ein Gleitfuss über die ganze Breite und hinten zwei links und rechts. Das klingt im Vergleich zu einer Logitech G Pro X Superlight nach wenig. Bei der können schätzungsweise bis zu 70 Prozent der Unterseite mit Gleitfüssen bedeckt werden. Da die Gleitfüsse der MZ1 jedoch sehr dick sind, gleitet die Maus fantastisch, besser als die Pro X Superlight. Es ist beinahe kein Wiederstand zu spüren.
Gamen und der Sensor
Wie bereits erwähnt ist das Gamen mit dem Fingertip Grip ein Vergnügen. Auch sonst habe ich, bis auf das noch nicht ganz perfekte Kabel, bei der Spielerfahrung nichts zu murren. Meine Testgames «CS: GO», «Kovaak 2.0», «Gears 5» und «Battlefield 5» machen mit der Zy’s Rail ordentlich Spass und ich verteile fleissig Headshots.
Der Pixart-PMW3389-Sensor reagiert subjektiv sehr präzise. Dieser Sensor ist in vielen Mäusen wie der M4 oder auch MM710 verbaut. Um die kleinen, beim Gamen und im Alltag nur schwer spürbaren Unterschiede auszuloten, vermesse ich die MZ1 mit dem Programm MouseTester v1.5. Da sich die Bilder bei uns auf der Page weder vergrössern noch in einer Bildergalerie darstellen lassen, liefere ich dir der Übersichtlichkeit halber jeweils nur die Grafiken der Messungen mit 800 CPI – Characters per Inch. Alle Tests bis auf jene der Polling Rate Consistency – zu Deutsch: Abfragerate – habe ich mit 1000 Hz gemacht.
CPI-Präzision
CPI misst, wie viele Zeichen pro Inch die Maus registriert. Der Sensor der MZ1 kann bis zu 16 000 CPI. Salopp ausgedrückt entscheiden die CPI darüber, wie schnell du den Cursor oder deine Spielfigur über den Bildschirm huschen lässt.
Um die Präzision zu messen, mache ich den entsprechenden Test in MouseTester v 1.5 dreimal und berechne einen Mittelwert. Dazu bewege ich die Maus zehn Zentimeter entlang eines Lineals und das Programm zeichnet die CPI auf. Je näher die aufgezeichneten CPI an den eingestellten CPI sind, desto besser.
CPI | Prozentuale Abweichung | Gemessene CPI |
---|---|---|
400 | -0,5 | 398 |
800 | +0,5 | 803 |
1600 | +1 | 1617 |
3200 | +1,5 | 3242 |
Der verbaute Sensor arbeitet ausgezeichnet. Maximal 1,5 Prozent beträgt die Abweichung. Alles unter 5 Prozent ist sehr gut.
Polling Rate Consistency
Die Polling-Rate gibt an, in welchem Abstand die Maus Informationen an den PC sendet. Je häufiger, desto schneller können Tastendrücke und Bewegungen verarbeitet werden. Bei einer Polling-Rate von 1000 Hz beträgt die Aktualisierungszeit 1 ms. Oder andersrum: Die Maus schickt tausendmal pro Sekunde Informationen an den PC. Die Punkte auf folgender Grafik zeigen dir, wie lange es jeweils dauert, bis das Signal aktualisiert wird. Je näher an der eingestellten Polling rate desto besser.
Polling Rate Consistency MZ1 bei 1000 Hz
Polling Rate Consistency MZ1 bei 500Hz
Polling Rate Consistency MZ1 bei 125 Hz
Bei 1000 Hz arbeitet der Sensor sehr exakt. Die Abweichungen betragen maximal 0,15 Millisekunden. Auch bei 500 Hz sind die Abweichungen mit maximal 0,2 Millisekunden gering. Bei 125 Hz ist der Sensor jedoch weniger konsistent. Hier betragen die Unterschiede bis zu 1 Millisekunde. Ich frage mich aber immer wieder, wer bei einer Gaming-Maus 125 Hz einstellt und wieso. Falls du zu jener Spezies gehörst, schreib’s doch bitte in die Kommentarspalte, das würde mich sehr interessieren.
Tracking Speed
Die Maus muss schnelle Bewegungen korrekt wiedergeben. Beim Test bewege ich die Maus schnell bei verschiedenen CPI-Einstellungen. MouseTester registriert diese Bewegungen und spielt ein Diagramm aus. Die Punkte auf dem Diagramm sind die registrierten Zeichen. Je näher die Punkte an der Linie sind, desto genauer registriert die Maus Bewegungen. Diese sollten möglichst nahe an der Kurve sein. Bewegungen auf der y-Achse sind rot, solche auf der x-Achse blau.
Tracking Speed MZ1
Auch hier sind die Abweichungen gering und wenn, liegen sie im Bereich von maximal 0,1 Millisekunden. Das sind sehr gute Werte und vergleichbar mit einer Pro X Superlight von Logitech G.
Acceleration
Bewege ich die Maus schnell in eine Richtung und dann auf selbem Wege langsam wieder an ihren Ursprungsort, sollten dieselben CPI vom Sensor registriert werden. Um das zu testen, bewege ich die Maus schnell diagonal von einem Punkt A oben links zu einem Punkt B unten rechts und ziehe sie dann langsam den exakt gleichen Weg zurück an den Ursprungspunkt A. MouseTester registriert dabei die Bewegung. Im Idealfall liegen alle von MouseTester registrierten Zeichen auf einer Linie.
Acceleration MZ1
Hier zeigt der Sensor erstmals eine Schwäche. Bis zirka zur Hälfte des Rückwegs hat der Pixart PMW3389 exakt gearbeitet. Bei der letzten Teilstrecke klafft dann jedoch eine Lücke. Zum Vergleich: Bei der Pro X Superlight liegen die Linien exakt aufeinander.
Jitter
Wenn du die Maus auf einer geraden Linie bewegst, sollte sie die Bewegung registrieren und nicht ausscheren. Ich bewege die MZ1 möglichst gerade diagonal und zeichne mit MouseTester die Bewegung auf. Die aufgezeichnete Bewegung sollte diagonal wie meine Bewegung verlaufen.
Jitter MZ1
Auch hier arbeitet der Sensor exakt. Bei Schwankungen/Jitter hätte ich ein Stufenmodell. Es sind keine Ungenauigkeiten zu erkennen. Jitter kommt heute kaum mehr vor. Trotzdem führe ich den Test durch, man weiss ja nie.
Angle Snapping
Angle Snapping entsteht, wenn der Sensor gerade Linien registriert, obwohl ich eigentlich eine leichte Kurve mit der Maus mache. Um den Test durchzuführen, kritzle ich mit der Maus etwas in Paint herum. Meine Zeichnung zeigt: Angle Snapping ist kein Thema.
Angle Snapping MZ1
Weitere Features
Positive News für die einen, negative für die anderen: Die MZ1 läuft ohne Software. Finde ich persönlich top, da ich die Software der meisten Hersteller sowieso mehr als Bloatware erachte.
Hinzu kommt, dass sich die Maus auch ohne Software sehr gut personalisieren lässt. Auf der Unterseite hat es den CPI-Knopf, mit welchem du zwischen acht Stufen – 400, 800, 1200, 1600, 3200, 4000, 7200 und 16 000 CPI – wechselst.
Ebenfalls auf der Rückseite befindet sich ein Schalter, mit der du der Taste oben hinter dem Mausrad verschiedene Funktionen zuweist. Ist der Schalter ganz rechts, fungiert die Taste als F11-Taste. Dieser kannst du dann in Games bestimmten Funktionen zuweisen. Bewegst du den Schalter von rechts eine Stufe nach links, kannst du die Anhebeentfernung entweder auf 1 oder 2,5 Millimeter einstellen. Mit einem weiteren Schritt nach links verstellst du die Polling Rate zwischen 125 und 1000 Hz. Ganz links nimmst du Einstellungen beim RGB vor. Am besten schaust du dir folgendes Video von Xtrfy an.
Beleuchtungszonen hat die MZ1 vier. Hinten durch die Löcher ist der Xtrfy-Schriftzug sichtbar. Weiter hat es unterhalb der linken und rechten Maustaste einen RGB-Strip und das Mausrad ist ebenfalls beleuchtet. Aufgrund der Seitentasten ist der linke RGB-Strip nicht so lange wie der rechte. Mich stört das.
Fazit: Die perfekte Fingertip-Grip-Maus
Mit ihrer eigenwilligen Form sticht die MZ1 aus der Masse der Gaming-Mäuse heraus. Die Form hat ein klares Konzept: Zy’s Rail ist perfekt zum Spielen mit dem Fingertip Grip. Selbst ich als Amateur spiele mit der Maus besser. Spielst du nicht mit Fingertip Grip, solltest du jedoch die Hand von der Maus lassen.
Von der Verarbeitung, der Qualität des Sensors und der verbauten Switches ist die MZ1 tadellos. Das Kabel dürfte noch flexibler sein. Mit knapp 95 Franken kostet das Teil für eine kabelgebundene Maus eine ordentliche Stange Geld. Schon nur deshalb solltest du nur als Fingertip-Grip-Gamer zugreifen.
Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.