Die Zusammenarbeit von Lenovo und iFixit ist noch nicht am Ziel angekommen
Dieses Notebook ist ein Traum für alle, die selber Komponenten austauschen oder reparieren wollen – und trotzdem erst der Anfang.
Für das Thinkpad T14 Gen 5 hat sich Lenovo mit den Reparaturexperten von iFixit zusammengetan. Diese waren aktiv an der Entwicklung des Notebooks beteiligt und stellen Anleitungen und Ersatzteile zur Verfügung. Ich schaue mir an, was sie sich für den einfachen Austausch der Komponenten überlegt haben.
Das Notebook ist allerdings nur der erste Schritt. Christoph Blindenbacher von Lenovo weiß bereits, was demnächst noch besser zu reparieren sein soll und hat eine große Vision.
Eine versteckte Schraube als Hindernis
Um das Thinkpad T14 öffnen zu können, muss ich es umdrehen. Fünf Kreuzschlitzschrauben sehe ich auf seiner Unterseite. Die kann ich mit einem handelsüblichen Schraubendreher lösen. Trotzdem bekomme ich weder die Tastatur noch die Unterseite wie versprochen ab.
Abhilfe verspreche ich mir von den Anleitungen. Der QR-Code auf der Unterseite führt mich allerdings nur auf die allgemeine Seite des Notebooks. Nach etwas Suche finde ich in einer PDF-Datei die nötigen Informationen. Wichtigste Erkenntnis: Es gibt sechs Schrauben. Allerdings ist eine unter dem Aufkleber «Seal Sticker – DO NOT REMOVE» versteckt. Mit etwas Tasten finde ich die Schrauben unter dem Aufkleber. Seine Zerstörung nehme ich in Kauf, um sie herauszudrehen.
Diese versteckte Schraube ist eine von den Zweien, die ich lösen muss, um die Tastatur zu tauschen. In der Theorie soll ich sie etwas nach oben schieben und dann anheben können. Praktisch bin ich jedoch auf die «Opening Picks» aus meinem iFixit-Werkzeug-Set angewiesen. Nur mit den Händen bekomme ich sie nicht weg. Ist die Tastatur draußen, muss ich noch eine Steckverbindung lösen, um ein neues Keyboard einzubauen. Das klappt im Gegensatz zum Ausbau ohne Werkzeug.
Der meistens einfache Weg zum Komponenten-Austausch
Um die Unterseite des Thinkpad T14 abzunehmen, benötige ich nur den Schraubendreher. Sind alle Schrauben gelöst, genügen im Zweifel die Fingernägel, um innerhalb der Deckelscharniere unterzuhaken und die Abdeckung problemlos abzunehmen.
Positiv fällt mir auf, dass die sechs Schrauben im Gewinde fixiert sind. Sie bleiben also in der Abdeckung und gehen nicht verloren.
Lenovo hat die Komponenten, die ich als Nutzer ohne Auswirkungen auf Garantie und ähnliches austauschen darf, beschriftet: SSD, DIMM 1 und 2 sowie das Mobilfunkmodul (WWAN). Der Akku ist nicht extra beschriftet, aber klar erkennbar.
Auf der Suche nach Anleitungen werde ich nur auf dem Akku fündig. Der aufgedruckte QR-Code führt mich auf eine Sammlung hilfreicher Dokumente zum T14 Gen 5. Für die Ersatzteile muss ich in der linken Spalte noch einmal klicken. Auf den anderen austauschbaren Komponenten befinden sich keine QR-Codes. Da sie auch noch in anderen Notebooks zum Einsatz kommen, würde so ein Aufdruck Lenovo zufolge die Ersatzteillagerung deutlich komplexer machen. Sie arbeiten aber derzeit an einer Lösung, auch hier noch weiter zu verbessern.
Ich würde mir ja Anleitungen im Stile von Ikea wünschen. Bei iFixit gibt es diese auch noch nicht. Bei denen herrscht auf der Seite zum Thinkpad T14 Gen 5 noch gähnende Leere. Ich bekomme nur bestätigt, dass es mit 9/10 Punkten sehr gut zu reparieren ist – und könnte selber eine Anleitung erstellen.
Dann wage ich mich mit meinem Wissen eben selbst an die Bauteile. Beim Akku erkenne ich zwei Schrauben, die ich noch lösen muss. Er wird zusätzlich durch zwei Schrauben der Gehäuseabdeckung fixiert. Nachdem die – ebenfalls im Gewinde verankerten – Schrauben gelöst sind, schaffe ich es, die Batterie mit vorsichtigen Bewegungen zu lösen. Ihre Steckverbindung zum Mainboard ist unempfindlich und für mich als Nutzer unkompliziert.
Die SSD – eine einzelne M.2 2280 – ist mit einer Schraube fixiert. Die bekomme ich schnell gelöst. Anschließend wünsche ich mir aber eine kurze Anleitung, die mir verrät, wo ich ansetzen muss, um die SSD zu lösen: Leicht am Ende der Schraube anheben, sich dabei von der «Gummimatte» unter ihr nicht irritieren lassen und dann vorsichtig herausziehen. Wenn man das weiß, ist das Einsetzen danach leicht.
Weiter geht es zum Arbeitsspeicher. Die zwei Riegel befinden sich unter einer silbernen Abdeckung, die ich an einer Lasche anhebe. Hier wünsche ich mir ebenfalls eine kurze Anleitung. Mit etwas herumprobieren und der Erinnerung an die Befestigung anderer RAM-Riegel finde ich aber den Mechanismus: Die silbernen Halterungen rechts und links ein wenig zur Seite schieben. Dann springen die Riegel nach oben und lassen sich herausnehmen. Nach dem Einsetzen neuer Riegel genügt es, sie nach unten zu drücken und die silberne Abdeckung wieder über sie zu setzen.
Die Schraube für das Mobilfunkmodul ist zwar deutlich mit «WWAN» beschriftet, aber ohne eine Anleitung traue ich mich da nicht heran. Gleiches gilt für etliche weitere Schrauben, die ich sehe, die Lenovo zufolge aber vor allem dem ausgebildeten Service-Personal die Arbeit erleichtern sollen und nicht für den Heimgebrauch gedacht sind. Das sind beispielsweise die Schrauben für das Touchpad, die nicht mehr unter dem Mainboard versteckt sind, sondern nur noch unter der Batterie.
An die für den Austausch vorgesehenen Komponenten komme ich gut heran. Mit Tastatur und Akku sind die beiden Komponenten dabei, welche die Kundschaft Lenovo zufolge am häufigsten austauschen will. Anleitungen und Bestellmöglichkeiten für Ersatzteile fehlen mir allerdings. Beides wurde versprochen und würde die Reparatur für Laien erleichtern.
Korrekte Farbwiedergabe darf nicht wichtig sein
Mein Testgerät Thinkpad T14 Gen 5 verfügt über ein entspiegeltes, 14 Zoll großes IPS-Display. Mit einem Seitenverhältnis von 16:10 ist es nicht ganz so schmal wie Modelle mit 16:9-Displays, was ich zum Arbeiten angenehmer finde. Die Auflösung von 1920 × 1200 Pixel sorgt für eine scharfe Darstellung und da das Notebook nicht zum Zocken gedacht ist, geht die Bildwiederholrate von 60 Hertz in Ordnung. Lenovo bietet auch eine Version des T14 mit OLED-Display und höherer Auflösung an.
Die Displayhelligkeit meines Testgeräts gibt Lenovo mit 400 Nits an, was dem aktuellen Standard entspricht. Ich messe sogar etwas über 450 Nits in der Spitze. Das reicht für die Nutzung in Innenräumen locker aus. Wer jedoch auf eine große Farbraumabdeckung angewiesen ist, sollte sich für ein anderes Display entscheiden. Sie liegt nach mehrfacher Messung bei sRGB nur bei 59 Prozent – und Lenovo gibt 100 Prozent an. Bei DCI-P3 und Adobe RGB sind es ebenfalls mickrige 42,5 und 41,8 Prozent.
Eine von vielen Ausstattungsvarianten: der Büro-Rechner
Für mich steht beim Thinkpad T14 Gen 5 die Reparierbarkeit im Vordergrund. Entsprechend fasse ich mich bei der Bewertung der Leistung kürzer. Zudem gibt es das Thinkpad in unzähligen Konfigurationen. Zur Auswahl stehen alleine bei uns acht verschiedene Prozessoren von AMD und Intel. Dazu kommen je drei Varianten an Speicherplatz und Arbeitsspeicher. Aktuell sind es in der Schweiz 25 Modelle und in Deutschland 12 Notebooks, da 13 Geräte mit CH-Tastatur fehlen.
Die folgenden Leistungswerte gelten entsprechend nur für das ThinkPad T14 Gen 5 mit dem AMD Ryzen 7 8840U – inklusive integriertem Radeon 780M-Grafikchip – und 16 Gigabyte Arbeitsspeicher. Bei uns gibt es das Notebook mit diesem Prozessor derzeit nur mit 32 Gigabyte und CH-Tastatur zu kaufen.
Als Vergleich wähle ich das Huawei Matebook X Pro (2024) mit dem Intel Core Ultra 9 185H, der zeitlich zum AMD Ryzen 7 8840U passt, aber etwas höher anzusiedeln ist. Der AMD Ryzen AI 9 HX 370 des Asus Zenbook S 16 stammt dagegen bereits aus einer neueren Chip-Generation.
Für die Arbeit im Büro gut gewappnet
Mit seiner CPU und GPU ist das Thinkpad T14 gut für die Büroarbeit gerüstet. Videocalls, aufwändigere Excel-Dateien und einfache Bildbearbeitung sind kein Problem. Hast du ständig mit großen Dateien oder Datenmengen zu tun, wirst du allerdings mit anderen Chipsätzen kürze Wartezeiten haben.
Vor allem, wenn mehrere Rechenkerne gefordert sind, messen Geekbench und Cinebench beim Core Ultra 9 und dem Ryzen AI 9 zwischen 18 und 39 Prozent mehr Leistung. Im Single-Core-Modus sind es dagegen maximal 10 Prozent. Bei Geekbench schneidet der Intel-Chip dann sogar schlechter ab, als der AMD im ThinkPad.
Beim Blick auf die Grafikleistung bleibt der Radeon 780M-Grafikchip hinter den integrierten Chips der anderen Prozessoren zurück. Der Intel Arc und der AMD Radeon 890M schneiden je nach Grafikschnittstelle zwischen 9 und 42 Prozent besser ab.
PCMark 10 simuliert verschiedene Büroarbeiten und nutzt dabei den gesamten Rechner. Ich schaue hier vor allem auf die Unterwerte für Produktivität (Tabellenkalkulation und Schreiben) sowie Digital Content (Fotobearbeitung, Rendering und Visualisierung sowie Videobearbeitung). Dabei zeigt sich, dass das Thinkpad ein potenter Office-Rechner ist, der nur bei der Erstellung und Bearbeitung von Inhalten etwas hinterher hinkt.
Viele Anschlüsse
Bei den Anschlüssen bietet das Thinkpad als Businessgerät mehr als das durchschnittliche Notebook. Es verfügt über zwei USB-A- und zwei Thunderbolt-4-Anschlüsse (USB-C). Dazu kommen HDMI 2.1 und eine LAN-Buchse für das Netzwerkkabel mit
1 Gbit/s. Der Smart-Kartenleser und der SIM-Slot runden das Angebot ab. Drahtlos bietet das Thinkpad T14 Bluetooth 5.3 und Wi-Fi 6.
Der Akku ist klein
Im Vergleich mit dem Matebook X Pro und dem Zenbook S 16 weist das Thinkpad T14 Gen 5 eine deutlich kürzere Akkulaufzeit auf. Über dreieinhalb Stunden Unterschied ermittelt der Akkutest «Modernes Office» von PCMark. Die Leistung der austauschbaren Batterie des Notebooks von Lenovo reicht mit 7:13 Stunden nicht für einen ganzen Arbeitstag.
Allerdings ist der Akku des Thinkpad bei genauerer Betrachtung gar nicht so schlecht, sondern vor allem kleiner. Er hat eine Kapazität von 52,5 Wattstunden (Wh). Die Laptops von Asus und Huawei verfügen jeweils über 78 Wh. Das sind fast 50 Prozent mehr – was in etwa der zusätzlichen Laufzeit entspricht.
Lenovo zufolge lädt der Akku mit einem handelsüblichen 65-Watt-Netzteil in 60 Minuten 80 Prozent seiner Kapazität auf.
Fazit
Ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch lange nicht am Ziel
Mit seiner Reparierbarkeit sammelt das Thinkpad T14 Gen 5 viele Pluspunkte. Tastatur, Akku, RAM und SSD lassen sich mit minimalen Kenntnissen und wenig Werkzeug auswechseln. Ich würde mir aber noch leichter auffindbare Anleitungen wünschen, damit sich auch Neulinge daran trauen.
Vom leichten Austausch einiger Komponenten abgesehen, ist das Thinkpad T14 Gen 5 ein typisches Office-Notebook mit genügend Power für den Büro-Alltag. Von Grafikarbeiten, bei denen Farben wichtig sind, würde ich aber aufgrund der geringen Farbraumabdeckung die Finger lassen – und die Rechenpower lädt auch nicht zum Rendering großer Dateien ein.
Der Akku ist klein bemessen und hat nicht die längste Laufzeit. Er hält ohne Nachladen keinen 8-Stunden-Tag durch. Positiv sind die vielen Anschlüsse sowie Tastatur und Touchpad zu vermerken. Der für Thinkpads typische rote Cursor-Button und die zwei Tasten oberhalb des Touchpads sind nach kurzer Eingewöhnung sehr angenehm.
Pro
- einfacher Austausch von Tastatur, Akku, SSD und RAM
- viele Anschlüsse
- Tastatur und Touchpad
Contra
- eine versteckte Schraube
- geringe Farbraumabdeckung des Displays
- kurze Akkulaufzeit
Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Digitec und Galaxus.