Dieses Kartenspiel in «Final Fantasy VII Rebirth» hat ein eigenes Game verdient
Meinung

Dieses Kartenspiel in «Final Fantasy VII Rebirth» hat ein eigenes Game verdient

«Final Fantasy VII Rebirth» ist ein fantastisches Game. Das Spiel-im-Spiel, «Queen's Blood», ist noch besser. Ein Liebesbrief an eines der besten Minispiele aller Zeiten.

In «Final Fantasy VII Rebirth» muss ich die Welt vor dem Untergang bewahren. Na ja, zumindest theoretisch. Aber alles, woran ich denken kann, ist dieses verdammte Kartenspiel-im-Spiel: «Queen's Blood». Statt die wunderschöne Open World zu erkunden, Quests zu erledigen und Monster zu bekämpfen, bin ich ständig auf der Suche nach «Queen's Blood»-Spielern und Händlern, die mir neue Karten verkaufen.

Das geniale Spiel-im-Spiel hat mich komplett in seinen Bann gezogen. Für mich ist es keine Nebenaktivität, sondern die Hauptattraktion von «Rebirth». Es packt mich sogar mehr als das legendäre «Gwent» aus «The Witcher III: Wild Hunt» – und das will was heissen.

Wie spielt sich «Queen's Blood»?

Das Spielprinzip von «Queen's Blood» ist einfach zu verstehen, aber schwer zu meistern. Das Kartenspiel wird auf einem Spielbrett mit drei mal fünf Feldern gespielt. Alles dreht sich um Raumgewinn und gesammelte Punkte. Jede Karte in meinem Deck hat eine Punktzahl, die meinem Score angerechnet wird, sobald ich sie auf dem Spielfeld platziere.

Die Karten kann ich aber nicht beliebig auf dem Spielfeld platzieren. Am Anfang einer Partie steht mir lediglich die erste linke Spalte zur Verfügung. Mein Gegenspieler startet auf der ersten rechten Spalte.

So startet eine Partie. Ich kann nur auf den mit einem Punkt markierten Feldern Karten platzieren.
So startet eine Partie. Ich kann nur auf den mit einem Punkt markierten Feldern Karten platzieren.
Quelle: Domagoj Belancic

Die restlichen Felder muss ich mir zuerst erkämpfen, bevor ich dort Karten platzieren kann. Das funktioniert so: Nebst der Punktzahl hat jede Karte einen Wirkungsbereich, mit dem ich neue Spielfelder besetze. Einige Karten erobern nur wenige Felder, andere mehr. Das Erschliessungsmuster ist bei jeder Karte unterschiedlich.

Platziere ich beispielsweise den «Security Officer», erschliesse ich die Felder ober- und unterhalb, sowie links und rechts der Karte. Die restlichen Karten auf meiner Hand bringen mir deutlich weniger.
Platziere ich beispielsweise den «Security Officer», erschliesse ich die Felder ober- und unterhalb, sowie links und rechts der Karte. Die restlichen Karten auf meiner Hand bringen mir deutlich weniger.
Quelle: Domagoj Belancic

Die Spielfelder kann ich auch doppelt und dreifach einnehmen. Das ermöglicht mir das Platzieren von besonders mächtigen Karten, die ich auf einfach erschlossenen Feldern nicht ausspielen kann. Bereits vom Gegner eroberte Felder kann ich auch zurückerobern und für mich beanspruchen.

Manche Karten, wie der «Elphadunk» geben viele Punkte und erobern viele Felder. «Elphadunk» kann ich aber nur auf doppelt erschlossenen Feldern spielen (Symbol oben links auf der Karte).
Manche Karten, wie der «Elphadunk» geben viele Punkte und erobern viele Felder. «Elphadunk» kann ich aber nur auf doppelt erschlossenen Feldern spielen (Symbol oben links auf der Karte).
Quelle: Domagoj Belancic

Nach jedem Zug ziehe ich eine neue Karte. Das Spiel endet spätestens, wenn mein Gegner und ich keine neuen Karten mehr spielen können. Abgerechnet werden die erspielten Punkte pro Zeile – habe ich auf einer Zeile mehr Punkte gesammelt als der Gegner, werden mir die Punkte am Gesamt-Score angerechnet. Hat mein Gegner mehr Punkte, steigt sein Score und ich gehe leer aus.

Hier siehst du eine komplette Partie «Queen's Blood»:

Wieso macht «Queen's Blood» so süchtig?

Zugegeben – «Queen's Blood» wird sehr langsam eingeführt und es braucht ein bisschen Zeit, bis man drin ist. In jeder grösseren Stadt und Siedlung finde ich «Queen's Blood»-Spieler, die gegen mich antreten wollen. Nach den ersten Begegnungen hatte ich Angst, dass das Kartenspiel auf Dauer monoton wird. Unter anderem, weil die Gegner anfangs ziemlich dumm und die Kartensets unspektakulär, ja fast schon langweilig sind.

Überall fordern mich «Queen's Blood»-Profis zu einem Duell auf.
Überall fordern mich «Queen's Blood»-Profis zu einem Duell auf.
Quelle: Domagoj Belancic

Diese Sorgen lösen nach ein paar Stunden Spielzeit in Luft auf. Mit jeder neu entdeckten Stadt spiele ich gegen stärkere Gegner und schalte durch Siege neue Karten frei, die mich motivieren, unkonventionelle Strategien zu testen. So gibt es offensive Karten, mit denen ich gegnerische Karten angreifen und im besten Fall zerstören kann. Mit anderen, defensiven Kartentypen stärke ich meine eigenen Karten und erhöhe so meine Punktzahl.

Einige Karten, wie der hässliche «Capparwire», haben spezielle Fähigkeiten.
Einige Karten, wie der hässliche «Capparwire», haben spezielle Fähigkeiten.
Quelle: Domagoj Belancic

Und dann gibt es noch die ganz verrückten Variationen. Mein Liebling: Der «Tonberry King». Ist der hässliche Frosch auf dem Spielfeld platziert, steigert er seine eigene Punktzahl, wenn meine Karten auf dem Spielfeld zerstört werden. Mit dieser Strategie versuche ich zunächst möglichst viele schwache Karten zu platzieren, um diese dann mit eigenen Angriffen zu zerstören. Oder ich provoziere meinen Gegner, die Karten zu zerstören. Immer, wenn mich diese Strategie zum Sieg führt, fühle ich mich wie ein verrücktes Genie.

Die Strategie mit dem Zerstören von eigenen Karten funktioniert nicht immer. Aber wenn sie funktioniert, ist es umso befriedigender.
Die Strategie mit dem Zerstören von eigenen Karten funktioniert nicht immer. Aber wenn sie funktioniert, ist es umso befriedigender.
Quelle: Domagoj Belancic

Die Kombinationsmöglichkeiten und die Anzahl an Deckbuilding-Strategien sind schier unendlich. Ich werde ehrgeizig. Es reicht nicht nur zu gewinnen. Ich will meine Gegner mit verrückten Strategien regelrecht zerstören.

Das Minispiel ist perfekt in die Spielwelt integriert

Besonders gelungen ist, wie das Spiel diese neuen Karten einführt. Nebst Duellen gegen andere «Queen's Blood»-Spieler stehen mir in einigen Städten auch diverse Rätsel zur Verfügung. In diesen werde ich gezwungen, mit limitierten Ressourcen und speziellen Karten neue Spielstile kennenzulernen. Die Rätsel sind quasi ein Spiel-im-Spiel-im-Spiel und machen mir teilweise noch mehr Spass als die eigentlichen Duelle.

Die Rätsel stellen mich mit speziellen Spielsituationen vor Herausforderungen.
Die Rätsel stellen mich mit speziellen Spielsituationen vor Herausforderungen.
Quelle: Domagoj Belancic

Ebenfalls lobenswert ist, wie «Queen's Blood» in die Geschichte des Spiels eingebunden wird. Es gibt gar ein «Queen's Blood»-Turnier, an dem Cloud und seine Teamgefährten teilnehmen können. Das ist mit so unglaublich viel Liebe zum Detail inszeniert, dass ich während des ganzen Turniers ein breites Grinsen im Gesicht habe.

Das «Queen's Blood»-Turnier ist wunderschön inszeniert.
Das «Queen's Blood»-Turnier ist wunderschön inszeniert.
Quelle: Domagoj Belancic

Im späteren Spielverlauf erhält «Queen's Blood» sogar eine eigene Hintergrundgeschichte. Während ich am Anfang ziemlich random gegen irgendwelche Dorfbewohner spiele, offenbart sich mit zunehmenden Duellen ein dunkles Geheimnis hinter dem augenscheinlich harmlosen Kartenspiel. Cloud und seine Gegner werden nach beendeten Partien von dunklen Visionen heimgesucht. Mit der Einführung der mysteriösen Story bin ich doppelt motiviert – ich will nicht nur möglichst viele Gegner mit ausgeklügelten Taktiken zermalmen, sondern auch herausfinden, was es mit den komischen Visionen auf sich hat.

Der Erfinder von «Queen's Blood» meldet sich mit dunklen Visionen bei Cloud und co.
Der Erfinder von «Queen's Blood» meldet sich mit dunklen Visionen bei Cloud und co.
Quelle: Domagoj Belancic

Ich brauche eine Standalone-Version von «Queen's Blood» – und zwar JETZT!

Ich nähere mich dem Ende meiner Odyssee mit «Final Fantasy VII Rebirth». Ich bin aber noch nicht bereit, mich von «Queen's Blood» zu verabschieden. Ich will mehr. Und ich hoffe aus tiefstem Herzen, dass sich Square Enix entschliesst, ein Standalone-Game zu veröffentlichen.

Es kann von mir aus auch nur ein Mobile-Game sein, solange es nicht mit fiesen Mikrotransaktionen zugemüllt wird. Ein paar Verbesserungsvorschläge hätte ich aber. So wünsche ich mir zusätzliche, grössere Spielfeld-Layouts. Und ich will durch Zufall bestimmen, wer eine Partie anfängt – in «Rebirth» muss nämlich immer ich anfangen. Aber das sind Details, die schnell angepasst sind.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit für die Erfüllung meines Wunsches eher gering ist. Die «Final Fantasy»-Spielserie ist bekannt für ihre hervorragenden Minispiele. Auch Kartenspiele gab es in der Vergangenheit schon: «Triple Triad» in «Final Fantasy VIII» und «Tetra Master» in «Final Fantasy IX». Richtige Standalone-Releases haben diese Mini- und Kartenspiele nie bekommen. Bleibt zu hoffen, dass sich Square Enix von CD Projekt Red inspirieren lässt. Das «Witcher»-Kartenspiel «Gwent» hat sowohl mit dem kompetitiven Online-Spiel als auch mit einem Singleplayer-Game zusätzliche Erfolge feiern können.


Noch mehr «Final Fantasy VII Rebirth» findest du in der Spielkritik von «Final Fantasy»-Experte Kevin:

  • Kritik

    «Final Fantasy VII Rebirth» ist alles, was ich mir gewünscht habe

    von Kevin Hofer

Tipps für den Spieleinstieg gibt es hier:

  • Ratgeber

    7 Tipps, die dir den Einstieg in «Final Fantasy VII Rebirth» erleichtern

    von Kevin Hofer

Titelbild: Square Enix

9 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Meine Liebe zu Videospielen wurde im zarten Alter von fünf Jahren mit dem ersten Gameboy geweckt und ist im Laufe der Jahre sprunghaft gewachsen.


Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

Kommentare

Avatar