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Für einmal ohne RGB: Corsair MP600 Pro im Test
Als einer der Ersten hat Corsair PCIe 4.0 fähige SSDs gelauncht. Etwas mehr als zwei Jahre später frischt der US-Hersteller die MP600 auf. Die MP600 Pro schliesst die Lücke zu den im letzten Jahr veröffentlichten Spitzenmodellen von Samsung und Western Digital.
Die MP600 Pro sieht mit ihrem fetten Kühlkörper echt schick aus. Schade nur, dass ich den Kühlkörper zum Verbauen auf meiner Testbench entfernen muss: Das Teil hat schlicht nicht Platz. Das dürfte noch bei vielen High-End-Mainboards der Fall sein, da die vorinstallierten Kühlkörper keinen Platz lassen.
Die Corsair MP600 Pro kommt im M.2-2280-Formfaktor und nutzt die NVMe-Schnittstelle. Intern verwendet sie den neuen Phison E18 Controller gepaart mit Intel 96 Layer TLC Flash-Speicher. Ein Hynix-DRAM-Chip bietet 1 GB Speicherplatz für die Zuordnungstabellen der SSD. Dieser Speicher dient dazu, Daten schneller zu finden.
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Die Corsair MP600 Pro ist in Kapazitäten von 1 TB und 2 TB erhältlich. Die Lebensdauer beträgt 700 Terabytes Written (TBW), beziehungsweise 1400 TBW. Für Wasserkühlungs-Freaks gibt es auch eine wassergekühlte MP600 Pro Hydro X. Die hat einen Wasserblock anstelle des Metallkühlkörpers drauf. Corsair gewährt auf den MP600 Pro fünf Jahr Garantie.
Bei der sequenziellen Leserate gibt Corsair bei allen Modellen bis zu 7000 Megabytes per Second (MB/s) an. Die sequenzielle Schreibrate ist jedoch vom Speicherplatz abhängig: Das 1-TB-Modell bietet bis zu 5500 MB/s, das 2-TB-Modell bis zu 6500 MB/s. Ich teste das 1-TB-Modell, das mir Corsair für diesen Test zur Verfügung stellt.
Falls du mehr zur Funktionsweise von SSDs wissen möchtest, empfehle ich dir folgenden Artikel:
Falls du dich für Testmethode und Set-up interessierst, findest du weiter unten die Informationen dazu.
Sequenzielle Schreib- und Lesegeschwindigkeit im ATTO Disk Benchmark
Mit maximal 6060 MB/s erreicht die MP600 Pro die angegebene Lesegeschwindigkeit von 7000 MB/s nicht. Die volle Lese- und Schreibgeschwindigkeit entfaltet die SSD erst ab ungefähr 256 KB Dateigrösse und fällt dann bei noch grösseren Dateien auf durchschnittlich 5930 MB/s. Die maximale Schreibrate liegt bei 5,26 GB/s. Bei der Lesegeschwindigkeit reicht es nicht ganz an die SN850 von WD heran, dafür ist die MP600 Pro bei der Schreibgeschwindigkeit Spitze.
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Zufällige Zugriff und noch mehr zur sequenziellen Geschwindigkeit
Mit einem Gesamt-Score von 23 599,79 erreicht die MP600 Pro eine rund zwölf Prozent höhere Score als die SN850, die einen Score von 21 042,55 erreicht. Das bessere Ergebnis hat die MP600 Pro der Schreibleistung zu verdanken. Beim Lesen liegen nämlich sowohl SN850 von Western Digital als auch 980 Pro von Samsung vor der Corsair-SSD. Vor allem beim zufälligen Lesen liegt die Konkurrenz vorne. Beim Schreiben liefert die MP600 Pro durchs Band bessere Werte ab. Da war auch schon die MP600 sehr stark.
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PCMark 8 und Temperaturen
Beim PCMark 8 liegt die MP600 Pro an zweiter Stelle. Der Unterschied zur Schnellsten, der SN850, beträgt aber nicht mal ein Prozent. Da beim PCMark 8 tatsächliche Szenarien getestet werden, zeigt sich, dass die unterschiedlichen Geschwindigkeiten im Alltag weniger ins Gewicht fallen, als ein synthetischer Benchmark vermuten lässt. Der PCMark-8-Test dauert ungefähr eine Stunde. Währenddessen ist die SSD immer aktiv. Deshalb lässt sich bei diesem Benchmark am besten eine Aussage zur Temperatur machen.
Die MP600 Pro ist im Leerlauf 44° Celsius warm. Während des Benchmarks erhöht sich die Temperatur auf 54° Celsius. Das ist sehr gut, denn die SN850, 980 Pro und MP600 werden alle wärmer; 60°, 76° und 65° Celsius sind doch teils happige Unterschiede. Bei all den Tests war es zwischen 20° und 25° Celsius im Büro. Alleine durch die Umgebungstemperatur lassen sich die Unterschiede also nicht erklären und das Ergebnis der MP600 Pro ist tatsächlich sehr gut.
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Ladezeiten und Installationsdauer bei Games
In realen Szenarien sind die Unterschiede zwischen den SSDs gering. Das zeigen die Ladezeiten in Games.
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Obwohl die MP600 Pro in den synthetischen Benchmarks sehr gut abgeschlossen hat, ist sie beim Ladezeitentest nie am schnellsten. Mehr noch: Die ältere MP600 schlägt in «Rise of the Tomb Raider» alle anderen. Zur Erklärung: Ich zeichne den Bildschirm bei den Ladezeiten auf und schneide dann die Ladebildschirme auf das Frame genau in Premiere Pro. Deshalb dauert eine Sekunde 25 Frames. In Realität wirst du die Unterschiede bei den Ladezeiten kaum bemerken.
Bei der Installation von «CS: GO» zeigt die MP600 Pro, dass sie schnell im Schreiben ist: Das Game ist fünf Sekunden schneller installiert als auf der SN850.
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Kopieren von Dateien
Beim Kopieren der beiden unkomprimierten Filme – «There will be Blood» und «Starship Troopers» – mit insgesamt 69 GB bleibt die MP600 Pro hinter der SN850. Die Corsair-SSD überträgt die Daten während den ersten 50 GB mit durchschnittlich 1,8 GB/s. Danach bricht die Geschwindigkeit jedoch ein und beträgt nur noch rund 800 MB/s für die restliche Dauer. Da die SSD nicht wärmer als 48° Celsius wurde, gehe ich davon aus, dass der SLC-Cache bei 50 GB erschöpft ist.
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Testmethode und Set-up
Um die Temperatur der SSDs zu überwachen, verwende ich CristalDisk Info. Das Tool gibt mir darüber hinaus Informationen zur Gesundheit der Laufwerke, der Schnittstelle, und dem Übertragungsmodus. Falls du dich für den Einfluss der Temperatur auf die Geschwindigkeit einer SSD interessierst, gibt’s das in diesem Artikel:
Der ATTO Disk Benchmark verwendet nicht komprimierte Daten. Dabei testet er Lese- und Schreibleistung verschiedener Übertragungsgrössen von 512 B bis 64 MB beim sequenziellen Lesen und Schreiben. Die Angaben zur Lese- und Schreibleistung vieler Hersteller beruhen auf dieser Testmethodik: Sie liefert bessere Ergebnisse, da Rohdaten schnell gelesen und geschrieben werden. Im Alltag kriegen es SSD aber auch mit komprimierten Daten zu tun, weshalb ich noch weitere Benchmarks mache.
Der Benchmark von Anvil’s Storage Utilities gibt nicht nur die Lese- und Schreibgeschwindigkeiten an, sondern auch Informationen zu Input/Output Operations per Second (IOPS) und den Antwortzeiten. Zudem kann ich den Anteil komprimierter und nicht komprimierter Daten im Benchmark bestimmen. Erstere stelle ich auf 46 Prozent. Die restlichen Einstellung lasse ich auf Standard.
An einem tatsächlichen Szenario orientiert sich der Storage Benchmark von PCMark 8. Der PCMark-8-Storage-Test simuliert Arbeitsschritte diverser Anwendungen aus der Adobe Creative Suite, Microsoft Office und Spielen. Er zeichnet die Speicheraktivität auf und generiert auf Basis der gespeicherten Festplattenaktivität einen Benchmark-Score.
Nebst den drei Benchmarks messe ich bei «Final Fantasy XV», «Rise of the Tomb Raider» und «Resident Evil 2 Remake» die Dauer der Ladezeit. Anschliessend installiere ich noch «CS: GO» und schaue, wie lange die Installation dauert.
Zu guter Letzt kopiere ich noch zwei unkomprimierte Filme mit einer Gesamtgrösse von 69 GB von der SN850 auf die SN850 selbst und messe die benötigte Zeit für die Datenübertragung. Dieser Test erlaubt es mir zu eruieren, ob die SSD ab einer gewissen Datenmenge die Übertragungsgeschwindigkeit runterdrosselt.
Den Test mache ich auf unserem DimasTech Easy V3.0 Benchtable mit folgenden Komponenten:
Jeden Test führe ich je dreimal durch und nehme das beste Ergebnis. Das Betriebssystem läuft nicht auf der Test-SSD. Sie ist ein reiner Datenspeicher für den Test.
Fazit: Corsair ist zurück im PCIe 4.0 Game
Die MP600 Pro überzeugt im Test vor allem bei der Schreibleistung. Das zeigt sich in den synthetischen und Real-World-Tests. Bei der Leseleistung hinkt die Corsair-SSD der Konkurrenz jedoch etwas hinterher.
Die meisten User werden den Unterschied zwischen SN850 von Western Digital, 980 Pro von Samsung und Corsair MP600 Pro nicht bemerken. Selbst die MP600 liefert für Otto-Normaluser immer noch mehr als genug Geschwindigkeit. Für Power User, die mit grossen Datenmengen zu tun haben, Videos schneiden oder ähnliches, macht eine schnelle SSD aber definitiv Sinn.
Preislich ist die MP600 Pro derzeit teurer als die SN850 oder 980 Pro. Dafür kommt sie mit Kühlkörper. Die SN850 gibt’s auch mit Kühlkörper, so ist sie jedoch deutlich teurer als die MP600 Pro. Hast du auf deinem Mainboard Platz für den Kühlkörper, ist die MP600 Pro auf jeden Fall einen Blick Wert.
Für die etwas Preisbewussteren dürfte die MP600 in der nicht Pro Version oder die MP600 Core mit QLC- statt TLC-NAND eine gute Alternative sein. QLC-NAND ist beim Schreiben langsamer und nutzt schneller ab.
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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.