Galaxy S22 im Test: Darum enttäuscht mich Samsungs neues Flaggschiff
Obwohl das Galaxy S22 seinem Vorgänger zum Verwechseln ähnlich sieht, ist plötzlich alles anders. Wir spüren eine Veränderung des Tempos, die Samsung-Fans Herzschmerz bereiten könnte. Was genau ich damit meine und warum ich vom Samsung-Flaggschiff enttäuscht bin, lest Ihr in unserem ausführlichen Testbericht des Galaxy S22.
Dies ist ein Artikel unseres Content-Partners «Nextpit». Hier findest du den Original-Artikel von Benjamin Lucks.
Pro
- Wirklich schönes Design
- Großartiges Display
- Angemessene Leistung
- Ausgezeichnete Kameras
- Selfies sind genau richtig
- Lange Update-Garantie
Contra
- Unpraktische Form
- Erhitzt sich schnell
- Akku zu klein
- Sehr langsames Aufladen
- Wenige Änderungen gegenüber dem S21
Kurzfazit
Um es kurz zu machen: Beim Samsung Galaxy S22 sehen wir nicht viele Änderungen. Und jene, die wir sehen, sind unbestreitbar mittelmäßig. Samsung fährt im Jahr 2022 einen Sparkurs und behält die meisten sinnvollen Upgrades den Modellen Galaxy S22+ und Galaxy S22 Ultra vor.
Für den Preis von 899 Euro ist das S22 dennoch ein solides Smartphone, und das wird es auch in den kommenden Jahren bleiben. Aber ich bin trotzdem enttäuscht: Während Samsung bei den Innovationen eine Pause einlegt, sollte es wenigstens Detailverbesserungen geben. Doch beim Samsung Galaxy S22 bleiben viele Probleme des Vorgängers bestehen.
Wenn Euch das Samsung Galaxy S21 gefallen hat, wird Euch auch dieses Handy gefallen – aber wenn Ihr Bedenken mit dem Vorgänger hattet, solltet Ihr noch ein Jahr warten – oder Euch anderweitig umsehen.
Design: Viel Form, wenig Substanz
Das Samsung Galaxy S22 weist ein auffallend ähnliches Design zu seinem Vorgänger auf. Als Neuerungen gibt es ein monochromes Farbschema und eine Glasrückseite.
Gefällt:
- Wirklich schön anzuschauen
- Elemente, Materialien und Farben passen perfekt zusammen
- Kompakte Größe und geringes Gewicht
Gefällt nicht:
- Kanten des Rahmens unangenehm zu halten
- Wackelt auf dem Tisch
Die Form des Displays nähert sich dem Quadrat, so wie wir es in den letzten Jahren bei Apple gesehen haben. In Kombination mit der kompakten Größe (6,1 Zoll) liegt das Handy gut in der Hand. Abgesehen von einer Punch-Hole-Notch gibt es optisch nichts, was das Auge ablenkt, und die geringere Länge bedeutet auch, dass sich die Augen weniger bewegen müssen.
Obwohl das Gerät perfekt ausbalanciert ist und man nicht müde wird, es in der Hand zu halten (das Gewicht von nur 167 g trägt ebenfalls dazu bei), sind die Kanten des Rahmens zu scharf. Kurzum: Das Gerät fühlt sich an, als würde man die Ecke eines Tisches berühren. Ein weiterer Nachteil ist das starke Kippeln, mit dem Ihr leben müsst, wenn Ihr das S22 auf einem Tisch liegen habt.
Viele dieser Nachteile könnt Ihr vermeiden, wenn Ihr das Galaxy S22 in eine Hülle packt. Da das ohnehin schon Standard bei vielen Menschen ist, ist die Kritik an der Form für viele Nutzer da draußen also theoretischer Natur.
Display: Augenweide, der man kaum widerstehen kann
Die S-Serie war schon immer für besonders leistungsstarke Displays bekannt. Beim Samsung Galaxy S22 ist es ähnlich, denn das Gerät hat ein helles Dynamic-AMOLED-2X-Display mit einer Bildwiederholfrequenz von 120 Hz und einer Spitzenhelligkeit von 1.300 Nits.
Gefällt:
- Gut sichtbar in direktem Sonnenlicht
- Superflüssig bei 120 Hz
- Großartige Anpassungsmöglichkeiten
Gefällt nicht:
- Kompakte Größe nicht ideal für manche Mobile Games
- Verbraucht eine Menge Akku
Was auch immer auf dem Display landet, ist einfach schön anzusehen! Das ermöglicht Samsung durch die solide Auflösung von 1.080×2.340 (~425 ppi), die flüssige Bildwiederholrate und die HDR10+-Skills. Der direkte Konkurrent, das iPhone 13, wird dabei deutlich abgehängt. Auch die Anpassungsmöglichkeiten in den Einstellungen, mit denen man die Farben nach eigenem Geschmack feinjustieren kann, sind positiv hervorzuheben.
Ebenfalls gut gefällt mir die Möglichkeit, das Display auf die maximale Helligkeit festzusetzen. Das ermöglicht ein optimales Erlebnis beim Spielen oder beim Betrachten von SDR- und HDR-Inhalten. Die Helligkeit ist so dabei so hoch, dass Inhalte selbst in direktem Sonnenschein gut sichtbar sind.
Software: Superlange Software-Updates
Samsung hat auf der Softwareseite hervorragende Arbeit geleistet. One UI 4.0 ist eine umfangreiche Android-12-Oberfläche, die auch für Neulinge intuitiv zu verstehen ist. Wenn Ihr alles über Samsungs Software erfahren wollt, empfehle ich Euch dringend unseren Test zu One UI 4.0.
Hier möchte ich hauptsächlich über die Update-Politik sprechen und darüber, was Ihr von Eurem Samsung Galaxy S22 in dieser Hinsicht erwarten könnt. In Bezug auf Software-Updates hat Samsung vier Jahre für das Samsung Galaxy S22 versprochen. Das bedeutet, dass es die neuesten Android-Versionen bis etwa 2025 erhalten wird. Wenn sich der Release-Zyklus von Android nicht ändert, wird das S22 also erst mit Android 16 keine Updates mehr erhalten!
Mit diesem Versprechen hat Samsung vielen seiner Smartphones ein weiteres Alleinstellungsmerkmal auf dem Android-Markt beschert. Ein Pluspunkt also, wenn Ihr Handys entweder gerne lange nutzt, sie an Eure Familie weitergebt oder nach der Nutzung verkaufen wollt.
Performance: Exynos 2200 wird überraschend warm
Samsung vertraut in Deutschland wieder auf eigene SoCs, die im Jahr 2022 «Exynos 2200» heißen. Im Vorfeld des Releases sorgte der Hersteller dabei mit einer spannenden Gaming-Kooperation mit AMD für Aufsehen. Wie unser Test zeigt, war das aber wohl eher eine Marketing-Kooperation.
Gefällt:
- Solide Leistung für 2022
- Exynos 2200 SoC bei der CPU auf Augenhöhe mit der Konkurrenz
- Gutes Thermal Throttling, sodass man sich nicht die Hände verbrennt
Gefällt nicht:
- GPU kann in Benchmarks nicht mithalten
- Sehr große Schwankungen zwischen einzelnen Testläufen
- Konstante Wärme bei bestimmten Aufgaben
Bei den CPU-Tests erreicht das Exynos 2200 im GeekBench 5 einen beachtlichen Score von 1.158 im Single-Core und 3.414 im Multi-Core. Das ist etwas besser als der Snapdragon 8 Gen 1, den wir im Oppo Find X5 Pro testen konnten und der 846 / 3.324 Punkte erreichte. Aber denkt dran, dass diese Leistung auch zwischen Geräten mit dem gleichen SoC unterschiedlich ist, so dass das Samsung S22 mit dem Snapdragon gut irgendwo dazwischen liegen könnte.
Bei der Grafikleistung performt das S22 allerdings ziemlich unter dem Durchschnitt. Trotz der großen Bedeutung des Namens RDNA2 bietet die Xclipse-920-GPU bei der Grafikleistung einfach zu wenig. In unserem Test konnten wir keine zufriedenstellenden Ergebnisse erzielen, und die Leistung war sehr uneinheitlich.
Bevor wir uns die spezifischen Benchmarks ansehen, möchte ich dennoch betonen, dass alle Spiele mit dem Exynos 2200 flüssig laufen. Zwar ist das Thermal Throttling ziemlich stark, aber unter normalen Spielbedingungen sollte der Nutzer keinen großen Unterschied in der Leistung feststellen. Ein paar Stunden lang in PUBG: New State zu spielen, war eine ziemlich spaßige Erfahrung ohne wahrnehmbare Einbrüche. Und das ist eines der grafisch intensivsten Spiele, die es aktuell gibt.
Im 3DMark Wildlife Test waren die Ergebnisse allerdings sehr unterschiedlich. Unser bestes Ergebnis war 7.035, während das niedrigstes Ergebnis mit 3.535 fast 50 Prozent unter dem Top-Score liegt. Wenn man genauer hinsieht, stellt man fest, dass dies das Ergebnis einer sehr aggressiven Leistungsdrosselung ist. Selbst wenn die Temperaturen ansteigen, überschreiten sie aber nie die kritische Schwelle von 44°C.
Im Wildlife-Stresstest hatten wir einen Spitzenwert von 6.508 und einen Tiefstwert von 3.939. Zum Vergleich: Der Snapdragon 8 Gen 1 des Oppo Find X5 Pro erzielte mit 9.192 / 6.069 fast doppelt so hohe Werte.
Kamera: Endlich echtes Tele
In Bezug auf die Kameras hat Samsung nur wenig große Veränderungen gegenüber dem Samsung Galaxy S21 vorgenommen. Allerdings bietet das S22 endlich eine Telekamera, die auf optische Vergrößerung setzt. Das Galaxy S22 hat mich außerdem mit seiner Farbgenauigkeit und den Details in gut beleuchteten Umgebungen beeindruckt.
Gefällt:
- Bilder der Hauptkamera haben eine hohe Farbgenauigkeit und Detailtreue
- Zoomstufen bis zu 10fach funktionieren hervorragend
- Selfies sind wirklich gut
Gefällt nicht:
- Nachtmodus fast unbrauchbar
- Hintergrundunschärfe kann problematisch sein
Die Hauptkamera ist eine 50-MP-Weitwinkelkamera mit einer Blende von f/1.8 und optischer Bildstabilisierung. Bei guten Lichtverhältnissen war ich beeindruckt, wie einfach man schöne Bilder mit jenen leuchtenden Farben aufnehmen kann, die wir von Samsung kennen. Das Gleiche gilt für die 12-MP-Ultraweitwinkelkamera mit einer Blende von f/2.2.
Neu in der S-Serie ist das 10-MP-Teleobjektiv mit einer Blende von f/2,4. Denn anders als beim «Hybrid-Zoom» mit echtem 1,1-fach-Zoom und digitaler Vergrößerung setzt Samsung nun ein Objektiv mit dreifacher Vergrößerung ein. Hinzu kommt ein optischer Bildstabilisator, der vor allem bei großen Brennweiten sinnvoll ist.
Weiteres Heranzoomen führte zu gemischten Ergebnissen. Mit dem Digitalzoom lassen sich zwar gute Bilder aufnehmen, die Qualität nimmt allerdings mit jeder Vergrößerung deutlich ab. Ich persönlich würde im einstelligen Bereich des Zooms bleiben.
Bei Porträts und Selfies war ich wirklich überrascht. Die Selfie-Kamera, ein 10-MP-Weitwinkelobjektiv mit einer f/2.2-Blende, ist beeindruckend gut. Die Lebendigkeit der Farben kann unter den «falschen» Bedingungen allerdings mal das Gute und mal das Schlechte der Haut hervorbringen. Außerdem schafft die Selfie-Kamera 4K-Videos mit maximal 60fps.
Mein einziges Problem war, dass die automatische Unschärfefunktion in offenen Bereichen Schwierigkeiten hatte, mich zu erkennen. Manchmal sah das ganze wie ein schlechter Photoshop-Job aus. In einem der beigefügten Beispiele wurde die Hälfte meines Ohres abgeschnitten, wahrscheinlich verwirrt durch die In-Ear-Bluetooth-Kopfhörer, die ich trug.
Und schließlich haben wir noch die Nachtaufnahmen. Dies ist ein weiteres großes Ärgernis, da Samsung diesen Punkt ziemlich stark beworben hat, nur um dann zu enttäuschen. In sehr dunklen Umgebungen braucht man grundsätzlich ein Stativ, da jede kleinste Bewegung eine Aufnahme ruiniert und so leider gute Ergebnisse nicht garantiert sind.
Batterie: Hier fällt das Galaxy S22 endgültig ab
Der Akku ist zugegebenermaßen die größte Enttäuschung von Samsung in diesem Jahr. Mit dem kleineren Gehäuse erhielt das Galaxy S22 auch einen kleineren Akku mit 3.700 mAh. Außerdem befindet sich kein Ladegerät in der Verpackung, und die Ladegeschwindigkeit bleibt mit 25 W auf dem Stand von 2018.
Gefällt:
- Viele Anpassungsmöglichkeiten, um die Energieeffizienz auf eigene Bedürfnisse abzustimmen
Gefällt nicht:
- Kein Ladegerät im Lieferumfang
- Nur 25 W im Jahr 2022 zu schlecht
- 3.700 mAh zu wenig
- Akkulaufzeit von nur einem Tag
Um den Akku von 0 auf 100 % aufzuladen, braucht man mit einem herkömmlichen Ladegerät zwei Stunden, mit einem schnellladefähigen Ladegerät etwa eine Stunde und 30 Minuten. Leider hatte ich kein Original-Ladegerät von Samsung zur Hand, sodass ich die Geschwindigkeit nicht mit dem offiziellen Ladegerät testen konnte. Dieses kostet noch einmal knapp 30 Euro zusätzlich.
Unter normalen Bedingungen solltet Ihr davon ausgehen, dass Euer Handy mit einigen Abstrichen etwa einen ganzen Tag lang durchhält. Wären die Ladegeschwindigkeiten besser, wäre das respektabel. Aber jeden Tag zwei Stunden an der Steckdose zu hängen, ist im Jahr 2022 einfach nicht mehr zeitgemäß. Vor allem, wenn die Konkurrenz inzwischen Ladezeiten von unter 20 Minuten erreicht. Fixt Euch das an, lest am besten den Test des Xiaomi 12 Pro!
Abschließendes Urteil
Die Gefühle am Ende dieses Testberichts kann ich nur als ambivalent beschreiben. Denn die Kameras und die Verarbeitung sind erstklassig, das Display wie gewohnt hervorragend und die Update-Gewährleistung sucht bei Android Ihresgleichen. Aber das sind so ziemlich alle guten Dinge, die ich dem Galaxy S22 abfinden kann. Es sind wichtige Eigenschaften, allerdings sollte ein Premium-Handy meiner Meinung nach mehr bieten.
Das fängt an bei der durchwachsenen Leistung, die zwar 2022 völlig ausreicht, aber hinter der Konkurrenz liegt. Hinzu kommt das langsame Quick-Charging sowie der schlichtweg zu kleine Akku. Im Testzeitraum sind mir der eher mittelmäßige Nachtmodus sowie die scharfen Kanten am Gehäuse des Handys ebenfalls negativ aufgefallen.
NextPit gibt es bereits seit dem Jahr 2009. Damals noch als reiner Android-Blog unter dem Namen AndroidPIT gestartet, ist NextPit mittlerweile zu einer der größten Communities Europas rund um Smartphones und Digital Lifestyle herangewachsen.