Meta Quest 3
Meta Quest 3 im Test: Ein super VR-Headset mit viel Mixed-Reality-Potential
Die Meta Quest 3 folgt auf die Quest 2 und soll das nächste VR-Flaggschiff auf dem Markt werden. Was kann das Gerät? Ich habe es getestet.
Die kabellose Quest 3 ist die neue VR-Brille aus dem Hause Meta – wobei VR, also Virtual Reality, nur ein Aspekt der Brille ist. Meta wirbt damit, dass die Quest 3 «virtuelle Welten mit realen Welten zu Mixed Reality» verschmelze.
Darüber hinaus hat die Brille gegenüber der Quest 2 einige Verbesserungen erfahren, zum Beispiel bessere Displays mit leicht erhöhter Auflösung, bessere Performance und ein leicht abgespecktes Headset-Design.
Schnell eingerichtet und gut verbunden
Nach dem Einstellen der Kopfhalterung schalte ich die Brille ein und finde mich in einer Videoversion meiner echten Umgebung wieder. Vor mir schwebt gestochen scharf ein virtuelles Menü im Raum. Willkommen in Mixed Reality! Es dauert nur wenige Sekunden, bis ich dem Passthrough soweit vertraue, dass ich mich durch meine Wohnung bewege, ohne Kollisionen zu fürchten.
Bevor du die Quest 3 richtig nutzen kannst, musst du deinen Meta-Account mit der Brille verbinden und dann deinen Spielbereich festlegen. Dazu schaust du dich mit der Brille im Raum um. Der Tiefensensor an der Vorderseite erkennt Wände und Objekte in deiner Umgebung und erstellt davon ein grobes Abbild. Zuzusehen, wie vor meinen Augen in Windeseile ein Gitternetzmodell meiner Wohnung entsteht, hat mich beeindruckt. Du siehst das im folgenden Video:
Da die Quest 3 kein Kabel benötigt und weil du die Umgebung gut erkennen kannst, kannst du tatsächlich spielen, wo du willst. Du hast einen großen Garten? Geh vor die Tür und nutze den Platz aus. Theoretisch kannst du auch spazieren gehen und dabei einen Film in einem virtuellen Browserfenster anschauen.
Eine Verbindung mit dem PC über Kabel oder WLAN, genannt «QuestLink», ist optional möglich. Als Standalone-VR-Brille kannst du Spiele direkt auf dem Headset speichern und spielen, aber «QuestLink» ist eine gute Erweiterung. Du kannst damit Spiele aus der Oculus-App auf dem PC oder von Steam VR auf der Quest 3 spielen.
Ein Augenschmaus: Bildqualität und Farb-Passthrough
Die Quest 3 verfügt, wie die Quest Pro, über Pancake-Linsen, die das Bild gestochen scharf darstellen, auch in den Randbereichen des Sichtfeldes. Die Displays liefern bei einer Pixeldichte von 2436 ppi eine Auflösung von 2064 mal 2208 Bildpunkten pro Auge. Das ist etwas mehr als die Quest 2 mit 1832 mal 1920 Pixel – und fast doppelt so viel wie meine Oculus Rift mit 1080 × 1200. Mit der Oculus Rift war das Lesen von kleinen Texten im virtuellen Browserfenster eine Qual.
Nun kommen wir zu der Frage, die mich bei der Quest 3 am meisten interessiert: Wie gut ist Passthrough? Schließlich funktioniert Mixed Reality nur dann, wenn Passthrough die Welt um uns herum möglichst getreu wiedergibt.
Bei optimalen Lichtverhältnissen ist die Bildqualität und der Eindruck räumlicher Tiefe erstaunlich gut: Die beiden 4-Megapixel-Kameras an der Vorderseite der Brille übertragen das Bild sauber auf die Displays in der Brille. Gute Lichtverhältnisse bedeuten eine möglichst gleichmäßige, gute Ausleuchtung des Raums ohne zu starke Lichtquellen oder Schlagschatten. Ansonsten kann es zu Bildrauschen und Schlieren kommen.
Die 3D-Tonqualität des Headsets ist in Ordnung. Wenn du nicht willst, dass Personen in deiner Umgebung mithören, kannst du per 3,5-mm-Klinke oder Bluetooth externe Ohrhörer verwenden.
Performance und verfügbare Spiele
Im Headset-Gehäuse sorgt ein Qualcomm Snapdragon XR2 der zweiten Generation für eine – laut Meta – verdoppelte Rechenpower im Vergleich zur Quest 2. Der Prozessor ermöglicht besseres Rendering, 4K-Texturen und damit detailliertere Bilder sowie deutlich bessere Schattendarstellungen.
Bisher gibt es noch nicht viele Spiele, die den neuen Prozessor wirklich fordern. Ich habe das brandneue VR-Spiel «Assassin’s Creed Nexus» auf der Quest 3 getestet und bin von der virtuellen Spielwelt begeistert. Die Ladezeit beim Start des Spiels könnte kürzer ausfallen, aber im Spiel selbst gibt es kaum Verzögerungen beim Laden neuer Umgebungen. Das Spiel selbst läuft flüssig.
Auch Spiele, die die Vorteile von Mixed Reality explizit nutzen, sind noch rar. Viele ältere Spiele bieten aber nach und nach ein Mixed-Reality-Update an, zum Beispiel «Demeo», «Keep Talking and Nobody Explodes» und «Linelight».
Eindrucksvoll testen kannst du Mixed Reality mit der kostenlosen Meta-App «First Encounter»: In deinem Spielbereich, der sich auch über mehrere Räume erstrecken kann, spawnen kleine, freche Fellbälle. Du musst möglichst viele davon abschießen und zerlegst dabei nach und nach deinen Passthrough-Raum, sodass ein gerenderter fremder Planet durch die Überreste der Wand zu sehen ist. Wirklich toll ist, dass die Bälle auch Deckungen nutzen: Spawnen sie hinter deiner Couch oder in einem anderen Raum, musst du dich bewegen, um ein freies Schussfeld zu haben.
Der 5060-mAh-Akku der Quest 3 reicht für rund zwei Stunden Spieldauer aus. Mich irritiert etwas, dass es keine Meldung gibt, wenn der Akku fast leer ist: Die Brille schaltet sich einfach aus.
Tragekomfort auch für Menschen mit Brille
Nach rund 20 Nutzungsstunden lautet mein Komfort-Fazit: Sitzt, passt, wackelt und hat Luft. Obwohl das Headset etwas kleiner ist als die Quest 2, wiegt es mit 515 Gramm circa gleich viel. An den Trageriemen hat Meta im Vergleich zur Quest 2 nicht viel verändert. Wenn sie einmal eingestellt sind, ist das Headset schnell aufgesetzt. Aber bis es so passt, dass weder eine Druckstelle an der Stirn entsteht, noch zu viel Gewicht auf den Wangen sitzt, dauert es etwas. Das Tragen eines Haarzopfes geht auch, du kannst ihn einfach durch das Riemendreieck am Hinterkopf ziehen.
Ich habe das Headset meinem brillentragenden Mann zum Praxistest überreicht. Er konnte meine alte Oculus Rift nicht nutzen. Aber siehe da: Die Brille passt problemlos unter die Quest 3. Eine halbe Stunde und ein paar Testspiele später lautet sein Fazit: mehr davon! Das Headset drückt nicht auf die Brillenbügel und dank seines Nasenfahrrads lässt sich das Bild scharf erkennen.
Hand-Tracking: Fühlt sich an wie Science-Fiction
Die neuen Controller haben keine Tracking-Ringe mehr, das Tracking funktioniert aber trotzdem hervorragend. Sie liegen wie bei Meta gewohnt gut in der Hand und machen sich je nach Situation durch dezente Vibrationen bemerkbar.
Die Quest 3 unterstützt ohne weitere Aktivierung darüber hinaus Hand-Tracking. Bei ausreichender Beleuchtung kann das Headset deine Handbewegungen erkennen. Du kannst dann mit deinen Fingern die virtuellen Bedienfelder benutzen. Die Steuerung per Hand-Tracking ist nicht ganz so präzise wie die Controller-Steuerung. Sie reicht aber, um schnell mal eben auf Einstellungen zuzugreifen oder ein Spiel zu kaufen, ohne einen Controller zu bemühen.
Mich hat die Funktion absolut begeistert, denn das war zu Zeiten meiner Oculus Rift 2016 noch nicht möglich. Mit Fingergesten durch virtuelle Menüs zu blättern oder sogar auf einer virtuellen Tastatur zu tippen, versetzt mich direkt in einen Science-Fiction-Film. Die meisten Spiele nutzen aber die präziseren Controller.
Einen Ausblick auf zukünftige Spiele bietet die kostenlose Meta-App «First Hand». Dort nutzt du fast ausschließlich Hand-Tracking, um Gegenstände zu bedienen und dich durch die Welt zu bewegen. Hier kannst du das Hand-Tracking und Mixed Reality in «First Hand» sehen:
Jetzt sind innovative Spieleschmieden gefragt
Die Meta Quest 3 ist keine Revolution, sondern eher eine Weiterentwicklung. Die verbesserte Performance, bessere Linsen und Komfort-Funktionen wie «QuestLink» und Hand-Tracking machen die Quest 3 zu einem super Headset. Sie bringt keine bahnbrechenden neuen Technologien mit, sondern verbessert das, was bereits da war. Wer bisher nur ein altes Gerät wie die Oculus Rift hat, oder noch gar keine VR-Brille besitzt, schnuppert mit der Quest 3 jede Menge Zukunftsluft.
Farb-Passthrough ist dagegen eine vielversprechende Basis für innovativen Mixed-Reality-Content. Wenn es hierfür in den kommenden Monaten und Jahren spannende neue Apps gibt, lohnt sich der Umstieg auch für Besitzerinnen und Besitzer einer Quest 2.
Als Oculus-Rift-Spielerin gefällt mir neben der deutlich verbesserten Grafikqualität und Auflösung die Möglichkeit, jederzeit zum Headset greifen zu können. Das Gerät ist schnell eingeschaltet und lässt sich überall verwenden. Nachdem ich mich einmal an Virtual Reality ohne Kabel und externe Sensoren gewöhnt habe, glaube ich nicht, dass ich meine alte Rift nochmal auspacken werde.
Noch ein Wort zu Meta: Man kann von dem Konzern halten, was man will. Dass Meta massiv Daten sammelt, ist hinreichend bekannt. Die Quest 3 ist aber unabhängig davon ein ausgereiftes Produkt mit enorm viel Potenzial zu einem, wie ich finde, fairen Preis.
Titelbild: Debora PapeFühlt sich vor dem Gaming-PC genauso zu Hause wie in der Hängematte im Garten. Mag unter anderem das römische Kaiserreich, Containerschiffe und Science-Fiction-Bücher. Spürt vor allem News aus dem IT-Bereich und Smart Things auf.