Hintergrund

Schweizer Team im GT7-Trailer: «Wir waren selbst überrascht!»

Simon Balissat
15.11.2021

In den neuesten Trailern des Rennspiels «Gran Turismo 7» ist das Auto des Schweizer Rennstalls «Emil Frey Racing» prominent vertreten. Teamchef Lorenz Frey-Hilti erklärt, wie es dazu kam und weshalb er selbst über den Auftritt überrascht war.

Ausserhalb der Motorsport-Szene ist «Emil Frey Racing» kein Begriff. Der Name des Schweizer Automobilhändlers dürfte vielen bekannt sein. Aber dass seit ein paar Jahren ein Rennstall den traditionellen Namen trägt, ist eher eine Randnotiz. Im Sportteil der grossen Zeitungen fehlen die Resultate des Teams, bei SRF Sport sind nur die Formel 1 als Königsklasse und Töffrennen ein Thema. Die «GT World Challenge Europe» findet abseits dieses grossen Rummels statt. In dieser Langstreckenserie fährt «Emil Frey Racing» derzeit mit drei Lamborghini Huracan GT3 Evo um die Meisterschaften. Sie sind eines von 42 Teams in der Serie, Lamborghini einer von neun Herstellern. Umso mehr erstaunt es, dass in den neuesten Trailern des heiss erwarteten Playstation-Rennspiels «Gran Turismo 7» das Auto des Schweizer Teams so prominent vertreten ist – mitsamt Sponsoren, dem ikonischen «Emil Frey»-Logo und dem Schweizer Kreuz. Teamchef Lorenz Frey-Hilti konnte es selbst kaum glauben, als er den Trailer sah.

(Ab 1:35 ist der Huracan mit «Emil Frey» Lackierung zu sehen)

Warum ist ausgerechnet ein Schweizer Team aus der etwas unbekannten Langstrecken-Rennserie «GT World Challenge Europe» in diesen Trailern vertreten und das als einziges Fahrzeug in voller Rennlackierung? Schliesslich gibt es hunderte andere Rennserien auf allen Kontinenten und damit tausende möglicher Teams.

Lorenz Frey-Hilti: Ich war auch total überrascht, als ich den Trailer gesehen habe und sehr dankbar, dass wir berücksichtigt wurden. Ich kenne Yamauchi-san schon seit längerem, aber eine solche Ehrerbietung hätte ich nicht erwartet.

Kazunori Yamauchi hatte als junger Entwickler bei Sony die Idee für ein Rennspiel, das realistischer ist als alles, was zuvor auf Konsolen möglich war. Sony lehnte das Projekt ab, Yamauchi entwickelte daraufhin «Motor Toon Grand Prix» für die Playstation. Ein Spiel das eher an Mario Kart erinnert und damit dem damaligen Trend entsprach. Aufgrund des Erfolges des niedlichen Cartoon-Racers ging Sony das Risiko ein und lies Yamauchi-san seinen Traum des realistischen Racers verwirklichen. Der Rest ist Geschichte. Die zuerst als zu nischig abgelehnte «Gran Turismo»-Serie wurde zur meistverkauften Spieleserie von Sony. Kazunori Yamauchi leitet Polyphony Digital und ist Vizepräsident von Sony Computer Entertainment. Ausserdem fährt er als Amateur selbst Autorennen, oft beim 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring Nordschleife.

Du kennst Yamauchi also persönlich?

Als wir «Emil Frey Racing» 2012 in der heutigen Form gestartet haben, wollten wir mit Autos an den Start, die wir auch in unserem Betrieb verkaufen. Das war ab 2015 neben Jaguar ein Lexus RC-F GT3, den damals nur zwei Teams in Europa hatten. Daher war ich oft an einigen Sitzungen in Japan bei Lexus, um das Auto zu optimieren. Sie haben mich dann zu einem Meeting mit Polyphony geschickt, um sie davon zu überzeugen, dass der Lexus in «Gran Turismo» vertreten sein sollte. Wieso sie ausgerechnet einen jungen Schweizer Mitte zwanzig zum Vizechef von Sony Entertainment schicken, weiss ich bis heute nicht.

Lorenz Frey-Hilti in der Box auf dem Nürburgring.
Lorenz Frey-Hilti in der Box auf dem Nürburgring.

Wie war das erste Meeting mit Yamauchi-san?

Ich bekam 15 Minuten und war sehr nervös. Meine Präsentation habe ich immer und immer wieder geübt. Bei Polyphony wurde ich in ein riesiges Büro geführt, wo neben Kazunori Yamauchi auch ein halbes Dutzend andere, wichtige Leute sassen. Nach meinem dritten Satz hat mich Yamauchi unterbrochen und etwas auf Japanisch an den Übersetzer gesagt. Ich dachte «das war’s, ich habe versagt». Yamauchi wollte wissen, wie alt ich bin. Als ich mein Alter mitteilte, hat der ganze Raum gelacht. Die waren sich nicht gewohnt, dass ein 24-Jähriger eine so wichtige Präsentation hält. Yamauchi-san schien das aber beeindruckt zu haben. Unser Team wurde unterstützt, das Auto wurde ins Spiel aufgenommen und wir sind seither befreundet.

Eines der drei Fahrzeuge im Einsatz in Misano.
Eines der drei Fahrzeuge im Einsatz in Misano.

Jetzt seid ihr von Lexus und Jaguar auf drei Lamborghini umgestiegen. Damit ist der Bezug zur japanischen Marke Lexus nicht mehr da und trotzdem seid ihr im Trailer vertreten. Wie kommt das?

Ich habe Yamauchi-san schon vor längerem darüber informiert, dass wir umgestiegen sind. Polyphony hat dann die ganzen CAD-Fahrzeugdaten und die Logoplatzierungen von uns angefordert, dann haben wir nichts mehr gehört, bis der Trailer kam. Darum hat es mich besonders überrascht, wie prominent wir da drin sind. Viele Hersteller würden ganz viel Geld für den Auftritt zahlen. (lacht) Ob das Auto dann im Frühjahr auch wirklich im Spiel sein wird, werden wir dann sehen. Solche Entscheide sind meistens ganz kurzfristig. Wir hoffen es natürlich fest.

Übt ihr mit «Gran Turismo» Strecken?

Für meine früheren Einsätze auf der Nürburgring Nordschleife habe ich viel mit «Gran Turismo» trainiert. Als Team haben wir heute einen professionellen Rennsimulator für Formel und GT-Fahrzeuge im Einsatz. Die Basis der Grafik ist von Assetto Corsa. Die ganzen Berechnungen für die Simulation sind aber auf uns zugeschnitten und unsere Ingenieure haben viele Einstellmöglichkeiten. «Gran Turismo» spielen einige unserer Fahrer meistens zu Hause und in SimRacing Serien. Wir hatten sogar den Gewinner der GT Academy 2010, Jordan Tresson, als Rennfahrer im Lexus Team. Das war ein Wettbewerb, wo die besten «Gran Turismo»-Spieler eine vollumfängliche Racing-Ausbildung gewinnen konnten.

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«Gran Turismo 7» erscheint im Frühjahr 2022 für PS4 und PS5.

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Als ich vor über 15 Jahren das Hotel Mama verlassen habe, musste ich plötzlich selber für mich kochen. Aus der Not wurde eine Tugend und seither kann ich nicht mehr leben, ohne den Kochlöffel zu schwingen. Ich bin ein regelrechter Food-Junkie, der von Junk-Food bis Sterneküche alles einsaugt. Wortwörtlich: Ich esse nämlich viel zu schnell. 

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