Sennheiser Momentum True Wireless 2
ANC, 7 h, Kabellos
Das neue True-Wireless-Modell von Sennheiser ist gut. Und der Sound übertrifft die kabellose Konkurrenz wieder haushoch. Nur bei einem Punkt gibt’s noch was zu meckern.
Schnell auspacken und verbinden. Das ist das Erste, was mir durch den Kopf geht, als ich die neuen Sennheiser Momentum True Wireless 2 in den Händen halte.
Denn mit der ersten Generation ihrer kabellosen Kopfhörer hat Sennheiser viele Kunden gefrustet. Verbindungsprobleme, Aussetzer und sich selbst entladene Akkus waren die grössten Probleme. Jetzt ist das Nachfolgemodell da.
Der Neue in Schwarz sieht aus wie der Alte – er ist nur etwas kleiner geworden. Damit sitzt er mir noch etwas bequemer in den Ohren. Die Sennheiser True-Wireless-Modelle müssen, um richtig im Ohr zu sitzen, mit einer Vierteldrehung ins Ohr gesteckt werden. Dann sitzen sie tief, aber sehr bequem im Ohr.
Die Verbindung zu meinem Handy bauen die True Wireless 2 schnell auf – viel schneller als das Vorgängermodell. Um die Hörer in Betrieb zu nehmen, muss ich nur kurz auf den kleinen Knopf auf der Rückseite der Box drücken, dann die Ohrhörer rausnehmen, in die Ohren stecken und beide drei Sekunden lang an der Touch-Bedienfläche halten.
Beim alten Modell war dies viel komplizierter, dauerte länger und klappte bei mir erst nach zwei oder drei Anläufen.
Neu sendet Sennheiser beim True Wireless 2 mit Bluetooth 5.1. Vielleicht liegt es an diesem Wechsel, dass die früheren Verbindungsprobleme nicht mehr bestehen. Die haben mich beim Vorgängermodell fast wahnsinnig gemacht. Unterwegs war die erste Version der True Wireless Kopfhörer für mich unbrauchbar.
Das ist jetzt anders. Der aktuellen Situation wegen teste ich die Kopfhörer natürlich fast nur zu Hause. Bei einem kleinen Spaziergang um den Block habe ich jedoch keine Aussetzer. Nur schon da hatte ich mit dem alten Modell Mühe.
Auch als ich kurz an einer Tramhaltestelle vorbei und zum Einkaufen durch die Migros laufe – Orte, an denen Störungen beim alten Modell an der Tagesordnung waren – habe ich keine Probleme. Endlich!
Als Zuspielgerät benutze ich mit dem neuen sowie dem alten Sennheiser Kopfhörer dasselbe Handy, nämlich das Xiaomi Mi Note 10.
Wie schon sein Vorgänger kann der Momentum True Wireless 2 die Bluetooth-Codec AAC, AptX und AptX Low Latency. Das heisst, iOS und Android-Phones funktionieren gleich gut als Zuspielgeräte. AptX Low Latency sorgt dafür, dass beim Videoschauen Ton und Bild synchron sind. Auch das beherrscht das zweite Modell. Mit dem Vorgänger hatte ich da manchmal Probleme. Der Standard-Bluetooth-Codec SBC ist natürlich wie bei jedem Bluetooth-Kopfhörer auch mit dabei.
Die grösste technische Neuerung Sennheisers ist, dass die Ohrhörer neu mit Noise Cancelling ausgestattet sind. Das lässt sich entweder in Sennheisers App oder durch drei Tipper am rechten Ohrhörer einstellen.
Zuhause teste ich das Noise Cancelling zuerst auf dem Balkon. Das Rauschen der vorbeifahrenden Autos filtert der True Wireless 2 zum Grossteil heraus. Stimmen kommen wie bei fast allen aktiven Noise Cancellings relativ gut durch.
Youtube-Fluggeräusche höre ich mit aktiviertem Noise Cancelling nicht mehr. Tiefe Töne kann der True Wireless 2 sehr gut reduzieren, hohe weniger. Das schreibt Sennheiser auch selbst so. Weil die Sennheiser MomentumTrue Wireless 2 schon eine sehr gute passive Abdeckung – also einen Ohropax-Effekt – haben, bemerkst du das aktive Noise Cancelling nicht so stark wie etwa bei den AirPods Pro von Apple, die eher locker in den Ohren sitzen.
Stellst du das aktive Noise Cancelling ein, merkst du, wie alles noch etwas leiser wird, einen Aha-Effekt wirst du aber mit diesem Ohrhörer nicht erleben. Dafür gefällt mir, dass das Sennheiser Noise Cancelling sozusagen kein Grundrauschen hat und auch den Klang nicht negativ beeinflusst.
Sennheisers Marketing-Slogan der True Wireless 2 lautet: «Ohrhörer, die auf Sound setzen.» Obwohl ich solche Slogans eigentlich nicht mag, muss ich Sennheiser hier Recht geben. Der Klang gefällt mir hier von allen derzeitigen True-Wireless-Ohrhörern am besten.
Was mir, wie beim alten Modell am Klang am besten gefällt, ist, dass er sehr gut abgestimmt ist. Ich habe zwar bei einigen Stücken das Gefühl, dass die neuen ein bisschen mehr Bass haben und die Mitten nicht mehr ganz so ausgeprägt sind wie bei den alten. Dennoch, es passt noch immer so gut wie bei keinem anderen In-Ear-Kopfhörer. Die Mitten kommen klar und harmonisch raus und sie werden nicht, wie bei so vielen anderen Kopfhörern von den tiefen Frequenzen übertönt. Die Tiefen sind kraftvoll, aber sie gewinnen nicht unangenehm die Oberhand. Und obwohl der Momentum True Wireless 2 ein In-Ear-Kopfhörer ist, klingt er ab und an fast so gut wie ein Over-Ear-Modell.
Auch die Höhen hat der Ohrhörer im Griff, nichts klirrt oder ist überspitzt. Und egal, welches Genre ich höre – das wäre von EDM über HipHop und Rock bis zu einigen klassischen Stücken alles – der Ohrhörer hat sie im Griff.
Insgesamt würde ich den Klang als warm, präzise und sehr detailreich beschreiben. So gut kriegt das kein anderer True Wireless In-Ear-Kopfhörer hin, den ich kenne.
Obwohl der Durchmesser des neuen Ohrhörers etwa zwei Millimeter kleiner ist, haben die neuen deutlich mehr Akku als die Vorgänger. Sennheiser gibt die Laufzeit mit sieben Stunden an. Das sind drei Stunden mehr. Mit aktiviertem Noise Cancelling kam ich auf knapp sechs Stunden Laufzeit. Verglichen mit der Konkurrenz befindet sich Sennheiser damit im oberen Mittelfeld.
Im Beitrag, in dem ich die neuen Kopfhörer angekündigt habe, habe ich euch nach Punkten gefragt, die ich testen soll. User visualex möchte wissen, ob Sennheiser das Akku-Problem lösen konnte. Also, ob sich der Akku der Kopfhörer nicht mehr selbst entlädt, wenn du ihn über längere Zeit nicht benutzt.
Zwischen den ganzen Tests kann ich den Kopfhörer nur fünf Tage unbenutzt herumliegen lassen. Das Resultat: Der Akkustand ist gleich hoch wie vorher. Schön, hat Sennheiser dieses Problem beim neuen Modell lösen können.
In der Ladebox stecken noch zusätzliche 20 Stunden Laufzeit. Und in nur 10 Minuten ist der Akku schon wieder so voll, dass du etwa 1.5 Stunden Musik hören kannst.
Eine weitere Frage, die gestellt wurde, kam von User Nyze:
Die Kopfhörer können mehr oder weniger unabhängig voneinander benutzt werden. Der rechte Ohrhörer kann verwendet werden, wenn der Linke im Case ist, umgekehrt funktioniert's aber nicht. Dann verlieren beide Ohrhörer die Verbindung.
Beim Vorgänger war die Bedienung am Ohrhörer für mich eine sehr frustrierende Angelegenheit. Das ist jetzt anders: Die beiden Touchfelder reagieren schnell und präzise. Gefällt dir die Belegung der Touchfelder nicht, kannst du diese in der App neu anordnen. An den Ohrhörern kann auch die Lautstärke angepasst werden. Diese Funktion ist zwar nicht neu, ich finde sie aber im Alltag sehr praktisch – vor allem jetzt, wo sie zuverlässig funktioniert. Auch die Smart-Pause-Funktion, also dass die Musik stoppt, sobald du einen Hörer aus dem Ohr nimmst, klappt jetzt zuverlässig.
Etwas nervig an der App ist jedoch, dass sie, auch wenn die Kopfhörer bereits mit dem Handy verbunden sind, die Verbindung der Kopfhörer nochmals sucht. Es dauert damit dann immer jeweils sechs Sekunden, bis sich die App öffnet. Dafür habe ich keine Abstürze mehr, was vorher mit der App öfters vorkam.
Sennheiser gibt an, dass neu bis zu acht Geräte koppelbar sind. Leider unterstützt der True Wireless 2 aber nach wie vor kein Multipoint, also eine gleichzeitige Verbindung mit mehreren Geräten, um zum Beispiel schnell zwischen Phone und Laptop wechseln zu können. Willst du das Zuspielgerät wechseln, musst du zuerst die Verbindung trennen und dann wieder mit dem neuen Gerät verbinden.
Über die Telefonqualität beschwerten sich beim Vorgängermodell viele User. Leider hat sich da nicht viel geändert. Vor allem draussen verstehen mich meine Kollegen nur schlecht. Als ich mit etwa zehn Meter Abstand an einem Spielplatz vorbei gehe, hört meine Kollegin die spielenden Kindern besser als mich. In geschlossenen Räumen verstehen mich aber alle gut.
Sennheiser bietet zum Telefonieren eine Sidetone-Funktion an. Sidetone ist das eigene Feedback deiner Stimme beim Sprechen. Die Funktion soll verhindern, dass du wegen der Geräuschunterdrückung und der passiven Abdichtung der Kopfhörer zu laut sprichst. Aber auch wenn ich die Funktion eingeschaltet habe, bin ich mir nicht sicher, ob ich gerade aus Versehen meine Kollegin anschreie. Mit einem Update hat Sennheiser zwar die Funktion etwas verbessert – zuvor hat meine Stimme manchmal wie in einem grossen, leeren Raum geklungen – richtig gut finde ich sie nach wie vor aber nicht. Telefonieren ohne die Sidetone-Funktion geht, aber die Gefahr, viel zu laut zu sprechen ist dann noch grösser.
Sennheiser hat aus den Fehlern des Vorgängermodells gelernt. Der Momentum True Wireless 2 ist definitiv viel besser als sein Vorläufer. Die schlimmsten Probleme, also dass die Kopfhörer ständig die Verbindung verlieren und sich von selbst im Case entladen, treten beim neuen Modell nicht mehr auf.
Dass die Telefonfunktion nicht gut ist, wird vor allem beim Telefonieren unterwegs zum Ärgernis. So schlimm wie beim Vorgänger ist es zwar nicht mehr, aber es herrscht noch immer Luft nach oben.
Bei einem Kopfhörer ist für mich der Sound am wichtigsten. Müsste ich mich unter den aktuellen True-Wireless-Modellen für eines entscheiden, dann würde ich den True Wireless 2 nehmen. Mit den Schwierigkeiten, also dass die Telefonfunktion nicht gut ist oder dass das aktive Noise Cancelling niemanden aus den Socken haut, kann ich gut leben. Für den Preis dieses Kopfhörers kriegst du zwar mehrere Modelle, die das besser im Griff haben als der True Wireless 2. Dafür musst du dann aber kleine bis sehr grosse Abstriche beim Klang machen.
Legst du bei einem Kopfhörer am meisten Wert auf den Sound, kann ich dir den Sennheiser Momentum True Wireless 2 bedingungslos empfehlen.
Experimentieren und Neues entdecken gehört zu meinen Leidenschaften. Manchmal läuft dabei etwas nicht wie es soll und im schlimmsten Fall geht etwas kaputt. Ansonsten bin ich seriensüchtig und kann deshalb nicht mehr auf Netflix verzichten. Im Sommer findet man mich aber draussen an der Sonne – am See oder an einem Musikfestival.