HMD Pulse Pro im Test: Bietet selbst für ein Einsteiger-Smartphone zu wenig
Produkttest

HMD Pulse Pro im Test: Bietet selbst für ein Einsteiger-Smartphone zu wenig

Jan Johannsen
23.6.2024

Die ersten Smartphones von HMD sind günstige Einsteigergeräte, von denen das Pulse Pro über die beste Ausstattung verfügt. Einen relevanten Schwachpunkt teilt es allerdings mit seinen Geschwistermodellen.

HMD stellt schon seit etwa zehn Jahren Smartphones her. Bisher trugen sie das Label «Nokia». Das ändert sich mit der Pulse-Serie, deren drei Geräte sich vor allem durch ihre Kameras unterscheiden. Das Pro-Modell verfügt nominell über die Kameras mit der höchsten Auflösung. Als gemeinsame Schwachstelle erweist sich allerdings der verbaute Chipsatz.

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    von Jan Johannsen

Zu langsam, um Freude zu bereiten

Bei günstigen Smartphones habe ich den Minimalanspruch, dass sie genug Power haben, um die Benutzeroberfläche flüssig zu animieren. Das ist beim HMD Pulse Pro leider nicht der Fall. Der verbaute Unisoc T606 wurde bereits Ende 2019 vorgestellt und war schon damals für Einsteigermodelle vorgesehen. Ihm stehen zwar sechs Gigabyte Arbeitsspeicher zur Seite, aber selbst die schaffen es nicht, seine Schwäche auszugleichen. Das Bedienerlebnis des Smartphones ist nicht angenehm. Hier spart HMD an der falschen Stelle.

Der Blick auf die Ergebnisse der Benchmarktests zeigt eindrücklich, wie wenig Power der T606 im Vergleich zu den Chipsätzen anderer günstiger Smartphones hat.

Negativer Nebeneffekt des alten Chipsatzes: NFC ist zwar vorhanden, die Datenverbindung ist aber auf 4G sowie Wi-Fi 4 begrenzt und Bluetooth ist nur in der Version 5.0 vorhanden.

Der Akku hat eine Kapazität von 5000 mAh. Ein üblicher Wert für ein Smartphone. Die schwache Hardware hat allerdings keinen positiven Effekt auf die Akkulaufzeit. Im Batterietest von PCMark erreicht das HMD Pulse bei voller Displayhelligkeit 8:12 Stunden. Ein durchschnittlicher Wert, und damit nicht hoch genug, um dafür den Chipsatz in Kauf zu nehmen. Beim Laden nimmt die Batterie maximal zehn Watt entgegen. Damit dauert eine volle Ladung über zwei Stunden.

Alle Anschlüsse befinden sich auf der Unterseite.
Alle Anschlüsse befinden sich auf der Unterseite.
Quelle: Jan Johannsen

Das Pulse Pro bietet im Gegensatz zu den meisten neuen Smartphones einen 3,5-mm-Anschluss. Der ist aber trotzdem kein Grund, zu dem Teil zu greifen. Der 128 Gigabyte große Speicher lässt sich mit einer microSD-Karte erweitern.

Ordentliche Verarbeitung und ein zu dunkles Display

Das HMD Pulse Pro ist für seinen Preis ordentlich verarbeitet. Abstriche gibt es nur beim verwendeten Material für die Rückseite: Hier kommt Kunststoff und kein Metall oder Glas zum Einsatz. Ich finde es trotzdem optisch ansprechend, wenn auch nicht besonders auffällig. Das gesamte Gerät ist nach IP52 vor Staub und Tropfwasser geschützt.

Die Rückseite sieht schick aus.
Die Rückseite sieht schick aus.
Quelle: Jan Johannsen

Auf der Vorderseite schaue ich auf einen 6,65 Zoll großen LCD-Touchscreen mit einer Bildwiederholrate von 90 Hertz. Die Auflösung fällt mit 1612 × 720 Pixel nicht sonderlich hoch aus. Die Pixeldichte liegt mit 265 ppi unter der Grenze von 300 ppi, ab der eine Anzeige für das menschliche Auge als scharf gilt. Der Abstand ist allerdings so gering, dass bereits das Display des Pulse Pro eine hohe Detailgenauigkeit hat. Als problematisch kann sich die geringe Helligkeit von 480 Nits erweisen. Im Sonnenschein ist der Bildschirminhalt nicht gut zu erkennen. Da hilft nur Schatten.

Im Sonnenschein ist das Display nicht hell genug.
Im Sonnenschein ist das Display nicht hell genug.
Quelle: Jan Johannsen

Der Fingerabdrucksensor verbaut HMD im Powerbutton an der Seite des Pulse Pro. Mit ihm lässt sich das Smartphone direkt und zuverlässig entsperren, wenn man es über die Taste aus dem Ruhezustand holt.

Eine Kamera hinten, eine Kamera vorne

Das Kameraangebot beim HMD Pulse Pro ist übersichtlich. Es gibt eine Kamera auf der Rückseite und eine auf der Vorderseite für Selfies. Beide bieten eine Auflösung von 50 Megapixel. In der Praxis kommt aber «Pixel Binning» zum Einsatz. Dabei werden vier Pixel zu einem zusammengefasst. Davon erhofft man sich in der Theorie eine höhere Lichtempfindlichkeit und am Ende eine bessere Bildqualität. Die zweite Kamera auf der Rückseite liefert nur Informationen für den unscharfen Hintergrund bei Porträtaufnahmen.

Zwei Kameralinsen, von denen nur eine Fotos aufnimmt. Die andere liefert nur Daten für bestimmte Aufnahmen.
Zwei Kameralinsen, von denen nur eine Fotos aufnimmt. Die andere liefert nur Daten für bestimmte Aufnahmen.
Quelle: Jan Johannsen

Farbe und Detailgenauigkeit mangelhaft

Die Fotos des HMD Pulse Pro überzeugen mich nicht. Für Touri-Schnappschüsse bei Sonnenschein reicht es. Bei genauerer Betrachtung erweist sich die Farbwiedergabe aber als blass und die Detailgenauigkeit als gering. Die hohe Auflösung alleine garantiert eben nicht alleine gute Bilder.

Die Farben wirken verwaschen und die Detailgenauigkeit ist gering.
Die Farben wirken verwaschen und die Detailgenauigkeit ist gering.
Quelle: Jan Johannsen
Für Touri-Schnappschüsse bei Sonnenschein genügt es.
Für Touri-Schnappschüsse bei Sonnenschein genügt es.
Quelle: Jan Johannsen

Immerhin ist der Umgang mit den Kontrasten zufriedenstellend.

Kontraste bekommt die Kamera, oder genauer ihre Software, ausgeglichen.
Kontraste bekommt die Kamera, oder genauer ihre Software, ausgeglichen.
Quelle: Jan Johannsen

Der maximal sechsfache Zoom ist nur digital. Da schon die ursprünglichen Bilder nicht überzeugen, sieht das Ergebnis nicht besser aus, wenn man einen Ausschnitt daraus vergrößert.

Digitalzoom ist in den seltensten Fällen sinnvoll. Hier das Maximum mit sechsfacher Vergrößerung.
Digitalzoom ist in den seltensten Fällen sinnvoll. Hier das Maximum mit sechsfacher Vergrößerung.
Quelle: Jan Johannsen

Nacht

Bei Dunkelheit schafft es bereits die Automatik, das zur Verfügung stehende Licht auszunutzen. Dabei kommt die Beleuchtung der Nacht gut rüber. Das Bild ist allerdings sehr pixelig und das wird auch mit dem Nachtmodus nicht besser. Er hellt die Aufnahme nur etwas mehr auf.

Das schafft die Automatik bei Dunkelheit.
Das schafft die Automatik bei Dunkelheit.
Quelle: Jan Johannsen
Der Nachtmodus in Aktion.
Der Nachtmodus in Aktion.
Quelle: Jan Johannsen

Selfies

Die Frontkamera scheint ähnlich gut wie die Kamera auf der Rückseite zu sein. Das ist eine Seltenheit, liegt hier aber vor allem an der schlechten Hauptkamera. Für Selfies bedeutet es, dass sie auf dem kleinen Smartphone-Display vorzeigbar sind. Dafür genügt die Detailgenauigkeit und die Farben sehen auch ordentlich aus.

Kein Nachteil gegenüber der Hauptkamera.
Kein Nachteil gegenüber der Hauptkamera.
Quelle: Jan Johannsen

Allerdings darf es nicht zu dunkel sein. Auch bei Selfies sorgt der Nachtmodus nicht für schöne Bilder.

Selbst mit aktivem Nachtmodus sehen die Selfies bei Dunkelheit nicht gut aus.
Selbst mit aktivem Nachtmodus sehen die Selfies bei Dunkelheit nicht gut aus.
Quelle: Jan Johannsen

Schöne Startseite, aber keine lange Lebenszeit

Ab Werk läuft Android 14 auf dem HMD Pulse Pro. Der Hersteller versieht das Betriebssystem mit wenigen Anpassungen. Vor allem die monochromen App-Logos auf der Startseite fallen positiv auf – und erinnern mich optisch an die Oberfläche des Nothing Phone. Die vorinstallierten Apps von Drittanbietern sind ein zum Glück nicht so zahlreich und lassen sich mit wenigen Klicks entfernen.

HMD installiert eine eigene App und fünf Werbe-Apps auf dem Pulse Pro.
HMD installiert eine eigene App und fünf Werbe-Apps auf dem Pulse Pro.
Quelle: Jan Johannsen

Leider plant HMD nur zwei Android-Updates für das Pulse Pro zu liefern. Selbst für ein günstiges Smartphone wünsche ich mir längeren Support. Sicherheitsupdates gibt es nur ähnlich lang.

Fazit

Zu viel gespart

Für günstige Smartphones schraube ich meine Ansprüche herunter. Aber selbst die erfüllt das HMD Pulse Pro nicht. Der Hersteller spart an einigen Stellen zu viel. Das ist ärgerlich, denn so hinterlässt der Erstling unter dem neuen Markennamen keinen positiven Eindruck.

Der Prozessor ist zu langsam, das Display zu dunkel, die Kamera nur bei gutem Licht nutzbar und der Update-Zeitraum zu kurz. Für mich spricht nichts dafür, sich das HMD Pulse zuzulegen. In dieser Preisklasse würde ich lieber zum Moto G54 von Motorola oder dem Samsung Galaxy A15 greifen.

Pro

  • zuverlässiger Fingerabdrucksensor
  • ordentliche Verarbeitung
  • monochrome App-Symbole

Contra

  • Langsame Hardware
  • Niedrige Displayhelligkeit
  • Nur 4G und Wi-Fi 4
  • Kurzer Update-Zeitraum
HMD Pulse Pro (128 GB, Glacier Green, 6.56", Hybrid Dual SIM, 50 Mpx, 4G)
EUR157,56

HMD Pulse Pro

128 GB, Glacier Green, 6.56", Hybrid Dual SIM, 50 Mpx, 4G

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Titelbild: Jan Johannsen

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Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Digitec und Galaxus. 


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