Oculus Rift, HTC Vive oder Playstation VR: Welche VR-Brille ist die richtige für dich?
Hintergrund

Oculus Rift, HTC Vive oder Playstation VR: Welche VR-Brille ist die richtige für dich?

Seit Montag ist Facebooks Virtual-Reality-Brille offiziell erhältlich. Die Oculus Rift ist aber längst nicht das einzige digitale Nasenfahrrad, das um die Aufmerksamkeit der Gamer buhlt. Wer die Mitstreiter sind und welche Brille für euch die Richtige ist, verraten wir jetzt.

Lag in eurem Osternestli auch keine Oculus Rift? In meinem leider auch nicht. Nur gerade die erste Welle von Vorbestellern darf sich das neue Spielzeug überstülpen und sich endlich von der schnöden Realität abkapseln. Lange wird es aber nicht mehr dauern, bis Oculus die Schleusentore öffnet und auch uns Normalsterblichen das Geld aus der Tasche zieht. Bereits in der folgenden Woche ziehen HTC und Valve mit der Vive nach. Und Sony macht im Oktober rechtzeitig fürs Weihnachtsgeschäft den Abschluss. Bei all der Auswahl verliert man schnell den Überblick. Hier also unser Guide mit den spannendsten Kandidaten.

Die Vorreiterin: Oculus Rift

Die Meta Rift VR ist der Pionier unter den VR-Brillen. Der damals 18-Jährige Palmer Luckey war unzufrieden mit dem Ausbleiben der VR-Revolution, also entwickelte er kurzerhand sein eigenes Gerät. Nachdem Entwickler-Gott und Doom-Papa John Carmack Wind davon bekam, bat er Luckey um ein Testgerät und bastelte mal eben einen funktionierenden Doom-3-Port. Den Prototyp präsentierte er anschliessend der Öffentlichkeit an der Game-Messe E3 in Los Angeles 2012. Das Publikum war begeistert und plötzlich war Virtual Reality der neue heisse Scheiss. Dank der unverhofften Berühmtheit konnte Luckey eine erfolgreiche Kickstarter-Kampagne lancieren, die fast 2.5 Millionen US-Dollar einbrachte. Nichts im Vergleich zu den 2 Milliarden, die zwei Jahre später Facebook für das Unternehmen auf den Tisch knallen sollte.

Die Oculus Rift richtet sich in erster Linie an Hardcore-Gamer. Das geht schon aus den happigen Hardware-Anforderungen hervor. Für ein optimales Erlebnis benötigt man mindestens einen PC mit einer Geforce GTX 970 Grafikkarte. Wem das noch nicht das Pipi in die Augen treibt, dann vielleicht der saftige Kaufpreis von 777 Franken. Immerhin sind Kopfhörer, ein Xbox-One-Controller, sowie die beiden Spiele EVE: Valkyrie und Lucky's Tale inbegriffen. Der Preis für die speziell entwickelten Touch-Controller ist hingegen noch nicht bekannt. Dafür bietet die Rift eines der besten VR-Erlebnisse. Das Display ist mit 2160 x 1200 Pixeln vergleichsmässig hochauflösend. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die Auflösung auf zwei Augen verteilt wird. Faktisch starrt man also in einen 1080x1200-Pixel-Monitor, was deutlich unter der Qualität eines Full-HD-Monitors liegt. Für die totale Immersion reichts aber allemal.

Was das Spielangebot anbelangt, so wird es zum Start rund 30 Titel geben. Deutlich mehr als bei typischen Konsolen-Launches. Die wenigsten davon sind allerdings Vollpreistitel. Vieles davon wird voraussichtlich ebenfalls für die HTC Vive und die Playstation VR erhältlich sein.

Die Teure: HTC Vive

Direkter Konkurrent zur Oculus Rift ist die HTC Vive. Sie entstand in Kollaboration mit Valve, der Firma hinter Half-Life und der digitalen Game-Plattform Steam. Technisch liegen die beiden Produkte praktisch gleichauf. Der Hauptunterschied liegt in der Steuerung sowie den Sensoren. Dank zwei Laser-Würfeln kann man sich mit der Vive frei im Raum bewegen, was ein noch intensiveres Spiele-Erlebnis ermöglicht – sofern es vom Spiel unterstützt wird und man genug Platz hat. Denn, wer keine Lust hat, dass die Wohnung nach jeder Partie aussieht, als wäre jemand eingebrochen, bringt besser Ming Vasen und Porzellanfigürchen ausser Reichweite.

Das 3D-Zeichnungs-Programm Tilt Brush gibts zur Vive dazu. Damit sind die abgefahrensten Kreation möglich.

Anders als bei der Rift liefert HTC die Bewegungscontroller gleich mit. Die integrierte Front-Kamera zeigt bei Bedarf was ausserhalb der virtuellen Welt vor sich geht, ohne dass man die Vive abziehen muss. Dafür liegt der Kaufpreis leider auch bei 989 Franken. Habt ihr euch wieder aufgerappelt? Braucht ihr einen Schluck Wasser? Pech gehabt, dafür reicht das Geld nicht mehr, denn es kommt noch dicker.

In Sachen Anforderungen zieht die Vive mit der Rift gleich. Wer also noch keine dicke Gamer-Machine hat, muss so tief in die Tasche greifen, dass er sich an den Füssen kraulen kann. Dafür darf man sich mit 50 Spielen beim Launch die Zeit vertreiben.

Die Massentaugliche: Playstation VR

Die dritte Brille im Bunde, die für «echte» Spiele geeignet ist, kommt aus Japan. Sony PlayStation VR nennt sich das edle Stück und funktioniert in Zusammenarbeit mit einer PS4. Für 500 Franken ist sie die mit Abstand günstigste Option und Dank schicker LED-Beleuchtung erst noch die hübscheste. Wer noch ein paar Move-Controller und eine Playstation-Kamera rumliegen hat, darf zur günstigeren Version greifen. Alle anderen benötigen das komplette Bundle. Durch den verhältnismässig günstigen Preis muss man jedoch auch Kompromisse in Kauf nehmen. So liefert die Playstation VR bloss 1920 x 1080 Pixel bei einem Sichtwinkel von 100 Grad im Vergleich zu den 110, die es bei der Konkurrenz gibt. Auch bei den Sensoren wurde gespart. Kopfhörer kann oder muss man wie bei der Vive eigene benutzen.

Das Einsteigermodell: Samsung Gear VR

Noch günstiger fährt man mit der Samsung SM-R322 Gear VR von Samsung. Vorausgesetzt, man besitzt eines der Flaggschiff-Smartphones der Südkoreaner. Galaxy Note 5, Galaxy-S6-Serie oder die neuere S7-Serie werden derzeit unterstützt. Oft kriegt man die Gear VR beim Kauf der nicht gerade günstigen Samsung-Handys gleich mit dazu. Ansonsten sind es 100 Franken und schon hat man eine echte VR-Brille. Einfach das Smartphone in die Halterung einklicken und schon kanns losgehen. Die Auflösung ist dabei vom Gerät abhängig und variiert zwischen rekordmässigen 2560 x 1440 Pixeln und eher mageren 1280 x 1440 Pixeln. Zwar kann sich das Spiel-Angebot der Gear VR in Sachen Qualität nicht unbedingt mit den teureren Mitbewerbern messen, dafür sind die Preise deutlich tiefer. Aber ich hab ja noch gar nichts zum grössten Vorteil überhaupt gesagt: Die Gear VR ist kabellos! Kein nerviges Kabelwirrwarr und Rumstolpern. Mobil ist sie damit ebenfalls. Wer sich im Zug mal so richtig abschotten will, setzt einfach die Gear VR auf und zieht sich einen Film rein – Kinofeeling pur. Bloss nicht wundern, wenn dabei der Rucksack geklaut wird.

Die (fast) kostenlose: Google Cardboard

100 Stutz sind euch immer noch zu viel? Eieiei seid ihr geizig 😉 Aber keine Sorge, Google hat auch was für Pfennigfuchser. Das ist, wie es der Name vermuten lässt, aus Karton und mit den meisten Smartphones kompatibel – egal ob Android oder iPhone. Das Teil gibt es in zahlreichen Ausführungen bereits ab 20 Franken. Kurz zusammenfalten und ready ist die VR-Brille. Passende Inhalte findet ihr am einfachsten mit der Cardboard-App. Es gibt diverse Spiele und Filme. Ansonsten achtet einfach auf das Cardboard-Symbol, um beispielsweise gewisse Youtube-Videos in VR zu sehen. Die Qualität hängt dabei massgeblich von eurem Smartphone ab. Je höher die Auflösung, desto besser das Bild. Bei dem günstigen Preis sollte man allerdings keine Wunder erwarten.

Das Retro-Teil: Nintendo Virtual Boy

Telltale Games

Wem das alles immer noch nicht passt, für den habe ich noch einen Retro-Joker. 1995 brachte Nintendo den Virtual Boy auf den Markt. Falls ihr noch nie davon gehört habt, müsst ihr euch nicht wundern. Das Spielzeug besitzt gerade mal eine Auflösung von 384 x 224 Pixel und kann lediglich schwarze und rote Farben darstellen. Augenkrebs ist damit garantiert. Der Virtual Boy war ein riesen Flop und nur rund 20 Spiele existieren dafür. Wer keine Angst vor bleibenden Schäden hat, dem kann ich den kleinen Nostalgie-Trip wärmstens empfehlen. Danach wundert man sich auch nicht mehr über die Wii U.

Nein, die Grafik ist nicht klein, es sind deine Augen 😉

Die Qual der Wahl

Ihr seht also die Auswahl an VR-Brillen ist gross und für jeden sollte etwas dabei sein. Für Playstation-4-Besitzer fällt die Entscheidung relativ leicht. PC-Spieler müssen sich fragen, ob sie genug Platz haben, um die Raumvorteile der HTC Vive richtig ausnutzen zu können. Bei der Spieleauswahl liegen alle drei auf Augenhöhe. Für Besitzer eines passenden Samsung-Smartphones lohnt sich der Griff zur Gear VR für einen unkomplizierten und preiswerten Einstieg in die virtuelle Realität. Und wer das Ganze nur mal austesten möchte, greift zu Google Cardboard.

Google Virtual Reality Cardboard 2.5 POP!
VR Brille

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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