OLED-Revolution bei Samsung: Was ist Quantum-Dot-OLED?
Samsung investiert viel Geld, um seine Fabriken auf Quantum-Dot-OLEDs umzurüsten. Ab 2021 soll die Massenproduktion beginnen. Aber was ist Quantum-Dot-OLED überhaupt?
Weg von QLED, hin zu OLED? Ganz so überraschend kommt die Meldung nicht. Lanciert wurde sie von Golem.de. Demnach will Samsung ab 2021 mit der Produktion von Quantum-Dot-OLED-TVs beginnen. Das an sich ist nicht neu; die Nachrichtenagentur Reuters und die südkoreanische Zeitung The Investor haben bereits vergangenen Oktober darüber berichtet. Und ich im August davor, als sich die seit Monaten kursierenden Gerüchte verdichtet haben.
Tatsächlich neu im Kontext der Samsung-Zukunftspläne gemäss Golems Artikel ist, dass die Südkoreaner die Produktion von LCD-Bildschirmen per Ende 2020 gar ganz stoppen wollen. Das würde das Aus für QLED-TVs und -Monitore bedeuten, wie wir sie heute kennen. Denn QLED-Bildschirme sind LCD-Bildschirme mit fluoreszierender Nanopartikel-Beschichtung. Die Nanopartikel nennt Samsung «Quantum Dots» – darum das «Q» in «QLED».
Aber was ist Quantum-Dot-OLED überhaupt?
Der Unterschied zwischen OLED und Quantum-Dot-OLED
OLED-Pixel sind im Prinzip nichts anderes als kohlenstoffhaltige LEDs. Darum auch das «O» im Namen: Es steht für «organic», also organisch, und bedeutet im Englischen kohlenstoffhaltig. Einfach ausgedrückt erzeugen OLED-Pixel das Bild und kontrollieren dabei ihre eigene Helligkeit.
LCD-Pixel können das nicht: Sie erzeugen nur das Bild. Zum Leuchten brauchen sie eine zusätzliche LED-Hintergrundbeleuchtung. Das habe ich hier genauer erklärt:
Der Vorteil von OLED-Fernsehern ist, dass die Pixel sich nach belieben ein- und ausknipsen können. Dadurch entsteht Schwarz, das tatsächlich «Schwarz» ist – True Black – und damit bessere Kontraste. Die Farben entstehen durch Farbfilter.
Aktuell besitzt LG eine Monopolstellung in Punkto OLED-Panel-Produktion. Samsung will dem ein Ende setzen. Dies, obwohl sich Samsung seit seinem OLED-TV-Rückzug im Jahr 2014 immer wieder vehement gegen die Technologie ausspricht – gerade in Punkto Burn-In. Ende August 2019 hat das Samsung mir gegenüber so begründet:
Mit den in den letzten Monaten erzielten Verbesserungen scheint Samsung aber zufrieden. Konkret: Anders als bei LG kommt keine RGB-OLED-Schicht zum Einsatz, die weiss leuchtet und anschliessend von Farbfiltern eingefärbt wird. Stattdessen werden nur blaue OLEDs eingesetzt. Das bläuliche Licht wird dann durch die Nanopartikel-Schicht «eingefärbt». Bei Samsung heisst diese Schicht «quantum dot color converter», kurz: QDCC.
Das funktioniert so: Je grösser die etwa zwei bis zehn Nanometer grossen Partikel, desto schwerer sind sie. Je schwerer das Partikel, desto langsamer schwingt es, wenn Licht darauf trifft. Je nach Schwingung emittiert das Partikel eine andere Farbe. Mit der Grösse der Nanopartikel kann Samsung also genau kontrollieren, in welche Farbe das bläuliche OLED-Licht umgewandelt wird. Aus den Grundfarben Rot, Grün und Blau – bei Blau wird nichts umgewandelt, weil das OLED-Licht bereits blau ist – entsteht so das fertig eingefärbte Bild.
Zusammengefasst: Samsung will in seinen QD-OLED-Bildschirmen das Beste aus zwei Welten vereinen.
- Perfekte Schwarzwerte dank OLED-Technologie
- Noch reinere Farben und dadurch 100 Prozent DCI-P3-Farbraumabdeckung dank Nanopartikeln aka Quantum Dots
Die Theorie klingt gut.
Was sagt Samsung dazu?
Schon im Oktober 2019 kündigten die Südkoreaner an, bis Ende 2025 umgerechnet etwa 10.5 Milliarden Franken in die Entwicklung und Fertigung von OLED-Panels mit Quantum Dots investieren zu wollen. Ob aber gleichzeitig die Produktion von LC-Panels per Ende 2020 ganz gestoppt wird, hat Samsung bisher weder offiziell bejaht noch verneint. Auf Anfrage hat Samsung Schweiz folgendes Statement abgegeben:
Ein Dementi klingt anders. Aber das knappe Statement sagt mehr als Tausend Worte. Wäre nichts dran an den Gerüchten, würde Samsung seinen Anti-OLED-Kurs bequem weiterfahren.
Was, wenn Golems Artikel tatsächlich halbwegs ins Schwarze trifft?
Die Südkoreaner würden sich davor hüten, jetzt schon grosse Töne zu spucken. Ein Statement wie das da oben passt perfekt zum Bild. Einerseits ist die TV-Saison mit den 2020er-Neuheiten gerade erst gestartet. Dort im Fokus: Ausgerechnet QLED-Fernseher. Die TV-Neuheiten fürs aktuelle Jahr jetzt schon offiziell zum alten Eisen zu legen, wäre marketingtechnisch unklug.
Andererseits kommuniziert Samsung viel und oft über Micro LED, einer Bildschirm-Technologie, die OLED eigentlich bald ablösen soll. Das jedenfalls ist der Eindruck, den die Prototypen erwecken, die seit Jahren an Produktmessen wie der IFA in Berlin oder der CES in Las Vegas gezeigt werden.
Das Problem mit Micro LED: Ihre modulare Bauweise eignet sich gut für grossformatige Bildschirme. Zum Beispiel bei Werbetafeln, Stadionmonitoren oder als «Quasi-Leinwand» im Kino. Aber Micro-LED-Bildschirme zu bauen, die klein genug fürs Heimkino sind oder sich gar als Computer-Monitore eignen – das haben die Südkoreaner noch nicht geschafft. Oder wenn, dann nur als Proof-of-Concept, nicht als tatsächlich markttaugliche Version.
Dafür aber hat Samsung erst kürzlich zum ersten Mal Prototypen seiner QD-OLED-Fernseher gezeigt. Genau genommen am 19. März 2020 auf dem Produktionsgelände von Samsung Display in Asan, Südkorea.
Fassen wir zusammen: Die kürzlich veröffentlichten Bilder, das beinahe 11-Milliarden-Franken-Commitment Samsungs, in QD-OLED zu investieren, und die Tatsache, dass die Südkoreaner bereits nächstes Jahr mit der Massenproduktion beginnen – das alles könnten Indizien dafür sein, dass die Micro-LED-Technologie doch noch nicht so weit ist wie zuletzt angenommen. QD-OLED könnte die Übergangslösung sein. Vielleicht.
Aber die Frage, ob Samsung das «Burn-in-Problem» gelöst hat, welches das Unternehmen selber so gerne zitiert, um der Konkurrenz von LG eins auszuwischen, bleibt unbeantwortet.
Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»