Hintergrund

Rate mal: Welcher Elektroschrott steckt in dieser Fliesenkollektion?

Pia Seidel
11.11.2022
Bilder: Pia Seidel

Die Unternehmen Snøhetta, Studio Plastique und Fornace Brioni haben eine Fliesenkollektion namens «Forite» entwickelt, die aus recycelten Haushaltsgeräten besteht. Vielleicht kommst du schon beim Lesen der ersten Zeilen darauf, um welches Abfallprodukt es sich dabei handelt.

Die Fliesenkollektion ist das Ergebnis des Forschungsprojekts «Common Sands – Forite». Sie wurde erstmals an der vergangenen Mailänder Möbelmesse in Alcova vorgestellt. Der Clou: Jede Fliese setzt sich aus Bestandteilen unterschiedlicher Elektrogeräte zusammen, die oft bei dir zuhause herumstehen. Dort heizen sie so lange, bis sie kaputtgehen. Dann landen sie auf der Müllhalde, weil sie anorganisch sind und sich ihre Einzelteile nur schwer voneinander trennen lassen. Das wollte das Projektteam, das aus dem norwegischen Studio Snøhetta, dem belgischen Designer Studio Plastique sowie dem italienischen Hersteller Fornace Brioni besteht, nicht mehr so hinnehmen. Sie haben die Gegebenheiten hinterfragt und ein innovatives Design ausgeklügelt.

Den kreativen Köpfen ist es gelungen, zumindest ein Material der Komponenten aus dem Elektronikschrott zu lösen, aufzubereiten und eine terrazzoartige Mischung daraus zu machen. Diese kann künftig sowohl in der Architektur als auch im Möbeldesign eingesetzt werden.

Die Mischung der Common Sands Forite-Fliesen erinnert an Terrazzo.
Die Mischung der Common Sands Forite-Fliesen erinnert an Terrazzo.
Quelle: Pia Seidel

Ratespiel

Das Material schimmert schön, lässt meistens durchblicken und kann gut verarbeitet werden. Auf der Haut fühlt es sich kühler an als Samt oder Filz, dafür ist es äusserst robust. Nur, wenn es sich ab einem gewissen Punkt nicht mehr ausdehnen kann, zerspringt es – so viel verrate ich.

Aus welchem Abfallmaterial glaubst du, bestehen die Fliesen?

Gib deinen Tipp ab – die Auflösung findest du gleich im Anschluss.

  • Glas
    23%
  • Acrylglas
    20%
  • résine époxy
    22%
  • Gaze
    4%
  • Polyethylenfolie
    32%

Der Wettbewerb ist inzwischen beendet.

Auflösung

Je nach Art des Rückstands, sind manche Sprenkel der Fliesen rot, blau oder grün.
Je nach Art des Rückstands, sind manche Sprenkel der Fliesen rot, blau oder grün.
Quelle: Pia Seidel

Das Material für das Common Sands-Projekt besteht aus den Glaskomponenten ausgedienter Öfen und Mikrowellen. Die Geräte und Bestandteile wie der Drehteller aus hitzebeständigem Glas oder die Fensterscheibe der Mikrowelle werden nach Angaben des Projektteams fast nie recycelt. Und das, obwohl in der Regel bei der Herstellung von Haushaltsgeräten viel Aufwand betrieben wird, um Glas zu den komplexesten elektronischen Komponenten zu verarbeiten.

Damit der Lebenszyklus des Abfallprodukts verlängert wird, hat das Projektteam in einer Reihe multidisziplinärer Kooperationen herausgefunden, wie sich das Glas wiederverwerten lässt und hat unter anderem Forite entwickelt. Aufgrund ihrer Lichtdurchlässigkeit können die Fliesen zu halbtransparenten Raumtrennern, Aussenwänden oder Möbeln werden. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. So sind die Fliesen ja überhaupt erst entstanden.

Jede Fliese ist mal mehr, mal weniger transparent.
Jede Fliese ist mal mehr, mal weniger transparent.
Quelle: Pia Seidel
Ihr Muster ist garantiert jedes Mal einzigartig.
Ihr Muster ist garantiert jedes Mal einzigartig.
Quelle: Pia Seidel

Das ist die zweite Folge der Serie «Rate mal», bei der ich dir nicht gleich am Anfang verrate, woraus die Dinge bestehen, damit du miträtseln kannst. Folge mir, damit du den nächsten Teil aus der Reihe nicht verpasst. Bereits publizierte Beiträge findest du hier:

  • Hintergrund

    Rate mal, welches Nostalgie-Produkt wurde für diese Lampe neu interpretiert?

    von Pia Seidel

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Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit. 

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