Welcher True-Wireless-Kopfhörer hat den besten Transparency Mode?
Ratgeber

Welcher True-Wireless-Kopfhörer hat den besten Transparency Mode?

Der Transparency Mode von Kopfhörern lässt Geräusche durch, sodass du deine Umgebung hören kannst. Das machen jedoch nicht alle True-Wireless-Modelle gleich gut. Die Firma Rocket Science hat für uns fünf aktuelle Modelle getestet und ermittelt, wie sicher die Modi im Strassenverkehr sind.

Die Audio-Nerds haben wieder zugeschlagen: Die Firma Rocket Science AG hat die Transparency Modes von fünf aktuellen True-Wireless-Kopfhörer analysiert und vermessen. Der Transparency Mode – je nach Hersteller auch Ambient-Mode oder Umgebungs-Modus genannt, – sorgt dafür, dass du trotz Hörer in den Ohren die Geräusche um dich herum wahrnehmen kannst.

Wer Rocket Science ist und warum die Firma für digitec Kopfhörer testet, erfährst du im untenstehenden Beitrag.

  • Hintergrund

    Rocket Science – die Firma, die einen Kamin ruhig stellt

    von Livia Gamper

Die Testmodelle

Das festgelegte Testfeld setzt sich aus fünf aktuellen True-Wireless-Kopfhörern zusammen. Alle Hörer werden bei uns oft gekauft und sind lieferbar. Die LinkBuds von Sony sind das Referenzmodell. Denn diese Kopfhörer haben dank ihrer Bauweise mit dem Loch einen natürlichen Transparency Mode.

Sony LinkBuds (keine Geräuschunterdrückung, 5.50 h, Kabellos)
EUR106,53

Sony LinkBuds

keine Geräuschunterdrückung, 5.50 h, Kabellos

Sony LinkBuds (keine Geräuschunterdrückung, 5.50 h, Kabellos)
Kopfhörer
EUR106,53

Sony LinkBuds

keine Geräuschunterdrückung, 5.50 h, Kabellos

Die weiteren getesteten Modelle sind die folgenden:

Apple AirPods Pro (1st Gen.) (ANC, 5 h, Kabellos)
Kopfhörer

Apple AirPods Pro (1st Gen.)

ANC, 5 h, Kabellos

Jabra Elite 85t (ANC, 5.50 h, Kabellos)
Kopfhörer

Jabra Elite 85t

ANC, 5.50 h, Kabellos

Samsung Galaxy Buds Pro (ANC, 5 h, Kabellos)
Kopfhörer

Samsung Galaxy Buds Pro

ANC, 5 h, Kabellos

So wurde getestet

Von Rocket Science nimmt sich Luca Zimmermann den fünf Test-Kopfhörern an. Das Set-Up, das Luca verwendet hat, ist folgendermassen aufgebaut: Ein kleines Rohr dient als künstliches Ohr und verbindet das Aufnahme-Mikrofon mit dem zu testenden Kopfhörer. Ein Lautsprecher spielt White Noise. White Noise ist ein konstantes Rauschen, das alle Frequenzbänder abdeckt. Dieses Rauschen trifft zuerst auf den Kopfhörer, dann auf das Mikrofon. Das Mikrofon misst die Durchlässigkeit der Kopfhörer.

So hat Luca den Test aufgebaut. Zeichnung: Luca Zimmermann
So hat Luca den Test aufgebaut. Zeichnung: Luca Zimmermann

Die Transparency Modes hat Luca für die Tests alle im Default Mode gelassen – also nichts an den Einstellungen in den jeweiligen Kopfhörer-Apps geändert. Und die Tests wurden ohne Musik durchgeführt, denn dies würde zu stark von der Art der Musik und der Lautstärke abhängen. Diese wäre nur mit einem enormen Aufwand zwischen den verschiedenen Ohrstöpseln normalisierbar. Nach den gemessenen Ergebnissen hat Luca den Transparency Mode auch für die Sicherheit im Strassenverkehr untersucht.

Die gemessenen Ergebnisse

Die Messergebnisse sind für diesen Artikel grafisch dargestellt. Die Y-Achse der nachfolgenden Grafik zeigt die Dezibel in Z-Bewertung, die X-Achse stellt die Frequenz von etwa 50 bis 5000 Hertz dar. Alle von Luca gemessenen Kurven fallen bei ungefähr 5 kHz ab, da der Ohrstöpsel die Geräusche ab diesem Wert passiv blockiert. Die perfekte Transparenz wird durch die 0 dB(Z)-Linie symbolisiert – diese entspricht auch der hellblauen Linie der Sony LinkBuds, die genau aus diesem Grund ein Loch verbaut haben.

Die Messung der fünf Testgeräte mittels Graphen. Darstellung: Luca Zimmermann
Die Messung der fünf Testgeräte mittels Graphen. Darstellung: Luca Zimmermann

Mit einem Klick auf das Bild kannst du die Darstellung vergrössern. Um eine Rangliste für die Kopfhörer zu eruieren, hat Luca die durchschnittliche Abweichung von der idealen 0-dB(Z)-Linie errechnet. Die Kopfhörer mit der geringsten Abweichung werden am besten gewertet. Daraus hat sich folgende Rangfolge ergeben:

  1. Samsung Galaxy Buds Pro, Apple AirPods Pro und Nothing Ear (1)
  2. Jabra Elite 85t
  3. Sony WF-1000XM4

Die drei ersten Kopfhörer haben alle eine fast identische Abweichung. Spannend ist, dass Sony mit dem teuersten Kopfhörer, dem WF-1000XM4 den letzten Platz innehat, dafür aber mit dem LinkBuds als Referenzmodell auch der aktuell führende Hersteller in diesem Bereich ist.

Luca stellt jedoch auch klar, dass die durchschnittliche Abweichung von der 0 dB(Z)-Linie ein mehr oder weniger willkürliches Mass ist, weil sie beispielsweise den Sony WF-1000XM4 für die Abschwächung in den tiefen Frequenzen abstraft – die Abweichung kann je nach Situation die Wahrnehmung verbessern oder verschlechtern. Im Flugzeug wird vom WF-1000XM4 zum Beispiel das Maschinenbrummen ausgeblendet und du kannst dich besser mit der Person neben dir unterhalten. Im Strassenverkehr ist diese Ausblendung hingegen problematisch: Die tief klingende Harley nimmst du viel weniger wahr. Auch die Samsung Galaxy Buds Pro sind diesbezüglich suboptimal, sie reduzieren ebenfalls tiefe Klänge bis etwa 500 Hz.

Die AirPods Pro zeigen eine sehr flache Linie bis 1 kHz und verstärken dann das Signal bis 4 kHz. Das ist optimal für Sprachverständlichkeit, welche etwa in diesem Bereich liegt. Es leuchtet daher ein, dass die meisten getesteten Ohrhörer das Signal in diesem Bereich verstärken. Insbesondere die AirPods Pro sind gut dazu geeignet, um während eines Gesprächs in den Ohren zu bleiben – vom geltenden Knigge abgesehen.

Im Gegensatz zu den AirPods Pro zeigen die Jabra Elite 85t eine maximale Anhebung bei etwa 1,6 kHz und nehmen dann schnell ab. Das bedeutet, dass du Geräusche durch diese Hörer ziemlich brummelig wahrnimmst und hohe Frequenzen ausgeblendet werden – die Ohrhörer haben den schnellsten und stärksten Abfall im Stimmbereich.

Die Nothing Ear (1) haben eine der geringsten Abweichungen – spannend ist, dass ihre Linie ab 750 Hz fast den gleichen Verlauf hat wie jene der Samsung Galaxy Buds Pro, jedoch einige Dezibel tiefer angesiedelt ist. Dafür sind die Nothing Ear (1) bei den tieferen Frequenzen deutlich besser, also eher für den Strassenverkehr geeignet. Dafür hapert es bei der Sprachverständlichkeit im oberen Herzbereich etwas.

Damit du gleich selbst hören kannst, wie die jeweiligen Transparency-Modi bei den fünf Kopfhörern klingen, haben wir mit einem Equalizer die Kurven nachgestellt und sie über weisses Rauschen und eine Aufnahme aus dem Strassenverkehr gelegt. Es sind also keine Originalaufnahmen der Earbuds, sondern nachgestellte Audiobeispiele.

Beim Testen stellte Luca fest, dass Kopfhörer, die das Signal zwischen 2 und 4 kHz verstärken, ein Grundrauschen haben. Am besten hört er das bei den Samsung Galaxy Buds Pro, den Sony WF-1000XM4 und den Apple AirPods Pro. Deshalb kürt er den ersten Platz für die Nothing Ear (1), die nicht stark von der 0 dB(Z)-Linie abweichen, aber dennoch kein hörbares Rauschen haben.

Ist der Transparenz-Modus sicher im Strassenverkehr?

Die Messungen haben gezeigt, dass die Sony WF-1000XM4 und die Samsung Galaxy Buds Pro zum Tragen im Strassenverkehr ungeeignet sind, da sie tiefe Frequenzen ausblenden. Doch nicht nur das ist problematisch. Denn du musst im Strassenverkehr auch erkennen, woher ein Geräusch kommt. Die Ortung von Geräuschen, die von vorne oder von hinten kommen, wird schwieriger, wenn sich ein Ohrhörer im Gehörgang befindet.

Deshalb testete Luca alle Kopfhörer mit fünf Testpersonen durch. Dazu hat er zwei Lautsprecher aufgestellt, die vor und hinter den Testpersonen 20 verschiedene Klatschgeräusche in zufälligen Abständen abspielen. Die verschiedenen Klatscher hat Luca gewählt, damit das Gehirn der Proband*innen nicht nach vorgespeicherten Mustern suchen kann – denn wenn die Klatscher bekannt wären, könnte einfacher bestimmt werden, ob diese von vorne oder hinten kommen.

Ansicht von der Seite und von oben, wie Luca den Test aufgebaut hat. Zeichnung: Luca Zimmermann
Ansicht von der Seite und von oben, wie Luca den Test aufgebaut hat. Zeichnung: Luca Zimmermann

Die Resultate dieses Tests sind ernüchternd: Bei einem Viertel aller Töne konnten die Proband*innen nicht erkennen, ob das Geräusch von vorne oder von hinten kommt – die Kopfhörer verschlechtern also trotz Transparency Mode die Fähigkeit, Geräusche zu lokalisieren. Nur mit den LinkBuds von Sony konnten alle Testpersonen alle Geräusche korrekt lokalisieren – dank der offenen Bauweise mit dem Loch lassen sie das Ohr genügend frei.

Im Strassenverkehr kann diese verschlechterte Wahrnehmung fatale Auswirkungen haben – wenn du nicht hörst, ob das herandüsende Tram von vorne oder von hinten kommt, kommt’s selten gut. Bei allen getesteten Ohrstöpseln ist die Ortung von Geräuschen, die von links oder rechts kommen hingegen einfach, da die Verzögerungen für das linke und das rechte Ohr identisch sind.

Zum Problem der Ortung kommt beim Velofahren mit Ohrstöpseln der Fahrtwind hinzu. Die Störgeräusche können die Umgebungsgeräusche überdecken. Deshalb hat Luca die Windgeräusche mit einer Windmaschine getestet. Keine Windgeräusche hatten die LinkBuds von Sony, geringe bis mittlere Windgeräusche stellte er bei den Nothing Ear (1), AirPods Pro und den Galaxy Buds Pro fest.

Zum Schluss hat Luca noch die Latenzen im Transparenz-Modus getestet, da diese bei früheren Versionen der Ohrhörer ein Problem war. Alle getesteten Modelle blieben jedoch unter einer Verzögerung von 0,6 ms, was für das menschliche Ohr nicht hörbar ist.

Fazit

Die Messungen zeigen auf: Wer einen perfekten Transparenz-Modus will, muss zu den LinkBuds von Sony greifen. Durch deren Bauweise kommen Umgebungsgeräusche genau so ins Ohr, wie sie tatsächlich sind. Jedoch haben die Ohrhörer auch den Nachteil, dass bei der offenen Bauweise eben immer alle Geräusche hörbar sind. Dafür sind die Ohrhörer als einzige im Strassenverkehr relativ sicher, da mit ihnen alle Geräusche richtig geortet werden können. Es kommt natürlich auch darauf an, wie laut die Musik gehört wird. Wenn dein Bass deine Ohren wackeln lässt und alles übertönt, bringt die offene Bauweise nicht mehr viel.

Sony LinkBuds (keine Geräuschunterdrückung, 5.50 h, Kabellos)
EUR106,53

Sony LinkBuds

keine Geräuschunterdrückung, 5.50 h, Kabellos

Sony LinkBuds (keine Geräuschunterdrückung, 5.50 h, Kabellos)
Kopfhörer
EUR106,53

Sony LinkBuds

keine Geräuschunterdrückung, 5.50 h, Kabellos

Wenn du Kopfhörer mit passiver oder gar aktiver Geräuschunterdrückung möchtest und den Transparency Mode nur in gewissen Situationen verwenden willst, dann musst du dich für ein anderes Modell entscheiden. Luca empfiehlt bezüglich der Transparency-Modi die Nothing Ear (1) und der AirPods Pro, die insbesondere bei Stimmen stark sind. Die Audio- sowie die Telefonier-Qualität oder sonstige Eigenschaften der Modelle sind bei diesem Test nicht beachtet worden.

Apple AirPods Pro (1st Gen.) (ANC, 5 h, Kabellos)
Kopfhörer

Apple AirPods Pro (1st Gen.)

ANC, 5 h, Kabellos

Die Zusammenarbeit mit der Firma Rocket Science setzen wir fort. Falls du etwas wissen möchtest und das die Audio-Nerds vermessen sollen, schreib’s in die Kommentare. Vielleicht schaut sich Luca deine Idee als Nächstes an.

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Experimentieren und Neues entdecken gehört zu meinen Leidenschaften. Manchmal läuft dabei etwas nicht wie es soll und im schlimmsten Fall geht etwas kaputt. Ansonsten bin ich seriensüchtig und kann deshalb nicht mehr auf Netflix verzichten. Im Sommer findet man mich aber draussen an der Sonne – am See oder an einem Musikfestival. 


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