Kritik
«Dragon’s Dogma 2»: Ich habe die Fortsetzung des Kult-Rollenspiels angezockt
von Philipp Rüegg
Das Gaming-Jahr 2024 ist fulminant gestartet. Wir blicken zurück auf die Titel, die uns in den ersten drei Monaten am meisten begeistert und enttäuscht haben.
So viele Games, so wenig Zeit. Kaum haben wir uns vom unglaublichen Jahr 2023 erholt, überrollen uns diverse Entwicklerstudios im ersten Quartal des neuen Jahres mit unzähligen hochkarätigen Titeln.
Die Redaktion blickt zurück auf die Games, die uns dieses Jahr bisher am meisten Spass gemacht haben. Aber auch auf jene, die wir dir nicht ans Herz legen würden.
In der ersten Kategorie des Rückblicks fassen wir Games zusammen, die uns begeistert und einen bleibenden Eindruck in der Gaming-Community hinterlassen haben. Diese monumentalen «Game of the Year»-Kandidaten solltest du zumindest mal angespielt haben. Sortiert sind die Titel alphabetisch – wie in allen nachfolgenden Kategorien. Die Spieldauer wurde von howlongtobeat.com übernommen.
Die Fortsetzung des Kult-Klassikers «Dragon's Dogma» aus dem Jahr 2013 macht alles besser als der oftmals holprige erste Teil. Ein Highlight sind die fantastisch inszenierten Kämpfe gegen riesige Monster, die oft in unvorhersehbaren Situationen enden. Auch die gesprächigen Vasallen, die du von anderen Online-Spielern «mieten» kannst, machen das Game einzigartig. Die oftmals wackelige Performance sowie die unnötigen Microtransactions sind Kritikpunkte, über die wir angesichts des hervorragenden Gesamtbildes gut hinwegsehen können.
«Final Fantasy VII Rebirth» ist ein wahr gewordener Traum für alle Fans des Originalspiels. Der zweite Teil der Remake-Trilogie ist grösser, schöner und emotionaler als sein Vorgänger. Neu bietet das Spiel mehrere riesige Open Worlds, in denen es viel zu entdecken gibt. Darunter auch unzählige Minispiele, wie das hervorragende Kartenspiel «Queen's Blood». Am actionreichen Kampfsystem wurde nicht viel geschraubt und das ist gut so.
«Helldivers 2» ist ein herrlich chaotischer Playstation-Shooter. Nach «Palworld» ist es der zweite virale Gaming-Hit des Jahres. Die Spielerzahlen explodierten quasi über Nacht und brachten die Server des Games zum Erliegen. In dem Spiel befreist du die Welt von hässlichen Alien-Viechern. Jede Mission eskaliert in ein unkontrollierbares Chaos – unter anderem auch, weil es im Spiel Friendly Fire gibt.
Das neue «Like a Dragon»-Game ist das bisher beste Spiel des langjährigen japanischen Franchise. Erstmals wurde eine Location ausserhalb Japans als Setting für das Spiel gewählt: Honolulu. Das Game bietet feinste JRPG-Kost, garniert mit unzähligen Minispielen und Nebenaktivitäten – unter anderem eine «Pokémon»-Parodie und ein «Animal Crossing»-Minispiel. Neueinsteiger werden von der komplexen Story überwältigt sein. «Like a Dragon»-Noob Phil meint aber, dass das Game auch für Spielerinnen und Spieler ohne Vorwissen Laune macht.
In «Pacific Drive» ist dein Auto der Star des Games. Du erkundest eine mysteriöse Sperrzone – die «Olympic Exclusion Zone» – und versuchst herauszufinden, was es mit den übernatürlichen Phänomenen in diesem Gebiet auf sich hat. Unterwegs bist du mit einem Schrottmobil, das du nach und nach upgradest, um in der unbarmherzigen Sperrzone zu überleben. Ein nervenaufreibendes, wunderschönes und einzigartiges Game.
Die legendäre Prügelspiel-Reihe ist zurück! Ex-«Tekken»-Afficionado Flo hat den achten Teil zum Anlass genommen, wieder in das Beat 'em Up einzutauchen. Auch für Neueinsteiger und Rückkehrerinnen bietet das Game so einiges – allen voran den hervorragend inszenierten Story-Modus. Und das Prügeln an sich macht sowieso Spass wie eh und je.
In dieser Kategorie haben auch kleinere oder weniger spektakuläre Games Platz. Spiele, die uns gefallen haben, aber nicht unbedingt im «Game of the Year»-Rennen dabei sein werden.
Achtung, Suchtgefahr. Simon hat die Mischung zwischen Poker, Yahtzee, Tarot und Roguelike getestet und kann die Finger nicht mehr davon lassen. Nur noch eine Runde. Und dann noch eine. Vielleicht noch eine. Und plötzlich sind wieder drei Stunden vergangen. Völlig zu Recht ist das Game ein unerwarteter, viraler Hit für das kleine Entwicklerstudio LocalThunk geworden.
Der Name macht schnell klar, an welchem Spiel sich der «Deep Rock Galactic»-Ableger orientiert: «Vampire Survivors». Das 5-Franken-Indie-Spiel hat im Alleingang ein neues Genre geschaffen. So musst du auch in «Deep Rock Galactic: Survivor» Horden von Monstern erledigen. Gleichzeitig schürfst du als Weltraum-Zwerg fleissig Erze. Macht genauso süchtig wie die Vorlage, sieht aber deutlich hübscher aus.
«Enshrouded» befindet sich noch im Early-Access-Stadium, wirkt aber schon sehr fertig. Das Survival-Aufbauspiel bietet eine von Hand designte Spielwelt, ein flexibles Bausystem sowie spannende Skills. Schon jetzt hebt es sich aus der Masse an generischen Survival-Games auf Steam heraus und spielt sich besser als so manch offizieller und «fertiger» Release.
In diesem Game klemmst du dich hinter das Steuerrad diverser Trucks und Offroader und tuckerst durch die Wildnis von Arizona. Der Weg ist das Ziel. Das Spiel vermittelt ein authentisches Fahrgefühl und es macht Spass, scheinbar unüberwindbare Hindernisse mit den wuchtigen Geländefahrzeugen zu überwinden. Eine gemütliche Fahrzeug-Simulation, die auch für Gelegenheitsspieler geeignet ist.
Kevin liebt Metroidvanias. Darum liebt Kevin auch «Momodora: Moonlit Farewell». Das mittlerweile fünfte Game der «Momodora»-Reihe überzeugt vor allem durch den wunderschönen 2D-Artstyle und seine kompakte Grösse. Ein perfektes Spiel für ein verregnetes Wochenende.
Mit nur vier Stunden Spielzeit eines der kürzesten Games auf dieser Liste. Trotz geringem Spielumfang empfehle ich «Pepper Grinder» allen Fans von knallharten Plattformern. Mit einem überdimensionierten Bohrer wühlst du dich durch die wunderschönen Levels und zerstörst allerlei gegnerisches Gesocks. Ein Spiel voller verrückter Ideen, das dich im Sekundentakt überraschen wird.
Was für ein Comeback des persischen Prinzen! Nach Jahren der Abwesenheit kehrt die ikonische Spielreihe mit einem hervorragenden Metroidvania zurück. Ubisoft erfindet mit dem Game das Genre-Rad nicht neu, führt aber innovative Features ein und perfektioniert das knifflige Plattformer-Gameplay mit einer ultrapräzisen Steuerung.
Endlich bekommt Nintendos Prinzessin wieder ein eigenes Game. «Princess Peach: Showtime!» ist eine bunte Wundertüte, die sich primär an ein jüngeres Publikum richtet. Peach schlüpft im Verlauf des Abenteuers in verschiedene Rollen, um ein Theater vor einer bösen Hexe zu befreien. Sehr einfach, liebevoll inszeniert und ein richtiges Feel-Good-Game.
Bei «Ruf zur Ordnung» handelt es sich eigentlich «nur» um einen DLC für Nintendos Online-Shooter «Splatoon 3». Der hat es aber in sich und hätte auch als eigenständiges Game veröffentlicht werden können. In bester Roguelike-Manier kämpfst du dich mit diversen Farbwaffen ausgerüstet durch einen Turm, in dem unzählige Fischgegner auf dich warten. Eine grandiose Erweiterung für ein ohnehin schon hervorragendes Spiel!
Du magst Slasher-Filme aus den Achtzigern und Neunzigern? Dann ist «Terror at Oakheart» etwas für dich. In diesem Pixelart-Abenteuer übernimmst du die Rolle von blutrünstigen Killern und unschuldigen Opfern. Splatter-Afficionado Phil ist jedenfalls begeistert von diesem kleinen Retro-Abenteuer.
«Unicorn Overlord» ist ein hochkomplexes Echtzeitstrategie-Spiel in einem mittelalterlichen Fantasy-Setting. Du kommandierst deine Truppen auf einem Schlachtfeld. Das Besondere daran: Sobald ein Kampf beginnt, spielt er sich automatisch ab. Eine saubere Vorbereitung ist der Schlüssel zum Erfolg. Du stellst deine Truppe zusammen, wählst Waffen und Attacken und schreibst deinen Soldaten Regeln vor, wie sie sich im Kampf zu verhalten haben. Das fühlt sich ein bisschen wie Programmieren an. Ein flexibles Strategie-System, in dem man sich regelrecht verlieren kann.
Wir verlassen die Games, die uns ohne Wenn und Aber begeistert haben. Die folgenden Spiele sind nicht schlecht, sie haben aber einen Haken. Und darum empfehlen wir sie nicht uneingeschränkt.
Das Remake des Horror-Klassikers ist grundsätzlich gelungen, hat aber mit einigen Altlasten zu kämpfen. Das unspektakuläre Kampfsystem, die überladene Story und eine altbackene technische Umsetzung halten das Spiel zurück. Fans des Originals werden aber Freude an der Neuauflage haben.
«Another Code: Recollection» ist eine Remake-Packung von zwei Nintendo-Klassikern aus der DS- und Wii-Ära. Die Neuauflage ist gelungen, sieht grafisch aber stellenweise trist aus. Zudem ging in der Neuinterpretation ein grosses Stück Magie verloren. Wenn du kannst, spielst du lieber die Originalspiele auf Originalhardware.
Und noch ein Remake – dieses Mal von einem GBA-Puzzlespiel! Auch «Mario vs. Donkey Kong» ist grundsätzlich gelungen. Die Rätsel machen Spass und haben Suchtpotenzial. Im Vergleich zum Original gibt es aber nur wenige zusätzliche Spielinhalte. Auch die visuelle Präsentation ist unspektakulär. Und die unpräzise Steuerung nervt vor allem in den späteren Levels – sehr ungewöhnlich für ein Mario-Spiel.
Die Fortsetzung des Neunziger-Jahre-Klassikers «Outcast» enttäuscht mit einer generischen Open World und einer noch generischeren Hauptfigur. Immerhin sieht die weitläufige Spielwelt atemberaubend schön aus und die Baller-Action stimmt.
«Palworld» ist «Pokémon» mit Knarren und einem sadistischen Survival-Gameplay-Loop. Es war der virale Hit des Jahres. Mittlerweile ist der Hype und die Kontroverse um das ungewöhnliche Online-Spiel wieder abgeklungen. Wenn du keine Skrupel hast, süsse «Pokémon»-Klone in Arbeitslager zu stecken, Survival-Bausysteme magst und mit einer leeren Spielwelt klarkommst, wirst du mit «Palworld» glücklich werden. Alle anderen sehen sich nach ausgefeilteren Survival-Alternativen um oder spielen lieber «Pokémon».
Für «Persona 3 Reload» brauchst du vor allem eines: viel Geduld. Bis das Spiel richtig in Fahrt kommt, dauert es bis zu 20 Stunden. Danach wirst du aber mit einem hervorragenden JRPG belohnt.
Trotz Macken und Fehlern habe ich mich in das PS5-exklusive «Rise of the Ronin» verliebt. Vor allem wegen des exzellenten Kampfsystems, das an Soulslike-Titel des Entwicklerstudios Team Ninja erinnert. Empfehlen würde ich das Spiel Samurai- und Japan-Fans, die über die altbackene Grafik und das monotone Missionsdesign hinwegsehen können. Phil und Simon haben das Game ebenfalls angezockt – bei ihnen wollte der Funke nicht überspringen.
«South Park: Snow Day» kann nicht an die hervorragenden Rollenspiele «Stab der Wahrheit» und «Die rektakuläre Zerreissprobe» anknüpfen. Es handelt sich um ein Online-Multiplayerspiel für bis zu vier Spielerinnen und Spieler. Du kannst dich auch mit Bots an die Roguelike-Missionen wagen – Spass macht das so aber nicht. Wenn du drei weitere «South Park»-Fans vom Kauf überzeugen kannst, holst du das Maximum aus diesem ungewöhnlichen Spiel heraus.
«The Last of Us Part II Remastered» ist eine Neuauflage des PS4-Originalspiels aus dem Jahr 2020. Die grafischen Verbesserungen sind marginal. Wirklich neu sind nur spannende Behind-the-Scenes-Eindrücke zum Entstehungsprozess des Games, sowie ein gelungener, wenn auch absurder Roguelike-Modus. Sind dir diese Zusatzinhalte egal, greifst du lieber zur günstigeren PS4-Originalversion.
Als alter «Tomb Raider»-Fan kommt Kevin in seiner Spielkritik zum Schluss: «Früher war eben doch nicht alles besser». Die Neuauflage ist zwar durchaus gelungen. Dass das Ursprungsmaterial mittlerweile fast 30 Jahre auf dem Buckel hat, merkt man aber deutlich. Sowohl im Gameplay als auch im Storytelling. Nur was für echte Fans.
«Ultros» besticht mit einer einzigartigen Grafik und enttäuscht mit einem repetitiven Kampfsystem sowie nicht fertig realisierten Gameplay-Mechaniken. Metroidvania-Fans werden aber ihre Freude an diesem spielbaren Fiebertraum haben.
In der letzten Kategorie fassen wir Games zusammen, die wir im aktuellen Zustand nicht empfehlen. Finger weg von diesen Spielen.
«Foamstars» ist Square Enix’ Antwort auf «Splatoon». Statt Farbe verschiesst du Schaum, den du auch nutzen kannst, um dich in den Shooter-Arenen fortzubewegen. Die Steuerung ist gelungen, die Grafik stimmig. Leider bietet das Spiel absolut belanglose Singleplayer-Missionen und ein abschreckendes Liveservice-Monetarisierungsmodell. Greife lieber zum Original auf der Switch.
«Skull and Bones» ist nicht der komplette Reinfall, wie es im Vorfeld den Eindruck machte. Der grosse Wurf, den sich Ubisoft erhofft hat, ist es aber auch nicht. Die Spielwelt ist schön, das Missionsdesign monoton und das Upgrade-System typisch Liveservice. Suchst du nach einem gelungenen Online-Piraten-Game, greifst du lieber zu «Sea of Thieves».
«Suicide Squad: Kill the Justice League» ist ein unglaublich langweiliges Game – egal ob du mit echten Menschen oder mit Bots zockst. Das eigentlich solide Baller-Gameplay verkommt mit der repetitiven Missionsstruktur schnell zur monotonen Fleissarbeit. Es fühlt sich an wie ein seelenloses Liveservice-Game, das meilenweit entfernt ist von den früheren «Batman»-Games des Entwicklerstudios Rocksteady. Schade.
Eine Übersicht unserer Spielkritiken findest du auch auf Opencritic.
Meine Liebe zu Videospielen wurde im zarten Alter von fünf Jahren mit dem ersten Gameboy geweckt und ist im Laufe der Jahre sprunghaft gewachsen.